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Corona-Tagebuch
Einander wieder mehr zuhören und konstruktiv miteinander streiten
„Seit Wochen kann ich meine Herzbuben Leo und Romeo nicht mehr an mich drücken, sondern den beiden kleinen Söhnen meiner Kusine Elena nur über Whats App zuwinken. Auch blicke ich auf die Freitagabende wehmütig. Meistens treffen wir uns mit Freunden zu einem gemütlichen Essen in einem Restaurant oder einer Gastwirtschaft. Stattdessen trösten wir uns zu Hause„im digitalen Kreis versammelt in der Handykamera“. So begann mein erster Eintrag im Corona-Tagebuch am 17. April 2020. Der Lockdown versetzte uns in eine Schockstarre mit dem schmerzlichen Gefühl auf lieb gewonnene Rituale und Gewohnheiten, den Begegnungen mit Menschen, zu verzichten.
Isolierung und Quarantäne als Gesundheitsschutz haben ihre nachhaltigen Auswirkungen auf die Psyche von Altenheimbewohnern und Schulkindern, die Existenzbedrohungen von Einzelhandel, Gastronomie und anderen wirtschaftlichen Bereichen. Die Hysterie beim Einkauf von Klopapier und Hefe als stünde der Untergang der Welt bevor, aber auch die zum Teil kreative Maskenmode und die auf Spaziergängen wiederentdeckte Liebe zur Natur. Vieles andere wäre da noch aufzuzählen. Das ist schon alles fast Geschichte und wert, der Nachwelt aufzubewahren. Daher auch dieses Corona-Tagebuch, ein Bestandteil unserer Corona-Sammlung, an der Sie sich mit ihren Beiträgen –Text, Fotos, Plakate etc. - weiter beteiligen können. Schreiben Sie uns Ihre persönliche Bilanz und schicken Sie an stadtarchiv@bad-kreuznach.de
Auch in meinem Bekanntenkreis sind Menschen an oder mit Corona gestorben, sind schwer erkrankt, eine junge Frau mit viel Elan, noch keine 30, hat mir kürzlich erzählt, dass sie es im Januar 2023 schwer erwischte. Ihre volle Leistungsfähigkeit ist nicht zurück, sie hat einen unnatürlich hohen Pulsschlag. Die allermeisten, die positiv waren oder sind, haben bzw. hatten nur leichte oder sogar keine Symptome.
Hansjörg Rehbein, 17. April 2023
Werben Sie Mitglieder für Sportvereine!
Die Corona-Pandemie hat auch unseren Sportvereinen viel abverlangt und sie zum Teil auch vor existenzielle Probleme gestellt, da in der sportlosen Zeit viele Mitglieder verloren wurden. Viele habe aber auch ihren Vereinen die Treue gehalten. Sportvereine sind in unserer Gesellschaft unverzichtbar. Sie sorgen nicht nur für die gesunde Bewegung, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl mit vielfältigen Aktivitäten und Angeboten.
Nun fördert der Bund im Kooperation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund mit 25 Millionen Euro eine Restart-Kampagne, auch für die Kampagne „Dein Verein: Sport nur besser.“ Hier gibt es 15.000 Sportvereinschecks als Zuschuss für eine Vereinsmitgliedschaft in Höhe von 40 Euro.
Werben Sie für Ihren Verein Mitglieder, im Idealfall auch Übungsleiter*innen. Meine Frau ist seit 40 Jahren Schwimmtrainerin. Ich beneide sie um die vielen glücklichen Momente am Beckenrad, wenn „ihre“ freudig ins Training kommen und sich immer wieder bedanken.
Informationen zur Mitgliederwerbung gibt es unter www.sportnurbesser.de
Hansjörg Rehbein
Vorsicht weiter walten lassen
Die Pandemie ist zu Ende, die Endemie bleibt, das heißt, dass es bei einer Erkrankung vergleichbar mit der Grippe zu schweren gesundheitlichen Folgen, ja auch vielen Todesfällen kommen kann. Wie gefährlich Corona noch ist, darüber wird unter Experten, Politikern und Bürgern gestritten, nicht zuletzt durch die Sorge, dass die Welle wieder aus China nach Europa schwappt.
Ich fühle mich durchs Impfen bestmöglich geschützt und nehme es gleichmütig in Kauf, dass ich mich testen lassen muss, bislang immer mit dem Ergebnis, dass mir erlaubt, meine Mutter im Altenheim zu besuchen. Auch an das zeitweise Tragen der Maske, sei es im Altenheim oder in Bus und Bahn, habe ich mich gewöhnt.
Die Vorsichtsmaßnahmen sollte man, wie vorgesehen, bis ins Frühjahr noch aufrechterhalten. Sie stören die wiedergewonnene Normalität nicht: das Feiern, zuletzt mit Freunden ins neue Jahr hinein, die Freude am Neujahrsfeuerwerk, ohne deren Kehrseite den Müll, die Gewalt und die Zerstörungswut von üblen Zeitgenossen auszublenden.
Mit dem frommen Wunsch, dass in diesen Köpfen Vernunft und Anstand einkehren möge, wünsche ich uns allen für das neue Jahr: Gesund bleiben!
Hansjörg Rehbein
Aufmunterndes ist schwer zu finden
Corona ist noch nicht vorbei. Das merkt man z.B., wenn man Bekannte im Krankenhaus besuchen will. Für den Besuch wird eine Bescheinigung über einen negativen Coronatest benötigt. Vor der Teststation trifft man dann vielleicht Freunde, mit denen man während der Wartezeit ins Gespräch kommt. Doch worüber soll man sich unterhalten? Oft ist es schwierig, ein aufmunterndes Thema zu finden.
Man ist dann froh, z.B. den Heimweg antreten zu können, um den Garten zu genießen und ein Eichhörnchen zu beobachten, dass sich die Sonnenblumenkerne munden lässt, die eigentlich für die Wintervögel gedacht sind.
Astrid Böhm
Herbst in Coronazeiten
In Oberbayern war ein Volksfest ähnlich dem Oktoberfest, die jungen Menschen im Festzelt trugen traumhaft schöne Dirndl bzw. Lederhosen, zwischen diesen Feiernden war kein Zentimeter Abstand, es wurde gefeiert "was das Zeug hält". Ich war froh, nach dieser Woche gesund die Rückreise antreten zu können.
Eine Woche später hatten wir in Kreuznach Jahrmarkt und auch hier war ich erstaunt über die Menschenmassen, die fehlenden Sicherheitsabstände und die vielen engen Kontakte zu den Mitmenschen. Zum Glück erlebte ich auch diese Phase gesund und glücklich. Im Oktober fanden im Salinental wieder Hockeyturniere statt und auch hier kamen sich die Menschen ohne Mundschutz sehr nahe als gäbe es den Virus Covid 19 nicht mehr. Ich bemühte mich auch hier Abstand zu allen einzuhalten, egal ob Freund oder Fremder.
Letztes Wochenende war ich zum Wandern in der Region Waldböckelheim unterwegs, rund um den Welschberg. Von 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr kamen in Abständen von maximal 10 Minuten immer wieder neue Gruppen von Kranichen über das Land geflogen, von weitem schon hörbar durch ihre lauten, trompetenartigen Rufe. Diese Vögel faszinieren mich jedes Jahr aufs Neue, weil sie weite Strecken auf ihren Zug in den Süden von Spanien oder Marokko hinter sich lassen und bis zu maximal 2.000 km nonstop fliegen können. Mit der Kamera diese Kranichgruppen richtig einzufangen gestaltet sich nicht leicht, weil sie im Segelflug bis zu 45-65 km/h an Geschwindigkeit haben und sich in der Luft permanent umformieren. Der Kranich an der Spitze der V-Gruppe wird relativ schnell durch einen anderen Kranichvogel ersetzt. Mich erstaunt, wie spät die Kraniche dieses Jahr in den Süden ziehen, normal starten sie schon Mitte September - liegt wahrscheinlich an der langen warmen Jahreszeit in Zeiten der Klimaerwärmung.
Solche Augenblicke zu erleben, läßt mich immer rasch die traurigen Ereignisse um uns herum vergessen.
Erfreuen auch Sie sich an den schönen Dingen des Lebens und bleiben Sie gesund und vorsichtig, denn neben der derzeitigen Erkältungswelle und Grippephase leben wir auch weiterhin mkit dem Coronavirus.
Charlotte Eberwien
Nachbarschaftshilfe – einzigartig und großartig
Als ob wir derzeit nicht schon in ausreichend turbulenten Zeiten leben würden – Corona Pandemie seit 2 Jahren, Ukraine-Krieg seit 5 Monaten – breche ich mir Mitte Juni den linken Fuß. Völlig geschockt und alleinlebend kommt erstmals große Panik in mir auf – wie soll ich mich jetzt selbst versorgen und pflegen?
Wie gut, dass ich dank meiner Erziehung welt- und kulturoffen erzogen wurde und zu meinen Nachbarn im Haus stets sehr gute Beziehungen pflege, egal ob sie ursprünglich aus Kroatien, Polen und Russland stammen.
Alle haben mir sofort ihre Hilfe angeboten, als ich vom Krankenhaus nach Hause kam.
Super, wie lieb sie sich um meine Genesung bemühen: die einen erledigen für mich die Einkäufe, die anderen versorgen mich mit russischen Heilmitteln und verbinden mir alle zwei Wochen meinen gebrochenen Fuß, Freunde der Stadt holen mich mit ihrem Auto ab und fahren mich zu sich nach Hause, wo wir den ganzen Tag im Garten verbringen, so dass ich keine Angstgefühle, Depressionen und wieder Panik bekomme.
Jetzt weiß ich, dass ich auch in der Rente niemals hier in Kreuznach und im Haus alleine sein werde und noch viele schöne Stunden bevorstehen werden !!!
Das Einzige, was mich in der Genesungsphase belastet sind die vielen Arztrechnungen, besonders erschreckt mich die Abrechnung des Krankenwagendienstes: über 924 Euro hat allein der Transport vom Stadtrand zum Krankenhaus in der Stadtmitte gekostet. Unglaublich, nicht nachvollziehbar für mich, kein Wunder, dass die Krankenkassen über zu hohe Ausgaben klagen. Ich werde NIE wieder einen Krankenwagen ordern im Notfall, sondern lieber eine Taxi, die hätte mich nur 11,90 Euro gekostet. Ich ärgere mich sehr über meine Naivität in diesem konkreten Fall.
Also, passen Sie alle gut auf sich auf und bleiben Sie gesund!
Charlotte Eberwien
Existenznöte auch auf der grünen Insel
Von den Existenznöten der irischen Geschäftsleute in Corona-Zeiten erfuhren Astrid Böhm und Volker Ritter bei einer Urlaubsreise auf die grüne Insel: In einem Ort namens Sneem, im County …..., erzählte uns die Besitzerin eines Eissalons, dass zu Pandemiezeiten viele Geschäfts- und Gastronomiebetriebe wegen fehlender Kunden ihre Betriebe geschlossen hatten und auch um ihre Existenz fürchteten.
Darüber hinaus gibt Astrid Böhm einen kurzen Reisebericht: Nach einer Anfahrt zum Hafen von Cherbourg, gingen wir auf die Fähre, die uns nach Dublin bringen sollte. Am Morgen ging es vom Dublin Hafen, wo wir unseren Reiseführer trafen,nach Cork, wo eine Stadtführung auf uns wartete.
Die folgenden Tage, die im Gegensatz zum Wetter in Deutschland, mit Temperaturen von 14 Grad doch recht kühl und teilweise verregnet waren, verbrachten wir an der Küste.
Bei vielen Zwischenstopps konnten wir die Steilwände des Ring of Kerry und Cliffs of Moher bewundern.
Den letzten Tag der Reise verbrachten wir in der Dubliner St. Patrick's Kirche und dem Trinity College, das für das Book of Kells bekannt ist, Das Book of Kells ist eine illustrierte Handschrift aus dem achten oder neunten Jahrhundert und wurde im Jahr 2011 zum Weltdokumentenerbe erklärt (Foto).
Astrid Böhm
Die Wissenschaft hat festgestellt: Optimisten leben länger
Die Corona-Inzidenzzahlen im Landkreis Bad Kreuznach haben schon wieder die 1000er-Marke geknackt und waren am 30. Juni Spitzenreiter in Rheinland-Pfalz. Wo führt das hin? Wir haben uns an die gewonnenen Freiheiten gewöhnt, besuchen Konzerte und Weinfeste, freuen uns auf den Jahrmarkt und auf den Urlaub, in meinem Fall in Italien.
Bloß nicht in Endzeitstimmung verfallen! Der Krieg in der Ukraine, die zunehmenden Hitzewellen und Unwetter als Boten der Klima-Katastrophe, die Inflation und die Sorge vor dem Kälteschock im Winter durch einen Mangel an Gas, deren Preis weiter in die Höhe schnellen wird, wie die Experten befürchten. Das alles gräbt kratergroße Sorgenfurchen in die Stirn.
Die Lebenslust sollten wir uns nicht nehmen lassen, ohne ignorant und leichtsinnig gegenüber den Gefahren des Alltags, also auch gegenüber Corona zu sein. „Lebe den Moment und denke positiv“, raten die Psychologen. Optimisten leben länger, haben US-Forscher in einer Studie herausgefunden.
Wir haben uns durch die Lockdowns gequält, sind gestählt und hoffen „bloß nicht noch einmal“. Vom Runterfahren des öffentlichen Lebens raten Experten in ihrem aktuellen Gutachten ab. Die Maßnahmen hatten nicht den erwarteten Effekt. Eine Bilanz, auf allerdings dünner Faktenlage, gezogen.
Wer möchte, kann auch den „Pandemie Ausnahmezustand“ spielen. Das preisgekrönte Brettspiel für die ganze Familie wurde bereits 2008 auf den Markt gebracht und nun aktualisiert: Hier ein Auszug der Spielanleitung: Entferne bei der Aktion „Seuche behandeln“ alle Würfel einer Farbe. Entferne Würfel heilbarer Seuchen automatisch von deinem Standort (gib im Falle des Supervirus zusätzlich 1 Impfdosis ab) und verhindere, dass solche dort platziert werden.
Hansjörg Rehbein
Gesundheitswesen stark eingeschränkt – Erlebter Unfallbericht
Vor zwei Wochen übersehe ich nachts leider eine Treppenstufe, ohne Alkoholeinfluß, mache eine volle Bauchlandung über meine beiden Kniescheiben und Brüste, dann knallt meine linke Fußoberseite zielgerade auf die Kante dieser Stufe und …. es gab einen höllischen Schmerz im Fuß … und in einem Bruchteil einer Sekunde ändert sich schlagartig mein ganzes Leben.
Bei dem Versuch aufzustehen bemerke ich, daß ich meinen linken Fuß nur noch unter Extremschmerzen belasten kann. Unter Schock begreife ich, daß etwas ganz Schlimmes passiert sein muss. Humpelnd erreiche ich die Haustür, den Aufzug, die Wohnungstür – verrückt werdend vor Schmerzen. Ein kaltes Fußbad bringt leider keine Linderung. Schock und Panik breiten sich aus. „Wie bekomme ich jetzt ganz rasch Erste Hilfe?“ Es ist tiefe Nacht, Totenstille auf den Straßen, die Ärzte im Krankenhaus schlafen, ich beschließe bis 06.00 Uhr zu warten und dann einen Krankenwagen anzurufen – ich will doch Niemandem die Nachtruhe rauben und lege mir Eiskompressen auf den linken Fuß.
So gegen 06.00 Uhr rufe ich die 112 an. Was für eine nette und beruhigende Männerstimme, während wir telefonieren wurde schon der Krankenwagen und Helfer organisiert. Da ich in der 6.Etage wohne und der Aufzug für eine Behelfsbare viel zu klein ist, bittet mich dieser freundliche Mann am Telefon den Aufzug zu nutzen und zur Hauseingangstür zu kommen. Panik und Schock breiten sich weiter in mir aus, ich hatte mich daheim doch entkleidet und soll mich nun ankleiden, frisieren, im Gesicht nett zurecht machen und dabei den linken Fuß voll belasten???!!! Trotz unendlich starker Schmerzen tue ich wie mir empfohlen wurde, belaste und schädige meinen Fuß also ohne Rücksicht auf Verluste.
Es dauert keine 7 Minuten, da kommt auch schon der Krankenwagen und ein Helfer mit eine Behelfsliege kommt zu mir an die Haustür. Im Krankenwagen liege ich auf der Behelfsliege und werde zum Unfallhergang und meinen Personendaten befragt. Dann versucht der Ersthelfer die Verletzung am linken Fuß zu finden und zu diagnostizieren. Sein Daumendruck auf die Unfallstelle am Knochen führt zu einem lauten Aufschrei meinerseits. Er ruft die Krankenhäuser an und fragt nach einem verfügbaren Notarzt. Ich dachte immer, wir hätten 24 Stunden Notdiensteinsatz der Ärzte an unseren deutschen Krankenhäusern?! Auf der Fahrt zum Krankenhaus sehe ich zum ersten Mal die Häuser der Alzeyer Straße von unten. Ungewöhnliche Perspektive für eine Fotografin.
Zum „Glück“ ist es Sonntagmorgen, keine Autos unterwegs, kein stop-and-go auf der sonst so verkehrsreichen Alzeyer Straße, so daß wir rasch im Krankenhaus ankommen. Dort empfängt mich in der Notaufnahme ein wirklich sehr freundliches Helferteam. Wir warten fast eine Stunde bis eine Ärztin sich um mich kümmert, meinen Puls misst, mich befragt, den linken Fuß röntgt und mir weitere 30 Minuten später die Diagnose berichtet: Knochenbruch, Heilung in 4-6 Wochen. Schock und Panik lassen mich innerlich ohnmächtig werden. Ich fühle mich total hilflos. Da ich von einem anderen Unfall einen linken Stütz-Walk-Schuh daheim habe, legt mir die Ärztin nur einen Verband um den linken Fuß und Unterbein, ich erhalte zwei Gehhilfen und soll am nächsten Tag den Hausarzt aufsuchen, damit ich eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für den Arbeitgeber erhalte. Ich werde in einem Rollstuhl zum Eingang der Chirurgie gefahren und soll ab da die Gehhilfen benutzen. „Wie bitte soll ich denn jetzt aufstehen ohne meinen linken gebrochenen Fuß zu belasten, der nur verbunden ist?“ In meinem Zustand – Schock, Schmerzen, Übergewicht, über 60 Jahre alt – soll ich das linke Bein anwinkeln und beide Krücken beim Gehen benutzen. Aber wie? Niemand zeigt mir wie ich das machen soll. Wut steigt in mir auf - neben Schockzustand, Panikattacken und enormen Schmerzen. „DAS ist also heute in Zeiten der Corona Pandemie unser sogenanntes gutes Gesundheitssystem?“ „Warum kann ich nicht wenigstens eine Nacht stationär bleiben, um Schmerzmittel zu erhalten und mich von Panik und Schock zu „erholen“?“ Niemand hat gefragt, ob ich alleine lebe oder nicht!
Bleiben Sie bitte gesund, vorsichtig wegen des Corona Virus und kommen Sie nie als Single in meine Situation !!!
Charlotte Eberwien
Corona zum Trotz – Das Leben ist Begegnung
Hans Oehler ist ein sehr gläubiger Mensch. „Da hat Gott seine Hand über uns gehalten“. Seine Schäfchen, die Bastgässjer, haben die Corona-Zeit bislang gut überstanden. „Sie sind alle sehr diszipliniert, das heißt, alle sind geimpft und haben sich, wann immer es erforderlich war, testen lassen“, lobt Hans Oehler, Vorsitzender des Bastgässjer-Vereins, die Gäste. Der Tagestreff in der Bastgasse ist in den vergangenen zehn Jahren für die vornehmlich wohnungslosen Menschen zu einer Heimat geworden. „Leben ist Begegnung“. Davon überzeuge ich mich bei einem Besuch im Treff.
Bevor ich das Haus betrete, begrüße ich die Männer, die entspannt im „Biergarten“ oder auch „Freisitz“ genannt, vor dem Eingang auf Stühlen sitzen, die die katholische Pfarrei Hackenheim gespendet hat. Im Haus selbst die gleiche Atmosphäre. Im Erdgeschoss der große Aufenthaltsraum, einst Herzstück der Gaststätte „Schaa und Schorsch“. Der Verein hat mit Unterstützung von Sponsoren und Spendern das einst heruntergekommene Haus in ein Schmuckstück verwandelt. Hans führt mich in den ersten Stock. Wir setzen uns in eine gemütliche Ecke und blicken in die „Winny-Klause“, benannt nach dem Handwerker, der einen komplett neuen Boden dort verlegt hat. Die Außenwand blieb unverputzt, die Risse und Löcher wurden aber zugemacht. Auch darin sieht Hans Oehler Symbolisches: Eine geflickte Wand wie die ungeraden Biografien der Menschen, die in diesem stabilen Gebäude Halt finden. Noch mehr Symbolik bieten die Räume, deren Decken und Wände zu Kunstwerken geworden sind. Dort waren die Künstler Walter Brusius und Oliver Degen am Werk. Brusius malte auf Wunsch von Oehler den „Barmherzigen Vater“, eine Szene aus der Bibel, und den Himmel an die Decke. Das große Zimmer dient als Kapelle und wurde mit einem Gottesdienst von Pfarrer Norbert Schlag eingeweiht. Degen malte in einem anderen Zimmer die Brückenhäuser, inspiriert vom Bad Kreuznacher Maler Walter Bechter.
Auch wenn in den heftigsten Pandemie-Zeiten Abstand geboten war. Corona hat die Menschen näher zusammenrücken lassen. Die Obdachlosen finden bei den Bastgässjern nicht nur Gesellschaft, sondern auch Rat, Trost und Zuspruch. Über einem Tisch mit Kerzen hängen Fotos von den Verstorbenen. Hans Oehler hält bei den Trauerfeiern im Haus die Rede. Im Treff werden Familienfeste wie Geburtstag und Hochzeiten und Gottesdienste gefeiert. Mit diesem Angebot leistet der Verein einen wichtigen Beitrag für den Frieden in unserer Stadtgesellschaft.
Ich habe die Freundlichkeit und den Kaffee, den ich von den guten Seelen des Treffs, Gabi Clemens und Anna Seifert, bekommen habe, sehr genossen. Wie heißt es so schön „Das Leben ist Begegnung“ und daran kann auch Corona nichts ändern.
Hansjörg Rehbein
Maskenpflicht im Foyer schmälerte den Kulturgenuss nicht
Am vergangenen Sonntag bot sich für uns die Gelegenheit, an einem kulturellen Ereignis namens „bonbons culturels“ im Haus des Gastes teilzunehmen. Dies natürlich nur unter Einhaltung der Coronaregeln, wie Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Foyer.
Junge Leute hatten sich Gedanken über das Thema Frankreich gemacht. Viele Kinder aus einer Kindergartengruppe waren schon mit ihren Eltern im Urlaub in Frankreich und konnten sich an den Eiffelturm erinnern, den sie dann für die Bad Kreuznacher Kunstwerkstatt malten (Foto). Diese Bilder wurden in Form einer Ausstellung in der Loge präsentiert.
Weitere interessante Beiträge waren eine Modenschau, auf der nachhaltige Mode, kreiert von Schülerinnen des Lina-Hilger-Gymnasiums, gezeigt wurde sowie Musikdarbietungen und kleine Theaterstücke.
Die besten Beiträge wurden später von einer Jury ausgewählt.
Astrid Böhm
Erwachendes Kulturleben gegenüber extrem hohen Covid-Infizierten-Zahlen
Noch weisen leider nicht alle deutschen Bundesländer einen Impf-Genesenen-Status von 80 % auf. Eigentlich ein Grund den Mund-Nasen-Schutz unbedingt zwingend aufrecht zu erhalten. Stattdessen erwacht weltweit das Kulturleben mit enorm hohen Besucherzahlen (Sport, Musik usw.). Für mich ein Grund beim Einkaufen und größeren geselligen Veranstaltungen, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann, die Mund-Nasen-Maske weiterhin zu tragen.
Zum Glück konnten wir das Osterfest dank sonnigem Wetter und der bunten Frühlingsblumen farbenfroh genießen. Unvergessen bleibt mir das 2,05 Meter große und 1,50 Meter dicke Osterei mit 120 Kilogramm Gewicht auf dem Liebfrauenplatz am Mainzer Dom mit seinen Motiven im kroatisch-naiven Kunststil, ein kroatisches Gastgeschenk von Zagreb an Mainz (Städtepartnerschaft).
Städtepartnerschaften stärken nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern garantieren den Frieden zwischen diesen Städten und Ländern. Und so freue ich mich umso mehr auf den bevorstehenden Europatag am Montag, den 5. Mai 2022 auf dem Kornmarkt in Bad Kreuznach. Bei über 180 Mitwirkenden und einem gigantischen Programm wird dies sicher für uns alle ein unvergesslich schöner Tag werden (Beginn 12 Uhr, Ende ca. 18 Uhr).
Und für alle Flüchtlinge wird die mit dem Europatag verbundene Spendenaktion und die Gewinnspiele hoffentlich eine hohe finanzielle Unterstützung bringen. Nehmen Sie sich die Zeit und feiern am 9. Mai 2022 mit uns den großartigen Europatag / Friedenstag.
Charlotte Eberwien
Quarantäne macht aus bravem Kind einen Rabauken
Für unser Corona-Tagebuch hat uns Rose Friedrich wieder Gedichte geschickt. Im zweiten geht es um den eigentlich braven Buben Leo, der in Quarantäne zu Haus alles auf den Kopf stellt und zum Rabauken wird:
Impfen
Impfen, schützt vor der Intensivstation.
Mut, steckt auch in Mutation.
Pflegepersonal kollabiert sonst in der Not.
Falsche Impfdokumente können die Todeszahlen nicht senken.
Existenzen bedroht.
Negativ bleiben, positiv denken.
Alles für die Katz
Der Leo, sonst ein braves Kind,
doch heut macht er Rabatz.
Es fliegt ja schon am Frühstückstisch
sein Schmusetier, die Katz.
Getroffen hat er`s Müsli
mit einem großen Platsch,
die Küche, die sieht aus,
es klebt der Müslimatsch.
Doch da ja Leos Mama
natürlich ist ein Schatz,
drum hat sie alles aufgewischt,
gewaschen auch die Katz.
Foto: Pixaby
Rose Friedrich
Osterfest in turbulenten Zeiten
Trotz rapide steigender Coronainfektionen sinken die Schutzmaßnahmen, das beschäftigt mich sehr. Die vielen tragischen kriegerischen Konfrontationen weltweit rauben mir meine Unbeschwertheit.
Ich erlebe derzeit privat wie beruflich extrem positive und extrem negative Nachrichten. Da komme ich leider gar nicht zur Ruhe und Besinnung auf das Osterfest. Zum Glück bringt uns der Frühling viele bunte Blumen und Blüten sowie schönes sonniges Wetter – kurzzeitig einen starken Wintereinbruch mit Schnee. Zu Ostern soll es aber trockenes und warmes Wetter geben, da freue ich mich für alle Kinder weltweit, die im Grünen Ostereier suchen werden.
Die Aktion von Birgit Ensminger-Busse mit Ihrem Benefizkonzert im Kurpark (Foto) war grandios und zeigt, was ein einzelner Mensch mit guten Ideen bewegen kann: das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken, die Teilnahme zahlreicher Musiker und Chöre und die enorm hohe Spendenbereitschaft der Bürger. Das Ziel wurde bei weitem übertroffen. Uns hat diese Benefizveranstaltung bei Sonnenschein einen unvergesslich schönen Tag bereitet und der ukrainischen Bevölkerung eine tolle finanzielle Unterstützung.
Eigentlich sollten uns alle historischen Ereignisse wachrütteln, uns mitteilen: die kleinen Streitigkeiten in der Familie oder Nachbarschaft beizulegen, die eigene Unzufriedenheit zu erkennen und zu beseitigen, Neid und Wut generell ganz aus unserem Bewusstsein zu streichen. Erst dann könnten wir alle wahren Frieden und Lebensfreude finden!
Ich wünsche allen Menschen eine besinnliche und schöne Osterzeit – allen Kriegsflüchtlingen möge das Osterfest kurz alles Traurige vergessen lassen, dank vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer !!!
Bleiben Sie gesund,
Charlotte Eberwien
Gegenwart und Zukunft – ohne Frieden, Glück und Hoffnung
Ach, in welchen Zeiten leben wir nur?! Was hatten wir für Träume für die Zwanziger Jahre des 21.Jahrhunderts! Unsere Unbeschwertheit scheint auf viele Jahrzehnte verloren.
In 2011 kriegerische Aktivitäten in Syrien, 2014 Eroberung der Insel Krim durch Machthaber Putin, Anfang 2019 Ausbruch einer weltweiten Corona Pandemie, seit 2016 militärische Angriffe auf die Ukraine durch Machthaber Putin, Juli 2021 das Jahrhundert-Hochwasser im Ahrtal – all diese Ereignisse haben mir jede Hoffnung auf ein friedvolles 21.Jahrhundert genommen.
All diese Ereignisse kosteten unnötig Zehntausende von Toten, erzeugte Millionen Flüchtlinge, nahmen Tausenden ihr Hab und Gut, sorgten für unendlichen Schmerz und katastrophale Umweltzerstörungen. Da scheinen alle Aktivitäten für mehr Umweltschutz, Ressourcenschutz und Klimaanpassung sinnlos und vergebens. Geht es bei allen kriegerischen Aktionen wirklich nur um Landeroberung oder eher um das Monopol an Getreideanbauzonen?
Zum Überleben bleiben uns nur noch die kleinen Freuden des Lebens, die kleinen Glücksmomente wie: täglich gesund und im Trockenen aufzuwachen, genügend zu essen und zu trinken zu haben, sich an der Natur und Sonne zu erfreuen, sich zu Fuß oder mit mobilen Fahrzeugen frei fortbewegen zu dürfen und zu können, seinen Tag bzw. seine Freizeit täglich nach eigenen Vorstellungen zu gestalten – dies bedeutet mir im letzten Jahrzehnt besonders viel.
Eigentlich sollten uns alle historischen Ereignisse wachrütteln, uns mitteilen: die kleinen Streitigkeiten in der Familie oder Nachbarschaft beizulegen, die eigene Unzufriedenheit zu erkennen und zu beseitigen, Neid und Wut generell ganz aus unserem Bewusstsein zu streichen. Erst dann könnten wir alle wahren Frieden und Lebensfreude finden!
Zum Glück zeigt sich die gesamte westliche Welt solidarisch mit der Ukraine!
Möge all dieses Leid ein rasches Ende finden und bleiben Sie gesund,
Charlotte Eberwien
Frische Farben der Natur sind Balsam für die Seele
Der Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie im mittlerweile dritten Jahr belasten die Seele der Menschen. Das schöne Frühlingswetter der vergangenen hellte die Stimmung auf. So erlebt es unsere Corona-Tagebuchschreiberin Astrid Böhm, die uns folgenden Beitrag geschickt hat:
Bedingt durch das schöne Frühlingswetter in den letzten Tagen, das nach den vielen grauen Wintertagen dazu einlädt, endlich einmal wieder rauszugehen, machten wir einen Spaziergang zum Rotenfels. Die Wälder und Wiesen und das strahlende Blau des Himmels ermunterten uns mit ihren frischen Farben einige Aufnahmen zu machen. Eine, die mir besonders gefällt, habe ich als Foto diesem Beitrag beigefügt.
Ein Tyrann und ein Virus drücken uns schwer aufs Gemüt
Putin und die Pandemie. Ein Tyrann und ein Virus drücken uns schwer aufs Gemüt, sorgen für Ängste vor Tod und Atomkrieg. Das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit. Der Despot aus dem Kreml hat seine ganz eigene Sicht der Dinge bei seiner „Spezial-Operation“, wie er seinen brutalen Überfall auf das Nachbarland Ukraine nennt. Ich bewundere sehr den Mut der russischen Fernsehjournalistin, die es gewagt hat, im Staatsfernsehen mit einem Plakat gegen den Krieg zu protestieren.
„Querdenker“ in unserem Land, die seit zwei Jahren Covid-Falschmeldungen im Netz verbreiten, haben sich in den Dienst der russischen Propaganda gestellt. Dies belegt u.a. eine Kurzstudie des Instituts für strategischen Dialog (ISD), in der 50 Facebook-Gruppen, die in den vergangenen zwei Jahren bereits durch das Leugnen der Pandemie aufgefallen sind, untersucht wurden. Festgestellt wurde, dass der russische Staatssender RT DE das meistgeteilte Medium ist. Russia Today, dessen Ausstrahlung in Deutschland mittlerweile verboten ist, sendete immer wieder Falschinformationen zu den Themen Gesundheit, Migration und Medien. Google sperrte die Accounts von Kriegsleugnern.
Wegen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges spekulieren einflussreiche Christen in den USA mit dem Weltuntergang. Gott habe den russischen Präsidenten bewogen, die Ukraine anzugreifen, predigt der rechte Fundamentalist Pat Robertson im US-Fernsehen.
Die Stärke unserer Demokratie ist die Presse- und Meinungsfreiheit, die stärkste Waffe der Diktatur ist die Zensur und die Propaganda, die Lüge und die Täuschung durch „alternative Fakten“. Noch effektiver als das Verbot ist die Entlarvung der Lügen. Dessen dürfen wir nicht müde werden. Verbote dürfen nur die Ultima Ratio, das letztmögliche Mittel sein, das ist ein Gebot freiheitlicher Gesellschaften.
Hansjörg Rehbein
Pauschalreisen im Zeichen der Pandemie
Nach fast zwei Jahren Coronapandemie und Zweifachimpfung wagte ich Dezember 2021 eine Pauschalreise nach Fuerteventura (Flugreise) zu buchen und anzutreten – drei Wochen Urlaub. Endlich.
Natürlich nicht ohne Bedenken, aber ich wiegte mich in Sicherheit. Am Abreisetag ließ ich mich also auf dem Michelin-Parkplatz testen, fuhr mit dem Auto nach Düsseldorf, wo ich gebürtig herkomme, und stellte mein Auto bei Freunden ab, die wie ich bereits die zweite Covid-Impfung hatten, und die mich zum Flughafen fuhren. Zu meiner Verwunderung konnte ich das Flughafengelände ohne Kontrolle betreten, hatte gehofft, es wird niemand reingelassen, der nicht getestet ist. Ab da fühlte ich mich nun nicht mehr sicher vor einer Covidinfektion, denn von den Nase-Mund-Masken halte ich nicht viel, wenn man bedenkt, wie oft man diese mit schmutzigen Händen anfasst, weglegt und wieder aufsetzt. Beim Eichecken am Flugschalter wollte man nur meinen QR-Code und meinen Personalausweis. Also auch wieder keine Kontrolle nach dem Impfstatus. Der QR-Code besagt nämlich absolut gar nichts: Über Internet füllt man sechs Seiten Fragebogen aus, muss keinerlei Beweisdokumente einscannen und vorlegen, kann also beliebig die Fragen beantworten. Zum zweiten Mal hatte ich eine echte Kontrolle erwartet und wurde enttäuscht.
„Nimmt denn niemand die Pandemie mehr ernst?“ fragte ich mich die ganze Zeit beim Warten auf den Abflug. Im Flugzeug hatte ich einen Fensterplatz, aber rechts neben mir war nur ein Platz frei und der Gangplatz von einem Mann besetzt. Als mir klar wurde, dass ich keine 100 cm neben einem fremden Menschen saß, vor und hinter mir der Abstand zur Person am Fenster auch keine 100 cm betrug, entschied ich nach Erreichen der Flughöhe von über 10 Kilometern meinen Platz zu wechseln. Im hinteren Drittel des Flugzeuges waren viele freie Reihen. Während ich es mir nun die vier Flugstunden auf drei Sitzen gemütlich machte, beschäftigte ich mich durchweg die Frage: Warum muss ich auf der Arbeitsstätte und beim Einkaufen 1,5 Meter Abstand einhalten, nicht aber im Flugzeug? Zumal hier für über vier Stunden kein Frischluftaustausch möglich ist? Und vorher überhaupt keine aktuellen Negativtests abgefragt wurden??? Meine Urlaubsvorfreude sank dahin, Angst und Wut waren nun meine Wegbegleiter. Es spitze sich sogar noch zu: während der Flugstunden kam aus der Sitzplatzlüftung über mir permanent heiße Heizungsluft. Bei der Landung quälten mich erstmals in meinem Leben starke Kopfschmerzen und Übelkeit. Die Busfahrt zum Hotel erfolgte bei geschlossenen Fenstern und fehlender Klimaanlage, bei 25° C Außentemperatur. Ich war erstmals wirklich dem Wahnsinn nahe. Im Hotel angekommen legte ich mich aufs Bett und wartete über eine Stunde, bis meine Kopfschmerzen fort waren.
