Vor 50 Jahren: Adenauer und de Gaulle in Bad Kreuznach: deutsch-französischer Brückenschlag im Kurhaus

Vor 50 Jahren: Adenauer und de Gaulle in Bad Kreuznach: deutsch-französischer Brückenschlag im Kurhaus

Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in Bad Kreuznach: Am Brückenschlag zwischen den einstigen Erbfeinden Deutschland und Frankreich ist auch im Bad Kreuznacher Kurhaus ein wichtiger Grundstein gelegt worden. „Darauf sind wir natürlich sehr stolz“, erinnert Oberbürgermeister Andreas Ludwig an das Treffen zwischen Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer und dem französischen Ministerpräsidenten Charles de Gaulle vor 50 Jahren, am Donnerstag, 26. November 1958. Es war die erste Begegnung der beiden großen europäischen Staatsmänner auf deutschem Boden. Vorausgegangen war ein Besuch Adenauers auf dem Landsitz des Gaulles in Colombey-deux-Eglises am 14. September 1958.

„Wir wollen dieses Jubiläum gebührend feiern und freuen uns, dass wir dafür in der Konrad-Adenauer-Stiftung einen renommierten Partner gefunden haben“, so der Oberbürgermeister.  Der Leiter des Bildungswerkes der Konrad-Adenauerstiftung in Mainz, Karl-Heinz van Lier, „begrüßt das große Engagement der Stadt Bad Kreuznach, das Jubiläum des ersten Treffens der beiden großen Staatsmänner durch einen Festakt zu würdigen.“ So wie de Gaulle auf der französischen Seite für die Erfüllung der Römischen Verträge war, so war Konrad Adenauer der entscheidende Gründungsvater der europäischen Integration seit der Verkündung des Schuman-Plans (Kohle-Stahl) von 1950. "Beide haben durch  ihre Begegnung die deutsch-französische Freundschaft bekräftigt und damit zur Weiterentwicklung des europäischen Integrationsgedankens beigetragen", so van Lier weiter.

Bild: Treffen am Gedenkstein


Am Gedenkstein vor dem Bad Kreuznacher Kurhaus versammelten sich von links:
Beigeordneter Karl-Heinz Gilsdorf, Cyrille Beau, Werksdirektor Michelin Bad Kreuznach, Karl-Heinz van Lier (Adenauerstiftung),
Oberbürgermeister Andreas Ludwig, Multivisionsshow-Produzent Ingo Espenschied, Professor Henri Ménudier,
Marita Ellenbürger (Adenauerstiftung) und Dr. Michael Vesper (Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH)

Herzstück des Festaktes am 26. November, 17 Uhr, ist eine etwa 45-minütige Multivisionsshow über das historische Treffen und die Entwicklung des deutsch-französischen Verhältnisses. „Wir wollen einen neuen Weg gehen, Historisches  informativ, lebendig und anschaulich zu vermitteln.“ Die Multivisionsshow wird nach ihrer Premiere auch im Rahmen einer öffentlichen Matinée gezeigt und Schulklassen vorgeführt. Als DVD wird sie darüber hinaus künftig als Unterrichtsmaterial angeboten.

Die Show wird von Ingo Espenschied produziert und bei der Vorführung kommentiert. Der 39-Jährige hat sich als professioneller Vortragsreferent und Multimediaproduzent einen Namen gemacht. Seine aktuelle Live- Multivisionsshow „Ägypten-Krone des Orients“ präsentiert er deutschlandweit. Seine Fotografien und Multimediaproduktionen vom Lande am Nil wurden in Europa, Japan und den USA präsentiert und verkauft.  Zu Frankreich hat er eine besondere Beziehung. Der Diplom-Politologe hat sich im Rahmen seines Studiums an der Pariser Sorbonne auf die deutsch-französischen Beziehungen spezialisiert. Seine Diplom-Arbeiten (Maitrise, D.E.A) über die „deutsch-französische Gipfeldiplomatie seit 1963“ hat er unter der Leitung von Professor Henri Ménudier mit Prädikat abgeschlossen. Espenschied präsentierte heute, Dienstag, im Rahmen einer Pressekonferenz im Domina Parkhotel Kurhaus einige Ausschnitte der Show.

 „Dank der guten Kontakte zwischen ehemaligem Lehrer und Schüler konnten wir Professor Ménudier als Mentor gewinnen“, freut sich der OB über die prominente Unterstützung und begrüßte den Ehrengast aus Paris. Professor Ménudier ist der Leiter des deutschen Institutes an der Sorbonne in Paris und hat derzeit eine Gastprofessur an der Universität in Freiburg. Seit Jahrzehnten ist er einer der renommiertesten Kenner des deutsch-französischen Verhältnisses und daher ein gefragter Gesprächspartner und Referent bei Fernsehdiskussionen und Vorträgen. Neben seinen zahlreichen Veröffentlichungen (u.a. „Das Deutschlandbild der Franzosen in den 70er-Jahren“) hat er rund 20 Dokumentarfilme für das deutsche Fernsehen produziert. Gemeinsam mit Professor Dr. Guido Knopp (Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte) wird er im Rahmen der Jubiläumsfeier die Entwicklung des deutsch-französischen Verhältnisses beleuchten.

