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Kurpark
Kurpark
von der Crucenia-Therme bis zur Elisabethenquelle
Die Mauern erreichen hier Höhen von bis zu ca. 6,0 m, ihr Fuß wird auch bei mittlerem Wasserstand vom Wasser der Nahe umspült. Einen geringen Expansionsraum bieten flachere Uferbereiche vor am gegenüberliegenden Ufer zurückspringenden, fast senkrechten Felswänden. Die Mauern schützen hier das Kurhaus/Kurhotel und den stromauf anschließenden Kurpark. Dieser findet seinen Abschluss mit dem Pavillon der Elisabethenquelle.
Die in diesem Abschnitt vorhandenen historischen Mauern wurden in ihrer Substanz für so gut befunden, dass auf der soliden Basis ca. 2,5 m hoch neues Mauerwerk aufgesetzt werden musste, um die geplante Schutzhöhe sicherzustellen.
Um von einer Salinenanlage mit Inhalationshof zwischen Kurhaus und Nahe sowie dem Bereich des Kurparks aus nicht den Blick in die herrlichen, die Nahe begleitenden Uferhänge unnötig einzuschränken, wurde in der gesamten Länge dieses Abschnittes die Mauerkrone vorwiegend in exakten Pfeilerfolgen gegliedert, zwischen denen nur ein offenes Geländer notwendige Sicherung bietet, im Fall eines Katastrophenhochwassers jedoch Dämmbalken fugendicht eingesetzt werden können, wie dies im Januar 2004 im Foto unten vorbeugend durchgeführt wurde.
Der gesamte Maueraufsatz ist hier als Rahmenbauwerk aus Stahlbeton mit gestockter Oberfläche ausgeführt. Die Ansichtfläche als Füllung der Fächer des Rahmens ist als Zyklopenmauerwerk aus quarzreichem Buntsandstein ausgebildet. Den zunächst optischen Bruch zwischen altem und neuem Mauerwerk wird die Zeit durch Entwicklung vegetativer Patina ausgleichen.
Entlang der Parkseite der Mauer, ca. 1,2 m unterhalb der Oberkanten der o. a. Pfeiler, verläuft eine ca. 3,0 m breite Promenade. Ihre Bodenplatte ist Teil des Stahlbetonrahmens der Mauererhöhung und verteilt die damit verbundene Auflast auf das historische Mauerwerk auch auf das dahinter liegende Erdreich.
Ursprünglich war die Vorstellung entwickelt, die Promenade durch eine Pergola räumlich eigenständig zu betonen. Damit wäre zwar dieser Randbereich zur Nahelandschaft optimiert, die Blickverbindungen aus dem Park heraus jedoch eingeschränkt worden. Die Diskussion führte zu einer Gliederung der Promenade durch drei offene Pavillons, auch gedacht als Stationen für Objekte wechselnder Kunstausstellungen. Sinngemäß ähnliche Stationen sollten in Verlängerung der Promenade am Pavillon der Elisabethenquelle vorbei, den äußeren Rundweg um den Kurpark herum im kulturellen und ästhetischen Anspruch z. B. einer Halskette begleiten. Bei aller Freiheit, die heute Kunstobjekten zugestanden wird, ging diese Planungsidee als Erweiterung des ursprünglichen Auftrages des Erscheinungsbildes der Schutzanlagen im Stadtgefüge davon aus, dass auch zeitgebundene Ausstellungen von Objekten eine das Umfeld berücksichtigende Kompetenz der Regie bedürfen. Nutzungsoffenheit (siehe auch Kirschsteinanlage) des wechselnden Tagesbedarfs von Besuchern/Gästen mit subjektivem Gusto von Ausstellern zu verwechseln wäre ein Irrtum, da die Platzdominanz des stärkeren Ellenbogens gefördert würde.
Wie oben bereits angesprochen, bildet stromauf mit der Schrittfolge CruceniaTherme, Kurhaus mit Saline einschließlich Inhalationshof, Kurpark und dem Pavillon mit der Elisabethenquelle den Abschluss dieses Bereiches.
Die Anlagen um diesen Pavillon bilden unter Aspekten des
- Naturschutzes und der
- Stadtarchitektur
eine besondere Dimension.
Das historische, unregelmäßige Schichtenmauerwerk um die Elisabethenquelle ragte wie der Bug eines Schiffes gegen den Strom der Nahe. Durch ein Streichwehr aus ungeordneten Blocksteinen zum gegenüberliegenden Ufer wird hier der Mühlenteich abgezweigt, der vor der Kirschsteinanlage eine Turbinenanlage speist. Damit bildet der vor beschriebene Kurbereich den Kopf einer Insel.
