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Museum Römerhalle
Die Bad Kreuznacher Mosaike der ehemaligen römischen Palastvilla, das Oceanus-Cernunnos sowie Gladiatoren-Mosaik, sind „heute anerkannt als ein Hauptwerk der provinzialrömischen Archäologie“.
(aus: Vortrag Prof. Umberto Pappalardo „Gladiatoren in Kampanien und Kreuznach“, 24. Mai 2019, Museum Römerhalle)
Die aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammende Scheune des ehemaligen Gutes bietet auf rund 1.000 m2 Ausstellungsfläche einen Überblick über die römische Epoche in Stadt und Kreis.
Hauptattraktion sind die beiden aus der Mitte des 3. Jahrhunderts stammenden Mosaikböden, die in der benachbarten römischen Villa gefunden wurden.
Im rustikalen Ambiente der Römerhalle werden die Funde aus dem römischen Kreuznach und seiner Umgebung präsentiert. Der Totenkult und die Jenseitsvorstellungen der romanisierten bzw. römischen Bevölkerung sind anhand verschiedener Exponate dokumentiert. Neben Sarkophagen und Aschenkisten gehören dazu u. a. die Jupitersäule, Viergöttersteine und verschiedene Weihealtäre.
Ein Teil dieser Steindenkmäler stammt aus dem spätantiken Kastell von Bad Kreuznach, wo sie in Zweitverwendung zur Fundamentierung der Kastellmauern benutzt wurden.
Unmittelbar neben der Römerhalle liegen die begehbaren und damit heute noch in ihrer Dimension erfahrbaren Architekturreste einer römischen Luxusvilla des 2. Jahrhunderts nach Chr., die ein herausragendes Beispiel römischer Villenbaukunst nördlich der Alpen ist. Unter den Exponaten aus dieser Villa kommt den beiden fast vollständig erhaltenen Mosaikböden, die in das 3. Jahrhundert nach Chr. datieren, ein besonderer Stellenwert zu. Das ca. 58 m² große Gladiatorenmosaik war beheizbar - die unter dem Mosaik liegende antike Fußbodenheizung zeigt eindrucksvoll die Konstruktion dieser Anlage.
Die lebhaften in dramatischer Steigerung angelegten Bildfelder des Gladiatorenmosaiks zeigen das Szenario in einem Amphitheater: Tierkämpfe, Bestiarierkämpfe und – als Höhepunkt - die Zweikämpfe der Gladiatoren.
Das 68 m² große Oceanusmosaik stammt aus dem zentralen Repräsentationsraum der Villa. Bild beherrschend ist der in der Apsis dargestellte Namen gebende Meeresgott, der von zwei Hippokampen (Meerpferden) flankiert ist. Sein Herrschaftsbereich ist symbolisiert durch vielerlei detailliert dargestelltes Meeresgetier sowie eine mediterrane Küstenlandschaft mit Architekturen und szenischen Darstellungen von Schiffen und Händlern. Die Mitte des Raumes ziert ein marmorverkleidetes Wasserbecken mit Marmorkrater, das nach Ausgrabungsfunden rekonstruiert wurde. Eine teilweise erhaltene Konsularinschrift macht eine Datierung in das Jahr 234 n. Chr. denkbar.
Baugeschichte der Villa
Die neu eingerichtete Ausstellung im Umgang um die original erhaltene Hypokaustheizung unter dem Gladiatorenmosaik informiert mit bebilderten Tafeln, interaktiven Stationen sowie originalen Architekturfragmenten über die Baugeschichte der Villa. Schwerpunkte der Präsentation bilden die Darstellung der technischen Konstruktionen sowie die luxuriöse Ausgestaltung der römischen Palastvilla, die Baustandard auf höchstem Niveau dokumentieren. Diese Präsentation ist Teil eines auf vier Jahre angelegten Projektes "Ausbau und Modernisierung der Römerhalle Bad Kreuznach", das gemeinsam mit dem Land Rheinland-Pfalz realisiert wird.
Die Soldatengrabsteine von Bingerbrück
Die Grabsteine der Soldaten aus dem Gräberfeld von Bingerbrück gehören neben den Mosaikböden zu den bedeutendsten Funden in der Römerhalle, denn sie geben wichtige Informationen zur römischen Militärgeschichte. Mit ihren fast lebensgroßen Bildnissen vermitteln sie einen wirklichkeitsnahen Eindruck der Auxiliarsoldaten (Hilfstruppensoldaten), die als Verstärkung der Legionen bzw. als leicht bewaffnete Spezialeinheiten angeworben wurden. Haartracht, Kleidung und Bewaffnung sind von den Steinmetzen detailliert wiedergegeben, in der Antike kam noch eine verdeutlichende Farbfassung dazu.
Die Inschriften nennen neben den Namen der Soldaten Einheit, Dienstjahre und Alter, auch die Herkunft wird angegeben: Dalmatien, Pannonien, die phönizische Stadt Sidon und die Insel Kreta, also vorwiegend östliche Gebiete des römischen Reiches.
Die Stationierung römischer Militärtruppen in Bingen ist bisher lediglich durch diese Soldatengrabsteine sowie weitere kaiserzeitliche Inschriftensteine belegt, der archäologische Nachweis des frühkaiserzeitlichen Kastells steht noch aus.
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