Erst jetzt begann meine Urlaubserholung, in einem schönen und großen Hotelzimmer mit seitlichem Meerblick, Tag und Nacht umgeben von Meeresrauschen, viel Bewegung an Strand, im Meerwasser und Wanderungen ins Hinterland. Die Erholung war grandios.
Der Rückflug verlief etwas besser: Die Busfahrt zum Flughafen erfolgte in einem modernen Bus mit kühlender Klimaanlage, beim Einchecken musste ich erstmals meinen Impfausweis mit Personalausweis vorzeigen, leider wieder keinen tagesaktuellen Covid-Negativ-Schnelltest – welch‘ Ironie in Pandemiezeiten. Im Flugzeug waren wieder die hinteren Reihen frei, wo ich entgegen meiner Sitzplatznummer dieses Mal sofort dort einen Platz wählte und es mir auf drei Sitzplätzen gemütlich machte. Fazit dieser Reise: In Pandemiezeiten verreise ich nur noch mit dem eigenen Auto, buche mir vorerst nur noch eine Ferienwohnung und beköstige mich selbst.
Passen Sie alle weiterhin gut auf sich auf, bleiben Sie gesund und vernünftig.
Text und Foto: Charlotte Eberwien
Friedensthema in Bad Kreuznach kommt gut voran
Im Corona-Tagebuch informierte der Bad Kreuznacher Politologe Markus Bach am 22. Januar 2021 über seine Idee „Friedensstadt Bad Kreuznach braucht Friedensakademie. „Trotz Corona oder vielleicht sogar wegen Corona: In Bad Kreuznach kommen wir beim Friedensthema gut voran“, sagt Bach anlässlich des 22. Januar 2022. Seit dem Jahr 2003 begehen wir an diesem Datum den Tag der dt.-frz. Freundschaft und in diesem Jahr auch den 1. Jahrestag des Inkrafttretens des UN-Vertrags zum Verbot von Atomwaffen.
Bach schreibt:
Zuallererst möchte ich mich bedanken bei der Leiterin des Hauses der Stadtgeschichte/ Stadtarchiv, Franziska Blum-Gabelmann, und ihrem Mitarbeiter, Hansjörg Rehbein, dass sie die Veröffentlichung meiner Friedensvorstellungen im Corona-Tagebuch des Stadtarchivs ermöglichten.
Sie eröffneten damit ein wunderbares, neues Kapitel in der Bad Kreuznacher Stadtgeschichte: den Aufbruch zur Ansiedlung einer Akademie für Kommunale Konversion und Friedenspolitik (AKKF) in Bad Kreuznach und für die Ausrichtung von Bad Kreuznach als Friedenstadt.
Natürlich ist bis zur Verwirklichung dieser beiden Ziele noch ein weiter Weg zurückzulegen. Aber es gab bis hierhin schon viele positive Zeichen der Unterstützung.
Was stimmt mich im Einzelnen so optimistisch? Zu allererst bin ich immer noch begeistert darüber, dass ich nach der Veröffentlichung meines Friedenstextes im Corona-Tagebuch meine Vorstellungen auch als Blogbeitrag auf dem Web-Portal der Friedensakademie Rheinland-Pfalz an der Universität Koblenz-Landau veröffentlichen konnte. Vielen Dank dafür an die Friedensakademie, insbesondere an ihre Geschäftsführerin, Frau Dr. habil. Charlotte Dany und ihre Wissenschaftliche Mitarbeiterin Melanie Hussak M.A.:
https://www.friedensakademie-blog.eu/2021/07/22/sicherheitswende-in-bad-kreuznach-ein-vorschlag-des-politologen-markus-bach-fuer-eine-akademie-fuer-kommunale-konversion-und-friedenspolitik/
Das Friedensprojekt, das ich mit diesen beiden Veröffentlichungen für Bad Kreuznach auf den Weg bringen konnte, war und ist nur zu stemmen, weil sich viele Menschen und Gruppen von meiner Begeisterung dafür anstecken ließen und mich von Beginn an unterstützten.
Einer der stärksten Unterstützer war von Anfang an der DGB-Vorsitzende im Kreis Bad Kreuznach und Landtagsabgeordnete der SPD, Michael Simon:
Meine friedenspolitischen Überzeugungen habe ich erstmals auf einer Veranstaltung des DGB-Kreisverbands Bad Kreuznach mit dem Netzwerk am Turm zum Thema Konversion im November 2019 öffentlich ins Gespräch gebracht.
https://www.rhein-zeitung.de/region/wir-von-hier/wir-von-hier-kreis-bad-kreuznach_artikel,-gewerkschafter-otto-koenig-setzt-sich-fuer-konversion-der-ruestungsindustrie-ein-_arid,2055032.html
Der langjährige Leiter des Bad Kreuznacher Ausländerpfarramts, Siggi Pick, hat als Sprecher des Netzwerks am Turm, mein Friedenskonzept dankenswerterweise - gerade auch bei organisatorischen Problemen - durch viele Phasen mitgetragen.
Mit all‘ ihrer Erfahrung auf kommunalpolitischem Gebiet, in der Projektarbeit und beim Thema Frieden standen und stehen Michael Simon und Siggi Pick mir mit Tipps und auch mit wohlmeinender Kritik immer zur Seite.
Wertvolle öffentliche Unterstützung erfuhr ich auch von Aktiv für Frieden, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und der stiftung kreuznacher diakonie. Herzlichen Dank dafür.
Ein wesentlicher Schritt nach vorn war die Aufnahme unserer Bad Kreuznacher Friedensprojekte auf die Website von www.sicherheitneudenken.de
Mit der Werbung auf dieser friedenspolitisch bedeutsamen Seite der Evangelischen Kirche in Baden, die sicherheitspolitisch bundesweite Relevanz hat, sind wir nun auch deutschlandweit in Fachkreisen bekannt:
https://www.sicherheitneudenken.de/mach-mit/aktionsmoeglichkeiten/saeule-5/?
Nach der Etappe des öffentlichen Bekanntmachens meiner und unserer Vorstellungen konnte ich Ende September ein wegweisendes Gespräch mit Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer (SPD) zur Verwirklichung meines friedenspolitischen Konzepts führen. Eine Stunde nahm sie sich Zeit, um die Chancen meiner Vorschläge auszuloten. Wichtiges Ergebnis: Sie unterstützt mein Konzept, soweit es ihr möglich ist. Toll.
Ein weiteres Resultat dieses Gesprächs mit der OB: Es soll eine Zukunftswerkstatt „Frieden“ für und in Bad Kreuznach geben.
Die 1. Zukunftswerkstatt „Frieden“ ging folglich im November vergangenen Jahres auf meine Einladung als Veranstaltung des Netzwerks am Turm in der Bildungsstätte St. Hildegard über die Bühne. Es nahmen mit der OB Vertreter*innen der VHS, des Netzwerks am Turm, der GuT, der Friedensakademie Rheinland Pfalz, des Hauses der Stadtgeschichte, MdL Simon und ich als einladender Initiator daran teil.
Drei Stunden redeten wir uns die Köpfe heiß und unser Moderator Hansjörg Rehbein hatte alle Hände voll zu tun, die vielen, kreativen Vorschläge zu sammeln und zu strukturieren.
Hier der Link zur Zusammenfassung der hochinteressanten Ergebnisse der 1. Zukunftswerkstatt „Frieden“ in Bad Kreuznach“. Sie reichen von touristisch geprägten Konversionsspaziergängen des Vereins für Heimatkunde über Bildungsangebote zum Thema Frieden an VHS und Haus für Stadtgeschichte - beraten und unterstützt von der Friedensakademie Rheinland-Pfalz - bis zu Friedensveranstaltungen im Umfeld des Flaggentags von Mayors for Peace (Bürgermeister*innen für Frieden) durch das Netzwerk am Turm.
Ja, und nach der 1. Zukunftswerkstatt „Frieden“ ist vor der 2. Zukunftswerkstatt „Frieden“. Ihre Teilnehmer*innen werden am Samstag, 12.2.2022, coronabedingt online zusammenkommen, um die nächsten Schritte auf dem Weg zur Akademie für Kommunale Konversion und Friedenspolitik sowie zur Umsetzung des Konzepts Friedensstadt Bad Kreuznach zu gehen.
Zur 2. Friedenswerkstatt am 12.2.22 lade nicht mehr ich ein, sondern nun Dr. Heike Kaster-Meurer. Diese Tatsache verdeutlicht die besondere Wertschätzung, die die Oberbürgermeisterin dem Friedensthema für ihre Stadt beimisst.
Mittlerweile gibt es auch weitere Interessent*innen für die Friedenswerkstatt und das Thema Frieden in Bad Kreuznach. Eine Bildende Künstlerin aus Rheinland-Pfalz will mitwirken und das Thema Frieden in Bad Kreuznach mit einer Ausstellung umsetzen.
Außerdem hat eine der führenden deutschen Friedensorganisationen angefragt, ob sie an der 2. Friedenswerkstatt in Bad Kreuznach teilnehmen könne.
Schon jetzt hat das Thema Frieden Bad Kreuznach einen unerwarteten Werbeeffekt beschert, der noch ausgebaut werden und unserer Stadt akademische Studiengänge und qualifizierte Arbeitsplätze im Bereich der Friedensthematik bringen soll.
Dass so etwas möglich ist, zeigt eindrucksvoll die Entwicklung des Umweltcampus Birkenfeld, der für mich von Anfang an ein herausragendes Beispiel für innovative Ansiedlungspolitik kombiniert mit moderner Bildungs- und Strukturpolitik darstellt.
Der Mann, der die Idee Umweltcampus Realität werden ließ, heißt Dr. Ernst Theilen (SPD), war Landrat für den Kreis Birkenfeld und Innen-Staatssekretär in Rheinland-Pfalz.
Dr. Theilen hat mir für mein Friedenskonzept in Bad Kreuznach nicht nur Glück gewünscht, sondern mir auch den Kontakt zum Vorsitzenden der Wilhelm-Dröscher-Stiftung, Prof. Michael Dröscher, hergestellt. Prof. Dröscher will unser Friedensprojekt ideell unterstützen. Ich bedanke mich bei Dr. Theilen und bei Prof. Dröscher für ihre Unterstützung ganz herzlich.
In Zeiten, in denen der Klimawandel unseren Planeten in seiner Existenz bedroht; in Zeiten, in denen Corona viele Menschen tötet und unsere Gesellschaften in Ausnahmezustände versetzt; in Zeiten, in denen Faschisten wieder ihre widerwärtigen Ziele verfolgen und in denen Europa sich vor Krieg wieder fürchtet, ist es wichtig, dass wir alle dem Frieden dienen und für ihn arbeiten - so visionär, wie es die Nobelpreisträger*innen für das UN-Atomwaffenverbot der Organisation ICAN machen und wie es Bundeskanzler Adenauer und Staatspräsident de Gaulle in Bad Kreuznach vormachten. Nehmen wir uns an ihnen allen ein Beispiel und schaffen wir den Friedenscampus Bad Kreuznach.
Markus Bach M.A.
Demokratie ist eine soziale Gemeinschaft und keine Ansammlung von Egoisten
Schon wieder Quarantäne im Altenheim, schon wieder Einsamkeit für meine Mutter und die anderen Bewohner*innen, die ihre Zimmer nicht verlassen dürfen, zum wiederholten Male quasi eingesperrt zum Schutz vor der tödlichen Bedrohung durch das Corona-Virus.
Ich muss an die Bilder aus der Fernsehberichterstattung denken. Die sogenannten Spaziergänger ziehen demonstrativ an einer Klinik vorbei, während oben auf der Intensivstation Menschen, zumeist Ungeimpfte, um ihr Leben kämpfen. Vor der Klinik stehen fassungslos und wütend Pfleger*innen.
Ich war bei der ersten Corona-Mahnwache auf dem Kornmarkt, wo der über 110.000 Corona-Toten in Deutschland gedacht und dem tapferen und aufopfernd arbeitenden Menschen l in den Krankenhäusern gedankt wurde. Dafür dem Initiator, meinem ehemaligen Kollegen Stefan Butz, ein herzlicher Dank. Anschließend bin ich zum Stadthaus gelaufen, wo ich mein Auto geparkt hatte. Wegfahren konnte ich erst, als die schier endlose Kolonne von „Spaziergängern“ an mir vorbeigezogen war. Es herrschte eine entspannte. fast heitere Stimmung, so als wäre man zu einem Fußballspiel oder Konzert unterwegs. Einige kenne ich, auch jene Abgedrehte, die sich auf dem Weg in den Faschismus oder in eine Diktatur wähnen. Den Montag für ihren Spaziergang zu wählen, ist eine Anmaßung sondersgleichen jenen Deutschen gegenüber, die in der ehemaligen DDR gegen die Diktatur und für ihre Freiheit auf die Straße gingen, nicht wissend, ob sie dafür eingesperrt bzw. mit ihrer Gesundheit oder mit ihrem Leben bezahlen.
Was soll ein demokratischer Staat für ein Interesse haben eine Scheinkrise zu produzieren? Es kostet Miliiarden an Steuergeldern, um unsere Gesellschaft stabil zu halten. Unter den Gegner gibt es sicherlich viele Menschen, die die Gefahr eines Gesundheitsschadens durch Impfung höher einschätzen als der Schutz durch den Piks in die Schulter. Sie gilt es it Fakten vom Gegenteil zu überzeugen und ihnen zugleich klar zu machen, dass sie mit Demokratiefeinden spazieren. Menschen, die das abschaffen wollen, für dass sie auf die Straße gehen: die persönliche Freiheit, die selbstverständlich ihre Grenzen hat. Dort, wo die Gesundheit und die Rechte anderer gefährdet sind. Denn eine liberale Gesellschaft ist keine Ansammlung von Egoisten, sondern eine soziale Gemeinschaft.
Hansjörg Rehbein, 17. Januar 2022
In Winzenheim hörte man lautes Klingeln und Schellen - Tannenbaumsammelaktion 2022
Mal wieder richtig was los war am Samstag auf den Straßen Winzenheims. Die ehrenamtlichen Tannenbaumsammler waren im Stadtteil mit Traktoren unterwegs und schellten, um das Abholen der Tannenbäume anzukündigen. Vor den meisten Grundstücken waren die Bäume schon bereitgelegt. Dennoch verließen viele Menschen ihre Häuser, um den fleißigen Helfern in gebührendem Abstand zu danken und auch zu spenden.
Zur gleichen Zeit waren auch die Sternsinger mit Klingeln unterwegs und spendeten den Segen. War ein Sammeltrupp zufällig auf der anderen Straßenseite, unterstützten die „Entsorger“ mit den deutlich lauteren Schellen das Ankommen der Sternsinger zusätzlich und es ging dabei fröhlich zu.
Zur Tannenbaumaktion trafen sich bei herrlichem Sonnenschein und im ersten Schnee des neuen Jahres örtliche Winzer, Helfer von Motorradclub und Heimat- und Technikverein, Mitglieder des Ortsbeirates, der Ortsvorsteher und seine beiden Stellvertreter, der Gemeindearbeiter und auch einzelne hilfsbereite Bürger früh an der Schulturnhalle. Insgesamt konnten aber etwas weniger dabei sein als vor zwei Jahren, im letzten Jahr musste die Aktion pandemiebedingt ganz ausfallen.
Nachdem die aktuell gültigen Corona-Regeln überprüft und die Touren eingeteilt waren, machten sich die drei Traktoren mit ihren Mannschaften und je einer Versorgungskiste mit belegten Brötchen und Getränken auf den Weg. Nach etwas mehr als vier Stunden waren alle Bäume eingesammelt und ins Kompostwerk gebracht. Im Unterschied zu den Vorjahren fiel auf, dass mehr Bäume zusammenkamen, insbesondere mehr große Exemplare. Vielleicht hatte es sich mancher in den eigenen vier Wänden zur Weihnachtszeit besonders festlich gemacht..
Erfreuliches Fazit für Ortsvorsteher Kohl: Die Aktion brachte mit rund 1 200 Euro trotz Einschränkungen ein annähernd so hohes Spendenergebnis wie in den Vorjahren. Die Winzenheimerinnen und Winzenheimer freuten sich sichtlich über das Engagement und auch über die Möglichkeit zum Gespräch. Viele zog es auch bei Schnee nach draußen, um etwas Gemeinschaft zu spüren und einen Beitrag zu leisten. „Sehr freundlich, dabei voller Verständnis für die Regeln, wurden wir heute überall empfangen“, so Kohl, der sich dafür im Namen aller Helfer herzlich bedankt. „Auch persönlich habe ich mich sehr über das harmonische Miteinander gefreut“.Text und Foto: Charlotte Eberwien
Gefälschter Impfausweis mit tödlichen Folgen
Auch in Frankreich sind viele gefälschte Impfausweise im Umlauf, in zumindest einem Fall mit tödlichen Folgen, wie Freunde aus Pouilly-sur-Loire Astrid Böhm schreiben. Folgender Wortlaut des Briefes mit Übersetzung:
Auch in Frankreich müssen wir den Gesundheitsausweis vorzeigen und eine Maske tragen. Auf dem Gesundheitspass stehen unser Name, das Geburtsdatum, die Anzahl der Impfstoffdosen, die wir erhalten haben, das Datum der letzten Injektion und der Name des Impfstoffs. Ab dem 15. Dezember, ist bei denjenigen, die den Booster nicht erhalten haben (3. Injektion), und die 2. Impfung vor mehr als 6 bis 7 Monaten gemacht wurde, der Gesundheitspass nicht mehr gültig. Jetzt kann man bald ab dem 3. Monat nach der letzten Impfung die Booster-Impfung erhalten.
Bei Kontrollen müssen wir das Impfzertifikat vorzeigen, nur die Polizei kann den Personalausweis zusätzlich verlangen, um zu überprüfen, ob der Impfpass auf den Besitzer des Impfzertifikats ausgestellt ist. Es sind viele gefälschte Impfzertifikate im Umlauf. Eine Frau hatte sich infiziert, kam ins Krankenhaus, sie hatte einen Impfpass und man nahm an, dass sie geimpft war. Sie war schwer erkrankt. Ein Arzt ließ sie einen Bluttest machen (aber zu spät) und stellte fest, dass sie keine Antikörper gegen Covid-19 hatte. Mit einem falschen Pass behandelten die Ärzte im Krankenhaus sie wie eine geimpfte Person und sie starb.
Luc und ich erhielten Anfang Dezember unsere 3. Impfung mit Pfizer. Bei uns gab es keine Nebenwirkungen. Die Kinder wurden Ende Juni geimpft (2.Impfung), sie erhalten die 3. Impfung bis Weihnachten. Karine und Astrids Ehemänner hatten Fieber und waren nach der 2.Impfung sehr müde. Der negative PCR-Test für diejenigen, die nicht geimpft sind, ist nur für 24 Stunden gültig und ersetzt den Gesundheitspass (pass sanitaire), um ein Restaurant, ein Kino, ein Theater zu betreten, eine Person im Krankenhaus zu besuchen usw. Bei uns wird darüber nachgedacht, dieses Vorgehen abzuschaffen, wenn die Mehrheit sich im Falle einer Abstimmung für den "PASS VACCINAL" entscheidet.
Jetzt sprechen wir über einen "PASS VACCINAL" für diejenigen, die die 3 Impfungen erhalten haben, Dieser würde es uns ermöglichen, das Haus zu verlassen, in Restaurants zu gehen, Sport zu treiben .... Das heisst nicht, dass es eine Impfpflicht gibt. Aber ohne diesen "PASS VACCINAL" können Sie nichts anderes tun als einzukaufen und zur Arbeit gehen.
Dies soll im Januar 2022 untersucht werden. Somit wäre dann der "PASS VACCINAL" gültig... dazu mehr im Jahre 2022.
Französischer Originaltext:
En France aussi, nous devons montrer le pass sanitaire et porter un masque.
Sur le pass sanitaire, il y a notre nom, notre date de naissance, le nombre de dose de vaccin que nous avons reçu, la date de la dernière injection et le nom du vaccin.
À partir du 15 décembre, ceux qui n'ont pas reçu le rappel (3ème injection), et, le pass sanitaire ne sera plus valide.
Maintenant à partir du 5ème mois même 4ème mois bientôt, tu peux recevoir la 3ème dose de vaccin.
Nous ne présentons que le pass sanitaire, seule la police peut nous demander la carte d'identité en plus, pour vérifier si le pass nous appartient bien.
Il y a un trafic de faux pass sanitaire.
Une femme a attrapé la corona, a été hospitalisée, elle avait un pass sanitaire donc normalement devait être vaccinée.
Elle a eu une forme grave. Un médecin lui a fait faire une prise de sang (mais trop tard) et s'est aperçu qu'elle n'avait aucun anticorps contre la covid 19. Ayant un faux pass sanitaire, les médecins de l'hôpital l'ont soignée comme une personne vaccinée et elle est morte.
Luc et moi avons reçu notre 3ème injection de Pfizer début décembre. Nous n'avons eu aucun effet secondaire. Les enfants ont été vaccinés fin juin (2ème dose), ils vont recevoir la 3ème dose d'ici Noël. Les maris de Karine et d'Astrid avaient eu de la fièvre et étaient bien fatigués pendant 1 jour après la 2ème dose.
Le test PCR négatif pour ceux qui ne sont pas vaccinés n'est valable que 24h et remplace le pass sanitaire pour entrer dans un restaurant, un cinéma, un théâtre, aller voir une personne hospitalisée etc... Il serait question de le supprimer si le "PASS VACCINAL" est voté.
Maintenant, on parle d'un "PASS VACCINAL" pour ceux ayant reçu les 3 doses qui nous permettraient de sortir , d'aller au restaurant, faire du sport... Ceci pour ne pas dire que le vaccin est obligatoire. Mais sans ce PASS, tu ne pourras rien faire sauf tes courses et aller travailler.
Cela doit être étudié en janvier 2022. Ainsi seul le PASS VACCINAL serait valable... à suivre en 2022.
Nach dem Test ein leckeres Stück Kuchen
Auf der Suche nach einem Testzentrum in Bad Münster am Stein bin ich am Café „Süße Ecke“ fündig geworden. In diesem traditionsreichen Haus bekommt man auch heute mit die besten Kuchen und Torten in Bad Münster. Dieses Café ist beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Beim Verzehr von den vielen Leckereien kann man gleichzeitig die Bleiverglasungen betrachten, die bereits 1900 auf der Weltausstellung in Paris zu bewundern waren.
Durch die neuen Corona-Regel 2G+ konnte vielen treuen Besuchern, die zwar geimpft oder genesen waren aber keinen negativen Testnachweis vorlegen konnten, der Eintritt nicht gestattet werden. Dies sehr zum Bedauern der Café-Inhaberin.
Durch die Einrichtung eines eigenen Testzentrums können sich die Gäste vor Betreten des Innenraums nun vorher problemlos impfen lassen. Der Zugang zu dem Testzentrum besteht aus einem separaten Ein- und Ausgang, über die Terrasse gelangt man durch einen separaten Eingang in den Gastraum.
Astrid Böhm
Dabei gewesen: Herzbuben Leo und Romeo bastelten mit meinen Kusinen Lebkuchenhäuschen
„Seit Wochen kann ich meine Herzbuben Leo und Romeo nicht mehr an mich drücken, sondern den beiden kleinen Söhnen meiner Kusine Elena nur über Whats App zuwinken.“ So begann ich den ersten Eintrag in unserem Corona-Tagebuch am 17. April 2020. Seither habe ich die beiden Jungs nur zweimal gesehen. Jetzt war ich zum Basteln von Lebkuchenhäuschen eingeladen.
„Hallo Hansjörg“. Zunächst wurde ich von Leo (5) und Romeo (3) freudig begrüßt. Die beiden standen schon an der Haustür und blickten erwartungsvoll. Natürlich hatte ich was mitgebracht. In der ersten halbe Stunde bekam ich alle Spielsachen vorgeführt, begeistern ließ ich mich von einem Riesenparkhaus, aus dem die Autos runtersausten wie auf der Rutschbahn. Die Turnübungen auf der Couch beklatschte ich und öffnete anschließend mit Romeo ein Türchen seines Weihnachtskalenders und schaute zu, wie der kleine Nascher die Schokolade genussvoll verspeiste. Dann riefen Elena und ihre Schwester Larissa uns alle an den Tisch. Jetzt ging´s los. Ich hatte die Fotokamera dabei. In der nächsten Stunde vergas ich alles Bedrückende, die Sorge um kranke Freunde, die verfluchte Corona-Pandemie. Von diesem Besuch zehrte ich noch das ganze Wochenende. Ich schaue mir immer wieder gerne die Fotos an.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Genießen Sie die Vorweihnachtszeit und die Feiertage so gut wie es Ihnen möglich ist. Es gibt nicht nur Corona in unserem Leben.
Hansjörg Rehbein
Bei uns wird die Corona-Situation immer komplizierter
Von ihren Erfahrungen mit 2Gplus berichtet Astrid Böhm: „ Wenn man in eine Gaststätte gehen möchte, muss man entweder geimpft oder genesen sein und einen negativen Test vorweisen (we call it 2G-plus, G = geimpft – vaccinated or G = genesen – recovered, + = negativ getestet – negatively tested).
Auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Münster mussten wir am Eingang den Impfpass, Personalausweis vorzeigen und ein zusätzliches Datenblatt ausfüllen. In einer Halle waren weitere Weihnachtsstände zu sehen. Wieder musste vor Betreten der Impfpass und Personalausweis vorgezeigt werden
Bischof Nikolaus wurde sehnlichst erwartet
Unter den üblichen Bedingungen in der heutigen Zeit wie 2 G +, Abstand und Maske durfte auch Bischof Nikolaus alias Alfred Koblitz am Montag die Bewohnerinnen und Bewohner in unseren Altehilfeeinrichtungen St. Josef und St. Elisabeth in der Mühlenstraße auf dem Gelände St. Marienwörth besuchen.
Am Nikolausnachmittag wurde Bischof Nikolaus alias Alfred Koblitz im Haus St. Josef und St. Elisabeth schon sehnlichst erwartet.
In allen Wohnbereichen der Altenhilfeeinrichtung der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz in Bad Kreuznach wurde er herzlich willkommen geheißen. Die jeweiligen Alltagsbegleiterinnen hatten individuell kleine Feiern vorbereitet, ganz traditionell wurde Kaffee, Kakao, Punsch und Adventsgebäck angeboten.Beispielsweise trug die Bewohnerin Adelheid Fuchs gemeinsam mit der Praktikantin Daniela Forster im Wohnbereich eins das Gedicht von Knecht Ruprecht vor. Isabell Petermann ist im Haus St. Josef für die Soziale Betreuung verantwortlich und hat gemeinsam mit Seelsorgerin Schwester Anita, Ordensschwester der Mägde Mariens der Unbefleckten Empfängnis, den Nikolausbesuch organisiert. Bischof Nikolaus ging zu allen Bewohnerinnen und Bewohnern, um einen lieben Gruß und einen Schokoladennikolaus zu überbringen. Überall wurde er herzlich begrüßt.
Er berichtet: „Mein Besuch weckte bei den Seniorinnen und Senioren viele Erinnerungen. Zum Teil kannte ich noch einige von früheren Besuchen. Ich komme immer sehr gerne hierher und hoffentlich noch viele Jahre.“ Bereits zwölf Mal schon besuchte Alfred Koblitz in den vergangenen Jahren die Häuser St. Elisabeth und St. Josef, um die Bewohnerinnen und Bewohner in der Altenhilfe und des Betreuten Wohnens nicht nur mit den süßen Gaben zu erfreuen. Alfred Koblitz war in seinem beruflichen und auch privaten Leben immer für seine Mitmenschen da. Die Ausbildung als Krankenpfleger hatte er 1969 am St. Marienwörth begonnen und übte diesen Beruf sehr gerne dort und in der Ökumenischen Sozialstation im Landkreis Bad Kreuznach in Hargesheim bis zu seiner Rente 2014 aus.
Isabell Petermann ist noch ganz gerührt vom Nikolausnachmittag: „Viele unserer Bewohner erzählten von den typischen Ritualen zu Hause und erinnerten sich mit glänzende Augen gerne daran. Es war ein stimmungsvoller Nachmittag.“Ruth Lederle
Der Wunsch nach weihnachtlicher Vorfreude
Elke Schowalter aus Bad Kreuznach lässt für unser Corona-Tagebuch die beiden zurückliegenden Jahre Revue passieren, Sie ist überzeugt, dass wir „irgendwann auch diese Pandemie überwunden und hoffentlich auch die richtigen Lehren daraus gezogen haben.“
Sie blickt zurück bis in den März 2020: Wir konnten gerade noch den Winterurlaub im Kreuth genießen und uns mit Lutz und Gitta sowie mit Stefan und Familie treffen. Am Freitag, den 13. März wurden in Bayern die Schulen geschlossen, am 14. konnten wir nach Hause fahren allerdings ohne den geplanten Aufenthalt in Gomaringen, was wir sehr bedauert haben, zumal wir Christofs 50. Geburtstag feiern wollten.
Zunächst wurde alles heruntergespielt. Unser Gesundheitsminister Spahn und die Virologen strahlten Zuversicht aus. Alles sei gut zu bewältigen, in China gebe es schon weniger neue Infektionen. Dann aber brach die Katastrophe auch über Europa herein. Österreich, Spanien und Frankreich wurden schwer getroffen, auch bei uns waren Tote zu beklagen. Alle Veranstaltungen wurden abgesagt, wir sollten weitgehend alleine zu Hause bleiben. Spaziergänge zu zweit waren erlaubt, ebenso das Einkaufen und Arztbesuche. Zunächst wurde Mundschutz als unnötig erachtet, dann doch empfohlen. Aber es fehlte an allem, auch besonders in den Krankenhäusern, Altenheimen. Die Kinder mussten zu Hause bleiben, bekamen ihre Aufgaben über das Internet. Die Stadt war gespenstisch ruhig,
Für uns war der „Lock-down“ eigentlich erträglich. Wir nutzten unser Wochenendhaus zu erholsamen Stunden, gingen viel spazieren, versorgten den Garten und waren mit Kindern, Enkeln, Familie und Freunden in telefonischem Kontakt. Andreas besuchte uns zweimal, Ostern verbrachten wir allein zu Hause mit Fernseh-Gottesdienst. Die Gemeindepfarrer schickten uns Andachten aufs Handy, um 19 Uhr läuteten alle Kirchenglocken zum kurzen Innehalten,
Am 20. April tragen erste Lockerungen in Kraft. Einige Läden durften öffnen, aber Zusammenkünfte mehrerer Menschen blieben verboten. Wir halten uns an die Vorgaben. An Gerds Geburtstag haben wir mit Mechtild und Ullo im Garten Kaffee getrunken.
Langsam werden viele Menschen ungeduldig, vor allem die jüngeren. Die Wirtschaft ist überall eingebrochen. Rufe nach Öffnungen werden lauter. Protestaktionen formieren sich, wobei sich da allerlei Rechte, Verschwörungstheoretiker oder Impfgegner sammeln. Zum Glück waren die Zahlen der Infizierten und Verstorbenen in Deutschland relativ niedrig, es wurde auch in den Krankenhäusern vorgesorgt, so dass es nicht zum befürchteten Zusammenbruch des Gesundheitswesens kam. Aber schwere Erkrankungen gab es schon, auch bei jüngeren Menschen. Daher bleiben wir weiter vorsichtig.
Am 12. Mai starb Erika im Heim in Enkenbach. Eine stille Begräbnisfeier im kleinen Familienkreis war möglich.
Allmählich werden die Verbote gelockert, sogar Reisen und Restaurantbesuche sind ab Mitte Juni wieder möglich. Wir warten zunächst ab.
Wir haben uns schon mit Freunden getroffen, aber immer nur zu viert, haben auch je einen Gottesdienst in Kreuznach und Neudorferhof besucht.
Aber noch ist die Gefahr nicht vorüber und wir hoffen weiter, dass wir gesund bleiben und ein neuer Ausbruch verhindert werden kann. (Allerdings flammen immer wieder „Hotspots“ auf).
Wie es weitergeht weiß niemand so recht, auch die Virologen sind sich nicht einig. Alle Planungen sind mit Fragezeichen versehen. (Anmerkung der Autorin: diesen Text habe ich am 27. Juni 2020 geschrieben).
Mittlerweile ist es Juni geworden, die Beschränkungen wurden gelockert. Reisen und Restaurantbesuche und Treffen mit mehreren Personen sind möglich. Wir haben uns mit verschiedenen Freunden treffen können, meist im Garten. Auch das Kusinen-Treffen konnte auf dem Kaplaneihof stattfinden. Es waren fast alle gekommen und alles sehr harmonisch. Anschließend verbrachten wir noch eine erholsame Woche im Hotel Seeblick. Unser Sommerurlaub! Auch daheim konnten wir noch mehrmals ins Freibad gehen.
Aber ansonsten haben wir uns an die Aha-Regeln gehalten (Abstand-Hygiene-Alltagsmaske) alles schon etwas seltsam. Christof und Familie konnten uns in den Ferien für ein paar Tage besuchen – Annika und Dominik schliefen im Zelt bzw. unter freiem Himmel! (Daniel). Sie konnten auch Fam. Andreas treffen. Das waren wundervolle Tage für uns.
Aber leider war das Virus nicht so friedlich.
Auch die Menschen wurden immer ungeduldiger. Urlaubsreisen wurden erlaubt, auf Mallorca war der Teufel los, in den Anlagen wurde gefeiert, ohne Abstandsregeln. Sog. Querdenker aller Arten trafen sich zu Massendemos. Impfgegner, Rassisten, Rechtsextreme mischten sich mit allerlei Verschwörungstheoretikern und Alu-Hut-Trägern. Die Polizei hatte viel zu tun. Ich kann das nicht verstehen. In den USA leugnet der Präsident weiter alles. Brasilien kann die Toten kaum noch bestatten und auch in Europa flackern immer neue Hotspots auf.
Die großen Ferien haben Lehrer und Schüler etwas entlastet. Alles ruft nach digitalem Unterricht. Es fehlen dafür aber alle Voraussetzungen. Der September war noch herrlich sommerlich und viele Leute dachten schon es wäre nun vorbei. Allerdings warnten die Virologen und auch der Gesundheitsminister vor der „zweiten Welle“. Die kam auch prompt mit den kühleren Temperaturen.
Wir konnten im September noch ein schönes Wochenende mit Nordmann und Rasselenberg in Saarbrücken verbringen. Auch noch Geburtstag bei Wagners und Ullo feiern. Dann war es schon wieder aus!
Die Infektionszahlen sind sprunghaft angestiegen, die Rückkehr aus dem Urlaub und andere unvorsichtige Zeitgenossen waren da nicht ganz unbeteiligt, aber auch die kalte Witterung trug dazu bei, dass ab November wieder alles dicht ist: Keine Restaurants, Kino. Konzerte oder sonstige Feste. Weihnachtsmärkte, Fastnacht etc. fallen aus, Sportveranstaltungen finden ohne Zuschauer statt. Nur die Geschäfte bleiben offen, ebenso die Schulen, Präsenzunterricht heißt nun das Zauberwort, die Einrichtungen sollen offenbleiben. Lehrer sind nicht alle glücklich damit. Unsere Familie ist bis jetzt verschont geblieben, wir hoffen, dass es so bleibt. Benjamin hat sein Abi gemacht – ohne Feier, nun beginnt das Studium halt überwiegend digital, für Lara ist es genauso. Zum Glück wohnen sie daheim. So dass sie nicht allein sind. Annika kommt in Augsburg ganz gut zurecht, sie hat ja schon einen stabilen Freundeskreis. Dominik kommt wohl auch klar, aber er vermisst den Fußball. Nele ist recht entspannt, sie bereitet sich auf das Abi vor, so gut es geht.
