65. Jahrestag des Treffens Adenauer - de Gaulle

Deutschland und Frankreich sind wie zwei Geschwister


Im Anschluss zeigte der Diplom-Politologe Ingo Espenschied in der Loge im Haus des Gastes seine Multimedia-Show zum Élysée-Vertrag von 1963, das offizielle Ende der Erzfeindschaft und der Beginn der Versöhnung zwischen Deutschen und Frankreich.

Die Familiengeschichte von Michel Kopp steht beispielhaft für das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich. Nach dem verlorenen Krieg von 1871 kehrt der Franzose Jean Pierre, sein Urgroßvater, in seine Heimat zurück und war fortan Deutscher, da Elsass und Teile Lothringens nun zu Deutschland gehörten. Beide Großväter standen auf deutscher Seite im Ersten Weltkrieg, der eine weigerte sich gegen die Franzosen zu kämpfen und arbeitete in der kriegswichtigen Stahlindustrie, der andere war Sanitäter. Sein Vater (1917 in Deutschland geboren), war 1919 wieder Franzose, weil die Deutschen Elsass und Lothringen wieder abtreten mussten. In Zweiten Weltkrieg kam er in deutsche Gefangenschaft und wurde mit seiner Familie in ein Lager nach Deutschland deportiert.

Nach Kriegsende kehrte die Familie Kopp wieder nach Frankreich zurück. Dass Michel Kopp nach Deutschland ging und in Bad Kreuznach blieb, verübelte ihm sein Vater nicht. Damals sagte er, so Kopp: „Ich bin die Vergangenheit. Du bist die Zukunft.“ Den Blick nach vorne richtete auch der OB. Dies gelte nicht nur für die Pflege der Städtepartnerschaft mit Bourg-en-Bresse, die ihren 60. Jahrestag feierte. Er verwies auf den deutsch-französischen Talentwettbewerb „Bonbons Culturels“, der im kommenden Jahr in Bad Kreuznach fortgesetzt wird.

Philipp Lerch, Leiter des politischen Bildungsforums der KAS in Rheinland-Pfalz, betonte neben den vielen Begegnungen auf hoher politischer Ebene, jene auf der persönlichen, die mindestens ebenso bedeutend sind. „Deutschland und Frankreich sind wie zwei Geschwister. Sie streiten auch mal, sie halten aber zusammen.“

Charles de Gaulle und Konrad Adenauer mit ihren Delegationen am 26. November 1958 vor dem Bad Kreuznacher Kurhaus. Rechts an der Leinwand Ingo Espenschied. Foto: Hansjörg Rehbein


In seinem Vortrag bedauerte Ingo Espenschied, dass die allgemeine historische Bewertung des „deutsch-französischen Brückenschlages“ in Bad Kreuznach nicht seiner tatsächlichen Bedeutung gerecht werde. In Bad Kreuznach war nach dem Besuch Adenauers in de Gaulles Landhaus in Colombey-les-deux-Eglises das erste offizielle Treffen der Staatschefs und ihrer Kabinette. Die jährlichen Konsultationen sind fester Bestandteil des Élysée-Vertrags, in dem sich beide Staaten zur Zusammenarbeit bekennen. Mit dieser Botschaft in seinen Vorträgen tourt Ingo Espenschied seit 15 Jahren durch ganz Deutschland und war in elf Ländern der Welt, zumeist Europa.


Foto ganz oben: Am Gedenkstein vor dem Kurhaus legten Emanuel Letz, Philipp Lerch und Michel Kopp ein Blumengebinde nieder. Foto: Nathalie Herberger

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