Bei den Vorbereitungen zur Jubiläumsfeier hat die Stadt Bad Kreuznach auch Kontakt zur Fondation Charles de Gaulle und zur Gemeindeverwaltung Colombey-les-deux-Eglises aufgenommen. Beide Repräsentanten werden nicht nur  Gäste  am 26. November sein. „Es wäre schön,  wenn sich im Interesse der deutsch-französischen Freundschaft über den 26. November hinaus etwas entwickeln würde“, wünschen sich der Bad Kreuznacher Oberbürgermeister  und der für Tourismus und Städtepartnerschaften zuständige Beigeordnete Karl-Heinz Gilsdorf. Dem pflichtet auch Professor Ménudier bei. Er regt ein deutsch-französisches Forum an, das jeweils zum Jahrestag des Elysee-Vertrages am 22. Januar im Wechsel in Bad Kreuznach und in Colombey stattfinden könnte. „An beiden Orten ist bei den Treffen zwischen de Gaulle und Adenauer das Fundament für die deutsch-französische Freundschaft gelegt worden“, so Ménudier weiter.  Da „Geschichte nicht tot ist, sondern in der Zukunft lebt“, soll es parallel zum Forum einen deutsch-französischen Jugendaustausch geben. Professor Ménudier will nach dem Festakt auch Ingo Espenschied bei dessen Präsentation der Multivisionsshow in den Schulen begleiten und ihn unterstützen. 

Bad Kreuznach ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung des deutsch-französischen Verhältnisses vom Feind zum Freund.  Im 30-jährigen Krieg verwüsteten auch französische Truppen die Stadt, zerstörten die Kauzenburg (1689). Unter Kaiser Napoleon gehörte Bad Kreuznach von 1798 bis 1814 zum französischen Staatsgebiet.  Im Ersten Weltkrieg steuerten Kaiser Wilhelm II und sein Generalfeldmarschall Hinderburg 1917/1918 vom Großen Hauptquartier im Kurhaus aus den Schlachtplan gegen Frankreich. Nach dem Ersten Weltkrieg  war das Kurhaus von 1918 bis 1923 Hauptquartier der französischen Armee, zunächst unter General Mangin und später unter Marschall Foch. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten die Franzosen unter dem Generalkommando der Nordzone das Kurhaus. Vom 10. Juli 1945 bis April 1946 stand Bad Kreuznach auch unter ziviler französischer Verwaltung. Durch die Begegnungen von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle wurde 1958 die Annäherung beider Nachbarstaaten eingeleitet, die dann in die offizielle Versöhnung, in den Elysée-Vertrag im Jahr 1963 mündeten. Noch im gleichen Jahr begründete Bad Kreuznach als eine der ersten 20 Kommunen in Deutschland eine Partnerschaft mit einer französischen Stadt, Bourg en Bresse, Hauptstadt des Departément Ain . 1966 wurde das größte deutsche Werk des französischen Reifenproduzenten Michelin in Bad Kreuznach eingeweiht. Michelin ist mit seinen über 1600 Beschäftigten nicht nur der größte gewerbliche Arbeitnehmer in Stadt. „Die Micheliner sind seit über vier Jahrzehnten fest in unserem Leben verankert“, verbindet nicht nur die Stadtspitze ein freundschaftliches Verhältnis mit den Menschen im Unternehmen.. Gemeinsam mit der Sparkasse Rhein-Nahe unterstützt Michelin das Jubiläum  finanziell. „Dafür möchte ich mich bei dem neuen Michelin-Werksdirektor, Cyrille Beau, und beim Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Rhein-Nahe, Peter Scholten, herzlich bedanken.“  

Seit Sonntag ist eine Gruppe deutscher und französischer Parlamentarier zu Gast in Bad Kreuznach. Geleitet wird die Delegation vom Vorsitzenden der Deutsch-Französischen Freundschaftsgruppe, Dr. Andreas Schockenhoff (CDU). 

Oberbürgermeister Andreas Ludwig hofft nun noch auf einen weiteren Höhepunkt im deutsch-französischen Kapitel der Stadtgeschichte. „Dass es nach 1958  (Adenauer und de Gaulle) und 1984 (Helmut Kohl und Francois Mitterand) in 2008 mit dem Besuch von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und Staatspräsident Nicolas Sarkozy wieder ein  deutsch-französisches Gipfeltreffen im Kurhaus gibt.“

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