Nun erwarten wir den ersten Advent. Morgen soll es neue Verhaltensregeln geben, es wird aber eher strenger als bisher. Wir hoffen nun, dass wir Weihnachten zusammenfeiern können, sicher wird manches anders ein. Aber wir müssen nun durch die Zeit und versuchen, das Beste daraus zu machen.
Heute, am 25. November 2021, schreibe ich wieder einmal etwas aus den Corona-Zeiten auf. Am Vormittag habe ich einen der begehrten Termine zur dritten Impfung bekommen. So hoffen wir, dass wir an Weihnachten einigermaßen normal feiern können. Im vorigen Jahr mussten wir leider allein unterm Baum sitzen. Wir haben die Bescherung auf Abstand im Garten verbracht und uns per Zoom miteinander verständigt. Die neuen Möglichkeiten ersetzen zwar nicht die persönlichen Kontakte, helfen aber über die Einsamkeit hinweg. Spaziergänge zu zweit oder mit wenigen Freunden waren ja immerhin erlaubt. Auch Fastnacht und Ski-Urlaub fielen aus, und an Ostern war es auch nicht besser. Wir hatten keine noch keine Möglichkeit, uns impfen zu lassen, da die Ältesten den Vortritt haben sollten. So unternahmen wir immer wieder Ausflüge in die Umgebung und stauten, wie schön unsere Heimat ist. Die geplante- und mehrfach verschobene Kreuzfahrt wurde nun endgültig abgesagt – wir hätten sie sowieso nicht angetreten.
Daniels Konfirmation im Mai erlebten wir nur am Bildschirm mit. Eine Zoomkonferenz mit allen Verwandten ersetzte die Feier, es gab ein Quiz, Gedichte und Liedbeiträge, so dass es trotzdem eine schöne Feier war. Ja – die Zeiten verlangen Kreativität und Improvisation!
Umso schöner war die neue gewonnene Freiheit im Sommer. Vieles war nur möglich, sogar ein bisschen Urlaub in Deutschland. Die Impfung machte ja vieles wieder möglich. Andreas konnte seinen 50. Geburtstag in größerer Runde feiern und es fand sogar ein Schachturnier statt. Aber alles mit Abstand, Maske und strengen Regeln – Leider gibt es ja zahlreiche Impfgegner, die Corona immer noch für harmlos halten. Ich habe zwar auch ein etwas mulmiges Gefühl den eilig entwickelten Präparaten gegenüber, aber ich sehe keine Alternative zur Impfung.
Der Sommer verlief relativ entspannt. die Virologen mahnten zwar weiterhin zur Vorsicht, aber alle wiegten sich in Sicherheit. Eine trügerische Angelegenheit, wie sich später herausstellen sollte! Die Politiker waren im Wahlmodus, keiner wollte sich unbeliebt machen, dann kam die schreckliche Flut an der Ahr und anderen Flüssen und plötzlich hatte uns Corona wieder voll eingeholt. Mit Beginn der kälteren Temperaturen nahm das Virus erneut Fahrt auf und keiner war darauf vorbereitet: weder Kliniken noch Impfzentren oder niedergelassene Ärzte, nicht Schulen und auch nicht die Kommunen. Die alte Regierung, allen voran der überfordert wirkende Minister Spahn samt Kanzlerin Merkel schien schon auf dem Absprung zu sein, die neue Ampelregierung war noch mit sich selbst beschäftigt, so dass offenbar keiner das Unheil heraufziehen sah!
Nun stehen wir mit hohen Inzidenzen da, die Impfstoffe erweisen sich als weniger wirksam wie gedacht, keine will der Spielverderber sein und harte Maßnahmen verhängen. Nun sollen möglichst schnell alle geimpft werden, es wird getestet, aber Fußballspiele, Großveranstaltungen, Weihnachtsmärkte und vieles andere findet statt, erst seit kurzem werden Impfstatus oder Test kontrolliert.
Ich habe im September wieder mit der Gymnastik und den Chorproben begonnen. Wir hatten auch verschiedene Treffen mit Familie und Freunden, doch nun scheint alles wieder zurückgefahren zu werden. Ich habe keine Angst, aber ich bin doch in Sorge, wie es vor allem mit den jüngeren Leuten weitergehen soll. Die Zahlen sind furchtbar und ich weiß manchmal nicht, ob ich überhaupt noch Nachrichten ansehen oder lesen will. Nun steht der Advent vor der Tür – eigentlich frohe, erwartungsvolle Tage mit lieben Menschen und netter Gesellschaft, mit Musik und Konzerten, Gottesdienst und Weihnachtsessen! Aber wahrscheinlich muss vieles ausfallen und wir werden wieder zu Hause bleiben müssen. Dennoch versuche ich, weihnachtliche Vorfreude zu empfinden und die Zeit zu genießen. Jesus ist eben nicht in eine heile Welt gekommen. Darüber muss man sich im Klaren sein.
Elke Schowalter
Den Blick und die Gedanken auf das Schöne lenken
„Bei einem Spaziergang durch den Bad Münsterer Kurpark habe ich jungen Mitarbeitern der Bad Münsterer Touristeninformation beim Schmücken eines „Lichterschlittens“ zugeschaut“, schreibt Astrid Böhm für unser Corona-Tagebuch. Der schöne Kurpark ist auch in dieser Jahreszeit ein Besuch wert. „Nach Studium der Tageszeitung (leider zum größten Teil nur negative Corona-Nachrichten), habe ich mich zu einem erneuten Rundgang entschlossen und mich an dem leuchtenden Schlitten erfreut“, so Astrid Böhm.
Der tiefe Gräben ziehende Streit in unserer Gesellschaft schmerzt
Der Streit um den Schutz vor Corona zieht immer tiefere Gräben in unserer Gesellschaft. Wie schmerzhaft das sein kann, habe ich nun selbst verspürt. „Impflicht ist Faschismus“ schleudert mir ein Mensch entgegen, den ich seit Jahrzehnten kenne, den ich mag und mit dem ich jetzt brechen musste, weil der Faschismusvergleich meine Toleranzgrenze bei weitem überschreitet.
Wir ringen verzweifelt um den richtigen Weg, wie der Corona-Pandemie beizukommen ist. Auf der einen Seite jene, die sich zu tausenden zum Fastnachtsauftakt in den Armen lagen als gäbe es kein Corona und kein Morgen mehr, jene, die vor Angst kaum noch vor die Tür gehen, jene, die behaupten, es gebe gar kein Corona, sondern es gehe vielmehr darum, den Weg zu einer Diktatur zu bereiten. Dem entgegen steht die Mehrheit der Mitbürgerinnen und Mitbürger, die die Schutzmaßnahmen mittragen, sich impfen lassen und dies auch als eine gesellschaftspolitische Verpflichtung ansehen.
Im gesellschaftspolitischen Streit ist der Faschismusbegriff ohnehin fehl am Platz. Der Faschismus geht auf den italienischen Diktator, den Duce (Führer) Benito Mussolini (1883-1945) zurück. Faschismus steht für eine rassistische Ideologie und für das „Führerprinzip“.
Ich selbst tue mich mit einer generellen Impflicht sehr schwer, weil das ein sehr starker Eingriff in die persönliche Freiheit ist. Ich hoffe, dass wir das noch verhindern können und noch mehr Menschen sich freiwillig entscheiden, sich und ihre Mitmenschen durch impfen bestmöglich vor dem Virus zu schützen. Wer aber ernsthaft behauptet, wir steuern auf den Faschismus zu, verhöhnt, wenn auch sicherlich unbewusst, die Menschen, die vergast, erschlagen und erschossen wurden. Diese Menschen wagten es, die Mächtigen zu kritisieren oder waren für Rassisten wie die Nazis „Untermenschen“. Wer auch heute in den Diktaturen und Scheindemokratien auf der Welt sich gegen die Machthaber stellt, riskiert Leib und Leben, sei es in Peking, Moskau und Minsk, aber auch in Istanbul und von Nordkorea ganz zu schweigen.
Und was ist in unserem Land? Beide Lager haben ausreichend Gelegenheit in den sozialen Medien, auf der Straße, in den Medien, im Parlament ihre Meinung, Sorgen und Ängste kund zu tun, Dass das so ist, das müsse beide aushalten, denn das ist auch Demokratie. Hier drohen keine Folter und Tod wie in Diktaturen ohne Pressefreiheit, ohne unabhängige Justiz und ohne ein freies, von den Bürgern gewähltes, Parlament.
Hansjörg Rehbein
Pandemie ist keine Privatsache
In unserer Familie und in unserem Freundeskreis gibt es Impfverweigerer. In Deutschland sind das immer noch Millionen. Die steigenden Infektionszahlen haben mich nun angestoßen, meine Meinung zu diesem Bereich zu äußern:
Corona schränkt seit 2020 alle Aktivitäten stark ein (Lockdown). Lege eine Dokumentation über den Krankheitsverlauf in Deutschland an (3 Ordner 3/20 - 7/21). Darin sind auch meine Aktivitäten und Kontakte zu vielen Menschen und mit Organisationen festgehalten. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendlichen ( Homeschooling). Die Zahl der psychischen Erkrankungen – auch bei Kindern und Jugendlichen - hat durch die Corona-Pandemie enorm zugenommen. Die neuen Begriffe sind: 2 G, 3 G, Maskenpflicht, Abstandsparty, Distanzbier, Impfturbo, Kinnwindel. Die Krise radikalisiert die Gesellschaft – sogenannte Querdenker, Corona-Leugner und Impfskeptiker treten sehr aggressiv auf (Todesschütze 2021 in Idar-Oberstein).
2021 bringen die Vorteile für Geimpfte und Genesene die Ungeimpften auf die Barrikaden. Hat sich die Gesellschaft durch Corona und die gemeinsame Bewältigung der Situation verändert ? Es ist noch zu früh um diese Frage klar zu beantworten. Tatsache ist, dass ohne Massen-Impfungen die Pandemie nicht zu beherrschen ist. Auf den Intensivstationen liegen derzeit 90 % Personen die ungeimpft sind (Stand November 2021).
Eine Pandemie ist keine Privatsache. Und die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt (Immanuel Kant). Jetzt ist die Zeit der Bekämpfung der Pandemie, deren Ende maßgeblich durch Impfverweigerer verzögert wird.
Hans Oehler
„Theater macht nicht krank“ – Digitale Kulturangebote ersetzen nicht den Live-Genuss
Der Kulturbetrieb in unserem Land ist wieder angelaufen, wenn auch noch unter Corona-Schutzbestimmungen. In der Szene geht jedoch die Sorge um, dass es nicht mehr so sein wird, wie es vor der Pandemie war. In der Bayrischen Staatsoper in München, meist mit ihren 2000 Plätzen ausverkauft, verlieren sich 500 Besucher*innen. Das berichtete Thomas Schwarzer, beim Deutschen Bühnenverein im Landesverband Bayern für die Pressearbeit zuständig, bei einem Seminar über „Strategien der Öffentlichkeitsarbeit“, an dem ich kürzlich in Heidelberg teilnahm. Sein Appell. „Theater macht nicht krank“.
Die Angst vor Ansteckung ist aber nur ein Grund für den Besucherrückgang. Corona hat wohl einen Trend beschleunigt, der die Spielstätten nun hart trifft. Die klassischen Konzertbesucher sterben aus, jüngere Menschen sind kein Abo-Publikum. Hinzukommt, dass Umfragen zufolge die Motivation nach zwei Lockdowns gesunken ist und die Menschen sich mit digitalen Angeboten, von der Wohnzimmercouch aus betrachtet und gehört, zufriedengeben.
Dazu kann ich nur sagen. Gehen Sie wieder in die Oper, ins Theater, ins Kabarett, in Konzerte, Lesungen und Ausstellungen. Diese einmalige Atmosphäre vor Ort ist durch nichts zu ersetzen.
Grafik: Die Bundesregierung hat das Rettungsprogramm Neustart Kultur verlängert. Es wird mit einer Milliarde Euro zusätzlich ausgestattet. Insgesamt stehen damit zwei Milliarden Euro für Neustart Kultur zur Verfügung. Hier finden Sie einen Überblick.
Zusätzlich hat der Bund einen Sonderfonds für Kulturveranstaltungen aufgelegt, für den er bis zu 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Dieser Fonds ergänzt die bestehenden Hilfen des Bundes für die Kulturbranche, die mit Neustart Kultur im vergangenen Jahr begonnen wurden.
Hansjörg Rehbein
Erinnerung an ein Deutsch-Amerikanisches Weihnachtsfest im Jahre 1977
Bedingt durch Corona, verbringe ich mehr Zeit in den eigenen vier Wänden. Kürzlich habe ich mir einmal alte Aufnahmen aus den 70er-Jahren angeschaut.Während dieser Zeit bestand für amerikanische Soldaten die Möglichkeit, im Rahmen der deutsch-amerikanischen Freundschaft das Weihnachtsfest in einer Bad Kreuznacher Familie zu verbringen.
Nach Anfrage bei den Zuständigen des Headquarters of the 8th Infantry Division in Bad Kreuznach erhielten wir die Zusage, dass zwei GI’s am 1. Weihnachtstag im Jahre 1977 bei uns zu Gast sein werden. Nach einem guten Mittagessen und anschließendem Kaffeetrinken in unserer „guten Stube“ verließen uns die beiden Gäste, bewaffnet mit einer Flasche „Rhoihesse-Woi“ und guten Erinnerungen an die „Deutsche Weihnacht“.
Als kleines Souvenir erhielt ich viele Jahre später einen „Barracks Pass“ von einem der Armeeangehörigen mit Namen Olson.
Astrid Böhm
Langsam wachsende Normalität in der Corona Pandemie
Auch wenn wir uns dem Herbstwetter nähern, kürzere Tage, können wir endlich wieder langsam wachsende Normalität in unserem Leben in der Corona Pandemie genießen.
So bot unsdas Gässjefest auf dem Eiermarkt wunderschöne Augenblicke glücklicher und interessanter Gespräche, das Wiedersehen lange nicht kontaktierter Bekannten und Freunden, der Genuß selbstgebackener Kuchen und gegrillter Würste. Das Fest war so schön vorbereitet und logistisch organisiert. Vielen Dank allen ehrenamtlichen Helfern.
Ob jung ob alt, die Gäste strahlten so viel Freude und Entspannung aus, das man davon angesteckt wurde. Jeder hatte viel zu berichten, zu lachen, zu zeigen. Da brachte der kleine Starkregen nur kurze Unterbrechung ohne die Laune der Gäste zu schmälern. Rechtzeitig zur Modenschau der Westerberger Boutique (Foto) öffnete sich der Himmel und die Sonne ließ auch dieses Ereignis als wunderschön erleben.
Lassen wir uns anstecken von diesen kleinen aber wichtigen glücklichen Lebensaugenblicken, dann meistern wir auch die langsam aufkommende Covid-19 Infektiuonswelle.
Charlotte Eberwien
Amerikanischer Brieffreund rechnet mit der vierten Welle
Post aus den USA hat Astrid Böhm bekommen. Den Brief hat sie für unser Corona-Tagebuch übersetzt. !Auf meine Frage an einen Brieffreund, ob er von der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands gehört hat und ob es in den USA z.Zt. einen Lockdown gibt antwortete er mir Folgendes:“
Hi Astrid
I saw video on the news. I remember from maybe 35 years ago that the Nahe overflowed, and all of downtown BK was flooded out. A lot of towns there have a river running through them, so no surprises.
Every state has its own rules, regarding lock-downs. I think the 4th wave is coming, so it is likely. I have not stopped any cautions, and still wear a mask out of the house and constantly sterilize hands.
Alex
Hallo Astrid
Ich habe ein Video in den Nachrichten gesehen. Ich erinnere mich, als vor ungefähr 35Jahren die Nahe über die Ufer trat und die Stadtzentrum von Bad Kreuznach unter Wasser stand. Da alle diese Städte an einem Fluss liegen, kam das Ganze für mich nicht überraschend.
Jeder Staat hat seine eigenen Regeln, was Lockdowns betrifft. Ich denke, dass die 4. Welle sehr wahrscheinlich kommt. Ich treffe weiterhin Vorsichtsmaßnahmen und trage immer noch eine Maske außerhalb des Hauses und sterilisiere ständig die Hände.
Alex
Lassen Sie sich impfen ! – 200. Eintrag im Corona-Tagebuch
Unseren 200. Eintrag im Corona-Tagebuch nutzen wir wieder für eine kleine Zwischenbilanz, denn das Virus bestimmt nach wie vor unseren Alltag. Die Inzidenz, das heißt die Zahl der Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner, ist der entscheidende Maßstab, wie viel Freiheiten in unserem Leben erlaubt sind. Nachdem ein Sinken auf fast Null wieder die Schutzbestimmungen gelockert haben, sind wir wieder über zehn, mit steigender Tendenz. Die Furcht von einer vierten Welle, nicht zuletzt wegen der Delta-Variante, ist allgegenwärtig. Urlaubsplanung und Freizeitgestaltung, die Sorgen darüber treten angesichts des Leids, das die Flutkatastrophe in der Eifel und in Trier über die Menschen dort gebracht hat, völlig in den Hintergrund.
Ich bin mittlerweile zweimal geimpft und kann es den Verweigerern und Zaudernden nur ans Herz legen; „Lassen sie sich impfen! Nur so, das ist meine feste Überzeugung, gewähren wir uns und unseren Mitmenschen bestmöglichen Schutz.
Bedanken möchten ich mich bei den mittlerweile über 40 Autoren und Autorinnen, die mit unterschiedlichsten Beiträgen aus dem Corona-Tagebuch eine vielgelesene Rubrik auf der Homepage Haus der Stadtgeschichte gemacht haben.
Wir haben das Corona-Tagebuch am 17. April 2020 begonnen und hoffen, dass wir es spätestens in 2022 nicht mehr fortführen und uns noch stärker anderen Themen zuwenden können.
Hansjörg Rehbein,
26. Juli 2021
Wir sind geimpft und hoffen auf ein normales Leben
Astrid Böhm und Volker Ritter aus Bad Münster am Stein Ebernburg haben Post von ihren Freunden aus der französischen Partnerstadt Pouilly-sur-Loire bekommen:
Liebe Freunde,
danke, es geht uns gut. Wir wurden beide mit Biontech/Pfizer geimpft, ich war nach der 2. Impfung etwas krank, aber nur für einen Tag. Ich hoffe, dass wir dadurch ein normales Leben haben werden. Unser Gesundheitsminister hat schon die 4. Welle angekündigt. Wir haben trotzdem Lust, ein wenig durch Frankreich zu reisen: Anfang August in die Pyrenäen und im September nach Belle-île-en Mer in der Bretagne (Foto). Wir arbeiten auch im Garten und fahren viel Fahrrad.. aber das Wetter ist im Moment wirklich schlecht.
Viele Grüße
Michel und DominiqueBitte keine böse Überraschung: Die Mutanten sollen schön brav bleiben
Daran muss man sich erst wieder gewöhnen. Wir waren zum 60. Geburtstag einer guten Freundin eingeladen, die mit 60 Menschen aus ihrem Familien- und Freundeskreis im Hof eines Weinlokals bei schönem Wetter und guter Stimmung feierte. Der Text auf der Einladung war wegen der Corona-Hinweise fast doppelt so lang wie üblich. Wer mit was, wann und wo geimpft wurde, mit und ohne Nebenwirkungen, war natürlich auch ein Gesprächsthema an allen Tischen. Aber: Man traut sich wieder, einen Menschen, den man mag, zu umarmen, wenn auch noch zögerlich und nur kurz, denn es ist ja noch nicht vorbei! Es gab kein Gedrängel am heiß-kalten Buffet, man hielt Abstand.
Die Kinos und Discotheken haben wieder geöffnet, es steht ein Sommer mit vielen Konzerten, Festen und weiteren Veranstaltungen an, leider wieder ohne unseren geliebten Jahrmarkt. Da könne wir nur hoffen, dass die Mutanten nicht zu Spaßverderbern werden. In seinem Impfquotenmonitoring nennt das Robert-Koch-Institut den 25.9 als den Tag, an dem schätzungsweise 80 Prozent aller Deutschen geimpft sein sollen. Dann sollen alle die Geimpften zumindest vor einem schweren Verlauf einer Covid-Erkrankung geschützt sein, die Nichtgeimpften gut geschützt vor einer Ansteckungsgefahr, die aber nicht völlig ausgeschlossen werden kann. Ganz ohne Risiko geht Leben eben nicht.
Aber: Impfen ist wichtig. Den Appellen kann ich mich nur anschließen.
Übrigens: Kaffeemann Karl-Heinz Schau ist wieder auf dem Wochenmarkt. Darüber freuen sich seine vielen treuen Stammgäste.
Hansjörg Rehbein
Maske guckt in die Röhre
Kürzlich haben Verwandte und ich nach einem guten Essen im Restaurant 3Buchen auf dem Golfplatz die Gelegenheit genutzt, einen Spaziergang über das Gelände zu machen und die Skulpturen von Kubach-Wilmsen zu bewundern. Da kam uns die Idee zu dieser originellen Aufnahme," die Astrid Böhm und Marion Jung uns für das Corona-Tagebuch geschickt haben.
Corona – Die Pandemie aus Sicht der Bad Kreuznacher Jusos
Die Corona-Pandemie hat uns auf vielfältige Weise das vergangene und das jetzige Jahr begleitet. Kreative Ideen waren und sind gefordert. Politik bei uns lebt von der Debatte, dem Diskutieren und Erörtern im persönlichen Miteinander, geprägt von gemeinsamen Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Ausflügen. All das viel durch Corona weg. Und dann stand auch noch die Landtagswahl an.
Wir rückten enger zusammen, suchten den Austausch untereinander durch Veranstaltungen, die wir mit Skype oder Zoom organisierten. Gesprächsstoff gab es durch Corona genug. Gerade wir Jugendlichen merkten, wie sehr uns unsere Freiheiten fehlten, die wir in einer Welt aus der Zeit vor Corona kannten. Sei es der Präsenzunterricht, die Ausbildung, das Studium, der täglichen Arbeit, Kurzarbeit (…). Die Pandemie traf uns alle in ganz unterschiedlichen Bereichen, aber jeden doch gleich in allen Bereichen seines Lebens. Wir erlebten wie selbstverständlich diese Dinge für uns waren – aber vor Corona war uns dieser Selbstverständlichkeit nicht bewusst. Wir mussten lernen, auf das im ersten Blick Unverzichtbare zu verzichten. Auch wenn die letzten Wahlkämpfe zunehmend von Digitalisierung und den sozialen Medien geprägt waren, sollte der Landtagswahlkampf 2021 ein neues Format annehmen.
Es tat gut miteinander diese Erfahrungen zu tauschen, solidarisch zu sein mit sich und seinen Mitmenschen. Wir wollten unsere Kandidierenden im Kreis Bad Kreuznach gut unterstützen, ihnen unsere Solidarität zeigen, dass wir auf sie bauen, damit wir eine starke Stimme in Mainz haben. Den eins hat uns Corona gezeigt, dass Landespolitik ein entscheidender Faktor im Managen der Krise ist. Und dann legten wir los: Banneraktionen an gut sichtbaren Standorten im Landkreis, das Aufbauen von Wahlständen to go, gemeinsame Videoveranstaltungen mit unseren Kandidierenden, Social Media, Flyer falten und an die Haushalte verteilen und vieles mehr. Gerade letztgenanntes bot einen attraktiven Ausgleich an der frischen Luft. Vollgepackte Jutetaschen waren gerade in den Mehrparteienhäusern der Hohen Bell schnell verteilt. Und dass ein oder andere Mal entdeckte man einen noch unbekannten Flecken seiner Heimat. Umso freudiger war das Ergebnis der Landtagswahl für uns Jusos.
Die Leute die wir versucht haben zu erreichen mussten sich ebenso auf die neue Wahlkampfführung einstellen. Wir stellten fest, dass die Organisation von digitalen Veranstaltungen schwieriger war als gedacht. „Wie wird eingeladen? Wer verteilt den Link an die, die teilnehmen möchten? Nehmen wir Zoom, Skype, MS-Teams, etc.? Klappt alles mit der Technik?“, lauter Fragen die wir beantworten mussten.
Rückblickend haben die klassischen Wahlkampfmittel (Banner, Flyer, Zeitung, Postings) in diesem Wahlkampf mehr an Bedeutung gewonnen, als anfangs erwartet wurde. Es waren die einfachen Wege auf denen es die Menschen gewohnt waren Informationen zu bekommen.Leider wurde im Wahlkampf deutlich, wie sehr versucht wurde aus der Pandemiepolitik Kapital zu schlagen. Wir wünschen uns eine Politik, in der die Verantwortlichen in der Lage sind, gemeinsam das Richtige für die Gesellschaft zu tun. Diskurs muss sein – keine Frage. Jedoch nicht, wenn dieser nur aus taktischen Gründen geführt wird.
Auch nach der Wahl ging für uns weiter. Bei der Landeskonferenz der Jusos Rheinland-Pfalz beteiligten wir uns rege an der Debatte und stellten Anträge, die uns in der letzten Zeit sehr beschäftigt haben zu Themen des Klimaschutzes, Feminismus/Emanzipation und der IT-Ausstattung von Schulen. Corona ist und war das dominierende Thema in Medien und Politik. Leider kamen dadurch viele wichtige Themen zu kurz. Ja, die Gesellschaft musste lernen mit der Pandemie zu leben. Die Gesellschaft darf sich aber nicht nur mit der Pandemie beschäftigen. Wir hoffen, dass unsere Gesellschaft gelernt hat, dass eine Pandemie zwar Einschränkungen, aber nicht das Ende des gesellschaftlichen Lebens und damit auch weiteren politischen Debatten bedeutet.
Neben der politischen Arbeit lebt unsere Juso-Verband von der Gemeinschaft. Wir haben oft Ausflüge, Wandertage oder Besuche in Einrichtungen, Organisationen oder Firmen unternommen. Dies war durch Corona nicht möglich. Unser Verband ist zwar zusammengeblieben, aber wir sehnen uns sehr danach, wieder unkompliziert und spontan zusammen zu sitzen, zu diskutieren und die nächste Aktion und Unternehmung zu planen. Gemeinsam & Real.
Für die Jusos Bad Kreuznach – Christoph Eß und Marvin Runggas
Wirklich schön verrückt
Ja, die Wirklichkeit hat sich stark verändert in der Corona-Zeit. Das absichtliche Getrenntsein lässt uns je vereinzelt zusammenrücken; das äußerliche Distanzhalten verschafft uns innere Nähe.
So, als wollten wir ständig spiegelverkehrt durch den Alltag geistern, um mit jeder ehemals falschen Bewegung jetzt auf einmal richtig zu liegen.
Manchmal habe ich das Gefühl, gleichzeitig in zwei Welten zu leben, so, als wollte ich den gleichen Satz gleichzeitig einmaĺ mit und einmal ohne Komma schreiben und zwei verschiedene Welten schaffen, wo vorher doch nur eine war, zumindest gleichzeitig.
Vor allem, wenn ich mich an Vor-Corona-Zeiten erinnere, versuche ich, den Menschen von früher in meinem Gedächtnis Masken von heute zu verpassen, als könnte ich sie selbst in meiner Erinnerung ohne Maske anstecken.
Dabei weiß ich, dass sich mein Urlaub von vor fünf Jahren nicht mehr ändern lässt, obwohl wir glauben, wenn wir alte Texte heute umschreiben, könnten wir auch die Wirklichkeit von damals verändern. Wo ist sie nur geblieben – die Wirklichkeit? Aber wirklich!
Dann wieder kommt es vor, dass ich meine Zukunft doppelt auslebe: einmal mit Maske und Abstand und dann wieder umarmend und mit ganzer Mimik ausgestattet.
Ich trenne dabei säuberlich zwischen den Menschen, die mir in Zukunft wichtig sein sollen und schenke ihnen dafür auch sehr viel Distanz in meiner Ausschau auf das spätere Leben mit ihnen.
Den weniger wichtigen in meiner Zukunft werde ich dafür aber wirklich ganz und gar nicht gerecht. Die können sich ruhig anstecken an mir, die bleiben außen vor, wenn ich sie besitzergreifend umarme und mir ihre Nähe in Zukunft aneignen werde, wie damals, vor Corona, als ich sie mit Verachtung strafte.
Oder stimmt das etwa gar nicht? Wird das Leben in Zukunft etwa doch wieder wie in der Vergangenheit sein? Wenn ich nur lange genug daran glaube, dann werde ich meine Zukunft unter Ausklammerung meiner Gegenwart mit der Wirklichkeit meiner Vergangenheit bestimmt wieder umschreiben können? Werde ich etwa wieder alle umarmen können, die, die ich mag und die, von denen ich mir nur Vorteile erhoffte?
Nein, nein, es wird nicht gehen. Erst kürzlich habe ich ja die Texte meiner Vergangenheit umgeschrieben, als wären sie Gegenwart. Mein Heute hat mich vereinnahmt. Da bleibt mir die alte Vergangenheit nicht mehr als Zukunft erhalten.
Ich schwindele, oder schwindelt mir?
In manchen Träumen vermischen sich meine Zukünfte wirklich mit und ohne Corona und ich weiß nicht mehr, wen ich noch liebe und wem ich nur auf die Pelle rücken will, um sie in und mit meiner Nähe auszunutzen.
Jetzt bin ich aufgewacht aus meinen Tagträumen, ziehe meine Maske aus und gehe auf die Fastnacht, stürze mich mit meiner ganzen Mimik-Leiblichkeit ins maskenlose Treiben, so als wollte ich ohne Präser Liebe machen, weil mir gerade danach ist, nicht an AIDS zu denken.
Doch dann, auf dem Weg in den gitterlosen Käfig auf dem Kornmarkt komme ich schon nach ein paar Metern in der Lessingstraße an einem Gartenzaun vorbei, an dem noch bis vor kurzem hinter Klarsichtfolien an Wäscheklammern mindestens elf ganz verschiedene bunte Kinderbilder vom wirklichen Leben hingen.
Jetzt schmachtet da einsam und verloren vom Wind zersaust ein handgeschriebener, traurig-verblichener Zettel, auf dem die Frage steht:
„Wer hat unsere schönen Bilder abgerissen – WARUM?“
Mir kommen fast die Tränen, obwohl ich gerade selbst wenig selbstloses im Schilde führte. Ich kehre um, mir ist die Freude auf die maskenlose Wollust am käfigfreien Kornmarkt der Eitelkeiten vergangen.
Ich bin am Boden zerstört nach so viel Egoismus.
Doch zwei Wochen später komme ich wieder an diesem Gartenzaun an der Ecke Lessingstraße/Rheinstraße vorbei.
Nun prangen wieder mindestens elf selbstgemalte Bilder unter Folie an bunten Wäscheklammern am alten Jägerzaun und auf dem letzten Zettel oder war es doch der erste Zettel, woher kam ich eigentlich und habe wie auf den Zettel geschaut? - als ich las:
„Wir malen weiter die Welt bunt"
Wirklich schön verrückt.
Wirklich, schön verrückt.
Wirklich schön, verrückt.
Wirklich, schön.
Wirklich schön.
Wirklich.
Markus Bach
Hat Corona auch Einfluss auf die Mode?
"Immer passend angezogen" kommentiert Claudia Lingen das Foto, das sie für unser Corona-Tagebuch geschickt hat. Aufgenommen wurde es im Rewe-Markt in Hargesheim. Dazu könnte man sich scherzhaft fragen. "Nimmt Corona auch Einfluss auf die Mode?"
Mit Sport im Salinental die Coronazeit überwinden
Die Lockerungen der Covid 19 Maßnahmen gestatten uns allen endlich wieder im Außenbereich unter bestimmten Voraussetzungen Sport zu treiben. Hockey, Kanu und Tennis sind beim VfL 1848 Bad Kreuznach e.V. pünktlich zum Sommerbeginn im wunderschönen Salinental wieder möglich.
Schwimmen muss noch mit dem Training vor Ort bis zur Eröffnung des neuen Freibads warten. Darüber hinaus können auch viele weitere Sportarten langsam wieder mit dem Trainingsbetrieb starten.
Das neue Banner soll allen Sportinteressierten als Blickfang darauf aufmerksam machen, wieder sportlich aktiv werden zu können. Kostenlose Probetrainings sind selbstverständlich möglich.
Zur rechten Zeit, Sommerzeit, können wir wieder am Aufbau unserer Sportlichkeit und Figur trainieren und die 16 Monate lange Pandemiezeit mit ihren schlimmen Auswirkungen auf unseren Geist, Seele und Körper überwinden.
Endlich besteht wieder die Möglichkeit unerwartet Menschen zu treffen, die wir lange nicht sehen konnten / durften. Alles Glücksmomente, die wir so dringend brauchen. Nutzen Sie jeden sonnigen oder trockenen Tag draußen an der frischen Luft, sie werden sehen, es geht uns allen bald wieder so gut wie vor 16 Monaten.
von links nach rechts:
Hans-Wilhelm Hetzel (Abteilungsvorsitzender Hockey), Christopher Wehrmann (Abteilungsvorsitzender Tennis), Dr. Herbert Bessei (Vize-Präsident Liegenschaften), Stefan Ritter (Abteilungsvorsitzender Schwimmen), Heike Bruckner (Präsidentin), Pascal Füller (Geschäftsführer) - es fehlt Peter Eckweiler (Abteilungsvorsitzender Kanu)
Text und Foto: Charlotte Eberwien
Totale Überwachung?
Über einen Vorfall in einem Zug am 31. Mai berichtet Ulrike Piechotta: „Heute Vormittag benutzte ich einen Zug Richtung Idar-Oberstein. Auf dem Bahnsteig waren mehrere Polizisten zu sehen, die sicher die Maskenpflicht überwachten. Da zu dieser Uhrzeit nur wenige Fahrgäste unterwegs waren, gab es zum Glück nicht viel zu überwachen.
Mein Zug kam und ich stieg ein. Die Maske hatte ich vorschriftsmäßig aufgesetzt. Nur: meine Nasenlöcher waren verdeckt, aber nicht die gesamte Nase. So konnte das Beschlagen meiner Brille ein wenig verhindert werden. Da ertönte aus dem Lautsprecher die Aufforderung an mich, sofort meine ganze Nase zu bedecken. Also zog ich die Maske etwas höher. Nach einer Weile bekam ich Luftnot, was mir als Herzkranke häufig passiert. Ich zog die Maske etwas tiefer, aber immerhin wieder so, dass die Nasenlöcher noch bedeckt waren. Denn aus den Nasenlöchern kommt ja die Gefahr, wie man es uns bisher lehrte, nicht aber aus der Nase an sich. Kurz vor Bad Sobernheim wurde ich mit rauem Tonfall aufgefordert, sofort auch den Rest der Nase zu bedecken.
„Das ist die letzte Ermahnung“, rief mir – wer eigentlich? – drohend zu. Ja, wer war der, der mich da offenbar überwachte? Und wie machte er das, der Unsichtbare? Waren Kameras im Wagen angebracht, durch die ich beobachtet werden konnte? Von wem? Und abgesehen von diesen Kameras, von denen ich bisher nichts gewusst hatte: ich saß alleine, sozusagen mutterseelenalleine, im ganzen großen Waggon. Hatte die Maskenpflicht nicht verletzt, denn ich hatte sie ja auf, die medizinische Maske. Und dass die Ansteckung auch durch die Poren der Nasenhaut möglich ist – so jedenfalls habe ich den Anpfiff des Unsichtbaren gedeutet - war mir als medizinische Laiin bisher leider unbekannt.
Deshalb: Sorry, Entschuldigung liebe Bahn, du hattest ja so recht, mich anzuschnauzen. Ich hätte wissen müssen, dass auch ein einzelner Mensch im großen Waggon eine riesige Gefahr bedeutet, wenn seine Nase ein Stück zu sehen ist. Es soll nicht wieder vorkommen. Nur eins noch: vergiss bitte nicht die wirklichen Gefahren, die unser Leben bedrohen.“
Die Bürokratie der Pandemie
Corona ist ein unerschöpfliches Thema. Mit unseren Freunden haben wir einen regen Informationsaustausch darüber, wer schon, wer noch nicht, wer einmal und wer durchgeimpft ist. Fast ist man geneigt Listen anzulegen, wie gerade aktuell bei den Wettspielen auf die Ergebnisse bei der Fußballeuropameisterschaft.