In den Spalten und Hohlträumen des Elisabethenwehres hat sich eine Population der Würfelnatter etabliert, die auch in ausgespülten Fugen und hinterspülten Steinen des hier weitgehend maroden Mauerwerks als Bug der Kurinsel Lebensraum fand. Da das historische Mauerwerk den funktionalen Anforderungen nicht mehr gewachsen war, hatten die neuen Schutzmauern die Aufgabe, die ökologischen Ansprüche zu übernehmen. Durchgesetzt wurden die Ansprüche vor allem durch das Engagement von zwei Wissenschaftlerinnen als Bürgerinnen von Bad Kreuznach.
Zum Mühlenteich hin räumlich versetzt wurde vor den Bug eine niedrigere, gerade die notwendige Schutzhöhe einhaltende kreisrunde Bastion aus jeweils ca. 1,25 m hohen Betonsegmenten aufgeschichtet. Die Schichten verjüngen sich nach oben mit einer Dossierung von ca. 20 %. Mit jeder Schicht bildet sich ein ringförmiger Absatz von ca. 15 cm Breite. Die Segmente jeder Schicht erhalten durch Abstandhalter Spalten von ca. 4 cm Breite über die gesamte Höhe.
Die Hinterfüllung besteht aus hohlraumreichen, groben Schüttsteinen, wie sie als Rückzugsraum der Würfelnatter geeignet sind. So kann die Schlange dem steigenden Wasserspiegel folgen und/oder ins offene Wasser ausweichen. Durch die Absätze und die durch senkrechte Schilfschalung raue Oberfläche der Segmente - eine Natursteinverblendung wurde wegen des Anpralls von Wogen und Treibgut ausgeschlossen - können die besonders geschützten Tiere auch an der Außenwandung Halt finden oder sonnenbaden - wie es sich nach dem Ausbau auch so gezeigt hat. Dass die steigende Flut nicht die Schutzfunktion hinterläuft, wird durch eine Wand als Schotte im Zentrum der Bastion verhindert. Die Bastion wird heute schon als „Schlangenhotel“ bezeichnet.
Die vor beschriebene Bastion liegt seitlich versetzt vor dem „Bug“ der Elisabethenquelle. Sie bildet damit den vorgeschobenen Sporn gegen den Strom der Nahe und damit auch gegen die Gewalt jedes Hochwassers. Hier wurde aus ca. 250-jährigen Eichenbalken ein Kreuz vor die Mauer gesetzt. Mit seinem Fuß steht es knapp über dem Mittelwasserspiegel der Nahe. Steigt dieser, taucht der Fuß in die Strömung. Durch dieses Eintauchen wird das Kreuz Teil des Geschehens, auch einer Katastrophe. Mit einer Höhe von ca. 5,2 m über die Mauerkrone ist das Kreuz insgesamt ca. 8,6 m hoch. Im Überblattungsbereich der Kreuzbalken ist von Bildhauer Friedrich Pohl eine stilisierte Rose eingeschnitten – im Guten wie im Bedrohlichen beschwörend – gegen den Strom gewendet. Die Rose als christliches Symbol sowohl der Liebe und des Glückes – Wasser als Spender allen Lebens, als auch Symbol des Leides –, Wasser mit seiner zerstörenden Kraft.
Die Bindung des Kreuzes an abendländisch- christliche Wurzeln begründet sich aus einfachen menschlichen Verhaltensweisen. Wie verhalten sich Menschen im Vorfeld von Unglück? - Sie schimpfen/ fluchen. Das Unglück ist da? - Sie verzweifeln. Das Unglück fällt über die Menschen? - Sie heben die Hände und beten.
Über das Material Holz findet sich eine Beziehung zum wahrscheinlich roh gezimmerten Hochkreuz des Missionars der Legende zur Gründung von Bad Kreuznach. Holz ist ein vergängliches Material. Wenn nachfolgende Generationen den notwendigen spirituellen Bezug zu diesem Symbol verlieren – und solche Tendenzen sind heute unübersehbar – erledigt sich das Thema aus der Natur des Materials ohne Kraftanstrengung; – es hätte auch (wie real diskutiert) aus Edelstahl gefertigt werden können.
Der Kreisbogen der Bastion wird von einer Schutzmauer parallel zur Achse des Kanals bis zur Friedrichbrücke aufgefangen. Der Fuß dieser Mauer ist als ca. 20 m lange und 1,5 m breite Bootsanlege für normalen Wasserspiegel massiv gebaut. Von hier führt eine Treppe achsial zum Kreuz auf die Höhe der Plattform der Bastion. Durch eine nachträgliche Natursteinverblendung der Ansichtsfläche der Schutzmauer ist diese Achse wohl nur noch für das Auge – und die Fotolinse – genau genug.
Bad Kreuznach wurde Dezember 1993 und Januar 1995 von Katastrophenhochwässern heimgesucht. Die jetzt gebauten Schutzanlagen sind die vernünftige und aufwändige Reaktion. Nur zweitrangig bindet das Kreuz an die Legende der Gründung der Stadt Bad Kreuznach an, wie sie in einem Gedicht von Gustav Pfarrius 1855 als Ausklang der Romantik beschrieben wird.