Mit unserem Freitagskreis treffen uns erstmals nach sechs Monaten wieder zu einem Abendessen im Außenbereich einer Pizzeria. Wir dürfen alle an einem Tisch setzen, weil die Durchgeimpften im Rechenmodell der zulässigen Haushalte nicht mehr zählen. Die Bürokratie der Pandemie!
Meine Frau hat ihren zweiten Impftermin an unserem silbernen Hochzeitstag. „Wenn mir das einer vor 25 Jahren erzählt hätte, dass ich mich über eine Impfung an unserer Silberhochzeit freue….“, sagt sie lachend. Wir zwei beide feiern zwei Tage vorher, da war unsere standesamtliche Trauung. Das wichtigste ist doch, dass nach so langer Zeit der Zweisamkeit es noch was zu feiern gibt!
Hansjörg Rehbein
Reise zu meinem Corona-Impf-Event
Monika Breitenbach-Huber hat ihren Impftermin in Bad Sobernheim am Vatertagstag, 13.Mai, mit einem Ausflug verbunden. Darüber berichtet sie im Corona-Tagebuch:
Vorausgesagte Wetterbedingungen:
- Temperaturen von 14 — 180
- vereinzelt Sonne, überwiegend bewölkt bis 16.00 Uhr
- 70-90 % Regen ab 16.00 Uhr , teilweise heftige Schauer.
Wir verbinden den Termin mit einer Radtour nach Bad Sobernheim, reger Fahrradverkehr herrscht unterwegs in Bad Kreuznach und Bad Münster.
Unser erster Zwischenstopp sind die tierischen Bewohner am Stausee in Niederhausen, zum Beobachten der Entwicklung der drei uns bereits gut bekannten Schwanenfamilien im unteren Seebereich. Die Natur ist seit unserem letzten Besuch gut ergrünt, die Blätter der Bäume haben sich voll entwickelt, eine farben-prächtige Blütenvielfalt begrüßt uns vom Stausee-Damm.
Ein Nest wird noch bebrütet und bewacht vom Schwanengatten vom See aus. Die Familie mit den 7 Schwanenküken vergnügt sich im Wasser, die dritte Familie ist mit ihren 4 kleinen Küken im Wasser unterwegs, im Nest liegt noch ein wohl unbefruchtetes Schwanen-Ei.
Ein Graureiher in seiner typischen Beobachtungshaltung und ein Kormoran mit bebrütetem Nest auf einem Gehölz im See zeichnen ein friedliches Stimmungsbild eingerahmt in einer tollen felsigen und bewaldeten Naturkulisse.
Auch das Nutria (Foto) kennen wir schon und haben ihm schöne saftige Karotten mitgebracht, es sieht aus als würde es schon auf uns zu warten und futtert die Karotten genüsslich weg.
Weiter geht unsere Reise durch Niederhausen Richtung Weinlehrpfad.
Unterwegs begegnet uns im Ort eine Pferdekutsche mit zwei schönen kraftvollen silber-blonden Kutschpferden. Es folgt eine herrliche Weiterfahrt durch die Weinberge und über die Domäne und wir genießen die tollen Ausblicke.
Wir kommen am Landhotel „Niederthäler Hof" vorbei, ein Schild „Schnitzel- und Leberkäse-Brötchen und kalte Getränke" macht uns neugierig und hungrig. Das Restaurant darf Gäste jedoch nur im Hof und unter AHA-Bedingungen bedienen, das jedoch mit allem was die Karte aktuell hergibt, warme Speisen und kalte Getränke - nur setzen darf man sich nicht im Gastronomiebereich.
Kurzweilige Gespräche mit Speisenabholern und anderen Wartenden und positive Empfehlungen für das Schnitzel-Brötchen überzeugen uns. Wir entscheiden uns für das Schnitzel-Brötchen und Mathern-Riesling im Wein-Glas, das Schnitzel-Brötchen überraschend sehr lecker und der Riesling bekannt sehr gut, das wird auch nicht gemindert durch Essen auf der Straße — wir sind mitten in den Weinbergen unter uns plätschert die Nahe.
Wir fahren weiter Richtung Boos und entlang der Nahe, im Bereich der Kläranlage Boos halten wir an und lauschen einem tollen und imposanten Froschkonzert — herrlich laute und vielschichtige Stimmen. Weiter Richtung Staudernheim und Bad Sobernheim, nochmals kurzer Halt am Barfußpfad. Überraschend — auch hier werden heute kleine Speisen und Getränke angeboten und wir können ein leckeres DENKMALZ genießen. Der Barfußpfad ist leider weiterhin noch nicht für Barfüssler zugänglich, dafür ist die Wiese im Bier-Garten herrlich grün und saftig.
Unterwegs kommen uns jetzt schon dunkle Regenwolken entgegen.
Das Impfzentrum in Bad Sobernheim ist leicht zu finden — ein ,Lost Places' wurde hier sehr teuer für die aktuelle Nutzung hergerichtet und ausgestattet und von dem Verpächter der Immobilie für ihn äußerst lukrativ zur Verfügung gestellt.
Der mehrstufige Parcours im Impfzentrum beginnt:
1. Check-Inn-Kontrolle Termin
2. Temperatur-Kontrolle
3. Priorisierungskontrolle
Überraschend die Kompetenz des Sachbearbeiters, dass hier sogar eine Terminverschiebung für Rainer ermöglicht wurde — passend zu meinem 2. Termin.
4. Warteschleife - Infobereich mit Bildschirm zur digitalen Informations-Möglichkeit — nicht aktiviert
5. Warteschleife — Arzt-Gespräch mit Individuellem Medikamentencheck, Infos soweit erforderlich
6. Impfbereich — Verabreichung der Spritze
7. Warteschleife mit Hinweis, ca. 15 Min oder mehr abwarten um evtl. Impfreaktionen beobachten zu können.
8. Empfang der Bestätigung und weiterer Formulare zur Nachdokumentation etc.
9. Check out
Rückfahrt nach Bad Kreuznach:
Bei der Ausgangsstation hören wir schon das Prasseln des bereits angekündigten heftigen Regenschauers. Die letzte Station — wir warten ab bis der Regen nachlässt und wir zum Bahnhof fahren.
Für die Rückreise nach Bad Kreuznach entscheiden wir uns, mit der Bahn zu fahren — Empfehlung auch nach Rücksprache mit dem Arzt. Das ehemals wohl herrschaftliche Bahnhofs-Gebäude ist auch ein ,Lost-places' und ohne persönlichem Service, ein Automat übernimmt diese Funktion.
Die Nutzung eines Bahn-Automaten ist für Nicht-Bahnfahrer nicht sofort selbsterklärend.
Fahrtickets für 2 Personen haben wir schon mal gebucht, brauchen die Fahrräder auch Tickets ? Die aufgerufenen Tarife für 2 Fahrräder sind so teuer wie für die 2 Personen. Uns ist bekannt, daß es für die Fahrradmitnahme Sondertarife oder unterschiedliche Zeit- und Ländertarife gibt, dem Automaten sind diese jedoch nicht zu entlocken.
Wir zahlen die 2-Personen-Tickets mit 50-Euro-Schein, den will der Automat nicht und spuckt ihn wieder aus. Zwei junge Frauen sehen unser Problem und bieten Hilfe an, eine Frau sieht sofort, daß der Automat keinen 50 Euro-Schein haben will, wir probieren es mit kleineren Scheinen und hier ist er gewillt und spuckt zwei Fahrscheine aus. Die Fahrradtickets ersparen wir uns.
Mit den Fahrrädern müssen wir zum Bahnsteig 2, d.h. einmal die Treppe runter und einmal wieder die Treppe hoch — mit den schweren Fahrrädern natürlich nur mit Aufzug, in dem die zwei Räder und zwei Personen sehr knapp reinpassen. Wir fahren mit dem Aufzug hoch auf Bahnsteig 2 - da fährt der Zug gerade ein und auch schon gleich wieder ab — also Pech gehabt.
Der nächste Zug kommt etwa 25 Min. später, wir warten und steigen in den haltenden Zug ein.
Wir sind jetzt jedoch nicht in dem Fahrrad-Abteil, die Treppenstufen (im Zug !) und Gang zum Fahrrad-Abteil ersparen wir uns und bleiben in dem engem Zugangsbereich stehen, die Zugfahrt dauert auch nur 25 Minuten. Die Schaffnerin kommt und checkt die Tickets und oh Glück, sie moniert kein Fahrradticket.
Das war unsere heitere Sonntags-Rad-Tour mit 33 km + 2 Stunden Fahrtzeit bei Sonnenschein, dunklen Wolken + Regen.
Kurzurlaub im Nachtigallental
Viele von uns standen vor Pfingsten vor der Frage „Wo kann ich in der näheren Umgebung trotz Corona an Pfingsten meinen Kurzurlaub verbringen? Da ich erst Mitte Juni geimpft werde und für den Besuch im Freilichtmuseum in Bad Sobernheim keine Testpflicht als Hygieneregel vorgeschrieben war, entschlossen wir uns kurzerhand zu einem Spaziergang verbunden mit einer Besichtigung der historischen Häuser im malerischen Nachtigallental.
Der Rundweg, der an Gebäuden in vier Baugruppen inmitten Wiesen und Weiden entlangführte, war durch die in vielfältigen Farben blühenden Blumen und Pflanzen eine Wohltat fürs Auge.
Astrid Böhm
Die Fröhlichkeit ist, wenn auch zaghaft, zurück
Die Impfkampagne hat Fahrt aufgenommen, der Corona-Inzidenzwert im Landkreis Bad Kreuznach liegt wieder unter 50. Eine positive Entwicklung, die uns hoffen lässt, dass die Corona-Pandemie in nicht allzu weiter Ferne ein Ende hat.
Die Stimmung und das Bild in unserer Stadt hat sich durch die Öffnung der Außengastronomie deutlich verändert. Man spürt, dass wir wieder ein Stück Normalität zurückhaben. Ich war mit dem Fahrrad am Pfingstmontag zur Mittagszeit in der Neustadt. Vor den Cafés und Gaststätten saßen Menschen, die fröhlich und entspannt ihren Kaffee oder ihr Bier tranken bzw. sich ihr Eis oder ihr Essen schmecken ließen. Niemand war übermütig, die Gäste saßen nicht dicht gedrängt beieinander, zu groß die Sorge, dass alle Lockerungen wieder zurückgenommen werden müssen.
Sehr gelacht habe ich über einen Beitrag im Netz, wo unter den Klängen einer mächtigen Hymne ein junger Mann an einem Tisch sitzt und den Freudentränen nahe ergriffen das Bierglas greift, das ihm nach langer Gastro-Abstinenz ein Kellner serviert. So feierlich war es vielen an Pfingsten zumute.
Hansjörg Rehbein
Man muss auch gönnen können
Neider, Nörgler, Drängler, Trödler, Gegner, Gönner. Auch die Corona-Pandemie zeigt, wie pluralistisch, hier könnte man auch sagen, wie gespalten unsere Gesellschaft ist. Das Thema Impfen verfolgt uns auf Schritt und Tritt, hat seinen Stammplatz am Küchentisch bei Familiengesprächen, in der Fußgängerzone mit Freunden und Bekannten bei einem Kaffee to go und in den Schlagzeilen zwischen Nahost-Konflikt und der Kanzlerkandidatin Baerbock, den Kandidaten Laschet und Scholz sowie dem wäre-es-gern geworden-Kandidaten Söder.
Ich habe meine erste Dosis intus, Astrazeneka, und muss auf die zweite noch warten, die wird erst Ende Juli gespritzt. In meinen Bekanntenkreis gibt es welche, die komplett durch sind, und welche, die immer noch auf ihren ersten Impftermin warten.
Ich zähle mich zu den Gönnern und freue mich mit Einzelhändlern und Gastronomen, wenn dort langsam wieder die Normalität einkehrt. Normalität bedeutet für mich in den nächsten Wochen das permanente Testen, um das genießen zu können, war uns seit Monaten versagt ist. Da muss man aber nicht nörgeln, drängeln und nicht neidisch sein.
Hansjörg Rehbein
Französische Brieffreunde haben ihre erste Schutzimpfung
Astrid Ritter hat wieder Post von ihrer Brieffreundin Christine bekommen. Sie stellt sie uns für das Corona-Tagebuch zur Verfügung:
Hallo, Astrid,
ich habe mich am Samstag, dem 1. Mai, mit dem BioNtec/Pfizer Vakzin impfen lassen und am 10. Juni werde ich die Zweitimpfung erhalten.
Luc wurde bereits am 28. März mit Astra Zeneca geimpft und wird am 5. Mai die 2. Impfung erhalten.
Wir bekommen normalerweise einen Impfpass.
Personen ab 18 Jahren (18-55 Jahre) können sich ab dem 15. Juni impfen lassen.
Im Moment sind nur die über 55-Jährigen und junge Menschen mit bestimmten "Krankheiten" und gesundheitlichen Problemen (Fettleibigkeit, Herzproblem, Krebs...) impfberechtigt.
Luc wurde von seinem Hausarzt angerufen, weil er ein Herzproblem hat.
Am Samstag waren wir bei Astrid, die in 18 km Entfernung von uns wohnt. Obwohl wir die
10-Kilometer-Regel nicht eingehalten haben, wurden wir nicht kontrolliert.Wir haben den 4. Geburtstag von Anais gefeiert.
Trotz der Regeln können wir uns frei bewegen.
Obwohl sich viele Angestellte im Homeoffice befinden, herrschte viel Verkehr.
Das sind unsere Neuigkeiten.
Deine Brieffreundin Christine
Lichtblicke am Horizont
Als gebürtige Düsseldorferin wünschte ich mir, Rheinland-Pfalz wäre mit dem Impfen genauso vorbildlich wie Nordrhein-Westfalen. Freunde und ehemalige Vorgesetzte halten mich permanent auf dem Laufenden und verstehen nicht, warum die über 60Jährigen in RLP noch keine 2 Impftermine erhalten und den ersten Impftermin bereits wahrnehmen konnten. Aber ich will nicht klagen, mein Arbeitgeber bietet uns endlich täglich kostenlose Tests an, durchgeführt von medizinischem Fachpersonal. Das beruhigt schon sehr.
Ich hoffe, allen Tagebuchlesern gelingt es wie mir, das Beste aus jedem Tag zu machen. Zu kurz ist unser Leben als sich mit negativen Dingen zu beschäftigen. Ich habe in meinem Leben gelernt, Dinge, von denen ich kein Entscheidungsträger bin, zu ignorieren und nur zu bewerten, wenn ich gefragt werde. Was ich mir jedoch von allen Corona-Entscheidungsträgern und Medien wünschen würde wären viel mehr positive Nachrichten, Ereignisse, Aktivitäten !!! Aus eigener Kraft können in schwierigen Zeiten nur die Wenigstens Positives schöpfen, sehen und wahrnehmen.
Letzte Woche erfreute mich morgens um 06.00 Uhr der Blick aus dem Auto zum Rotenfels. Der Mond war so unglaublich groß und nah, dass ich vor Glück mein Auto parkte und mit der Kamera eine tolle Mondphasen-Fotoserie erstellte. Ja, die Natur läßt mich immer wieder die schlimme Corona Pandemie vergessen. Mein Büro ist mit vielen meiner Privatfotos an den Wänden geschmückt, was sich extrem motivierend auf die Seele meiner Kollegin und mich auswirkt. Sie schwärmt jeden Tag von diesen Fotowänden. Beim Telefonieren betrachten wir Bilder von Cornwall, Fuerteventura, Marokko und Südafrika, das hebt unsere positive Stimmung enorm. Suchen Sie doch auch mal Ihr Lieblingsfoto vom letzten Urlaub oder der letzten Festivität und stellen, legen oder hängen es direkt neben Ihren PC Monitor. Glauben Sie mir, das beglückt und erfreut auch Sie.
Bitte bleiben Sie weiterhin rücksichtsvoll und positiv, dann kommen wir weiterhin gut durch diese schwere Zeit.
Charlotte Eberwien
Hoffnung, Glaube, Optimismus
Rose Friedrich hat uns wieder ein Akrostichon (ein Leistenvers- oder gedicht geschickt, bei dem die Anfänge von Wort- oder Versfolgen hintereinander gelesen einen eigenen Sinn, beispielsweise einen Namen oder Satz ergeben. Die Hoffnung steht dabei im Mittelpunkt.
HOFFNUNG
Hohe Impfbereitschaft
Optimistisch bleiben
Feindliche Mutationen
Freundinnen anrufen
Noch achtsamer sein
Umdenken der Umwelt zuliebe
Nicht krank werden
Glaube
Kind
Kinder vereinsamen
In Quarantäne
Nicht wegschauen
Da sein
Zweiter Corona-
Frühling
Frische Brise
Reichlich Süße
Überall
Herrlich duftend
Lieblich
Immerzu
Narzissen weiße Pracht
Gärtners Leidenschaft
Masken
Masken und Abstand schützt vor Mutanten.
Auch vor Heiratsschwindlern sowie Querulanten.
Schnelltest vor Restaurantbesuch.
Kein bekanntes Gesicht, vermummte Passanten.
Erschnuppern von köstlichem Spargelgeruch.
Naseweises Stäbchen, zum Glück ohne Kanten.
Wie erlebte ich als Schwangere die Pandemie?
Seren Evisen ist mittlerweile glückliche Mutter einer gesunden Tochter, Serafin. Für das Corona-Tagebuch schildert sie uns ihre Ängste und Sorgen in der Zeit der Pandemie:
Der Geburtstermin war am 11.6.2020, meine Tochter –Serafin – kam am 18.6.2020 auf die Welt. Mitten in der Pandemie. Zu Beginn der Schwangerschaft hörten wir immer wieder vom Corona Virus, aber es schien so weit weg und China schien doch autokratisch wie es ist alles im Griff zu haben. Doch dann kamen die Bilder aus Norditalien, Bergamo und anderen Städten. Aber auch da hatte ich noch keine Angst, unser Gesundheitsminister und das RKI sprachen von einer Art Grippe, die da auf uns zukomme und Gesunden und Jungen nicht schade. Mein Mann –Journalist – warnte mich und meine Umgebung. Es war Februar und er bestand darauf, dass ich nicht mehr zur Arbeit pendeln sollte, dass das für mich und unser Kind zu gefährlich sein würde. Home Office bekam ich allerdings nicht gestattet und pendelte noch 1,5 Monate täglich von Mainz nach Bad Kreuznach und zurück. Ich glaube an die Wissenschaft und die war auf Grund der doch eher dünnen Datenlage überzeugt davon, dass es für Schwangere kein Risiko gäbe, einen schweren Verlauf zu haben. Doch immer öfter hörte ich aus meinem Umfeld, dass andere werdende Mütter Blutungen und daran anschließend Frühgeburten hatten. Immer öfter auch, dass Neugeborene oder auch junge Mütter starben. Das schienen zwar vereinzelte Berichte, doch sie fingen an, mir Angst zu machen. Anders als deutsche Wissenschaftler*innen und öffentliche Institutionen wurden Schwangere im Ausland zur Risikogruppe zugeordnet.
Ich war doch erst vor kurzem zurück nach Mainz gezogen, wo ich viele Freund*innen hatte und wollte möglichst viel Zeit mit ihnen verbringen und nun konnte ich das nicht. Sozialer Austausch erschien mir nun immer gefährlicher, je mehr Berichte ich von Komplikationen in der Schwangerschaft hörte. Ich traf – bis auf 2,3 Ausnahmen – niemanden mehr und zog mich immer mehr zurück, aus Angst, dem Kind könne etwas passieren. Nach einer sehr schweren Geburt musste ich mehrere Tage ohne Besuch im Krankenhaus ausharren und auch im Anschluss daran traf ich bis heute nur sehr wenige Familienangehörige. Inzwischen sagt die Wissenschaft zwar weiterhin, für Mütter und Kinder wären schwere Verläufe eher selten. Doch ich habe inzwischen als freie Journalistin selber viel recherchiert und ja, statistisch gesehen überwiegen die „guten“ Verläufe, aber es gibt eben auch andere, die schweren Verläufe, und bisher ist nicht ganz klar, woran das liegt.
Auch die Langzeitfolgen sind gar nicht so selten, eben auch für Jüngere und auch Kinder. Ich bin sehr vorsichtig und will mein Kind nicht gefährden, ich habe keinerlei „Indoor“ Kontakte, was ich schade finde, denn die Schwangerschaft und die Zeit danach hatte ich mir bunter, lebhafter, sozial kommunikativer vorgestellt. Alles in allem bin ich dennoch sehr dankbar, dass es uns gut geht, dass wir bisher nichts abbekommen haben. Ich verstehe oft auch die Vergleiche mit dem 2.Weltkrieg nicht. Menschen beschweren sich darüber, dass es uns so schlecht gehe wie nach dem 2. Weltkrieg, das verstehe ich nicht. Wir leben in einer wohlhabenden Industriegesellschaft, wir haben ein System, das viele von uns sozial auffängt, zu keinem Zeitpunkt der Pandemie haben wir eine Knappheit an Lebensmitteln erfahren. Ich denke, dass die Pandemie uns allen vor Augen führt, wie zerbrechlich der Mensch doch ist und wie wichtig es ist, dass wir jetzt noch einmal über unser Konsumverhalten und die Art und Weise, wie wir mit unserer Natur und natürlichen Lebensräumen umgehen, reflektieren. Nun stehen uns mehrere Impfstoffe zur Verfügung und ich hoffe sehr, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, damit wir die Pandemie in den Griff bekommen und nicht noch mehr Mutationen entstehen.
Hoffnungslicht - ein schönes Gedicht zur aktuellen Situation
Astrid Böhm hat uns ein Gedicht mit dem Titel Hoffnungslicht für unser Corona-Tagebuch geschickt:
Das Leben bremst, zum dritten Mal,
die Konsequenzen sind fatal,
doch bringt es nichts wie wild zu fluchen,
bei irgendwem die Schuld zu suchen,
denn solch wütendes Verhalten,
wird die Menschheit weiter spalten.Viel zu viel steht auf dem
Spiel,
Zusammenhalt, das wär‘ ein
Ziel,
nicht jeder hat die gleiche
Sicht…
Nein, das müssen wir auch
nicht…Die Lage ist brisant wie
selten,
trotzdem sollten Werte
gelten
und wir uns nicht die Schuld
zuweisen,
es hilft nicht, wenn wir uns
zerreißen.Keiner hat soweit gedacht,
wir haben alle das gemacht,
was richtig schien und nötig war,
es prägte jeden, dieses Jahr.Für alle, die es hart
getroffen,
lasst uns beten,
lasst uns hoffen,
dass diese Tage schnell
vergeh’n
und wir in bess’re Zeiten
seh’n.Ich persönlich glaube dran,
dass man zusammen stark
sein kann…
Für Wandel, Heilung,
Zuversicht,
zünd‘ mit mir ein
Hoffnungslicht.Gedicht aus dem Buch "Poetessa" von Doreen
Covid 19 - Politische Maßnahmen und persönliche Erfahrungen
Nach gut einem Jahr Corona Pandemie, weiterhin steigenden Infektionszahlen, derzeit immer noch sehr geringen Impfaktionen und den politischen Maßnahmen sinkt so langsam meine positive Stimmung. Im Vergleich zu vielen europäischen Nachbarländern fragt man sich, warum wir Deutsche noch so wenig impfen? Warum waren die Lock Downs immer zu kurz? Warum durfte in der Pandemie nach Mallorca gereist werden? Warum erfolgen nicht deutlich mehr und konsequentere Kontrollen durch die Behörden?
Bei jedem Einkauf von Lebensmitteln findet bei ALDI, LIDL, PENNY, REWE, EDEKA keinerlei Abstandskontrolle statt. An den einzelnen Ständen huschen die Menschen dicht hinter meinem Rücken an mir vorbei, an den Kassen halten die Bürger hinter mir nie den 2 m Abstand ein, beim Bezahlen an der Kasse wird nicht gewartet, bis man den Kassenbereich verlassen hat, das Kassenpersonal ist zwar durch Plastikscheiben gesichert, aber wir Kunden erfahren durch diese Geschäfte leider keine pandemiegemäße Sicherung.
Mache ich die Bürger, die nicht ausreichend Abstand zu mir halten, persönlich an, erhalte ich Antworten wie: „Ich solle mich doch nicht so aufregen, er/sie sei schließlich schon geimpft.“ Oder „Wieso 2 Meter Abstand, 1,5 Meter reichen doch aus.“ Da stellt sich mir die Frage „Betrachten wir Menschen uns wirklich als intelligent und rücksichtsvoll?“
Letzten Donnerstag war ich nochmal auf dem Feldberg (881 m üNN) im Taunus, um Corona kurzzeitig zu vergessen und Kraft und positive Energie zu tanken. Ach, wie schön es doch draußen in der Natur ist. Bleiben Sie rücksichtsvoll und positiv, dann kommen wir weiterhin gut durch diese Pandemie.
Charlotte Eberwien
Ein Mensch
Kritisches in gereimten Versen zu menschlichem Verhalten hat uns Rose Friedrich aus Bingen für unser Corona-Tagebuch geschickt:
Ein Mensch, der wöchentlich
ein halbes Discount Schwein für 1.80 € verschlingt,
und sagt: „Das ist Corona-bedingt.“
Der giftiges Unkrautvernichtungsmittel mit Totenkopflogo spritzt,
dass es weitläufig, zum Himmel stinkt.
Der sich, rauchend, mehrfach auf Fize, Faze Facebook präsentiert,
was er im Urlaub auf Malle, aus Putzeimern konsumiert.
Der sein Haupthaar, pechschwarz gefärbt und
seine Lederhaut mit Selbstbräuner gegerbt.
Der tätowiert ist an Armen bis zu dem Hals,
der sagte vollen Ernstes: „ Ich lass mir keinen
Corona-Impfstoff spritzen,
wer weiß was da drin ist,
keinesfalls!
Herzlichst
Das etwas andere Abitur
Schon der zweite Abitur-Jahrgang konnte wegen Corona nicht so feiern und die Schulzeit abschließen wie es sich gebührt. Für unser Corona-Tagebuch hat Wiebke Lehner, Abiturientin des Lina-Hilger-Gymnasiums, geschildert, wie sie diese Zeit erlebt:
Wenn ich als Schulabgänger jedoch zurückblicke, spüre ich zu dieser Zeit vor allem Melancholie und die Enttäuschung darüber, was ich eigentlich noch alles erlebt hätte. Auch Frust prägt den Gedanken an die Oberstufenzeit. Hätten wir nicht eigentlich mehr gemeinsame Zeit verdient? Wo war unsere Kursfahrt? Unsere Abschlussfahrt im Deutsch-LK? Die ganzen Auftritte und Konzerte von unzähligen AGs, Orchestern, Bands? Warum sitze ich den ganzen Tag nur zu Hause, wenn ich doch jetzt eigentlich mit meinen Freunden das Ende der Schulzeit ausgelassen feiern sollte? So viel gemeinsam verbrachte Zeit und die Erinnerungen, die wir dabei schaffen, sind in der Corona-Pandemie einfach verloren gegangen.
Und doch höre ich die Tage mich selbst und auch meine Freunde immer wieder sagen: „wir haben das Beste daraus gemacht…“ Bei all der Zeit, die wir Schüler zu Hause verbracht haben und dadurch, dass alle Alternativveranstaltungen einfach ausgefallen sind, blieb einem nichts anderes übrig, als sich auf die Vorbereitung der Prüfungen zu konzentrieren. So ist es keine Überraschung, dass der Abi-Jahrgang des LiHis das beste Ergebnis seit langem erzielte, mit vier Schülern, die einen Schnitt von 1,0 erreichten. Auch in den anderen Schulen Bad Kreuznachs wurden sehr gute Ergebnisse erzielt, mit vielen Schülern im Einser-Schnitt.
Doch was uns Schulabgängern dann noch als einzige Abi-Veranstaltung übrig blieb, war die Akademische Feier. Auch die fand zwar nicht im gewohnten Rahmen statt, war allerdings die bessere Variante, als die Zeugnisse einfach per Post zu bekommen, so wie es beim Abi-Jahrgang 2020 der Fall war. Außerdem ist rückblickend festzuhalten, dass viel Mühe und Energie in die Aufgabe, einen würdigen Schluss für das Kapitel Schule zu finden, gesteckt wurde.
Das Konzept sah vor, dass die gesamte Stufe, aufgeteilt in den Stammkursen in verschiedenen Räumen dem Musik- und Redeprogramm per Livestream zuschaute und dann jeder Kurs zur Zeugnisvergabe einzeln in die Aula kam. Zwar konnten unsere Familienmitglieder der Feier nicht persönlich beiwohnen, allerdings konnten sie ebenfalls den Livestream zu Hause anschauen. Ich hätte zwar vor zwei Jahren nicht damit gerechnet, Frau Meyers Abitur-Rede ausgerechnet im Physiksaal zuzuschauen – und doch war es irgendwie feierlich.
Nach der Zeugnisverleihung traf sich dann die ganze Stufe ein letztes Mal (natürlich mit Maske und Abstand) auf dem Schulhof. Zusammen ließen wir Luftballons steigen, an denen jeder einzelne seinen Lebenswunsch aufschreiben und in den Himmel fliegen lassen konnte.
Danach wurden vor dem Schulgelände noch Fotos mit den Freunden, die wir in der Schulzeit gewonnen haben, gemacht und schließlich ging jeder nach Hause, um mit der Familie seine beendete Schulkarriere zu feiern.
Was lässt sich also abschließend zu diesem „Abitur mit Corona“ sagen:
die Oberstufenzeit: ein wahrhaftiges Auf und Ab,
das Abitur: besser als erwartet, trotz aller Umstände,
die Zukunft: ungewiss, aber wenn wir dieses besondere Abi gemeistert haben, werden wir dies wohl auch irgendwie bewältigen…
Wiebke Lehner
Ostergrüße des Pfälzerwaldvereins BME
Jürgen Schwenk der Wanderwart des Pfälzerwaldvereins Bad Münster am Stein Eberburg hat die Karte mit des Ostergrüßen an die Mitglieder uns für das Corona-Tagebuch zur Verfügung gestellt. Das Team Haus der Stadtgeschichte schließt sich den guten Grüßen an und wünscht ebenfalls ein erholsames und besinnliches Osterfest.
Corona macht die Armen ärmer
Mit seinen Texten legt er - gerade auch in Corona-Zeiten - immer wieder den Finger in die Wunden gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten - der Bad Kreuznacher Dichter Markus Bach. Zu Ostern schreibt er uns folgende Zeilen: Corona macht auch in unserer Stadt viele gutbetuchte Menschen noch reicher und viele ausgegrenzte Menschen noch ärmer.
Zurzeit lese ich das Buch "Der Straßen-Doc". Das schrieb der Sozialmediziner Prof. Gerhard Trabert. Als Arzt behandelt er seit Jahren an den Rand gedrängte Menschen - oft Menschen ohne Krankenversicherung und ohne Dach überm Kopf. Gerade an Ostern, dem Fest, an dem wir Christ*innen die Auf-Erstehung feiern, denke ich an die Menschen auf der Straße, auch bei uns in Bad Kreuznach, an die Menschen, die Platte machen. Für sie und für uns schrieb ich das Gedicht "Obdachlos".Obdachlos
Meine Zeit läuft mir nicht weg
aber ich laufe vor meiner Zeit davon
wenn ich durch die Straßen schleiche
schlage ich nirgendwo Wurzeln
Ich gehorche einem inneren Zwang
mich nicht zu verorten
ich weiche einer Behausung aus
um keine Heimat zu finden
Wechselnde Geschichten spielen mit mir
vernebeln mein Gefühl für meine innere Wirklichkeit
ich labe meine Seele an der unsteten Bewegung
trotze meiner eigenen Bedürftigkeit für ein neues Zuhause auf Dauer
Manchmal treffe ich auf Blicke
kurze freundliche - lange taxierende
sie zeigen ihre Beob-achtung
Achtung kommt mir selten entgegen
Gegenüber liegen die Paradiese des Alkohols
aufgewogen mit den Silberlingen vorbeieilender Passanten
bleiben nicht mehr viele Prozente für den Genuss
der Zins meines Lebens geht gegen Null
die Kälte zieht bis ins letzte Glied meiner Existenz
Wärme ist nicht alleine eine Frage des Tuchs
ich friere mich kaputt an meiner eigenen Geschichte
ich ließ nur immerzu zu sie falsch zu erzählen
ein kleines Lächeln huscht über meine Züge
mein Hund leckt mir den verfilzten Bart frei
sein Sabbern hält mich am Leben
gemeinsam betteln wir trotz allem um eine Zuflucht
Von Markus Bach
geschrieben am 19.10. 2016
Am Horizont wird es nicht heller
Astrid Ritter hat uns wieder einen Brief von Alex aus den USA vom 19. März für unser Corona-Tagebuch zur Verfügung gestellt und ihn auch übersetzt:
Hi Astrid
I think you have major problems on both sides of the ocean. I follow the stories in Europe. I see Italy is back on lockdown. And it looks like Baden Württemberg has also gone back on lockdown after only 2-3 weeks. What about the other states? This thing is far from over. Then you have the problem with Astra Zeneca vaccine. They stop using it, but now the politicians say it is ok, probably because they are stuck with millions of doses they don’t want to throw away, so they will let people have the risks. You know that vaccine is not approved for use in USA, but USA is going to donate millions of doses of the same to both Canada and Mexico…this is all crazy.
The biggest issue you have, on both sides of the Atlantic, is that half the people or more don’t want to follow the rules. I have friends in Stuttgart who tell me they are threatened with physical violence, whenever they ask somebody politely on the street to keep their social distance. Down in Florida, the kids are all jammed on the beaches for Spring Break.
I think life style will be permanently changed. Going to the theater, sporting events, museum, even a cruise-I don’t see myself ever feeling comfortable, again. I am also pessimistic, and think this is the start of a new wave of diseases. The world is too crowded, nearly 8 billion people and doubling every 16 years. There is already not enough clean water for drinking and raising crops. So I don’t think I see anything good down the horizon. On a population density basis, you are far more crowded in Europe than we are in USA. At least here, there is some chance for open space, fourth largest country by land mass in the world. In Germany, you have nearly 84 million packed into a land space about the size of the U.S. State of Montana.
Übersetzung:
Ich denke, wir haben auf beiden Seiten des Ozeans große Probleme. Ich verfolge, was in Europa geschieht, z.B., dass Italien sich wieder im Lockdown befindet. Und es sieht so aus, als wenn sich Baden-Württemberg nach nur 2 – 3 Wochen Lockerungen wieder im Lockdown befindet. Was ist mit den anderen Bundesländern? Diese Situation wird noch lange dauern. Dann gibt es das Problem mit dem Astra Zeneca Impfstoff. Die Impfung mit diesem Impfstoff wurde abgebrochen, aber die Politiker haben dann wieder ihr Einverständnis gegeben, wahrscheinlich, weil es Millionen unverbrauchte Dosen gibt, die die Politiker nicht wegwerfen wollen, die Bevölkerung muss dann das Risiko tragen.
Sie wissen vielleicht, dass die Verwendung von Astra Zeneca in den USA nicht genehmigt ist, aber die USA wird Millionen Dosen davon an Kanada und Mexiko weitergeben. Das ist alles verrückt. Das größte Problem, das Sie auf beiden Seiten des Atlantiks haben, ist, dass die Hälfte der Menschen oder mehr die Regeln nicht befolgen will. Ich habe Freunde in Stuttgart, die mir sagen, dass sie von körperlicher Gewalt bedroht werden, wenn sie jemanden höflich auf der Straße bitten, den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten. Auf den Stränden von Florida gibt es Ansammlungen von jungen Menschen, die den Frühling begrüßen.
Ich denke, der Lebensstil wird sich dauerhaft ändern. Theater-, Sportveranstaltungen, Museumsbesuche oder Kreuzfahrten - ich sehe, dass ich mich dabei nicht mehr wohlfühlen werde. Ich bin auch pessimistisch und denke, dass dies der Beginn einer neuen Welle von Krankheiten ist. Die Welt ist übervölkert, fast 8 Milliarden Menschen und dies wird sich alle 16 Jahre verdoppeln. Es gibt bereits nicht genug sauberes Wasser zum Trinken und Anbauen von Feldfrüchten. Ich glaube also nicht, dass es am Horizont heller wird.
Was die Bevölkerungsdichte in Europa angeht, so ist diese bei Ihnen größer als in den USA. Zumindest hier gibt es eine Chance auf Freiraum, da die USA das viertgrößte Land in der Welt sind, was die Landmasse betrifft. In Deutschland haben Sie eine Bevölkerung von fast 84 Millionen Menschen, zusammengedrängt auf einer Fläche von der Größe des US-Bundesstaates Montana. Das kann keine guten, langfristigen Folgen haben.
Den Betroffenen eine Stimme und ein Gesicht geben
Ilgin Serin Evisen berichtet, wie sie als Verantwortliche des Projektes „Corona Reporter*innen“ die Pandemie erlebt:
Das Projekt „Corona Reporter*innen“ wird im Rahmen des Programms „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und den Europäischen Sozialfonds gefördert.“ Träger des Projektes ist die Alternative JugendKultur Bad Kreuznach und ich – Ilgin Seren Evisen- bin die Projektverantwortliche.
Seit Beginn der Pandemie verfolge ich die Berichterstattung über Covid19. Dabei fiel mir immer wieder auf, dass die Schicksale so vieler Menschen und ihrer Familien auf folgende drei Kennzahlen heruntergebrochen wurden: Erkrankte, Gestorbene, Genesene. Ich fand das und Aussagen mancher Moderator*innen im Fernsehen wie „So und so viele Menschen sind an oder mit Corona gestorben“ unmöglich. Es gab und gibt genug Wissenschaftler*innen, die immer wieder betonen, dass die Erkrankten AN Corona sterben, dass sie ohne die Infektion nicht gestorben wären. Eine andere Unart der Medien ist die Betonung der vermeintlichen Kausalität zwischen Alter und „Corona Tod“ und Vorerkrankung und „Corona Tod“ und das Leugnen der Tatsache, dass viele junge Menschen immense Folgeschäden haben, dass auch Menschen ohne Vorerkrankungen sterben, dass sich bei Kindern die Folgen oft Monate später zeigen.
Diese sprachlichen Unarten ließen in mir den Wunsch entstehen, die Betroffenen selbst sprechen zu lassen, ihnen eine Stimme und ein Gesicht zu geben! Aufbauend auf dem Vorgängerprojekt der „Jugendreporter*innen“ wollte ich Jugendliche dazu animieren, mit Betroffenen zu reden. Dies würde ihre journalistischen Kompetenzen stärken, ihnen in dieser für sie schwierigen oft kontaktlosen Zeit eine digitale Freizeitgestaltung ermöglichen und ferner auch dazu beitragen, dass die auch unter Jugendlichen verbreiteten Verschwörungstheorien vom „ungefährlichen“ Virus hoffentlich ein Ende finden. So konzipierte ich das Projekt „Corona Reporter*innen“. An dem Projekt nehmen sehr engagierte Jugendliche und junge Erwachsene statt, die die Interviews sehr professionell umsetzen. Manche von ihnen waren selbst infiziert und wissen, wovon sie sprechen, wenn sie die Interviewpartner*innen fragen, wie diese die so anstrengende Quarantäne Zeit erlebten. Durch das Projekt hat sich für mich gezeigt, wie gefährlich dieser Virus ist. Ich habe überwiegend junge Menschen gesprochen, oft bezeichnen sie ihren Krankheitsverlauf als mild, sie mussten schließlich nicht in Krankenhaus. Doch fragt man nach, erscheint dieser Verlauf gar nicht mild. Für mich als alljährliches Grippeopfer (ich bekomme alle Erkältungs- und Grippeviren ab), entstand der Wunsch, lieber meine gewohnte Grippe zu bekommen als einen vermeintlich milden Corona Verlauf. Viele Interviewte berichten auch von Folgeschäden wie allgemeinen Erschöpfungszuständen, Konzentrationsschwierigkeiten oder auch Wortfindungsstörungen. Einige haben Angst davor, dass ihr Berufsleben dadurch negativ beeinträchtigt wird, weil sie nicht mehr so leistungsfähig sind wie früher und versuchen ihre Folgeschäden zu verheimlichen. Manche bekommen diese Symptome erst Monate nach der Erkrankung. Sie alle verstehen nicht, wie diese Erkrankung weiterhin unterschätzt werden kann, dass es weiterhin Leugner*innen gibt. Auch für mich ist es sehr schwer, das zu verstehen.
Selbst in meinem Freundeskreis gibt es Leugner*innen. Schwer wurde für mich der Umgang mit ihnen, wenn sie eindeutig den rechten Medien entnommene Quellen teilten, obwohl sie zuvor nie mit diesen Quellen oder politischen Strömungen in Kontakt standen. Bis heute weiß ich nicht, wie ich mit ihnen umgehen soll: ignorieren, überzeugen, aufgeben? Der Riss in der Gesellschaft zwischen Realistin und „Fantastikern“, die lieber ihre eigene Realität kreieren, den erlebte ich in meinem engen Freundeskreis und das beschäftigt mich sehr. Das Projekt „Corona Reporter*innen“ hat mir sehr viel gegeben. Ich habe sehr starke Menschen mitinterviewen dürfen, die Zeugnis ablegen von dieser für uns alle schweren Zeit. Ich bin jedes Mal beeindruckt von der Kompetenz der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, von ihrer Anteilnahme und der Professionalität ihrer Fragen! Ich bin außerdem überzeugt davon, dass die Medien viel weniger selbst interpretieren sollten, sondern den Betroffenen die Möglichkeiten geben sollten, über Covid19 zu reden. Für uns alle wünsche ich mir, dass sich möglichst viele impfen lassen und wir dieser Pandemie gemeinsam ein Ende bereiten!
Freistellungnachweis für Kinderbetreuung
Einen Brief über die Corona-Lage in Lyon hat Astrid Böhm von ihrer Freundin Christine im Februar erhalten, ihn übersetzt und für unser Corona-Tagebuch zur Verfügung gestellt:
Guten Abend, Astrid und Volker.
Im Moment geht es der ganzen kleinen Familie gut, niemand hat Corona bekommen, obwohl Astrids Familie Kontakt zu Infizierten hatte. Alle vier sind negativ getestet worden.
Wir sind vorsichtig und haben, außer zu den Kindern, wenig Kontakte. Wir haben im Januar nur zwei Einladungen bei Freunden angenommen und die Corona-Regeln eingehalten. Aber abends ist es schwierig, nach Hause zu kommen. Alle sind gleichzeitig auf der Straße und es gibt Staus.
Seit Mitte Januar gibt es in Frankreich eine nächtliche Ausgangssperre, die um 18 Uhr beginnt. Vorher begann die Ausgangssperre um 20 Uhr. Die Läden schließen gegen 17:45/18:00 Uhr, und man muss vorher rennen, um die Einkäufe erledigen zu können.
An einem Dienstagabend holte ich Lily und Anaïs von der Schule ab, damit wir den Mittwoch gemeinsam in Feyzin verbringen konnten.
Bei uns fängt der Unterricht zu verschiedenen Zeiten an, damit die Schüler Abstand halten können. Beginn ist für die erste Klasse um 08:20 Uhr, für die zweite Klasse um 08.25 Uhr und so weiter bis 08:40 Uhr, also alle 5 bis 10 Minuten.Unterrichtsende ist für die 1. Klasse 11: 20 Uhr, für die 2. Klasse um 11: 25 Uhr, bis 11.40 Uhr.
Anaïs ist auf der Vorschule, hier beginnt der Unterricht um 8.30 Uhr und endet um 16.30 Uhr, während bei Lily der Unterricht um 08:40 Uhr beginnt und um 16.40 Uhr endet.
Also, die Zeit verging wie im Fluge, um die Mädchen abzuholen, sie zum Auto zu bringen und anzuschnallen.
Dazu noch Staus, ein Zwischenstopp, um den Mädchen Hausschuhe zu kaufen, sie schnell anzuprobieren, um 18 Uhr waren wir dann zuhause. Es dauert 30 Minuten, um von Vienne nach Feyzin zu kommen. Als wir dann zuhause waren, sagte Anais "Oma, die Schuhe sind zu groß!", denn ich hatte beim Anprobieren nicht richtig aufgepasst.
Für Mittwochabend haben wir einen Freistellungsnachweis für Kinderbetreuung ausgefüllt, um mehr Zeit zu haben.
Um ehrlich zu sein, mir ist die komplette Ausgangssperre lieber als die nächtliche Ausgangssperre.
Hier beginnen die Winterferien, und ab Sonntag sind Lily und Anaïs bis Mittwochabend bei uns, dann sind sie bei Astrid’s Schwiegereltern.
Dann nimmt Astrid eine Woche Urlaub.
In Frankreich sind Läden mit einer Verkaufsfläche von mehr als 20 000m2 geschlossen. Geschäfte für Lebensmittel und den täglichen Bedarf sind geöffnet.
La Part Dieu, Einkaufszentrum mit mehreren Läden 3 Einkaufszentren und 2 Einkaufsgalerien von Carrefour und Auchan und das neue IKEA sind geschlossen. Natürlich bleiben Restaurants, Kinos, Cafés, Theater, Oper geschlossen.
Nur Mahlzeiten zum Mitnehmen oder Hauslieferungen bleiben erlaubt.
Das ist die Situation in Frankreich, man spricht von Ausgangssperren, aber im Moment tut sich nichts.
Einen schönen Abend wünscht
Christine
Übersetzung
Bonsoir Astrid et Volker,
Pour l'instant, toute la petite famille va bien, personne n'a eu la Covid, même si la famille d'Astrid a été cas contact et que tous les 4 ont été testés négatifs.
Nous faisons attention et sortons peu en dehors des enfants. Nous n'avons accepté que 2 invitations chez des amis en janvier, en gardant les gestes barrière. Mais le soir, pour rentrer chez nous c'est la galère . Tout le monde se retrouve en même temps sur les routes et il y a des "Stau" embouteillages. ..
En France, depuis mi-janvier le couvre-feu est à partir de 18h. Avant le couvre-feu commençait à 20h. Les magasins ferment à 17h45/18h et c'est la course.
Un mardi soir, je suis allée chercher Lily et Anaïs à l'école pour passer le mercredi à Feyzin.
La rentrée et la sortie des classes sont échelonnées afin que les élèves ne se mélangent pas. Il y a des rentrées toutes les 5 à 10mn. Le matin, la 1ere classe rentre à 8h20 en classe, la suivante à 8h25, etc jusqu'à 8h40.
La 1ere classe sortira donc à 11h20, la 2ème à 11h25 ... jusqu'à 11h40.
Anaïs rentre à 8h30 et sort le soir à 16h30 côté école maternelle, tandis que Lily rentre à 8h40 le matin et sort à 16h40. Donc , le temps de récupérer les filles, de retourner à la voiture, de les attacher, l'horloge tourne. ..
Plus les embouteillages, s'arrêter en chemin pour acheter des pantoufles aux filles, donc les essayer rapidement, nous arrivons après 18h à la maison. Il faut 30mn pour aller de Vienne à Feyzin. Pour couronner le tout, je n'ai pas bien vérifié avec Anaïs, arrivées à la maison, elle me dit "mamie, elles sont trop grandes ! "
Le mercredi soir, pour moins courir, nous avons rempli une dérogation pour garde d'enfants.
Honnêtement, je préférai le confinement complet que ce couvre-feu à 18h.
Ici, les vacances d'hiver commencent et à partir de dimanche nous gardons Lily et Anaïs jusqu'à mercredi soir, ensuite elles vont chez leurs autres grands parents. Puis Astrid prend une semaine de vacances.
En France, seuls les magasins ayant une surface supérieure à 20 000m2 sont fermés hors alimentaire et première nécessité.
La Part Dieu, ensemble de plusieurs magasins, est fermée. Sur Lyon, 3 centres plus 2 galeries marchandes de Carrefour et Auchan et le nouveau IKEA sont fermés. Bien entendu, les restaurants, cinémas, cafés, théâtres, opéra restent fermé.
Seul, les repas à emporter ou les livraisons à domicile restent autorisés.
Voilà la situation en France, on nous parle de confinement, mais rien pour l'instant.
Bonne soirée,
Amitiés,
Christine
Wahlhelfer-Premiere unter Corona-Bedingungen: Wähler waren sehr diszipliniert
Die erste Wahl unter Corona-Bedingungen war auch meine Premiere als Wahlhelfer. Ich war wohnortnah eingesetzt in Wahllokal 611 in der Schulturnhalle Winzenheim. Nach einer kurzen Einweisung durch den Wahlleiter Mirko Kohl trat ich um 12.45 Uhr meinen Dienst an. In der geräumigen Turnhalle standen die vier Wahlkabinen verstreut und etwas einsam. Unsere Arbeitstische lagen vollbepackt mit Papiertüchern, Desinfektionsmitteln, Schachteln mit Kugelschreibern, die sich die Wählerinnen und Wähler als „Corona-Geschenk“ mit nach Hause nehmen durften. Ich war quasi der „Urnenwächter“ und wies den Leuten anschließend den Weg zum Ausgang, der vom Eingang separiert war.
Beeindruckt hat mich die große Disziplin der Wählerinnen und Wähler, alle hatten die Masken an, desinfizierten sich die Hände, viele bedankten sich und wünschten uns einen angenehmen Wahltag. Das machte die Arbeit leichter, denn erstmals seit der Maskenpflicht musste ich den Schutz über einen langen Zeitraum tragen, was im Verlauf des Nachmittages anstrengender wurde. Die kurzen Pausen nutzte ich um frische Luft zu schnappen und wurde mit dem wunderschönen Panorama auf den Ort und die Weite der Weinberge bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel belohnt. Dabei beobachtete ich eine asiatische Frau, die mit ihrer Fotokamera zig Fotos von den herrlichen Kirschbäumen schoss.
Nach dem Schließen des Wahllokals um 18 Uhr ging`s zügig zum Auszählen der Stimmen. Ich war erleichtert, dass wir um 19.40 Uhr das Ergebnis melden und dann alles einpacken konnten.
Hansjörg Rehbein
Glück und Leiden in Corona - Zeiten
Für unser Corona-Tagebuch hat Rose Friedrich aus Bingen wieder ein Gedicht geschrieben:
Lasst euch Impfen,
heißt´s landauf, landab,
aber Impfstoff, der ist knapp.
Doch gibt`s laut Werbung in jeder Metzgerei,
ob in Bad-Kreuznach, Bingen oder Drais,
Impfdosen zum kleinen Preis.
Oral verabreicht, kann Impfen lecker sein,
mit Bio-Wurst von einem Schwein.
Jedoch, der Mensch kommt nicht umhin,
er braucht dringend das Vakzin
zur Herdenimmunität,
dass die Menschheit überlebt.
Aber, manche denken quer
und wundern sich, wo kommt`s Kopfweh her?
Am Himmel ist es spürbar leiser,
auf Erden die Unfallzahlen klein,
ich wünschte nach Corona
möge dies fortan so sein.
Außer Übung mein Friseur,
ich hoffe aber sehr,
er schneidet nicht mit schnipp
und schnapp, versehentlich
das halbe Ohr mit ab.
Reisen finden kaum noch statt,
bloß Fußballstars verreisen glatt.
Jedoch bedenkt, andernorts wird niemand satt.
Ist endlich vorbei die Pandemie,
flippt nicht aus, so wie noch nie,
vergesst nicht ganz die fiesen Mutationen,
denn die soll doch der Teufel holen.
Haben wir nicht trotz allem Glück,
schaut bloß 100 Jahr zurück.
Da war die Forschung nicht so weit
und es stand kein Impfstoff so schnell bereit.
Frauen fordern: Mehr Zeit, mehr Macht, mehr Geld
Bei ihrer Protestaktion zum Internationalen Frauentag hielten die DGB-Frauen und das Frauenbündnis gegen Altersarmut im Landkreis Bad Kreuznach auf dem Kornmarkt Corona Konform Abstand. Die Lücke zwischen Männer und Frauen in Bezug auf Einkommen und Macht sowie bei der Rente muss endlich geschlossen werden, so ihre Forderung. Gewerkschaftssekretärin Rita Schmitt schickte für unser Corona-Tagebuch Text und Fotos.
Hier die Forderungen der DGB-Frauen.
- Kleine Vollzeit für alle: 4-Tage-Woche / 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich
- Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit erleichtern
- Betreuungs- und Pflegeinfrastruktur ausbauen
- Aufwertung der Sorge- und Familienarbeit
- Aufruf an die Männer: „Mithelfen“ reicht nicht, Verantwortung ist gefragt!
- Gleiches Geld für gleichwertige Arbeit, denn Applaus alleine reicht nicht
- · Managergehalt für Pflege- und Erziehungsarbeit
- · Bessere Bezahlung und Anerkennung der Arbeit mit und an den Menschen im gesamten Dienstleistungsbereich
- · Tarifbindung und Tariftreue stärken, denn: Wo Tarifverträge gelten, ist die Entgeltlücke um 10 Prozentpunkte kleiner als in Betrieben ohne Tarifvertrag!
- · Frauenquoten in Aufsichtsräten und Vorständen ausweiten
- · Frauenmindestquoten in der gesamten Wirtschaft
- · Paritätsgesetz für Rheinland-Pfalz und den Bund
- · Mehr Frauen in der Politik
Du hast die Haare schön
Lass dir mal die Haare schneiden, den Friseur sollst du nicht meiden, Keine Birne ist ihm einerlei. Du hast die Haare schön….,“ Der singende Frisörmeister Tim Toupet und seine Berufskolleginnen- und kollegen können wieder das Liedchen fröhlich trällern. Den Struwwelkopp und die ungewollte lange Mähne muss man nicht mehr schamhaft unter der Mütze verbergen. Seit Montag wird in den Friseursalons wieder gewaschen, gefärbt, geschnitten und geföhnt.
Vom besten Umsatztag seines Lebens spricht Werner Müller über Tag eins nach dem Corona-Lockdown. Und das heißt was. Der 82-jährige Seniorfigaro hat seit seinem 13. Lebensjahr schätzungsweise rund 70.000!!! Köpfe mit Kamm, Schere und Schneidemaschine bearbeitet und die Lust an seinem Handwerk noch nicht verloren. Auch mir hat er einen schönen Kurzhaarschnitt verpasst. Er hat mir so manche Schwänke aus seinem Leben, vor allem aus dem Nachtleben, erzählt, aber das gehört nicht hierher.
Ich wünsche allen viel Spaß und interessante Gespräche bei ihrer Frisörin oder ihrem Frisör.
Hansjörg Rehbein
Mal in den Rheingau: Ausflüge sind ein gutes Mittel gegen den Corona-Blues
Die Sonne lockte viele Menschen nach Draußen. Ausflüge sind ein gutes Mittel gegen den durch Corona bedingten Ausnahmezustand in unserem Leben. Unsere fleißigen Tagebuch-Schreiber Astrid Böhm und Volker Ritter berichteten von ihrem schönen Ausflug in den Rheingau:
Beim Warten auf die Fähre, mit der wir von Ingelheim auf die andere Rheinseite übersetzen wollten, entdeckten wir ein Schaubild mit Informationen zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten auf der anderen Rheinseite.
Nach Erreichen des anderen Ufers entschlossen wir uns zu einem Besuch von Schloss Vollrad (Foto).
Leider ist die Besichtigung der Innenräume des Schlosses nicht möglich.
So schauten wir uns alles ein wenig von außen an. Beim Besuch der geöffneten Vinothek erstanden wir eine Flasche guten Rieslingweins, produziert aus hiesigen Weinlagen.
Nach einem Rundgang um die ganze Anlage machten wir uns auf den Rückweg.
Die Flasche Rieslingwein öffneten wir als Begleitung zum Abendessen.
Astrid Böhm und Volker Ritter
Vorfreude auf Impfung gegen Covid 19
Der Winter ist überstanden, wobei die letzten Wintertage reich an Schnee, blauem Himmel und Sonne waren. So bleibt uns dieser Winter trotz Corona sicher auch in guter Erinnerung. Von der Fassenacht gab es zum Glück einige Lifestream Übertragungen im Internet und Fernsehen zu genießen. Dies tat dem Herzen und der Seele ganz gut. Der Start in den Frühling startet mit zunehmenden Impfungen, besonders in den Seniorenresidenzen, allen sozialen Berufen und Lehrberufen. Endlich, es geht vorwärts.
Also können wir uns jetzt noch mehr auf den Frühling freuen und sollten jeden Sonnentag fern von Menschenmassen an der frischen Luft in der Natur verbringen. Die Vegetation zeigt schon erste Knospen und Triebe – auch die Natur will am liebsten explodieren sobald es die Temperaturen zulassen. Dennoch fordert auch 2021 viel Geduld und Vernunft von uns, um nicht noch zum Ende der Coronapandemie von den schlimmen Mutanten angesteckt zu werden. Wie immer sollten wir den Frühling dafür nutzen, unser Immunsystem wieder zu stärken durch Spaziergänge und Bewegung an der frischen Luft. Bleiben Sie gesund und suchen sie sich täglich ein kleines Highlight, das sie entspannt, erfreut und positiv stimmt, dann kommen wir weiterhin gut durch diese Pandemie.
Charlotte Eberwien
Die Theke wird schmerzlich vermisst
Sie fehlt doch schmerzlich: Die Theke in (m)einem Lokal ist ein Hort des Genusses, der Kommunikation und der Emotionen: Nachrichtenbörse, Gerüchteküche, Seelsorge, Büroersatz, Partnerschaftsvermittlung und vieles mehr. Vor 45 Jahren hat sich Peter Alexander in die Herzen vieler gesungen: Die kleine Kneipe in unserer Straße. Da wo das Leben noch lebenswert ist.“
Wir warten sehnsüchtig auf die Wiederöffnung unserer Gastronomie. Wenn wir wieder dürfen, sollten wir aber so schnell noch „kein Fass aufmachen“, auch wenn es uns danach gelüstet. Also wenn es soweit ist: Vorsichtig freuen.
Hansjörg Rehbein
Foto: Die "Krone", Bad Kreuznachs ältestes Gasthaus, frisch renoviert: Wie alle seine Kolleginnen und Kollegen ersehnt Gastronom Patricio Correia das Ende des Corona-Lockdowns.
Stromausfall in Texas: 11.000 Windkraftanlagen festgefroren
Post aus Texas bekamen Astrid Böhm und Volker Ritter von ihrem Freund Alex, der die dramatischen Folgen des Stromausfalls durch Eis und Schnee schildert.
HI Astrid and Volker
The year is only 2 months long, and already it feels old.
We are having a rough winter, here. Last year, pretty much no snow at all.
This year, it is already snowing outside for the 5th or 6th time, and it has been
brutally cold.
They have a major problem in Texas with the deep freeze. They have 11,000
wind turbines down there, and they all froze solid and stopped working, causing
a power black-out for 4 million people. No lights, no heat, no nothing. It just
keeps pointing in the direction that all this green technology is really not ready
to take over, decades away-maybe. I know you even had troubles in Germany
with the same, last week.
My main supplier in Denmark went bankrupt two weeks ago. There is a new owner now
trying to continue the business. So everything seems like a struggle, these days.
I hope all is going well for the two of you, staying safe at home.
Bleib gesund,
Alex
Übersetzung:
"Hi Astrid und Volker
das Jahr hat erst 2 Monate und schon fühlt es sich alt an. Wir haben hier einen harten Winter. Letztes Jahr gab es fast keinen Schnee. In diesem Jahr schneit es bereits zum 5. oder 6. Mal, und es ist sehr kalt.
Sie haben ein großes Problem in Texas mit dem starken Frost. Es gibt dort unten 11.000 Windkraftanlagen, und sie sind alle festgefroren und hörten auf zu arbeiten, was einen Stromausfall für 4 Millionen Menschen bedeutet. Keine Lichter, keine Wärme, nichts. Es geht immer wieder in die Richtung, dass all diese grüne Technologie noch nicht geeignet ist, die Aufgabe als Energieträger zufriedenstellend auszufüllen, Jahrzehnte später -vielleicht. Ich weiß, dass Sie in Deutschland in der letzten Woche das gleiche Problem hatten.
Mein Hauptlieferant in Dänemark ist vor zwei Wochen in Konkurs gegangen. Es gibt jetzt einen neuen Besitzer, der versuchen wird, das Geschäft fortzusetzen. Alles scheint in diesen Tagen ein Kampf zu sein.
Ich hoffe, dass bei Euch zu Hause alles gut geht und Ihr den Schutz Eurer Wohnung genießt.
Bleibt gesund,
Alex"
Heiteres in Versen: Fastnachtspredigt in schwierigen Zeiten
Seine Fastnachtspredigt, die in schwierigen Zeiten ein wenig aufheitern soll, schickte uns Pfarrer Claus Clausen:
(TUSCH!!!)
An Fastnacht zu normalen Zeiten
kann man, wer wollte das bestreiten,
vor all den langen Fastentagen
noch mal über die Stränge schlagen.
Um die Passionszeit auszuhalten
lässt man es krachen, Frohsinn walten.
Das braucht der Mensch doch angesichts
der sieben Wochen des Verzichts.
In Kreuznach ist man schon seit Jahren
mit dieser Praxis gut gefahren
und selbst in manchem Gotteshaus
gab's aus dem Anlass Saus und Braus!
Am Fastnachtssonntag war was los:
Der Pfarrer predigte famosund übte sich im Versedichten,
was mal gelang - und mal ... mitnichten!
Die Kanzel ward zur Fastnachtsbütt,
das Gottesvolk macht' tapfer mit:
Nach anfänglichem Stirnerunzeln
sah man allseits vergnügtes Schmunzeln.
Manch einer kam hübsch kostümiert,
manch einer närrisch ausstaffiert,
so richtig bunt, statt grau in grau,
statt „Amen“ rief man laut: „Helau!“
Die Orgel spielte sehr beschwingt,
wie es die Jahreszeit bedingt.
Es gab sogar, so hört man munkeln
in Kirchenbänken echtes Schunkeln!
Ja, all dies war zu Recht beliebt.
Drum ist man derzeit tief betrübt,
denn die verflixte Pandemie
zwingt auch die Fastnacht in die Knie
und außer Onlineangeboten
ist alles andre streng verboten.
Die Narrenfeste: Ausgefallen,
auf Straßen - und in heil'gen Hallen.
Für Jubel, Trubel, Heiterkeit
gibt's derzeit kaum Gelegenheit.
Dies Jahr ist da nichts mehr zu retten,
obwohl wir's gerne anders hätten.
Das hätt in unsrer düstren Welt
die Stimmung etwas aufgehellt
und hätte uns doch momentan
erfreut und durchaus gut getan.
Denn gerade, wenn der Mensch betrübt,
und es kaum was zu lachen gibt,
gilt doch, was man uns beigebracht:
Humor ist, wenn man trotzdem lacht!
Dagegen braucht jetzt weit und breit
kein Mensch noch eine Fastenzeit!
Wir müssen ohnehin verzichten
aufgrund von Inzidenzberichten
auf vieles, was uns Freude macht
und dies nicht nur zur Fassenacht.
Wir hatten doch - ist das nicht wahr? -
bereits ein ganzes Fastenjahr!
Uns fehlt das Schöne, Unbeschwerte,
es fehlen Feste und Konzerte.
Weil überall das Virus droht
gibt's ständig bloß Kontaktverbot.
Die Tage ziehn sich schwer und zähe
so ohne jede Menschennähe.
Wie leicht geht uns in diesen Nöten
die letzte Lebensfreude flöten.
Zwar trägt man Masken im Gesicht,
doch nicht aus Spaß, sondern aus Pflicht!
Man schnauft - sehr lustig ist das nicht -
und Brillenträgern fehlt die Sicht.
Statt Fastnachtsrednern, ungelogen,
hört man vor allem Virologen,
doch dem Corona-Personal
fehlt jeder Hauch von Karneval.
Die sind doch alle - seh ich's richtig? -
nicht grad vergnügungssteuerpflichtig.
Der Droste von der Charité
bräucht einen Haarschnitt und Kaffee.
Der Wieler von dem RKI
ein dröger Typ, der lächelt nie!
Und auch Jens Spahn ist nicht der Brüller
viel eher wohl ein Stimmungskiller.
Die Landrätin, mit saurer Miene,
verkündet: Keine Impftermine!
infolge, nein, das ist kein Witz,
des großen Impfstoffdefizits!
Dann sind da die, die denken quer.
Ich denk, die denken garnicht mehr,
doch in sozialen Medien blühen
wilde Verschwörungstheorien.
Dann sind da noch die oft genannten
höchst unerfreulichen Mutanten
aus England und Südafrika,
die sind uns schon erschreckend nah.
Ein Jahr schon mussten wir uns plagen
mit lauter Aschermittwochstagen
und viele unsrer besten Pläne
die landeten in Quarantäne!
Nach allem, was wir durchgemacht,
kein Fassenacht? Na, gute Nacht!
Doch Trübsal soll uns nicht besiegen:
Wir lassen uns nicht unterkriegen
Wir haben eine Medizin
- weit besser noch als Aspirin -
ein Impfstoff schützt in dieser Zeit
vor Gram und Angst und Traurigkeit.
Als Dosis reicht für Menschen immer
ein kleines bisschen Hoffnungsschimmer.
Woher? Das hört die Bibel sagen,
an diesen wie an allen Tagen:
Gott will uns grad in trüben Zeiten
auf Schritt und Tritt getreu begleiten
als guter Hirte allzumal
führt er uns durch das finstre Tal
er führt durch Ohnmacht uns und Grauen
auf grüne, virenfreie Auen.
Wo Wasserquellen sprudeln frisch
schenkt er uns ein, lädt uns zu Tisch.
Nach viel Verzicht und großen Schrecken
will Gott uns reich die Tafel decken.
Da dürfen wir, bei Brot und Wein
ganz abstandslos zusammensein!
Da wird es uns an nichts mehr fehlen.
Ist das nicht Balsam für die Seelen?
Gott sieht genau, was uns verdrießt
und will, dass jeder Mensch genießt
das Leben, das er uns geschenkt
und er, der selbst den Himmel lenkt
wird bis zum Ende für uns sorgen
bereitet uns ein bessres Morgen!
Ihr lieben Leut, ich komm zum Schluss
vermeiden will ich Überdruss
eh diese Verse, auch die schönen,
sich zu sehr in die Länge dehnen.
Ich hoffe, dass mit meinen Reimen
ich euch in euren Eigenheimen
auf andere Gedanken brachte,
das war mein Sinnen und mein Trachten,
euch mal ein wenig aufzuheitern
und eure Hoffnung zu erweitern.
Ich wünsch Euch tapfren Stubenhockern,
dass sich demnächst die Regeln lockern
und dass wir, wenn dann kommt der Lenz,
uns treffen können - in Präsenz.
Vor allem aber wünsch ich dies:
Dass ihr euch gut fühlt und nicht mies,
weil wir im Lebenslabyrinth
in Gottes Hand geborgen sind.
Er wird aus diesen dunklen Zeiten
uns selber in die Zukunft leiten.
Am Ende stehn wir, welche Wonne,
im warmen Licht der Ostersonne!
Dann werden alle, Mann und Frau,
statt „Amen“ rufen laut: „Helau“!
(TUSCH!!!)
Der zweite Corona-Frühling
Angeregt vom aktuellen Beitrag im Corona-Tagebuch, habe ich auch ein Frühlingsakrostichon geschrieben.
Der zweite Coronafrühling
Familienzeit
Reduzierte Kontakte
Übervorsichtigkeit
Hilfloses Abwarten
Leben geht weiter
Irgendwann
Noch müssen wir uns
Gedulden
Liebe Grüße, Simone Schneider
Hoffnung auf den Frühling: Nicht verzagen und gesund bleiben
Ein Akrostichon (altgriechisch) zu Corona hat uns Rose Friedrich aus Bingen geschickt, Es ist ein Leistenvers oder Leistengedicht bei dem die Anfänge von Wort- oder Versfolgen (Buchstaben bei Wortfolgen oder Wörter bei Versfolgen, auch Anfangssilben) hintereinander gelesen einen eigenen Sinn, beispielsweise einen Namen oder einen Satz, ergeben (Wikipedia).
Frühling
Furchtbares Virus
Riesige Todesrate
Überleben
Hoffnung
Leben überdenken
Inne halten
Nicht verzagen
Gesund bleiben.
Wir gegen Corona: „Echte Gässjer stehn sesamme“
Keine Narren im Käfig, kein Umzug auf den Straßen, kein Schunkeln in Hallen und Sälen, stattdessen Sitzungen , die online übertragen wurden. Die Fastnacht in Corona-Zeiten war eher traurig-trotzig statt heiter-fröhlich. Das war ein einziger Kampf gegen die Aschermittwoch-Stimmung. Ein kleiner Trost war die „Best-of-Zusammenfassung der Mainzer Fernsehfassenacht mit Beiträgen aus den vergangenen 20 Jahren.
Einer fehlt, weil 1989 verstorben, der singende Dachdeckermeister Ernst Neger. Einst trösteten Mütter ihre Kinder mit dem Lied, das er unvergessen machte: „Heile, heile Gänsje. Es ist bald widder gut. Es Käzje hat e Schwänzje. Es is bald wieder gut. Heile heile Mausespeck . In hunnerd Jahr is alles weg.“ Bei der Premiere 1952 in Mainz flossen im Saal die Tränen, weil die Besucher an ihre durch die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stadt dachten. Urheber des Fastnachtsliedes ist Martin Mundo (1882-1941), der 1929 Melodie und Text verfasste. Das Lied wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit zwei Strophen von Georg Zimmer-Emden ergänzt.
Wie überstehen wir in Bad Kreuznach diese düstere Zeit? Auch wir singen und machen uns Mut mit dem Hit der Wespengarde. „Echte Gässjer stehn sesamme.“
Hansjörg Rehbein
Kraft durch Natur in Coronazeiten
Ich war auf Altweiberdonnerstag geschminkt und kostümiert als Musketier mit Federhut und hatte beruflich erreicht, dass selbst meine Vorgesetzten Freude an mir und meinem bunt geschmückten Büro hatten. Zumindest erhielt ich von allen Kollegen und Vorgesetzten, die nicht im Home-Office arbeiten, ein großes Lob und Bewunderung. Aber viel wichtiger war mir, dass sich das Gesprächsthema mal nicht um Corona "drehte". Und es gab bisweilen auch viel zu lachen. Ja, als gebürtige Düsseldorferin und somit jecke Närrin, versteht man seine Mitmenschen mit seiner positiven Art in den "Bann zu ziehen" .Das Leben ist doch viel zu kurz und derzeit in der Corona Pandemie viel zu hart, um sich das Lachen und die Lebensfreude nehmen zu lassen.
Das derzeit wundervolle Winterwetter mit viel eisigen Temperaturen, Schnee, blauem Himmel und Sonne sollte jeder Bürger an der frischen Luft genießen: viel frischen Sauerstoff einatmen, viel Bewegung in einer freundlichen weißen, verschneiten Region, seine leere Batterie etwas aufladen usw.
Natürlich ist meine Geduld so langsam auch sehr geschrumpft wegen Gesichtsmaske und fehlenden Kontakten zu Freunden, die Nerven liegen blank, umso wichtiger ist es sich auf die Suche nach erfreulichen, positiven Dingen und Erlebnissen zu machen. Jeder Tag braucht ein Highlight, egal wie kurz und klein es auch sein mag. Es hilft der Seele, dem Gemüt und der Stimmung.
Bleiben Sie weiterhin geduldig, zufrieden und gesund.
Charlotte Eberwien
Schadet die Jogginghose im Home-Office der Arbeitsmoral?
Wenn sich dein Alltag nur auf wenigen Quadratmetern abspielt. Vom Bett sind es zwei Schritte bis zum Heimbüro, die Küche ist Kantine, die quasi fast rund um die Uhr geöffnet hat. ist auch nicht viel weiter entfernt. Mein Sohn Marius arbeitet seit November im Homeoffice in seinem Praxissemester für ein Wiesbadener Studio, das Animationen, Illustrationen und Motiondesign macht. Auch seine Kollegen sitzen Zuhause vor ihren Computern. Die Stimmung ist noch gut.
Die Ausgangssperre war nur kurz allerdings für meinen Sohn ein Ärgernis, denn gegen 21 Uhr beginnt für ihn erst die Zeit der Entspannung, die er sich auf ausgedehnten Abendspaziergängen verschafft. An den Wochenenden jagt ihn meine Frau mal bei Tageslicht zum Sonne aus dem Haus, was ist der Junge wieder so blass. Der muss Vitamin D tanken!
Nur wird es so langsam mal Zeit, dass mein Sohn seine Kollegen auch persönlich kennenlernt. Ein Bier nach Feierabend ist durch nichts zu ersetzen. Trinken und prosten vor dem Bildschirm, das kann nur das Notprogramm sein.
Der Sohn eines guten Freundes ist Banker und pfeift auf die Kleiderordnung. Im Heimbüro kannst Du es Dir leisten in der verwaschenen schlapprigen Jogginghose zum Dienst zu erscheinen. Jetzt aber hat seine Mutter ein Machtwort gesprochen. Er soll sich einen neue Jogginghose kaufen. Wenn schon die Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis am Ende der Sendung ihre schicke Sporthose zeigt, dann lässt das auch der Dresscode im Homeoffice zu.
PS: Wer aber Schaden an seiner Arbeitsmoral fürchtet, der soll sich halt im Anzug mit Schlips vor den Bildschirm setzen.
Gez. Hansjörg Rehbein
Weihnachtspost an Tante Annemarie
"Ihnen wünsche ich alles Gute und bleiben Sie hoffnungsstur!", schreibt uns Nina Kistner-Ngo. Für unser Corona-Tagebuch hat sie ihre von Hand geschriebene und selbst gestaltete Weihnachtskarte an ihre Tante Annemarie (94), die im Seniorenheim lebt, geschickt:
Liebe Tante Annemarie,
besonders in diesen Zeiten sollen dich meine Worte begleiten:ich wünsche Dir jemand, der dich in den Arm nimmt und mal drückt, jemand, der dein Zimmer etwas schmückt, jemand, der mit dir „Oh, du fröhliche“ anstimmt und somit ein bisschen Freude bringt und jemand, der mit dir lacht, in der seligen, heiligen Nacht.
Viele liebe Grüße und bis Bald,
deine NinaBesinnung ist das gute Wort was einen trägt ….
„Hallo liebes Team vom Stadtarchiv/ Stadtgeschichte. Ich habe dieses Gedicht selbst geschrieben“, schreibt uns Benita Domann (17) aus Winzenheim. „Ich dichte in meiner Freizeit oft auch zu Umwelt oder zu besonderen Anlässen, ab und zu auch kleine Gebete. Ich spiele Saxophon im Schülerorchester der Musikfreunde Winzenheim. Ansonsten fahre ich sehr gerne Fahrrad und versuche die Umwelt zu retten“, mailt sie uns auf Nachfrage.
Auch wenn Weihnachten schon ein paar Tage vorbei ist, wollen wir dieses Gedicht – noch schön „altmodisch“ mit Hand geschrieben - unseren Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten:
Friedensstadt Bad Kreuznach braucht Friedensakademie
Eine spannende Analyse zu der Frage, warum der 22. Januar für Bad Kreuznach weltpolitisch und historisch bedeutsam ist, hat uns der Bad Kreuznacher Politologe Markus Bach M.A. geschrieben: Friedliche Konfliktlösungen schaufeln viel Geld frei, das für die Beseitigung der Corona-Schäden und der Folgen des Klimawandels sowie für eine gerechtere Welt dringend benötigt wird. Bach schreibt:
Der 22. Januar 2021 ist ein herausragendes Datum. Es ist wichtig für die Welt, für Europa, für Frankreich und Deutschland, für Rheinland-Pfalz und für Bad Kreuznach – und das ganz besonders in Zeiten von Corona – historisch wie kommunalpolitisch.
Nehmen wir etwas Anlauf, um die Zusammenhänge zu verstehen, die dieses Datum für Bad Kreuznach bündelt, und um daraus aus politikwissenschaftlicher Sicht eine grundlegende Leitbild-Orientierung für die Stadt zu erarbeiten:
die Ausrichtung als Friedensstadt und den Aufbau einer Kommunalen Friedensakademie in Bad Kreuznach.
Die empfohlene Leitbildorientierung ist auch eine Antwort auf die Corona-Krise und die dahinter liegenden Ursachen, vor allem im Bereich des dramatischen Klimawandels.
Kommen wir zu den historischen Voraussetzungen für die Forderungen nach einer Ausrichtung von Bad Kreuznach als Friedensstadt und für die Einrichtung einer Kommunalen Friedensakademie in der Nahe-Stadt.
An diesem Datum, dem 22. Januar, erinnern wir mit dem deutsch-französischen Tag in beiden Ländern an die Aussöhnung zwischen den europäischen Erbfeinden Deutschland und Frankreich, die am 22. Januar 1963 mit der Unterzeichnung des deutsch-französischen Vertrags durch Frankreichs Staatspräsident de Gaulle und den deutschen Bundeskanzler Adenauer in Paris besiegelt wurde.
Im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach hatte diese Aussöhnung mit dem ersten Regierungstreffen der beiden Geschwisterstaaten auf deutschem Boden nach dem II. Weltkrieg, am 26.11. 1958, wesentlich ihren Anfang genommen.
Damals trafen sich de Gaulle und Adenauer an der Nahe und markierten so – im Nachhinein betrachtet - auch eine weltpolitische Trendwende von der Konflikt- zur Kooperationsstrategie, auf der Europas Frieden nach dem II. Weltkrieg (1939-45) fußen sollte.
In diesem Jahr erhält der 22. Januar eine weitere weltpolitische Bedeutung. Am 22.1.2021 tritt nämlich der völkerrechtlich verbindliche UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen in Kraft, nachdem im Vorlauf schon mehr als die dazu erforderlichen 50 Staaten diesen Kodex ratifiziert hatten. Dies setzt die mutmaßlich im rheinland-pfälzischen Büchel gelagerten US-Atomwaffen und damit auch die atomare Teilhabe Deutschlands im Rahmen der NATO unter einen hohen politischen Druck.
Auch in diesem Zusammenhang spielt Bad Kreuznach eine nicht unerhebliche Rolle. Die Stadt, die eine todbringende Schwedenkugel aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) in einem ihrer bedeutenden Brückenhäuser als Mahnmal zum Frieden beherbergt, unterstützt in Person ihrer Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer mit der weltweiten Bewegung Mayors for Peace (Bürgermeister*innen für den Frieden) das Atomwaffenverbot. Deutschland hat das Atomwaffenverbot im Gegensatz beispielsweise zum Vatikanstaat, zu Malta, Österreich oder der Republik Irland bisher leider noch nicht unterzeichnet und nicht ratifiziert.
Am 22. Januar 2021 feiert die Stadt an der Nahe, die am 2. Januar 1945 den heftigsten mehrerer tödlicher Bombenangriffe im vom faschistischen Hitler-Deutschland entfesselten II. Weltkrieg erlitt, trotz oder gerade wegen der fehlenden deutschen Unterschrift das Atomwaffenverbot auf Geheiß der Oberbürgermeisterin. Im Beisein der Bad Kreuznacher Friedensaktivist*innen von Aktiv für Frieden wird die Mayors-for-Peace-Flagge gehisst - ein wichtiges politisches Zeichen weg von der Sicherheit durch Androhung des Atomtods hin zur Sicherheit durch Kooperation.
Vor dem Hintergrund der historischen Verbindung Bad Kreuznachs mit diesen beiden friedenspolitischen Trendwenden, dem deutsch-französischen Vertrag und dem Inkrafttreten des UN-Atomwaffenverbots, ergibt sich aus meiner Sicht als Politologe folgende Leitbildempfehlung für die Stadt:
1.) Bad Kreuznach sollte sich so schnell wie möglich Friedensstadt Bad Kreuznach nennen und
2.) eine Kommunale Friedensakademie mit den Schwerpunkten Konversion und Kommunale Außenpolitik aufbauen.
Das hat politische, wirtschaftliche, arbeitsmarkttechnische und touristische Vorteile für die Stadt, die sich im Übrigen mit der integrativen Arbeit für Geflüchtete durch das evangelische Ausländer*innen-Pfarramt sowie durch die preisgekrönte multikulturelle Stadtteilarbeit der Alternativen Jugendkultur (AJK) friedenspolitisch bereits zuvor einen Namen gemacht hatte.
Warum nun aber diese beiden Leitbildempfehlungen in Richtung Friedensstadt und Friedensakademie? Was hat die Weltpolitik an dieser Stelle mit der inhaltlichen Ausrichtung Bad Kreuznachs zu tun?
Nehmen wir historisch noch einmal Anlauf – es lohnt sich.
Beide eben beschriebenen welthistorischen Ereignisse bedingen sich nämlich gegenseitig und verlangen geradezu in der Konsequenz die Einsicht, dass im 21. Jahrhundert politische Ziele nicht mehr mit Drohungen, schon gar nicht mit atomaren, zu erreichen sind, sondern allein mit Zusammenarbeit. Diese Einsicht hatte schon im 20. Jahrhundert ihre praktisch-politischen Wurzeln und die entsprechenden Folgen gezeigt.
Der Verzicht des sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow auf ein „Weiter so“ in der stetigen Aufrüstungspolitik der UdSSR Ende der 1980er Jahre erklärte sich vor allem aus dem bevorstehenden wirtschaftlichen Zusammenbruch des Riesenreichs, verursacht durch den Versuch, beim Wettrüsten mit den kapitalistischen USA mithalten zu wollen.
Sein Ausstieg aus diesem Militärwettlauf mit den Vereinigten Staaten von Amerika war zwingend nötig, um den finanziellen Ruin der Sowjetunion zu verhindern.
Aber bei diesem weltpolitischen Beispiel hinsichtlich des Verzichts auf Rüstungssteigerung wird es in Zukunft allein nicht bleiben:
So, wie die Sowjetunion aus dem Rüstungswettlauf aussteigen musste, so müssen nun auch die aktuellen Akteur*innen der Weltpolitik, die Militärgiganten USA, China und EU – und mit ihr Deutschland und Frankreich - früher oder später aus den Billionen verschlingenden Militärhaushalten aussteigen.
Nur dann nämlich können sie die Konflikte in der Welt friedlich lösen und so endlich Geld frei schaufeln, damit die Kosten von Corona und ähnlichen Krisen sowie die Folgen des Klimawandels und das Schließen der allenthalben zunehmenden Gerechtigkeitslücken zwischen Arm und Reich bezahlt werden können.
Was hat Bad Kreuznach konkret mit all' diesen Entwicklungen zu tun?
Auch wer vor Ort Geld aus Militärhaushalten in zivile Projekte umleiten will (Konversion), braucht dazu Konzepte und Erfahrung. Er braucht sie, um, statt völlig überzogener und erfolgloser Rüstungsausgaben zur Drohung gegen nicht vorhandene Feinde, endlich den Klimawandel und mit ihm verbundene biologische Krisen wie Corona sowie die Gerechtigkeitslücken zwischen Arm und Reich zu bekämpfen – die wahren „Feinde" unserer Gesellschaft.
Erfahrung hat Bad Kreuznach auf dem Gebiet der Konversion wahrlich vorzuweisen. Noch fehlt allerdings die systematische Aufarbeitung dieser Erfahrungen in einer Kommunalen Friedensakademie.
Unsere Stadt hat nach dem Abzug der US-Streitkräfte enorm viel auf dem Gebiet der Umwidmung (Konversion) von ehemals militärischem Gerät und den dazugehörenden Liegenschaften und Immobilien geleistet.
Da wurden neue Wohn- und Gewerbegebiete erschlossen und damit zahlreiche Wohnungen und viele neue Arbeitsplätze in verschiedenen Branchen geschaffen.
Da wurde die Verkehrspolitik mit einigen neuen Mobilitätseffekten für Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und Autofahrer*innen ausgestattet und damit mobile Entwicklungsmöglichkeiten neu sortiert.
Insgesamt ging also ein Ruck durch die Stadt nach einem jahrelangen Stopp einer solchen Entwicklung wegen der Bindung von Gebieten und Immobilien an die US-Militärs.
Natürlich brachten die Soldaten auch eine sehr große Kaufkraft für die Stadt und die Region mit sich und ihr Abzug bedeutete daher auch einen Verlust von wirtschaftlicher Stärke auf vielen Feldern.
Doch der neue Entwicklungsschub, der sich für Stadt und Region aus dem Abzug der US Streitkräfte ergab, war nach einer gewissen Übergangsphase weitaus größer als der Verlust aus dem Abwandern der Soldat*innen.
Die negativen wirtschaftlichen Folgen des Abzugs der US-Militärs und der damit verbundenen Aufgabe ihrer vielfältigen Einrichtungen mussten aber in Bad Kreuznach und Umgebung am Arbeitsmarkt, am Wohnungsmarkt und im Tourismus aufgefangen und durch ein Bündel an zivilen Maßnahmen ausgeglichen werden – ein großer Kraftakt nicht nur für die Stadt, sondern für die gesamte Region, um die Vorteile aus dieser Entwicklung mittel- und langfristig abzusichern.
Dieser Kraftakt wurde in jahrelanger Detailarbeit im großen und ganzen zu einer Erfolgsgeschichte. Der Erfolg hat Gründe, genauso aber auch die Rückschläge und negativen Aspekte auf dem Weg zur Nahe-Konversion, die es natürlich auch gab.
Warum etwa wurde der neue mögliche Antrieb nach dem Abzug der US-Militärs nicht für einen Entwicklungsschub genutzt, der nachhaltig und damit modern ausgerichtet ist?
Warum etwa gibt es kein Radwegenetz in Bad Kreuznach, das diesen Namen auch wirklich verdient? Nach anfänglichen Erfolgen blieb es leider stehen und nahm bis heute nicht richtig Fahrt auf.
Warum gibt es nicht endlich einen ÖPNV, der einer Stadt dieser Größenordnung angemessen ist, und im Alltag der Menschen wirklich machbare Alternativen zum immer noch dominierenden Autoverkehr zulässt?
Warum gibt es nicht endlich eine Energieversorgung, die dezentral und nur noch an den neuen Energieträgern ausgerichtet ist?
Warum gibt es nicht endlich in Neubaugebieten eine Stadtplanung für eine Nahversorgung, die dem Anspruch einer verkehrsmindernden, frauenfreundlichen und familiengerechten Entwicklung gerecht wird?
Und warum gibt es nicht endlich angemessene und zahlreiche akademische Ausbildungsgänge in der Stadt?
All' das sind Bad Kreuznacher Erfahrungswerte und Fragestellungen, die endlich friedenswissenschaftlich sowie - damit logisch unauflöslich verknüpft – struktur- und wirtschaftspolitisch ausgewertet werden müssen.
Nur so lassen sich die Erfolge von Konversion verstetigen und Fehler vermeiden.
Dann erst dann können diese Erfahrungen vielen anderen Städten und Gemeinden zur Verfügung gestellt werden, die die Konversion noch vor sich haben, und das betrifft nicht nur Kommunen in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt.
Mit der Kommunalen Friedensakademie würde Bad Kreuznach einen Exportschlager in Richtung moderner Kooperation durch Konversion aufbauen, so, wie anderswo klimawissenschaftliche Einrichtungen oder Forschungszentren für die Verkehrswende einen immensen Modernisierungs- und Tourismuseffekt für ganze Regionen nach sich ziehen und in Zukunft ziehen werden.
Dass die Sicherheitswende kommen wird, und damit militärische Konfliktlösungsmuster durch zivile ersetzt werden, steht für moderne Friedensforscher*innen und Militärfachleute längst außer Frage.
Das haben nicht zuletzt auch viele Veranstaltungen des Bad Kreuznacher Netzwerks am Turm mit entsprechenden Referent*innen gezeigt, so auch jüngst zur Vorstellung des Konzepts „Sicherheit neu denken", das in der Ev. Kirche von Baden entwickelt wurde und nun auch im Umfeld der bekannten Münchner Sicherheitskonferenz als Alternative zur längst überholten Militärpolitik diskutiert wird.
Die Bad Kreuznacher Kommunale Friedensakademie sollte aber nicht nur eine konversionsorientierte Ausrichtung haben. Sie sollte mit einem zweiten Baustein - am Beispiel der deutsch-französischen Aussöhnung orientiert - die Rolle aktiver kommunaler Außenpolitik aufarbeiten und als friedenspolitischen Werkzeugkasten in die Welt tragen, so wie unsere Winzer*innen den Nahe-Wein global erfolgreich vermarkten.
Als Beispiel für eine zivilgesellschaftliche und kommunale Außenpolitik seien hier die Aktion Seebrücke für die Aufnahme geflüchteter Menschen in Bad Kreuznach und die Aktivitäten der schon deutschlandweit bekannten geplanten Rettungsaktion für Flüchtlinge im Mittelmeer durch die Bad Kreuznacher Reschke-Brüder genannt.
Auch diese zivilgesellschaftlichen Außenpolitiken müssen ausgewertet und friedenswissenschaftlich erforscht werden, um sie als weitere Alternative für eine veralterte und völlig überteuerte militärische Sicherheitsarchitektur zu nutzen.
Diese Forschung wäre auch ein Danke schön für die Arbeit der Friedensnobelpreisträgerin ICAN, - der Internationalen Kampagne gegen Atomwaffen – die mit ihrem Einsatz die Erfolge von Vor-Ort-Politik wie in Bad Kreuznach in Sachen Frieden erst ermöglichte.
Ganz grundlegend lässt sich daher abschließend formulieren:
Nur wer als Gesellschaft in Zukunft technische Umwandlungen von militärischen in zivile Projekte verbindet mit dem Austausch zwischen Kommunen verschiedener Länder in den Friedensprojekten von kleinen Leuten, nur der wird auch an den Zukunftsmärkten der Welt wirtschaftlichen und technologischen Erfolg haben. Das gilt für Nationen, Regionen und Kommunen und damit auch für Bad Kreuznach.
Denn wirtschaftlicher Erfolg braucht Vertrauen und keine Androhung von Tod oder gar Atomtod. Das erkannte im 20. Jahrhundert bereits der Architekt von Willy Brandts Entspannungspolitik, Egon Bahr. Er verwendete dafür die Formel „Wandel durch Annäherung" – und hatte Erfolg.
Zu diesen erfolgreichen Politikmodellen kann Bad Kreuznach als Friedensstadt in Zukunft mit einer Friedensakademie für Konversion und Kommunale Außenpolitik beitragen und als Friedensstadt selbst Gewinn daraus schöpfen.
Damit würde im Übrigen auch eine wichtige Forderung der Oberbürgermeisterin eingelöst, endlich eine Vielzahl akademischer Studiengänge in Bad Kreuznach aufzubauen, die eine solche Akademie sicherlich nach sich zöge.
Denn die OB weiß: Nur viele, gute Arbeitsplätze – und das sind nicht nur akademische - und mit ihnen gute Ausbildungsplätze und Studienangebote sichern auf Dauer hohe Löhne und damit einen guten Lebensstandard, der sich bezahlt macht. Das gilt gerade auch in der Corona-Krise und in artverwandten Krisen, die leider noch auf uns zu kommen dürften. Erst diese Einsicht sichert Frieden auf Dauer.
Die Friedensstadt Bad Kreuznach mit einer Kommunalen Friedensakademie für Konversion und als Umsetzung von kommunaler Friedenspolitik der kleinen Leute für kleine Leute hat Zukunft und sichert sie.
Die Idee dazu entstand im Übrigen bei einer Veranstaltung des DGB-Kreisverbands mit dem Netzwerk am Turm. Nach einem sehr anregenden Referat des Ex-IG-Metallbundesvorstands Otto König zum Thema Konversion hatte ich in der anschließenden Diskussion erstmals den Vorschlag für eine Kommunale Friedensakademie in Bad Kreuznach gemacht – einen Vorschlag, den der DGB-Kreisverband mit seinem Kreisvorsitzenden Michael Simon unterstützt.
Vertrauen statt Drohung heißt das Signal aus Bad Kreuznach in die Welt und das nicht nur am 22. Januar jedes Jahres - eine Aufgabe, für die kleine Leute vor Ort endlich die Unterstützung der Großen aus der Politik brauchen – zur Sicherung des Friedens auf der ganzen Welt.
Markus Bach M.A.; 22.Januar 2021
Französische Freunde wünschen ein besseres Jahr 2021
Unsere Bekannten vom Cercle d'Amitié Franco-Allemand (Partnerschaftsverein vom Deutsch-Französischen Freundschaftsverein Bad Münster am Stein e.V) in Pouilly-sur-Loire haben uns eine nette Karte zum neuen Jahr geschickt, schreibt Astrid Böhm, die den französischen Text übersetzt hat.
Wir hoffen von ganzem Herzen, dass das Jahr 2021 für alle besser sein wird und vor allem, dass wir die Gelegenheit haben werden, uns wiederzusehen.
Wir danken für Eure schöne Karte und umarmen Euch virtuell.
Wir danken für Eure schöne Karte und umarmen Euch virtuell.
Michel et Dominique
PouillyMut zum Durchhalten in Coronazeiten
Ach, so langsam fällt es schon schwer positiv und mutig zu bleiben. Das „Masketragen“ ist schon sehr hinderlich, das Erkennen der Mimik und Stimmung seiner Mitmenschen ist nicht mehr möglich, immer größer wird die Maskierung im Gesicht. Zwar sieht man bisweilen recht lustige Motive auf den Masken, aber zum Lachen ist einem nicht wirklich.
Wie schön sind da die Augenblicke von Schneefall und weißer Landschaft um uns herum. Ich bin Silvester von 19.00 – 21.00 Uhr durch die Stadt Bad Kreuznach gegangen, um etwas Stimmung zum Jahreswechsel einzufangen. Umso mehr war ich von der wundervollen Beleuchtung der Brückenhäuser angetan. Wer diese tolle Idee hatte und diese umgesetzt hat, dem müsste man ein Denkmal setzen. Endlich mal ein Highlight, über das selbst meine Freunde aus Düsseldorf, Köln und Winterberg miteinander online reden, weil sie es über das Internet entdeckt haben und allabendlich betrachten. Farbe in dieser grauen, kalten Jahreszeit, erfreut unsere Seele und hebt die Stimmung.
Ja, so läßt sich der Lockdown besser ertragen. Am Neujahrstag bin ich zum Wandern in den verschneiten Hunsrück gefahren, an eine Stelle, wo an diesem Tag kein Mensch zu sehen war, nur den Rehspuren folgend… das war echt klasse und hat mich den Winter so richtig genießen lassen. Ich bin so froh, in so einer phantastischen Gegend leben zu dürfen. Bleiben Sie gesund und suchen sie sich täglich ein kleines Highlight, das sie entspannt, erfreut und positiv stimmt, dann kommen wir weiterhin gut durch diese Pandemie.
Charlotte Eberwien, 20.01.2021
Von modisch nicht die geringste Spur
Ja, so läßt sich der Lockdown besser ertragen. Am Neujahrstag bin ich zum Wandern in den verschneiten Hunsrück gefahren, an eine Stelle, wo an diesem Tag kein Mensch zu sehen war, nur den Rehspuren folgend… das war echt klasse und hat mich den Winter so richtig genießen lassen. Ich bin so froh, in so einer phantastischen Gegend leben zu dürfen. Bleiben Sie gesund und suchen sie sich täglich ein kleines Highlight, das sie entspannt, erfreut und positiv stimmt, dann kommen wir weiterhin gut durch diese Pandemie.
Der zweite Lockdown hat Rose Friedrich aus Bingen zu einem Gedicht inspiriert. Von der Schließung sind auch die Friseur-Salons erneut betroffen. Dazu reimt sie:
Wir tragen fast alle eine Corona- Frisur,
von modisch nicht die geringste Spur.
Der Pony sehr lang, der Ansatz zu grau.
So bleibt man zu Hause, das passt genau.
Es pikst der Bart, es stören Kotletten,
doch fehlt kein Papier auf den Toiletten.
Hunsrücker aus Bad Schwartau schickt ein Corona-Gedicht
Dieter Leonhard aus Bad Schwartau in Schleswig Holstein schreibt uns: Aus einer regionalen TV-Sendung des SWR3 habe ich von Ihrer aktuellen Corona-Dokumentation erfahren.
Als einem, mit der Stadt Bad Kreuznach durch eigene Berufsschulerfahrung aus den Jahren 1960-1963 verbundenem ehemaligen Hunsrücker fühle ich mich aufgefordert, Ihnen mein während des ersten lock-downs entstandenes Corona-Gedicht anzubieten..Und noch so eine kleine Info nebenbei:
Im April 2020 erschienen meine "Dorfgeschichten vom Hunsrück für Plattschwätzer und sonstige Menschen" im BoD-Verlag.
Corona, Corona, CoronaDie Welt, sie ist total verrückt
Sie ist nicht mehr, wie sie mal war
Die Menschen, sie sind so bedrückt
Weil eingesperrt in ihren Hütten
Kein Sport, kein Shopping, kein Vergnügen
Man muss die eignen Wände hüten
Wem‘s Spaß macht, tut sich selbst belügen
Die Schule und der Kindergarten
Sind lahmgelegt und nicht mehr wichtig
Sie alle müssen jetzt mal warten
Und das ist absolut auch richtig
Denn es geht um Menschenleben
Nicht nur ums Wohlsein hier und da
Ein krasser Stopp im Vorwärtsstreben
Wie er bisher noch nie geschah
Um Infektionen zu vermeiden
Die man sich zuzieht allerorten
Die Menschen sollen sich bescheiden
Und sich nicht gegenseitig morden
Wie das bei der Pest gewesen
Die im Mittelalter uns regierte
Die Menschen konnten da nicht lesen
Was so die Mediziner rieten
Doch heute sind wir alle schlauer
Sind gut gebildet und gewitzt
Wir sollten bilden eine Mauer
Um uns, bis das Virus abgeblitzt
Und eingestampft für alle Zeiten
Durch einen Impfstoff, der noch fehlt
Wir alle müssen noch was leiden
Das ist das, was jetzt hier zählt
Höret nicht auf die Philister
Die Ignoranten und Despoten
Auch nicht auf die falschen Richter
Und selbsternannte Himmelsboten
Die Gesellschaft muss erfahren
Was schon geht, und was noch nicht
Erst nach Ablauf von paar Jahren
Kann man bewerten den Verzicht
Dieter Leonhard
Weihnachtskarten als Trostpflaster für ausgefallene Adventsfeier
Für die Weihnachpostaktion im Haus der Stadt Geschichte hat uns Jürgen Schwenk, Wanderwart des Pfälzerwald Verein Bad Münster am Stein-Ebernburg, die Karte zugeschickt, die die Mitgliedern als Trostpflaster für die ausgefallene Adventsfeier per E-Mail oder per Post erhielten. „In BME wurden die Karten von uns ausgetragen“, so Schwenk.
Weihnachtsbaumaktion des Ortsverschönerungsvereins „Schönes BME e.V.“
Wie in jedem Jahr haben vor dem 1.Advent ehrenamtliche Helfer des Ortsverschönerungsvereins „Schönes BME e.V.“ Weihnachtsbäume an verschiedenen Stellen von Bad Münster am Stein-Ebernburg aufgestellt, die dann später noch von einer Elektrofirma geschmückt wurden. Bei einem abendlichen Spaziergang durch den Ort konnte man sich an ihnen und dem Glanz ihrer Weihnachtsbeleuchtung erfreuen.
Nun wurden die Bäume dann wieder vom „Schönes BME e.V.“ abgebaut, da die Weihnachtsbaum-Abholung in den Bad Kreuznacher Vororten immer Anfang Januar stattfindet.
Ich hoffe, dass dieser schöne Brauch in unserem Ort erhalten bleibt, damit wir uns auch in Zukunft an schönem Weihnachtsschmuck freuen können.Astrit Böhm und Volker Ritter
Christvesper in Gemeinschaft hat so gutgetan
Für das Corona-Tagebuch schickte uns Britta Lehna einen Beitrag über ein schönes Gemeinschaftserlebnis an Heilig Abend:
Kurz vor Heiligabend 2020 fand ich diese Einladung zur Christvesper im Briefkasten. Viele Gottesdienste mussten wegen der Corona-Epedemie abgesagt werden, umsomehr freute ich mich über diese Möglichkeit bei der Baptistengemeinde.
Die Anmeldung für die Familie erfolgte online, vor Ort wurde der Einlass kontrolliert. In unsere Marmeladengläser wurde Sand eingefüllt und eine brennende Kerze aufgesteckt. Wir Gottesdienstbesucher haben uns mit Masken und mit großen Abständen auf dem Schulhof der Realschule Plus Bad Kreuznach verteilt. Eine Stunde lang haben wir der Christvesper bei Regen und Kälte beigewohnt. Es hat so gutgetan.
Britta Lehna
Verzicht üben – Nicht immer alles sofort haben wollen
Die Generation meiner Eltern und Großeltern kennen bzw. kannten Not, Verzweiflung und Hunger als Folgen des Zweiten Weltkrieges und mussten in den ersten Nachkriegsjahren auf vieles verzichten. Ich gehöre, 1961 geboren, zu der Generation, die so etwas Vergleichbares nicht erleben musste. Wie viele andere in meiner Altersgruppe habe ich mir viele Wünsche erfüllen können, zum Beispiel das Reisen durch die Welt.
Die Corona-Pandemie stürzt viele Menschen in eine wirtschaftliche Existenzkrise, zeigt aber auch, dass in unserer Konsum-Gesellschaft der Wille zum Verzicht nicht sonderlich ausgeprägt ist. Wie ist es sonst zu erklären, dass trotz vieler Warnungen und Mahnungen die Naherholungsgebiete und die Winterurlaubsregionen überlaufen und wegen wilden Parkens kaum ein Durchkommen auf den Straßen waren. Obwohl sich täglich immer noch tausende von Menschen mit Corona infizieren drängten sich dort die Menschenmassen.
„Das Geheimnis eines glücklichen Lebens liegt in der Entsagung“ war das Lebensprinzip von Mahatma Ghandi (Foto). Wenn wir uns alle davon eine Scheibe abschneiden, d.h. nicht immer alles und sofort haben wollen, ist auch nach Corona für das Zusammenleben und für die Zukunft unseres Planeten viel gewonnen. Verzicht muss wieder geübt werden. Denn es ist zu befürchten: Auch nach Corona - die nächste Krise kommt bestimmt.
Gez. Hansjörg Rehbein, 5. Januar 2021
Zeichen der Rettung – Dialog wider den Krieg
Heute, an Heilig' Abend, erreicht unser Adventskalender seine Ziellinie: Denn an Weihnachten feiert die Christenheit die Geburt ihres Retters - Jesus. In der Bibel wird berichtet, dass der Friedensfürst in einer Krippe zur Welt kam, weil in ďer Herberge kein Platz mehr für die mit Jesus hochschwangere Maria und ihren Mann Josef war.
Der Bad Kreuznacher Politikwissenschaftler Markus Bach M.A., selbst bekennender Christ, nimmt die biblische Erzählung zum Anlass, die Geschichte hinter unserem 24. Türchen zu gestalten. Bach schreibt:Wie für den Friedensfürsten der Christenheit in der Herberge kein Platz mehr war, so macht die EU an den Grenzen des Mittelmeeres die Schotten für geflüchtete Menschen dicht und lässt Tausende von ihnen ertrinken."
Die Bad Kreuznacher Reschke-Brüder wollten das nicht hinnehmen, so Nachrichtenredakteur Bach: "Sie möchten im Frühjahr mit einem eigenen Boot im Mittelmeer Menschen vor dem Ertrinken retten und setzen so ein Zeichen für Frieden und Menschlichkeit."Der Schriftsteller widmet dem beabsichtigten Rettungseinsatz der Reschkes daher seinen "Dialog wider den Krieg" am heutigen 24. Dezember in unserem Adventskalender: "Als Christ und Gewerkschafter unterstütze ich die geplante, lebensrettende Aktion der Reschke-Brüder wie die Arbeit unserer heimischen Notfallsanitäter. Denn in der Herberge muss Platz sein für die Menschen, die Not leiden":
Dialog wider den Krieg
Das Telefon klingelt. Ich hebe den Hörer ab.
Ich: Ja, bitte?
Krieg: Hier ist der Krieg. Sie hatten auf meinen Anrufbeantworter gesprochen.
Ich: Ja, richtig. Ich will Sie unbedingt sprechen.
Krieg: Was wünschen Sie?
Ich: Ich will den Sieg über meinen Feind im Osten.
Krieg: Das will Ihr Feind umgekehrt auch. Er will Sie im Westen besiegen.
Ich: Woher wissen Sie das?
Krieg: Ich rede auch mit Ihrem Feind. Er will eine Strategie gegen Sie.
Ich: Haben Sie ihm eine Strategie gegen mich verraten?
Krieg: Ja, klar. Er hat mich ja auch gut bezahlt dafür.
Ich: Ich biete Ihnen viel mehr und ich kaufe alle Waffen nur bei Ihnen.
Krieg: Das wird teuer für Sie!
Ich: Wieso?
Krieg: Nun, Ihr Feind hat mir sehr viel bezahlt und kauft auch alle Waffen bei mir.
Ich: Ich kaufe noch mehr Waffen bei Ihnen.
Krieg: Woher nehmen Sie denn so viel Geld?
Ich: Ich werde die Steuern erhöhen und notfalls Eigentum beschlagnahmen.
Krieg: Aber dann verweigert Ihnen Ihr Volk die Zustimmung und lehnt sich gegen Sie auf.
Ich: Ach, was! Und überhaupt, so eine Strategie würde dann ja auch meinem Feind das Genick brechen.
Krieg: Da haben Sie Recht. Um diese Gefahr auszuschließen, führt Ihr Feind noch andere Kriege.
Ich: Davon wüsste ich aber. Welche Kriege sollten das denn sein? Ich habe keine Truppenbewegungen meines Feindes festgestellt.
Krieg: Das konnten Sie auch nicht. Ihr Feind führt nämlich die anderen Kriege nicht mit Waffen.
Ich: Was sollen denn das für Kriege sein?
Krieg: Nun, er beutet die Energiereserven anderer Länder aus.
Ich: Super, dass könnte ich auch tun. Ich könnte auch andere Länder ausbeuten und mit diesem Geld in den Krieg gegen meinen Feind im Osten ziehen und gewinnen.
Krieg: Sie wollen Ihren Krieg gewinnen?
Ich: Ja, was denn sonst? Natürlich will ich meinen Krieg gegen meinen Feind im Osten gewinnen. Warum zweifeln sie überhaupt daran?
Krieg: Na ja, niemand kann einen Krieg wirklich gewinnen.
Ich: Was reden Sie da, Krieg? Wieso das denn?
Krieg: Weil die Verluste in einem Krieg immer größer sind als der Gewinn.
Ich: Aber das ist doch verrückt. Sie sind doch der Krieg. Da können Sie mir als Ihrem Kunden doch nicht weismachen wollen, dass ich mit Ihnen den Krieg nicht gewinnen kann.
Krieg: Doch. Genau weil ich der Krieg bin, weiß ich, wie er ausgeht. Ist doch logisch.
Ich: Aber woran wollen Sie denn dann verdienen?
Krieg: Ich verdiene immer gut, weil es genügend Leute gibt, die Krieg führen wollen, obwohl sie eigentlich wissen sollten, dass man mit dem Krieg immer nur verliert.
Ich: Woher sollten die Leute das wissen?
Krieg: Sie alle kennen die Geschichte. Und in der Geschichte hat es noch nie einen Krieg gegeben, den irgendeiner wirklich gewonnen hat.
Ich: Warum sollten wir denn dann Krieg führen, wenn wir wüssten, dass wir damit immer nur verlieren werden?
Krieg: Weil Ihr keine Geduld habt, in einer schwierigen Lage einen Kompromiss zu finden. Ihr meint, mit dem Krieg weniger zu verlieren als mit dem Frieden. Das aber ist eben dumm. Außerdem meint Ihr, mit einem angeblich grandiosen Sieg im Krieg wärt Ihr attraktiver als die Verlierer.
Ich: Was haben Sie als Krieg denn davon, wenn ich ohne Krieg auch gewinnen könnte? Dann fällt doch Ihre Einnahmequelle weg. Und bald folgen alle anderen diesem Weg und Sie haben überhaupt keine Einnahmen mehr.
Krieg: Ach, dummer Mensch, wenn nicht nur Du, sondern alle anderen inklusive Deiner Feinde keinen Krieg mehr führen, kann ich gar nichts mehr verlieren, weil ich dann nicht mehr existiere. Dann ist der Krieg zu Ende.
Ich: Was haben Sie denn davon, wenn Sie untergehen?
Krieg: Ach, Mensch, ich als Krieg habe kein Eigenleben. Ich bin nur das Produkt Deiner Phantasie. Wenn Du aufhörst, mich zu wollen, dann werde ich nicht mehr stattfinden.
Ich: Aber woran verdienst Du dann?
Krieg: Am Frieden
Das Team „Haus der Stadtgeschichte“ wünscht frohe Weihnachten
Ihre große Anteilnahme an der Arbeit im Haus der Stadtgeschichte ist ein „Seelenwärmer“ in diesen schweren Corona-Zeiten. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle bei Ihnen ganz herzlich bedanken.
Blicken wir auf das Jahr 2020 zurück. Auch uns hat die Corona-Pandemie „kalt erwischt“. Kaum dass wir im März das Haus der Stadtgeschichte für die Bürgerschaft öffnen konnten, mussten es wir im ersten Lockdown schon wieder schließen. Ab Mitte April setzten wir unsere Arbeit fort und starteten die Dokumentation über die Corona-Krise für unsere Stadt. Unserer Corona-Tagebuch findet nach wie vor großen Anklang, sowohl bei den Autoren und Autorinnen als auch bei den Leserinnen und Lesern. Weit über 100 Fotos wurden uns zugeschickt, außerdem Plakate, Flyer, Aushänge und Masken mit Firmenlogo. 14 Menschen, eine Familie, ein Metzger, ein Polizist, ein Arzt, ein Gastronom, ein Heldentenor etc. beantworteten unsere Fragen in „Coronagesprächen“, die in der Mediathek stadtgeschichte.online zu hören sind.
Über 30 Besucherinnen und Besuchern ließen sich mit ihren Masken bei unserem Fotoshooting ablichten. Der Beitrag wurde in der SWR-Landesschau ausgestrahlt. Hortkinder, die wir für Stadtgeschichte begeistern konnten, waren mit ihren Erzieherinnen zu Gast, ebenso wie Schulklassen, die sich bei uns Informationen für Stolpersteinverlegungen zum Gedenken an ehemalige jüdische Mitbürger holten oder sich am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beteiligen. Bedanken möchten wir uns auch bei Jenen, die mit ihren Geschenken wie alte Fotobände, Urkunden und vielen anderen Dokumente unseren Bestand im Bürgerarchiv bereichern.
Gerade jetzt in der Adventszeit ist unsere „Stadtgeschichte im Schaufenster“ ein Blickfang für die vielen Passanten, die am Löwensteg in die Innenstadt gehen oder sich wieder auf dem Heimweg befinden. Unser „historischer Adventskalender“ mit alten Fotos ist noch bis zum 4. Januar zu sehen, kleine Abhandlungen zu den Abbildungen können Sie auf dieser Homepage unter der Rubrik „Stadtgeschichte im Advent (blauer Kasten) nachlesen.
Uns hat die Arbeit in diesem Jahr, dem ersten im neuen schönen Zuhause, trotz erschwerter Corona-Bedingungen viel Spaß gemacht.
Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr.
Das Team vom Haus der Stadtgeschichte
Stimmungsvolle Fotos von Charlotte Eberwien
Schon viele schöne und stimmungsvolle Fotos hat Charlotte Eberwien gemacht. Auch in der Adventszeit hat sie uns Aufnahmen für den „Seelenwärmer-Kalender“ im Corona-Tagebuch geschickt. Zwei haben wir für Sie heute am 22. Dezember ausgesucht:
Sie schreibt: „Selbstgebastelte Weihnachtsdeko von Kindern und ihren Eltern erinnert mich sehr gerne an meine Kindheit, wo zu allen Festlichkeiten die Dekoration stets selbst gebastelt wurde."
Den Heiligen Bischof Nikolaus hat sie im Jahr 2016 in der Ausstellung „Eiswelten“ in Mainz fotografiert. „Obwohl diese Figur aus Eis gemacht ist, habe ich mich durch die richtige Lampenbeleuchtung direkt an Weihnachten erinnert gefühlt.“
Die Krippe meines Onkels
Ein Spaziergang am Waldrand. Der Blick streift im Vorübergehen eine Kiefer und bleibt an der Borke hängen. Und da erinnere ich mich an sie – die Krippe meines Onkels. Ein ordentlich gebauter Stall, der sich nach vorne hin öffnete, Fenster und zwei Raufen an der Rückwand, das Dach über und über mit Kiefernborken bedeckt, die wie Holzschindeln übereinandergelegt darauf festgenagelt waren. Er stand inmitten einer phantasievoll gestalteten Landschaft aus knorrigen Rebenwurzeln, Moos und Steinen aller Art, die auf einem rechteckigen Holzbrett arrangiert war.
. Im beleuchteten Stall kniete das heilige Paar rechts und links neben der Futterkrippe, in der das Jesuskind lag, beäugt von Ochs und Esel. Vor dem Stall hatte mein Onkel zwei Hirten positioniert. Einer davon kniete und trug ein Lamm über die Schulter. Ein anderer stand, eine Schalmei in der Hand, neben einem Lagerfeuer. Über diesem war ein Gestänge befestigt, an dem ein Topf hing. Ich weiß, dass ich als Kind ehrfurchtsvoll und fasziniert auf diese Szenerie blickte. Alles an dieser Krippe war geheimnisvoll, vielleicht, weil ich die Weihnachtsgeschichte vor Augen hatte und mich anhand der Szenerie einfinden konnte in das göttliche Geschehen, das gefeiert wurde. Es wirkte alles so echt und ich fragte mich als Kind, jahrelang, wie das Lagerfeuer so rot und feurig scheinen konnte, ja ich bildete mir sogar ein, dass es flackerte. Da wir selbst keine Krippe besaßen, war der Besuch bei meiner Tante und meinem Onkel an Weihnachten etwas Besonderes. Ihre Hauskrippe stand während der Weihnachtszeit immer unter dem Christbaum, in der Regel eine Fichte, geschmückt mit silbernen Glaskugeln, Lametta, lockigem Engelshaar und echten Kerzen.
Am 6. Januar wurden die Heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar mit ihren Lasttieren dazugestellt und erst an Maria Lichtmess wurde alles wieder abgebaut. Auch wenn mir irgendwann bewusst wurde, dass das Lagerfeuer mit einem Lämpchen beleuchtet wurde, über das ein kleines Stückchen roter Stoff gelegt worden war, blieb der Gang zur Krippe bis zum Tod meines Onkels Teil eines liebgewordenen Weihnachtsrituals.
Franziska Blum-Gabelmann
Die Glocken läuten in der Hoffnung auf ein besseres Jahr
Marita Peil wird in der Neujahrsnacht die Läutemaschinen von St. Nikolaus aktivieren. „Die Glocken klingen durch die Neujahrsnacht weit über die Dächer von Bad Kreuznach“ Ihre Hoffnungen auf ein besseres Jahr 2021 teilt sie sicherlich mit allen Menschen.
Sie schreibt für das Corona-Tagebuch:
Das alte Jahr hat sein Ende gefunden. Endlich, werden viele sagen, denn es war ungut, dieses „Corona-Jahr“, das große Leid, Krankheit und Tod brachte, das aber gleichzeitig durch die von der Politik verordneten Restriktionen und Einschränkungen zwecks Bekämpfung der Pandemie für jeden Menschen kostbare, unwiederbringliche Lebenszeit einfach ausradierte.
Zum 1. Januar 2021 beschreibt sie ihre Befürchtungen, aber auch ihre Hoffnungen:
Wird es ein gutes Jahr? Ich wage es zu bezweifeln. Wegen des Corona-Virus schliddern wir wohl entweder in einen Dauerlokdown oder in eine Lockdown-Lockup, Lockdown, Lockup…Phase. Ob diese von der Regierung bestimmten Maßnahmen, die für unsere Gesellschaft und Wirtschaft verheerende Folgen haben, insgesamt gerechtfertigt waren bzw. sind und welche Gründe sie eventuell noch haben könnten, darüber werden Historiker befinden, wenn wir längst unser Gastspiel auf Erden beendet haben.
2021 wird außerdem ein Superwahljahr sein, und wir Bürger schauen noch genauer hin, wem wir unser Vertrauen schenken können, denn nicht nur das Corona-Virus gibt Anlass zur Sorge….
Die Glocken läuten. Sie verkünden neue Möglichkeiten, neue Hoffnung.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es. Versuchen wir deshalb so zu leben und zu handeln, dass sie nicht tatsächlich stirbt.
Ich wünsche Ihnen Allen eingesegnetes neues Jahr und vor allem beste Gesundheit.
Gez. Marita Peil
Beim Kauf des Weihnachtsbaumes auf Bratwurst und Glühwein nicht verzichtet
Unser Weihnachtsbaum steht wieder prächtig geschmückt im Wohnzimmer. Wie in den Jahren zuvor, haben wir ihn in der Gemarkung Sponheim gekauft, nicht selbst geschlagen, weil wir schon bei der abholbereiten Ware fündig wurden. Wir sind aber nicht gleich heimgefahren, sondern bei sonnigem Winterwetter durch die Schonung spaziert und haben von der Anhöhe aus das wunderbare Panorama genossen. Dazu haben wir einen Becher heißen Glühwein getrunken, den wir in der Thermokanne mitgebracht hatten. Zuvor gab es die obligatorische Bratwurst, die verkauf werden durfte. Auf dem ganzen Gelände herrschte Gelassenheit und eine gute Masken-Disziplin, keine Spur von vorweihnachtlichem Stress.
Ich glaube, alle waren froh, mal nicht nur an Corona denken zu müssen.
gez. Hansjörg Rehbein
Probieren Sie mal: Französische Käsewindbeutel mit Soße von Paul Bocuse
Haben Sie schon mal La Gougere´ (französische Käsewindbeutel) mit Sauce Blanche a la Paul Bocuse gegessen? Für diese Leckerei hat uns Astrid Böhm die Rezepte Madame Aubert-Gaus, ihrer Lehrerin aus dem Französisch-Konversationskurs im katholischen Bildungswerk Bad Kreuznach, geschickt.
„Der Kurs besteht aus etwa 8 Teilnehmern, alles Damen "fortgeschrittenen Alters", die sich für das aktuelle Geschehen in Frankreich interessieren. Dies sind Themen aus dem Bereich Umweltschutz, Kultur, Lektüre, Ausstellungen, Kino, Musik.“, schreibt Astrid Böhm.
Hier die beiden Rezepte:
La Gougère (Gericht aus Burgund)
Für 4 Personen,
Zutaten: 250 g Wasser, 140 g Butter, 1/2 Teelöffel Salz, 200 g Mehl, 5 Eier, 200 g Reibekäse (Appenzeller), Backpapier
Wenn das Wasser kocht, nehmen Sie die Kasserolle vom Feuer. Fügen Sie 200 g Mehl unter Umrühren mit einem Holzlöffel hinzu. Stellen Sie die Kasserolle wieder auf das Feuer. Bringen Sie den Teig unter ständigem Rühren in eine trockene Konsistenz. Fünf Minuten ziehen lassen.
Den Ofen auf 180°C (Umluft) vorheizen. Fügen Sie 5 Eier hinzu. Mischen mit Knethaken, bis der Teig fest ist.
Fügen Sie 200 g Reibekäse hinzu.
Den Teig zur Krone formen oder einzeln auf Backpapier verteilen.
Ungefähr 20 - 30 Minuten backen.
Mit Bocuse-Sauce und geräucherten Lachs oder Schinken servieren.
Helle Sauce nach Art Paul Bocuse
Zutaten (für 4 Personen)
¼ l Milch
50 g Butter
2 Esslöffel Mehl
eine Prise Muskatnuss, Salz, PfefferWahlweise: 1 Esslöffel Zitronensaft
In einer Kasserolle aus emailliertem Gusseisen, Glas oder feuerfestem Porzellan die Butter bei schwacher Hitze schmelzen, das Mehl mit einem Holzlöffel unter Rühren hinzufügen, nicht anrösten. Sobald die Mischung glatt ist, fügen Sie die kalte Milch unter schnellen Rühren hinzu.
Leicht erhitzen, 7 bis 8 Min. rühren, dann die Crème fraîche, ein wenig geriebene Muskatnus
Gez. Hansjörg Rehbein
Seifenblase-Jonglage ein schönes Weihnachtsgeschenk
Weihnachten ist auch ein Fest der Geschenke. Sich für jemanden Zeit nehmen ist ein kostbares Geschenk. Meine Freundin Eva wollte ihre Schwester, die in einem Pflegeheim bei Köln lebt, zum Besuch einer Zirkusvorstellung einladen. Das ist jedoch wegen der Corona-Schutzbestimmungen, die ein solche wie alle anderen kulturellen Veranstaltungen nicht mehr zulassen, nicht möglich.
Damit hat sich Eva nicht abgefunden. Über eine Bekannte bekam sie die Adresse eines Varieté-Künstlers vermittelt, der für ein kleines Honorar eine Vorstellung gibt. Es wird mit riesigen Seifenblasen jonglieren, im Park des Heimes. Seine Zuschauer /innen sitzen oder stehen auf ihren Balkonen oder an den Fenstern ihrer Zimmer.
Das wird bestimmt eine große Freude geben.
Silvesterfeier 2019 ist ein unvergessliches Erlebnis
Schöne Erinnerungen haben Astrid Böhm und Volker Ritter an ihre Silvesterreise, die nach Oberschlesien, Stubendorf (poln. Izbiecko) in der Woiwodschaft Opole, führte.
„Die Unterbringung während dieser Reise erfolgte in dem Stubendorfer Schloss, ein Anwesen, das in einem wunderschönen Park mit altem Baumbestand liegt. Ein Vortrag des Besitzers informierte uns über die arbeitsaufwendige Erneuerung des Anwesens, das nach der Volksabstimmung in Oberschlesien 1921 beim Dritten Polnischen Aufstand von Aufständischen in Brand gesetzt und verwüstet wurde.
Von Izbiecko aus unternahmen wir Ausflüge u.a. nach Krakau, Breslau und Oppeln.
In schöner Erinnerung behalte ich die Stadt Krakau mit den großen Tuchhallen und den weißen Pferdekutschen. Auch Breslau mit dem alten Dom ist sehenswert.
Die für uns organisierte Silvesterfeier, bei der vor dem köstlichen Abendessen ein Vortrag eines Gesangsduos der Breslauer Oper auf dem Programm stand, bleibt ein unvergessliches Erlebnis.
Hühnersuppe löst trübe Corona-Gedanken auf
Suppen sind eine wunderbare Speise in der kalten Jahreszeit. Sie wärmen einen so richtig schön von Innen auf und erzeugen ein Gefühl der Geborgenheit. Seit meiner Kindheit steht Hühnersuppe in den Top-Ten der Lieblingsgerichte. Beide Großmütter kochten schon mit Liebe und Leidenschaft Hühnersuppe, weil sie auch ohne Wissenschaft wussten, die Brühe ist gesund.
Die Lust auf Hühnersuppe wird bei uns von Generation zu Generation weitergegeben. So hat mein verschnupfter Sohn sich von meiner Frau eine gute Hühnersuppe kochen lassen mit ordentlich Lauch und Karotten, denn die enthalten viel Vitamin C und fördern die Bildung von Antikörpern im Kampf gegen die Viren und Bakterien. Zwiebeln dürfen nicht fehlen, denn die lassen Entzündungen abklingen und lösen den Schleim. Das Hühnerfleisch liefert zusätzlich viel L-Carnitin, ein Protein, das die Bildung von Abwehrzellen erhöht.
Meine Frau würzt die Suppe mit Chili-Pulver und Knoblauch und gibt einen Schluck Weißwein dazu. All das zusammen schmeckt nicht nur fantastisch, sondern hebt auch die Stimmung von der guten Sorte, die wir in diesen Corona-Zeiten so dringend brauchen. Und die Moral von der Geschicht: Löffeln Sie sich mit einer guten Hühnersuppe in Laune.
Mit welch leckerem Essen vertreiben Sie denn die trüben Gedanken im Corona-Dezember? Schreiben Sie es uns und schicken sie es uns wenn möglich mit Foto zu (stadtarchiv@bad-kreuznach.de oder Haus der Stadtgeschichte, Mannheimer Straße 189, 55543 Bad Kreuznach.
Gez. Hansjörg Rehbein
Schöne Adventszeit
Mit der Vorweihnachtszeit in meiner Kindheit verbinde ich viele schöne Erinnerungen:
Im Kindergottesdienst übten wir ein Krippenspiel ein, das wir am Heiligen Abend in der Kirche aufführten. Für die Schule lernten wir Gedichte auswendig. Kassetten mit Adventsgeschichten und Schallplatten mit Weihnachtsliedern hörten wir zuhause. In der Küche hing mein mit Schokolade gefüllter Adventskalender.
Meine Oma backte immer viele Plätzchen. Bei den Schokocrossis durften mein Bruder und ich helfen. Noch heute verwende ich das Rezeptbuch, in das meine Oma handschriftlich die benötigten Zutaten eingetragen hat. Es ist inzwischen ein bisschen vergilbt und zerknittert, doch nach wie vor ein gutes Helferlein beim Plätzchenbacken.
Auch in diesem Jahr habe ich die Schokocrossis gemacht und sie schmecken genauso gut wie früher bei Oma.
Simone Schneider (Jahrgang 1986)
Ob „Rockefeller“ in New York geblieben ist?
Zwischen all den düsteren Berichten über Corona und den Krisen in aller Welt haben Volker Ritter und Astrid Böhm eine kleine Zeitungsnotiz gefunden, die sie erheiterte. Wir wollen sie den Leserinnen und Lesern unserer Seelenwärme-Serie im Corona-Tagebuch nicht vorenthalten.
Beim Aufstellen des über 20 Meter hohen Weihnachts-Tannenbaums am Rockefeller-Center im New York war im Geäst eine kleine Sagezähneule gefunden worden, die den rund 270 Kilometer langen Transport aus dem Norden der USA gut überstanden hat. Zur Stärkung wurden ihr neben Wasser ein paar Mäuse serviert. De Arbeiter gaben ihr den Namen Rockefeller. Ob das kleine Käuzchen in der Millionen-Metropole eine neue Heimat gefunden hat oder wieder in ihrem Wald zurück ist, wir wissen es nicht.
Mein Blau bleibt mir erhalten
Blaue Welt
Blaue Wasser waltendurch die Nacht
streifen eng umschlungen
durch meine dunkle Welt
Lichter zackern aus dem Nichts
brechen das nächtliche Blau
vergehen ohne Zucken
im Meer der Dunkelheit
Ein Gesicht schaut mich
in meiner Tiefe an
zum ersten Mal spricht
meine Seele selbst - im Bild
Erinnerung an die eigene Welt
wabert durch das blaue Wasser
ohne es zu berühren
verliert sie sich selbst aus den Augen
Warten auf das eigene Rätsel
ohne meine Welt zu erkennen
Mein Blau bleibt mir erhalten
im Sturmwind unendlicher Bilder
Bald verläuft sich alles
ineinander verwoben - verwandelt -
Blau wird schwarz und rot zugleich
und bleibt doch mein Blau
Einem neuen Tor entgegen
fliege ich -frei-
sehend - ohne mich zu sehen
Wunder einer Seele
Blaue Welt - blauer Himmel
danach seid Ihr weiter bei mir
lasst mich gewähren
in Eurer blauen Unendlichkeit
von Markus Bach
Es leuchtet überall - Das schöne Farbenspiel ist ein optischer Genuss
Charlotte Eberwien ist mit ihrer Kamera in der Adventszeit auf Motivsuche und schon vielfach fündig geworden. „Geschäfte bringen mich immer wieder in weihnachtliche, besinnliche Stimmung.“ Zu ihren Lieblingsfotos gehört seit Jahren die weihnachtliche Außenbeleuchtung des Hutgeschäftes Vetter in der Neustadt. „Ich verweile dann immer gute 5 Minuten vor diesem Haus und genieße das schöne Farbenspiel. Die vielen Farben und leuchtenden Lämpchen erinnern stets intensiv an die schöne Adventzeit.“
Charlotte Eberwien, 11. Dezember 2020
Unsere Eisenbahn
Wenn ich mich recht erinnere, bekamen wir an Weihnachten 1958 unsere erste Eisenbahn. Es handelte sich um eine Lokomotive mit Uhrwerksantrieb mit drei Wagen aus Blech. Die Mechanik war der Beanspruchung durch drei Jungs nicht lange gewachsen.
Zwei Jahre später stand dann eine elektrische Eisenbahn unter dem Weihnachtsbaum. Es war eine sogenannte „Anfangspackung“ der Spurweite H0 der Firma Märklin mit einer Dampflokomotive, zwei Personen- und einem Gepäckwagen. Dazu gehörten ein Gleisoval und ein Transformator. Die Dampflok der Baureihe 23 besitze ich heute noch.
In den nächsten Jahren wuchs die Anlage und es kamen weitere Züge, ein Bahnhof und viele Häuser dazu, sogar eine Seilbahn mit zwei Gondeln fand Platz. Die Gleise verliefen mittlerweile auf zwei Ebenen und waren, wie die Häuser, Bäume u.a., fest auf einer Platte montiert.Im Laufe des Januars wurde das rollende Material abgeräumt und die Anlage, die seit Heilig Abend in unserem großen Wohnzimmer stand, hochkant in einem Abstellraum bis zum nächsten Weihnachtsfest gelagert.
Rolf Schaller,10. Dezember 2020
Warum nicht mal Chocoladen-Suppe
Zimtwaffeln und „Chocoladen-Suppe“. Schon beim Schreiben läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Denn Adventszeit ist auch Plätzchen-Zeit. Schon seit Jahren bilden unser Nachbar Werner und meine Frau Heike ein Backgespann. Dann duftet es aus Küche bis in den Hausflur. Die Spezialität der beiden sind Zimtwaffeln. Das Rezept hat Werner von Luise Ost, der Großmutter seiner Frau Karin, die ihrer Enkelin neben dem Zimtwaffel-Rezept auch kleine Hefte über Kochrecepte um die Wende 19./20. Jahrhundert geschenkt hat.
Beim Blättern im Heft, das Lina Morgenstern herausgegeben hat, bin ich auf die „Chocoladen-Suppe“ gestoßen. „Man nimmt hierzu 250 Gramm gute Chocolade, die man gerieben in 1,5 Liter Milch und 0,5 Liter Wasser kocht. Mischt dann zwei bis drei Eidotter gut geschlagen mit einem Päckchen Vanilllin (heute Vanille-Pulver), gibt dies in die Suppen-Terrine und gießt dann unter fortwährendem Quirlen die kochen Suppe hinein.
Die Zimt-Waffeln -Zutaten lauten wie folgt:
Ein Pfund Zucker, ein halbes Pfund Butter, ein Esslöffel Schweineschmalz, sechs Eier, 4 Lot Zimt (1 Lot=16 Gramm), eine abgeriebene Zitrone, etwas Kakao (wg. Der Farbe) und 1,5 bis 2 Pfund Mehl.
Gez. Hansjörg Rehbein 9. Dezember 2020
Weihnachten im Seitz-Kindergarten 1955
Es waren besondere Momente, an die ich mich auch heute noch gerne erinnere: Die Weihnachtsfeiern im Seitz-Kindergarten. Wir Kinder standen vor der Tür und warteten gespannt auf das Klingeln „des Christkinds“. Mit einem Weihnachtslied zogen wir dann in den festlich geschmückten Raum ein. Unsere Augen strahlten beim Anblick des mit echten Kerzen, Lametta, Kugeln und von uns Kindern selbst gebastelten Engeln, Sternen und Ketten dekorierten Weihnachtsbaums. Wir trugen Gedichte vor und sangen Weihnachtslieder. Der Höhepunkt waren dann die Weihnachtsgeschenke. Jedes Kind erhielt eine Tüte mit Weihnachtsgebäck, Äpfeln und Nüssen und zusätzlich eine besondere Überraschung.
„Tante Liegel“, so nannten wir Kinder damals Frau Ria Liegel-Seitz, legte besonderen Wert auf pädagogisch wertvolles Spielzeug. So befand sich in meinem Päckchen ein kleines, hölzernes Nähkästchen. Es war aufklappbar und bestückt mit Garn, Nadel, Fingerhut und mit Stickmustern bedruckten Tüchlein.
Dieses Geschenk hat mir so viel Freude gemacht, dass ich das Nähkästchen bis heute aufbewahrt habe.Elle Schaller, 8. Dezember 2020
Robin ist ein gern gesehener Gast
Heute Morgen, am 1. Dezember, präsentierte sich unser Garten mit einer weissen Schneeschicht. Da ich, auch bedingt durch Corona, mehr Zeit zuhause verbringe, kann ich mich meinem Hobby, der Vogelbeobachtung widmen. Kürzlich entdeckte ich, wie mich ein Rotkehlchen, seit einigen Monaten unser ständiger Gast, von seiner Warte aus beobachtete. Wir haben ihn Robin getauft. Außerdem geben sich, meist zum zweiten Frühstück und Mittagessen, eine Spechtfamilie, verschiedene Arten von Meisen, Finken usw. auf der Terrasse ein Stelldichein. Allen scheint unser selbst gemachtes Vogelfutter, bestehend aus Haferflocken in Margarine, sehr gut zu schmecken.
Bei schönem Wetter tummeln sich die gefiederten Badegäste in unserer Vogeltränke.
gez. Astrid Böhm
Pharma-Chefs schenkten dem Jesus-Kind einen Corona-Impfstoff
Nimm es mit Humor. Nach diesem Motto hat Volker Ritter ein modernes Corona-Weihnachtsmärchen geschrieben in der Hoffnung, die Leser zum Schmunzeln zu bringen.
Und es geschah zu jener Zeit, als Jens Splitter Gesundheitsminister in Deutschland war, dass eine große Infektionswelle über die Welt hereinbrach. Die Virologen und die Politiker nannten es eine Pandemie. Das Robert Küchenmeister- Institut gab jeden Tag neue Horrormeldungen über die Zahl der Neuinfizierten heraus und die Virologen und Pharma-Konzerne jubelten über enorm gesteigerte Gewinne. So kam es dann, dass der für Deutschland zuständige Erzengel Angelus für das Land einen Lockdown verordnete, Die Hotels und Restaurants wurden geschlossen und viele kleine Betriebe wie z.B. Friseure und andere durften nicht mehr arbeiten.
So wurde auch Josef von Galiläa, der mit seiner Frau Maria in einer Plattenbausiedlung in Berlin wohnte arbeitslos und konnte die teure Miete nicht mehr bezahlen. Maria war schwanger und die Geburt des Kindes stand kurz bevor. Da packte Josef seine junge Frau in den alten Trabbi, den er vom letzten Geld noch einmal vollgetankt hatte und sie fuhren in den vermeintlich goldenen Westen. In Bad Münster am Stein ging der Sprit zur Neige. Josef fragte in vielen Herbergen nach einer Unterkunft. Diese durften aber aufgrund des Lockdowns keine Gäste aufnehmen. Zum Schluss kam er in den Kurpark und sah dort die Konzertmuschel, die dunkel in der Nacht stand. Josef dachte es ist zu mindestens ein Windschutz und trocken. Er bettete Maria, bei der schon die Wehen begannen, auf das in der Muschel liegende Stroh. Nach einiger Zeit kam das Kind zur Welt. Es war ein gesunder Junge, den Maria nach ihrem Mann benannte. Kurze Zeit nach der Geburt begann der Himmel zu leuchten. Ein riesiger Komet stand am Himmel und sein Schweif zeigte genau auf die Konzertmuschel.
Die Chefs von drei Pharmafirmen aus Amerika, Deutschland und Russland sahen dieses Zeichen und fuhren mit ihren Limousinen vor dem Kurhaus vor. Sie fanden Maria, Josef und das Kind und schenkten dem Kind von ihren neu entwickelten Impfstoffen. Am Himmel öffnete sich ein Fenster, das wie ein verschobenes Rechteck aussah. Darin sah man den Erzengel Angelus, der verkündete: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkündige euch große Freude, der Lockdown ist aufgehoben! Ich sagte es ja immer, wir schaffen das!“ Im Kurpark gingen die Lichter an und es standen überall wieder Weihnachtsmarktstände. Die Menschen drängten sich darum und waren über die wiedererlangte Freiheit glücklich. Maria und Josef verteilten die Impfstoffe an die Menschen, die ihnen in Dankbarkeit viel Geld spendeten. Durch die geschenkten Impfstoffe wurden Maria, Josef und das Kind wohlhabend, Sie konnten sich in der Kurhausstraße eine Penthousewohnung kaufen und der Trabbi steht in der Tiefgarage.
gez. Volker Ritter, 6. Dezember 2020
Der Adventskranzerfinder: Johann Hinrich Wichern
Noch heute denke ich gerne an meine Zeit als junger Familienvater zurück. Meine Söhne Marius und Lorenz sind 1998 und 1999 geboren. In der Adventszeit 1998 sprach der Älteste sein erstes „Halbwort“. Li, Li sagte er aufgeregt und deutete mit seinem Fingerchen auf den Adventskranz. Einen Baum stellten wir im ersten Jahr noch nicht, das war uns zu gefährlich, aber der Adventskranz war die Attraktion, auch wenn wir hier gut aufpassen musste, dass unseren beiden Racker dem Kerzenlicht nicht zu nahekamen.
Welche Tradition der Adventskranz im Christentum hat, der Frage ging ich im Netz nach und habe dazu folgendes gefunden:
Johann Hinrich Wichern (1808-1881) gilt als Erfinder des Adventskranzes und ist Gründer des Rauhen Hauses, eine Stiftung der Diakonie in Hamburg. Im Dezember 1839 stellte der junge Theologe im damaligen Betsaal auf dem Stiftungsgelände in Hamburg-Horn ein Holzrad mit jeweils vier weißen Kerzen für die Adventssonntage und je einer roten Kerze für die Werktage auf. So unterschied sich dieser erste Adventskranz durch die Anzahl an Kerzen auch in der Größe deutlich von den Adventskränzen, die wir heute kennen. Außerdem war der Kranz noch nicht mit Tannengrün geschmückt, diese Tradition entstand um 1860.
Mit dem ersten Adventskranz wollte Wichern den Kindern, die er im Rauhen Haus aufgenommen hatte, die Vorbereitungszeit bis zum Heiligabend veranschaulichen. Außerdem konnten die Kinder so die Tage bis nach Weihnachten abzählen.
In evangelischen Kirchen und Privathaushalten setzte sich der Adventskranz bis Anfang des 20. Jahrhunderts durch. 1925 hing erstmals ein Kranz in einer katholischen Kirche in Köln. Spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehört der Adventskranz in vielen Ländern zur Vorweihnachtszeit wie der Weihnachtsbaum, der Weihnachtsmann oder ein Kirchenbesuch.
gez. Hansjörg Rehbein. 5. Dezember 2020
Das „Käuzchen“ bleibt: Rita und Bernd wollen weitermachen
Die gute Nachricht vorweg. Rita Rehm und Bernd Reichard geben nicht auf! „Wir wollen die 30 noch vollmachen“, sagt Bernd und verweist dabei auf das Jahr 2023. Denn ihr „Käuzchen“ in der Neustadt haben sie im Dezember 1993 eröffnet und hatten dabei großes Glück, dass sie nicht „abgesoffen“ sind. Das Hochwasser kam damals bedrohlich nahe. Es fehlten nur zwei Zentimeter.
Auch in der Corona-dunklen Zeit setzen sie ein Zeichen. Der Rolladen bleibt tagsüber oben, das Fenster ist erleuchtet, soll heißen: wir sind noch da, wir lassen uns nicht unterkriegen. Bernd hat zwar ein weinendes Gesicht auf eine Tafel gemalt, aber er ist ein sehr optimistischer Mensch, wie seine Frau Rita erzählt.
Über 4000 Käuzchen haben sie im Laufe der Zeit von ihren Gästen geschenkt bekommen. Die meisten stehen im Lager in Kisten verpackt. Die anderen schmücken das Szenelokal, in dem sich vom Akademiker bis zum Handwerker, Künstler, Lebenskünstler, der ein andere merkwürdige Kauz und bunte Vögel wohlfühlen, ihr Feierabendbier oder ein Piccolöchen Sekt in der Mittagpause trinken oder sich Kaffee und Kuchen am Nachmittag gönnen. Der Autor dieser Zeilen liebt den Handkäs, eine Wucht mit Zwiebeln, für die sogar Touristen wiederkommen und extra von der Autobahn auf dem Weg nach Hause abfahren.
Wir freuen uns alle auf das neue Jahr mit der Aussicht wieder Gast im „Käuzchen“ sein zu können.
Gez. Hansjörg Rehbein 4. Dezember 2020
Adventsrunden drehen
Wenn es dunkel wird, fängt Bad Kreuznach an zu leuchten. Zeit für die Adventsrunde! Schreiten Sie einfach los und beobachten Sie, was es alles gibt:
· Wo leuchten die Sterne, glitzern die Weihnachtsbäume?
· Wer hat die Fensterdekoration wohl selbst gebastelt?
· In welchen Vorgärten funkeln die Elche mit ihren Schlitten?
· Wer setzt noch auf psychedelisch blinkende Lichterketten in Neonfarben?
· Wo haben aufblasbare Weihnachtsmänner ihren Auftritt?
· Lichternetz, Laterne oder Stern auf Erdspieß?
· LED-Pinguine, LED-Schneemänner oder LED-Hirsche?
Bis Heiligabend gibt es immer mehr davon zu sehen, und das macht Spaß! Danach gibt es einen heißen Tee, mit Plätzchen natürlich. Schöne Adventszeit!
Britta Lehna, 3. Dezember 2020
Vorfreude auf eine besinnliche Adventszeit
Am Tag zwei des Adventskalenders als „Seelenwärmer“ in unserem Corona-Tagebuch stimmt uns Charlotte Eberwien auf eine besinnliche Adventszeit ein.
Ist es nicht wunderschön, dass täglich die Sonne aufgeht und abends untergeht? Ist es nicht traumhaft, dass wir uns im Familienkreis gut aufgehoben und so wohl fühlen dürfen? Ist es nicht herrlich, dass wir 4 schöne Jahreszeiten genießen können? Eben weil der November zur Zeit recht graue, trübe und feuchte Tage aufweist, sollten wir jedem Tag viel Farbe und Freude geben. Gerade jetzt in der Adventzeit helfen uns bunte und leuchtende Kerzen und Weihnachtsdekoration sowie frisches Gebäck und Naschereien positiv den Tag zu starten und abends zu beenden. Und dies im Kreise der liebsten Menschen, die zur Familie gehören oder die uns hilfreich zur Seite stehen. Alle diese Dinge existieren weiterhin, auch in der jetzigen schweren Coronapandemie. Das sollten wir uns täglich bewußt machen. Während Corona irgendwann vorüber sein wird, werden all die vielen schönen Dinge der Natur, der Kultur und Familie unendlich viele Jahrtausende weiterbestehen. Erfreuen Sie sich jeden Tag an einem netten Lächeln, einer netten Geste oder Hilfe durch andere Mitmenschen und bleiben Sie gesund. Und Sie werden erleben, wie rasch das Wort Corona bald vergangen sein wird.
Charlotte Eberwien, 27.11.2020
Unter Schmerzen keimt die Hoffnung
Wir starten heute unseren Adventskalender im Corona-Tagebuch, der in der kalten von Angst und Sorge geprägten Zeit die Seele wärmen soll. Markus Bachs Gedicht handelt von Hoffnung. Davon können wir viel gebrauchen.
Traumhaft
Aus der Traum
gelinde gesagt
zerstoben
unterm Geschwaderdonner
der Realisten
aufgeboben
im Nichts der
Hoffnungslosigkeit
doch Vorsicht
Das Leben gebiert
Den nächsten
unter Schmerzen
keimt Hoffnung
lautlos mit der Macht
dreht er alles um
verwandelt
und dann
gez. Markus Bach, Christ, Gewerkschafter, Schriftsteller 1. Dezember 2020
Zum Impfen gibt es keine Alternative
Die Welt wartet auf den Impfstoff gegen das Corona-Virus, zumindest die große Mehrheit der Menschen. Angesichts der weiter steigenden Zahlen von Neuinfektionen, Toten und Schwerkranken gibt es meines Erachtens dazu keine Alternative. Wir verkraften dauerhaft nicht die Achterbahnfahrt, das ständige Rauf- und Runterfahren des öffentlichen Lebens und unserer Wirtschaft. Vertrauen wir unseren Genehmigungsbehörden, die den Impfstoff wohl noch dieses Jahr freigeben. Staatlich geförderte Impfprogramme haben maßgeblich zur Beseitigung vieler Infektionskrankheiten beigetragen.
Denken wir dabei an unsere Mitmenschen, die wegen ihrer gesundheitlichen Beeinträchtigung besonders auf den Virenschutz angewiesen sind. Daran erinnert mich Cindy Davi, die Geschäftsführerin des Zentrums für Selbstbestimmtes Leben (ZSL) hin. „Sie wissen ja, dass wir schwerpunktmäßig zum Arbeitgebermodell beraten. Die Arbeitgeber haben einen hohen Unterstützungsbedarf und werden deswegen im Alltag sehr häufig von Assistenten begleitet. Diese Assistenten sollten bezüglich der Coronaschutzimpfung wie Pflegepersonal behandelt werden.
Das heißt, Menschen mit Beeinträchtigung gehören häufig der Risikogruppe an. Ihre Assistenten unterstützen sie im Alltag und kommen Ihnen dabei sehr nahe (Pflege, Essen anreichen, etc.). Also sollten beide zu den bevorzugten Gruppen gehören.“ Cindy Davi befürchtet, dass „dies weder den Gesundheitsämtern, noch der Stabsstelle „Corona“ bewusst ist“.
Gez. Hansjörg 24. November 2020
Lichtblicke trotz Corona Pandemie
Bei den vielen uneinheitlichen und inkonsequenten Pandemiemaßnahmen in Deutschland und Europa war mir klar, dass wir 2020 und 2021 noch viele „lockdowns“ erleben werden. Ein generelles privates Reiseverbot ins Ausland hätte uns Anfang 2020 und in den Ferienwochen Vieles erspart. Kontrollierte große Privatfeiern an großflächigen öffentlichen Plätzen würde den Ungeduldigen und Zweifelnden sicher gut tun und die Stimmung unter den Bürgern positiv halten; Frustration im Keime ersticken. Damit bei mir keinerlei negative Stimmung aufkommt, nutze ich die in 2020 besonders zahlreichen Sonnentage, um meine „Batterie aufzuladen“.
Beruflich steigt der Arbeitsumfang wieder stark an, so dass ich nach acht Stunden sitzender Tätigkeit im Büro am Computer in meiner Freizeit sehr viel draußen an der frischen und gesunden Luft bin. Schon einige Jahre nicht mehr habe ich den Herbst so intensiv und bewußt wahrgenommen. Die herbstlichen Farbenspiele in der Natur genieße ich seit sechs Wochen: bei Spaziergängen durch den Kurpark, bei einer Gondelfahrt von Rüdesheim am Rhein zum Niederwald Denkmal, bei einer erneuten Rentierwanderung durch die farbenfrohen Weinberge von Niederhausen an der Nahe, bei Wanderungen über den Lindelhügel von Winzenheim mit Blick auf extrem vielfältig gefärbte Weinberge und Hänge, bei Spaziergängen um den See von Ippesheim, bei Wanderungen von der Napoleonshöhe bei Sprendlingen in Richtung Aspisheim und vielen anderen Aktivitäten.
Auch in der Tierwelt gab es viel Schönes zu beobachten: Schwäne beim Austausch von Liebkosungen, eine Art „Liebesspiel“, oder der späte Flug der Wildgänse in den Süden Europas, in wundervollen Formationen und mit lautem Geschnatter. Wie in alten Zeiten. Herrlich. Unsere Welt scheint doch noch unendlich viel Schönes für uns bereit zu halten. Man muss es nur sehen und auf sich einwirken lassen. Bleiben Sie alle neugierig auf das, was uns Flora und Fauna noch zu bieten haben. Nur mit viel positiver Energie und starkem Willen schaffen wir die täglichen Herausforderungen, selbst in der Corona Pandemie. Bleiben Sie optimistisch und gesund.
Die Entspannung bei einem Kaffee im Café wird vermisst
Bei einem Spaziergang durch unseren Ort heute Morgen fiel mir die Mitteilung eines Gastronomiebetriebes auf, die deutlich die aktuelle dramatische Lage der Gastronomen und Hoteliers in Rheinland-Pfalz beschreibt.
Ich finde es traurig, dass man z.B. bei einem Spaziergang nicht mehr in einem Café oder sonst einem gastronomischen Betrieb einkehren kann, um sich bei einem Kaffee entspannen oder bei einem Getränk erfrischen zu können. Mir tun die Gastwirte und auch die Hotelbetriebe leid, die jetzt um ihre Existenz bangen müssen.
Astrid Böhm, 15.11.2020
Fällt Familien-Weihnachten aus?
Was wird aus unserem Weihnachten? Diese Frage beschäftigt viele Menschen, auch mich. Für uns ist Weihnachten, wie bei vielen anderen, das wichtigste Familienfest im Jahr. Am ersten Feiertag kommt der ganze „Clan“ zusammen, Jung und Alt, meist 16 bis 18 Personen. Das wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht möglich sein, die immer noch hohe Zahl der Corona-Neuinfektionen lässt wohl eine Lockerung der Schutzbestimmungen nicht zu. In Italien will die Regierung sogar Weihnachtsfeiern im Kreise der Großfamilie verbieten!
Das aktuell trübe und typische November-Wetter drückt zusätzlich aufs Gemüt. Das ist überall in der Stadt zu spüren. Auch an ein rauschendes Silvesterfest ist nicht zu denken. Aber wie heißt es doch, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Doch was hilft alles Jammern und Klagen, machen wir das Beste draus, füllen wir die Kalender mit Süßem, zünden im Advent die Kerzen an, telefonieren mit Freunden und Verwandten, sprechen uns Mut und unseren Alten Trost zu.
Das nächste Jahr wird besser, wenn auch nicht sofort.
gez. Hansjörg Rehbein, 12. November 2020
Mit guten Gesprächen und frischen Herbstfarben gegen den Corona-Blues
Der Weihnachtsmarkt in Bad Münster und der Nikolausmarkt in Bad Kreuznach sind abgesagt, die Cafés, Restaurants, Kneipen, Museen, Hallenbäder und Fitessstudios sind geschlossen. Schon nach den ersten Tagen des „Lockdown-Light“ vermissen die Menschen schmerzlich die Freuden des Alltages, die der Sommer uns nach dem ersten Runterfahren des öffentlichen Lebens wieder bescherte.
Zum Dauer-Thema Corona erschüttern uns weitere Hiobsbotschaften, aktuell der Terroranschlag in Wien, bei dem ein IS-Sympathisant wahllos vier Menschen erschoss und weitere schwer verletzte.
Machen Sie nicht den Fehler und hören von morgens bis abends die schlechten Nachrichten. Der Corona-Blues hat viele Menschen im Griff und sorgt für ängstliches Grübeln über die Zukunft. Dagegen helfen kleine Rituale: ein Spaziergang, eine gute Tasse Kaffee oder Tee, ein gutes Gespräch mit einem Freund, die frische Herbstfarben der Natur fotografieren oder malen. Außerdem kann man sich mit Meditation, durch ruhiges ein- und ausatmen und mit positiven Bildern in der eigenen Fantasie gut gegen Trübsal wappnen. Bei mir funktioniert das meistens, es ist alles eine Frage der Übung und des sorgsamen Umgangs mit sich selbst.
Gez. Hansjörg Rehbein, 4. November 2020
Corona-Krise: Forderung nach verkaufsoffenen Sonntagen gefährdet die Demokratie
Markus Bach, Förderpreisträger Kunst und Kultur mit der Autorengruppe Eulenfeder im Jahr 2017, hat uns einen weiteren Beitrag für das Corona-Tagebuch geschickt,
Die Corona-Krise und die Angst vor einem zweiten Herunterfahren des gesamten öffentlichen Lebens bestimmen derzeit auch in Bad Kreuznach notgedrungen die öffentliche Debatte.
Diese Angst ist eine Angst vor dem Zusammenbruch von Existenzen: privaten mit schrecklichen Abstiegsfolgen für die einzelnen Menschen wie für ihre Familien sowie unternehmerischen mit gravierenden Folgen für die FirmeneigentümerInnen wie für die bei ihnen abhängig Beschäftigten.
Damit nicht genug. Hinter der sozialen Angst vor dem Zusammenbruch lauert auch in Bad Kreuznach die politische Angst vor dem Kollaps unserer von der übergroßen Mehrheit lieb gewonnenen Demokratie.
Corona-LeugnerInnen und Holocaust-LeugnerInnen warten jedoch auch an der Nahe nur auf die Chance, in einer unheiligen Allianz aus Dummerheit und faschistischer Menschenverachtung aus unserer Demokratie putschartig eine menschenverachtende Diktatur zu machen.
Vor diesem Hintergrund ist es nur zu verständlich, dass sich auch in Bad Kreuznach sehr viele Menschen angsterfüllte Gedanken machen, wie man ein zweites corona-bedingtes Herunterfahren des öffentlichen Lebens und damit auch der Wirtschaft verhindern kann, um die Menschen vor einem sozialen Zusammenbruch mit allen seinen beschriebenen schrecklichen Folgen zu bewahren.
In diesem Zusammenhang wird von einigen ZeitgenossInnen in Bad Kreuznach gebetsmühlenartig gefordert, nicht nur den Mantelsonntag wieder zu beleben, sondern weitere verkaufsoffene Sonntage - etwa im Advent - zu installieren.
Ein Kernargument dafür: Mit verkaufsoffenen Sonntagen inklusive Mantelsonntag soll den corona-bedingt gebeutelten Geschäften und der gesamten Wirtschaft geholfen werden, um einen ökonomischen wie sozialen Zusammenbruch durch das Virus zu verhindern.
Was ist von dieser Argumentationskette zu halten?
So ehrenvoll sie teils geführt werden mag, so falsch ist sie trotzdem und in ihrer gesamtgesellschaftlichen Wirkung sogar höchst gefährlich.
Schließlich spielen verkaufsoffene Sonntage gerade denen in die Hände, die die grundgesetzlich geschützte Sonntagsruhe und die damit eng verbundene demokratische Diskussionskultur weniger wichtig erachten als ihre eigenen wirtschaftlichen Vorteile.
Warum ist das so?
Es liegt gesellschaftlich und wirtschaftlich auf der Hand, dass VerbraucherInnen dauerhaft nur so viel Geld ausgeben können, wie sie dafür zur Verfügung haben. Wer also meint, die corona-bedingten schwächelnden Umsätze des Handels könnten durch verkaufsoffene Sonntage ausgeglichen werden, der irrt und kann oder will nicht rechnen. Denn durch verkaufsoffene Sonntage hat keine VerbraucherIn mehr Geld zum Ausgeben im Portemonnaie.
Warum wird dann offensichtlich so falsch gerechnet und das auch noch von Handelsfachleuten? Oder steckt da mehr dahinter, als die falsche Rechnung glauben machen will?
Ja, es steckt mehr dahinter. Es geht bei der bundesweiten Forderung nach mehr verkaufsoffenen Sonntagen eben nicht um den Ausgleich für Corona-Ausfälle. Es geht vielmehr um einen großen wirtschaftlichen und politischen Machtkampf, den einige Wenige gewinnen möchten. Im Übrigen wurde dieser Machtkampf auch schon zu Zeiten geführt, in denen noch lange nicht vom Ausbruch der Corona-Krise die Rede war.
Die großen Handelskonzerne wollen nämlich mit möglichst vielen verkaufsoffenen Sonntagen die kleinen und mittelständischen Einzelhändler zerstören und damit endgültig als KonkurrentInnen aus dem Wettbewerb drängen.
Die Konzerne wollen die Einnahmen im Handel eben nur noch unter sich verteilen. Die kleinen und mittelständischen Geschäfte aber werden die verkaufsoffenen Sonntage nicht durchhalten können, denn dafür fehlt ihnen auf Dauer einfach das Personal.
Mit jedem offenen Sonntag mehr verdrängen somit die Konzerne die lokalen Einzelhändler früher oder später als WettbewerberInnen vom Markt.
Ist das vollends erreicht, und die Großen sind nur noch unter sich, dann wird jeder Sonntag zum verkaufsoffenen Sonntag erklärt.
Das hätte aus Sicht der BefürworterInnen der verkaufsoffenen Sonntage zwei Vorteile:1. der Sonntagszuschlag fiele letztendlich als Kostenfaktor für die Konzerne weg. Denn warum sollten sie für die Sonntagsarbeit noch einen Zuschlag zahlen, wenn sie nicht mehr die Ausnahme sondern die Regel ist wie an jedem anderen Wochentag auch?
2. die Beschäftigten hätten wegen der Sonntagsarbeit noch weniger gemeinsame freie Tage wie ehemals mit dem vom Grundgesetz geschützten Sonntag, um zu entspannen und sich gewerkschaftlich und kirchlich gemeinsam für mehr Gerechtigkeit zu verabreden und einzusetzen. Als ernstzunehmende Tarifpartei oder gesellschaftliche Machtinstanz würden sie die Konzerne kaum noch stören.
Genau diese demokratische Entmachtung der kleinen Leute an ihrem ruhegeschützten Sonntag würde aber die Diskussionskultur der gesamten Gesellschaft gefährden und sie dadurch in ihren Grundfesten erschüttern.
Aber geht das überhaupt? Ist so etwas wie die Abschaffung des Sonntagsschutzes im Grundgesetz (Art. 140) politisch überhaupt durchsetzbar?
Es geht nur, wenn sich zwei Drittel der Abgeordneten des Bundestages und der VertreterInnen des Bundesrates darauf verständigen, den Artikel 140 des Grundgesetzes, der den arbeitsfreien Sonntag garantiert, abzuschaffen.
Welches Interesse aber sollte eine so große Mehrheit im Parlament daran haben, den Sonntagsschutz des Grundgesetzes den Interessen der Wirtschaft zu opfern?
KapitalismuskritikerInnen von Seiten der katholischen und der evangelischen Kirche wie der Gewerkschaften sowie der politischen Linken erwarten in ihren Analysen, dass gerade in Krisenzeiten wie beispielsweise der Corona-Pandemie der ungehemmte Kapitalismus seine Konzentrationsprozesse weltweit durchzusetzen versucht, um die Interessen des Kapitals gegen die Interessen der abhängig Beschäftigten zu bedienen und so noch mehr Vermögen und die damit verbundene gesellschaftliche Macht an sich zu reißen.
In der Bundesrepublik waren vor der Globalisierug die Soziale Marktwirtschaft Ludwig Erhards (CDU) und die durch das Bundesverfassungsgericht im Mitbestimmungsurteil dargelegte Sozialbindung des Eigentums die Eckpfeiler gegen die ungehemmte Kapitalisierung des gesamten Alltags.
Wer aber in Deutschland mit den Hartz-Gesetzen gegen die Soziale Marktwirtschaft und die Mitbestimmung agitiert und damit dem Kapital statt den Beschäftigteninteressen dient, dem ist auch zuzutrauen, den Sonntagsschutz den großen Konzernen zu opfern.
Denn der Sonntagsschutz ist auf der inhaltlichen Diskussionsebene so wichtig für den Erhalt der Demokratie wie es die Soziale Marktwirtschaft und die Mitbestimmung auf der Ebene des Eigentums sind.
Wer daran Hand anlegt, ist gefährlicher für unsere Gesellschaft als die Corona-Krise und hilft weder der Wirtschaft noch der Demokratie, sondern spielt ihren Feinden in die Hände. Darum geht es bei der Diskussion um den Mantelsonntag in Bad Kreuznach in erster Linie, und eben nicht um eine falsch verstandene Shopping-Romantik am Sonntag. Sie hilft nirgendwo weiter.gez. Markus Bach, 25. Oktober 2020
Französische Brieffreundin schickt E-Mail zur Corona-Lage
Von ihrer französischen Brieffreundin Christine bekam Astrid Böhm eine E-Mail, die sie dem Haus der Stadtgeschichte für das Corona-Tagebuch zur Verfügung stellt:
Chère Astrid,
Merci pour tes mails et tes nouvelles, tu es plus assidue que moi.
Nous ne sommes pas partis en vacances cette année, nous avons gardé Lily et Anaïs à Feyzin et à Vienne chez leurs parents car ils ont une piscine et il a fait très chaud, donc nous faisions l'aller-retour entre les 2 maisons. Nous sommes allés au safari de Peaugres où nous sommes restés en panne de voiture.
Depuis samedi 17 octobre, les habitants de Lyon et sa métropole doivent rester chez eux à partir de 21h. Les restaurants, salles de spectacles ferment. Par exemple le 29 octobre nous avions un concert à 20h d'une durée de 1h30 et bien je viens de recevoir un mail, la séance aura lieu à 19h pour nous permettre de rentrer chez nous sans amende de 135€. Le
Les personnes qui travaillent le soir devront avoir un justificatif de dérogation de leur employeur pour pouvoir circuler. Par contre les bars sont totalement fermés depuis que Lyon est passée en zone d'alerte maximale, c’est-à-dire que le virus circule rapidement, qu'il y a de plus en plus de cas hospitalisés et de personnes en réanimation ce qui oblige les hôpitaux à repousser des interventions chirurgicales prévues par manque de lit en réanimation : Lyon avoisine les 50% de lits occupés par des malades de Covid en réanimation.
Et chez vous qu'en est-il ?
Amicalement
Christine
Liebe Astrid,
vielen Dank für deine E-Mails und Nachrichten. Du bist fleißiger als ich.
Dieses Jahr sind wir nicht in Urlaub gefahren. Wir waren bei Lily und Anais und ihren Eltern in Feyzin und Vienne, da es sehr heiss war, und sie einen Pool besitzen. Wir sind zwischen Feyzin und Vienne hin- und hergependelt. Wir haben den Safaripark von Peaugres besichtigt, wo wir auch eine Autopanne hatten.
Seit Samstag, den 17. Oktober, müssen die Einwohner der Stadt Lyon und der Vororte ab 21 Uhr zu Hause bleiben. Restaurants und Veranstaltungsräume sind geschlossen. Zum Beispiel hatten wir für den 29. Oktober um 20.00 Uhr ein Konzert von 1 Stunde und 30 Minuten gebucht. Ich habe gerade eine
E-Mail erhalten, dass die Veranstaltung bereits um 19.00 Uhr stattfindet, damit wir danach nach Hause zurückkehren können, ohne eine Geldstrafe von 135 € zahlen zu müssen.Personen müssen, damit sie abends in Abwesenheit vom Wohnsitz arbeiten können, zum Erreichen des Arbeitsplatzes einen Freistellungsnachweis ihres Arbeitgebers vorlegen.
Dagegen sind Bars vollständig geschlossen, seit Lyon zum größten Risikogebiet erklärt worden ist.
Das Virus zirkuliert schnell, es gibt immer mehr Krankenhausaufenthalte und Menschen in den Reanimationsabteilungen, was die Krankenhäuser zwingt, geplante chirurgische Eingriffe aus Mangel an Betten zu verschieben: in Lyon sind 50% Betten von Patienten belegt, die aufgrund einer Covid-19-Infektion reanimiert werden müssen.
Und wie sieht es bei Euch aus ?
Mit freundlichen Grüßen
Christine
Corona Maßnahmen unter die Lupe genommen
Als ich nach Monaten mal wieder an der Imbißbude eine Portion Pommes gekauft habe, wollte ich diese entspannt und vor Ort am Stehtisch genießen. Doch…, oh weh…., vor der Bude standen keine Bistrotische mehr. Also suchte ich am Imbißstand eine Möglichkeit zur Ablage der Pommesschale und fand diese seitlich am Standwagen. Ich picke gerade die erste Pommes mit dem Holzstäbchen auf und führe diese zu meinem Mund, da öffnet sich an der Wagenseite wo ich stand das Fenster eine Spalt breit und die Verkäuferin weist mich an, den Platz sofort zu verlassen, weil die neuen Corona Maßnahmen dies erfordern.
Zum ersten Mal kommen auch bei mir Zweifel auf, ob alle Maßnahmen wirklich so sinnvoll sind wie sie erscheinen. War ich doch durch das geschlossene Wagenfenster sicher von der Verkäuferin entfernt und zusätzlich konnte aus Platzgründen kein weiterer Kunde neben mir verweilen. Ich fragte mich „Wie und wo soll ich jetzt mit der Pommesschale in der Hand diese mit Genuß und Zeit verspeisen?“ Mit Essen in der Hand durch die Straßen gehen sieht nicht nur unmöglich aus, es verhindert auch entspannt und genußvoll Speisen zu sich zu nehmen. Unabhängig davon verbietet es mir meine gute, strenge Erziehung und meine Vorstellung von einem schönen Straßenbild. Was bedingt diese Erfahrung nun?
Ich werde in der Coronazeit nie wieder etwas To-Go kaufen. Fazit ist, daß der Umsatz bei den ohnehin schwer gepeinigten Selbständigen noch mehr reduziert wird. Schade, daß man nicht wenigstens einen Bistrotisch vor solchen Verkaufsständen aufstellt. Warum erfolgen die Corona Maßnahmen nicht gemeinsam mit den Bürgern? Diese hätten sicher so manch gute, bessere Idee für die Förderung der Umsätze. Mehr Ideen und Mitspracherechte der Bürger würde sicher die derzeit stark wachsende Frustration der Mitmenschen, Bürger, reduzieren.
Mein Studium und mein Berufsleben lehren mich seit Jahrzehnten wie wichtig es ist Beteiligte „mit ins Boot zu nehmen“, „Beteiligte mehr Gehör zu schenken“. Eigentlich sollten alle Entscheidungen privat wie beruflich wie städtisch immer gemeinsam mit den Betroffenen, Beteiligten, getroffen werden. Dies würde echte Bürgernähe bedeuten und den Sinn des Bürgerwahlrechtes erlebbar machen.
Charlotte Eberwien, 14.10.2020
Vom Glück, in Corona-Zeiten einen Garten zu besitzen
Auch im Herbst fallen im Garten hinter unserem Haus fast täglich Gartenarbeiten an. So müssen die Zapfen unserer Libanon-Zeder und das Herbstlaub vom Rasen geharkt sowie die Rosen geschnitten werden. Ich habe meine Kamera geschnappt, um eine noch besonders schön blühende Rose zu photografieren.
Ich bin sicher, dass das spätere Betrachten von solchen Bildern helfen kann, über die oft trüben und verregneten Herbst-
und Wintertage hinwegzukommen.Ich wünsche allen Corona-Tagebuch-Schreibern und -Lesern schöne Herbst- und Wintertage.
Gez. Astrid Böhm 12. Oktober 2020
Wieder ein Schlag gegen die Lebensfreude: Kein Käfig und keine Narrefahrt
Keine Narrenfahrt und kein Narrenkäfig im nächsten Jahr. Nach dem Ausfall des Jahrmarktes wieder ein Schlag für die Lebensfreude der Menschen in unserer Region. Corona hat uns weiter fest im Griff. Mit tut es insbesondere für die jungen Menschen leid. Wir die älteren, ich bin Jahrgang 1961, können leicht die Jugend zur Rücksicht und Besonnenheit mahnen. Ich habe in meinem Leben viel Jahrmarkt und Straßenfastnacht genossen. Mir fällt der „Entzug“ nicht so schwer. Alles Jammern und Klagen hilft da nichts. Wir müssen da alle durch, uns geht es bislang coronamäßig noch verhältnismäßig gut. Über eine Million Todesopfer har die Pandemie bislang weltweit gefordert. Wer das nicht ernst nimmt, dem ist auch nicht zu helfen.
Setzen wir unsere Hoffnung auf den Jahrmarkt 2021, dass es dann wieder „nix wie ennuner heißt“.
Gez. Hansjörg Rehbein 7.10. 2020
Hoffentlich bleibt die Ampel auf grün
Was bringt uns der Corona-Herbst? Bange Blicke in das letzte Jahresviertel. Unser Verhalten richtet wie auf den Straßen nach einer Ampel. Unsere steht auf grün, weil die infektionszahlen im Landkreis nur auf niedrigem Niveau ansteigen. Gelb, Orange und dann Rot sind die nächsten Stufen, in denen wir zum Schutz der Gesundheit unsere Freiheiten wieder einschränken müssen. Wie müssen sich die Menschen in Madrid fühlen, deren Stadt abgeriegelt werden musste?
Wir schmerzlich soziale Distanz sein kann, haben wir im harten Lockdown im Frühjahr erfahren und zeigt, wie wichtig körperliche Nähe für unser Seelenheil ist. Vor allem an die Vorsichtsmaßnahme „Abstand halten“ fällt mir sehr schwer.
Zumindest wieder ein Teil Alltagsnormalität habe ich zurückgewonnen. Ich war erstmals wieder im Fitness-Studio und habe mich gefreut, dass alle aus meiner Wirbelsäulengymnastik wohlauf sind.
gez. Hansjörg Rehbein 5. Oktober 2020
Mehr Disziplin, Geduld und Toleranz sind gefragt!
Die Coronapandemie fordert die Menschheit heraus. Einige wenige glauben alles besser zu wissen und verursachen durch ihr rücksichtsloses und uneinsichtiges Verhalten die zweite Coronawelle. Dieses Fehlverhalten fordert von allen noch mehr Disziplin, Geduld, Rücksichtnahme und Toleranz, weil es zusätzlich noch größere Einschränkungen bedingt.
Und dies jetzt auch noch zu Beginn der Jahreszeit mit viel grauem Himmel, Niederschlag, immer kürzer werdenden Tagen. „Hut ab, wer da nicht langsam depressiv und pessimistisch wird.“ Unser aller Leben ist und wird noch länger in vielen Lebensbereichen erheblich eingeschränkt, verändert bleiben.
Umso wichtiger ist es, viele schöne Dinge mit den Kindern und Jugendlichen zu unternehmen. Zum Glück besteht weiterhin noch die Möglichkeit außer Haus zu gehen, kulturelle Stätten zu besuchen wie Museen, Ausstellungen oder die Erlebniswelt im Edelsteinmuseum Idar-Oberstein (siehe Foto). Ach, was waren die drei Kinder meiner Freunde begeistert beim Besuch der Erlebniswelt in Idar-Oberstein! Die vielen raffiniert platzierten Lichtspiele, die unglaublich großen und einzigartigen Edelsteine – welche die Kinder anfassen und somit intensiv genießen durften – die perfekte Kombination zwischen Realität und Fiktion (Science Fiction) in den Räumen begeisterte die Kinder sehr und ließ sie für fast zwei Stunden den traurigen Pandemiealltag ganz vergessen. Da vergaßen die Kinder und wir Erwachsenen völlig das Tragen der Nase-Mund-Gesichtsmaske.
Eine Nachbesprechung am Abend mit den Kindern zeigt, wie wichtig es ist, sich den Kindern oder Jugendlichen in dieser besonderen Zeit noch viel mehr zu widmen als je zuvor. Stellen wir uns dieser Herausforderung und wir erleben an uns selbst wie glücklich und positiv wir danach sind.
gez. Charlotte Eberwien, 01.10.2020
Acht Gläser Eifel-Senf als Urlaubs-Souvenir mitgebracht
Als Folge von Corona boomt der Urlaub in deutschen Landen. Das spürten wir beim Besuch des beschaulichen Eifelstädtchens Monschau. Geduldig mussten wir an einem Werktag warten bis endlich ein Tisch vor einem der Cafés frei wurde und wir von der Sonne beschienen sitzend die Kulisse der vielen schönen Fachwerkhäuser genießen konnten. Die nette Kellnerin erzählte uns von Rekordzahlen im Tourismus, dass im Juli die Zahlen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 35 Prozent höher waren und dass die meisten Gäste länger blieben als nur ein paar Tage.
Wir hatten uns für fünf Tage entschieden und waren wieder nach Schalkenmehren gefahren, das wir bereits von einem Kurztrip vom Juni kannten. Dort nutzten wir das gute Wetter für ein „Maar-Hopping“ und gingen jeden Tag in den Vulkan-Seen schwimmen.
Als Urlaubs-Souvenir brachten wir acht Gläser Senf mit, die wir in der historischen Senfmühle in Monschau kauften. Das leckere Gewürz wird dort in 22 Geschmacksrichtungen von Hand hergestellt. Das Grundrezept stammt noch von 1882 und wird jeweils verfeinert. Wir haben uns u.a. für Tomate, Bier, Altdeutsch und Englisch-Curry entschieden.
gez. Hansjörg Rehbein 28. September 2020
Finger sorgt für Geschmacksnote bei Familienbrot
Die Lieblingshobbies meiner Frau sind Schwimmen, Kochen und Backen. Das beherrscht sie alles bestens, Letzteres sehr zur Freude unserer Familie und unseren Freunden. In Corona-Zeiten hat sie das Backen noch um ein köstliches Ergebnis erweitert. Brot aus Sauerteig, so sind wir künftig nicht auf Hefe angewiesen, die wieder mal knapp werden könnte, was wir alle aber nicht hoffen.
Mich fasziniert, dass wir künftig unser eigenes Familienbrot essen. So muss der Sauerteigansatz (Waser und Mehl) die ersten beiden Tage mit dem Finger verrührt werden, dessen Bakterien sorgen für den eigenen Geschmack und der ist vorzüglich, wie uns die erste Sauerteig-Brot-Kostprobe beschert hat.
Für alle, die jetzt auch beginnen Brot aus Sauerteig zu backen, sei gesagt: Fünf Tage lang muss der Sauerteigansatz gefüttert werden, d.h. das Mehl und Wasser mit dem Löffel verrühren. Den Teig dann nicht komplett verbacken, sondern einen Teil zurückhalten und kühlen. Denn dieser Sauerteigansatz ist dann die Grundlage für das nächste Brot.
Der Aufwand lohnt sich, ich freue ich schon auf den nächsten Kanten Brot.
Gez. Hansjörg Rehbein, 11. September 2020
Mit sportlicher Aktivität gegen die Corona-Müdigkeit
Seit Corona fahren wesentlich mehr Menschen mit dem Rad. Experten schätzen, dass die Verkehrsbelastung in deutschen Städten seit den Corona-Einschränkungen teilweise um 40 Prozent gesunken ist. Die Fahrradbranche erlebt insbesondere bei den E-Bikes einen Boom.
Die Begeisterung für dieses Fortbewegungsmittel habe ich auch bei der Auftaktveranstaltung des Stadtradelns gespürt. Fahrradfahren bringt Menschen zusammen, wenn auch derzeit als Schutz vor dem Corona-Virus mit gebührendem Abstand.
Die Bewegung an der frischen Luft stärkt das Immunsystem und der Ausflug in der Gruppe mit Eis oder dem Bier zum Abschluss die Seele.
Auch die schwimmsporttreibenden Vereine wie der VfL freuen sich auf ihr Training im Hallenbad, das demnächst wieder öffnet, die Fußballer in unserer Region haben ihren Saisonstart hinter sich. Auch die Sporthallen sind wieder geöffnet.
Es gibt wieder mehr Normalität, wie gut das tut!
Ich drücke uns allen fest die Daumen, dass wir gut über den Herbst und Winter kommen!
Gez. Hansjörg Rehbein, 10. September 2020
Eröffnung Speiselokal trotz Coronapandemie
Während viele Gastronomen Ihre Lokalität in der 6monatigen Coronapandemie leider schließen müssen/mussten, ist die Euphorie und Kraft von Sheba und Ben Ahmed aus Indien ungebrochen. Von Mai bis heute musste die Eröffnung ihres Restaurants Royal Taj in Bingen coronabedingt mehrfach verschoben werden. Ende August 2020 konnten sie ihr indisches Speiselokal auf der Amtsstraße 15 endlich eröffnen. Am Eröffnungstag kamen zahlreiche Gäste über den Tag verteilt bis 22.30 Uhr ins Royal Taj. Viele von Ihnen, unter anderem auch meine Person, verkosteten zum ersten Mal indische Speisen und waren sehr begeistert davon. Das Pächterehepaar und die Servicekräfte sind äußerst freundlich und aufmerksam.
Ich hatte das Glück mit dem Bau- und Projektleiter Michael Wambsganß-Bollweg und der Hausbesitzerin Nicole Jung-Puchner und ihrer Familie gemeinsam im Royal Taj dinnieren zu dürfen. Wir hatten einen sehr schönen Abend mit exzellenten indischen Speisen und natürlich kamen wir auf die faszinierende Geschichte des Hauses und des Ladenlokals zu sprechen. Von 1871-1932 betrieb der Braumeister Johann Baptist Trautwein hier eine Brauerei. Er braute sein Bier nur im Winter, ca. 3.000 Hektoliter pro Jahr, welches zum Teil auch in die näheren Orte wie Rüdesheim am Rhein „exportiert“ wurde. Nach dem 2.Weltkrieg übernahm die Bad Kreuznacher Brauerei diese Lokalität und betrieb die Brauerei bis in die 1960er Jahre. Danach übergab Johann Baptist Trautwein das Gebäude seinem Neffen Hans-Heinz Jung vom Weingut Junghof. Von den 1960er Jahren bis ca. 2010 änderte sich die Lokalnutzung und es befanden sich diverse Gastronomien in den Folgejahren in diesem Ladenlokal. Durch zwei Großbrände kam es zu einem Leerstand bis 2018. Von 2018 bis Mitte 2020 ließ die neue Hausbesitzerin Nicole Jung-Puchner, Tochter des Vorbesitzers Hans-Heinz Jung, gemeinsam mit dem Planer, Bau- und Projektleiter Michael Wambsganß-Bollweg das Ladenlokal und das ganze Haus umbauen, sanieren und modernisieren.
Was für ein Erlebnis…in diesen momentan harten Zeiten für Unternehmer und Selbständige…die positive Kraft und Ausstrahlung dieser indischen Gastronome erleben zu dürfen. Alle Gäste wünschten Sheba und Ben Ahmed viel Kraft, Energie und Durchhaltevermögen für die Zukunft und bedankten sich für den wunderschönen Abend, den sehr freundlichen Service und die feinen, leckeren Speisen. Ich hoffe sehr, dieses Beispiel möge Vorbild vieler Menschen werden.
Charlotte Eberwien, 9. September 2020
Bad Kreuznach, du fehlst mir!
Ich bin im kleinen Ort Odenbach aufgewachsen. Schon damals fuhr ich mit meinen Eltern und meinem Bruder regelmäßig nach Bad Kreuznach, um Klamotten zu kaufen, zum Augenarzt oder ins Kino zu gehen. Als Jugendliche und junge Erwachsene zog es meine Freunde und mich dienstags zum Jahrmarkt. Tolle Fahrgeschäfte und das Feuerwerk begeisterten uns jedes Jahr.Jetzt wohne ich in Hallgarten, also noch viel näher an der Stadt. Mein Mann und ich entspannen gerne in den Crucenia Thermen oder essen in der Pizzeria Da Vinci.
Seit der Corona-Krise waren wir kaum noch in Bad Kreuznach. Wir meiden größere Menschenmengen und bleiben überwiegend zuhause. Ich hoffe sehr, dass wir bald wieder ohne Angst vor Ansteckung durch die Fußgängerzone schlendern können und dass die Geschäfte, Eisdielen und Restaurants dann noch da sind und nicht aufgrund der Krise schließen mussten!
Haltet durch, wir kommen wieder!
gez. Simone Schneider, 8. September 2020
Reichlich Fotoblitze im Haus der Stadtgeschichte – 38 „Masken-Models“ kamen
Sechs Kegelbrüder aus Wissen haben Bad Kreuznacher Stadtgeschichte mitgestaltet. Bei ihrem Wochenendtrip nach Bad Kreuznach kamen sie am Samstag im Haus der Stadtgeschichte vorbei und ließen sich spontan mit ihren Corona-Schutzmasken fotografieren. Markus Schmidt-Keber (Foto Sawatzki) hatte reichlich zu tun. Von 10 bis 13 Uhr hatte er insgesamt 38 „Models“ vor der Linse. Damit war Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann sehr zufrieden. Seite Mitte April läuft die Corona-Dokumentation im Haus der Stadtgeschichte. Seither wurden hunderte von Fotos von Hinweisen auf die Corona-Schutzvorschriften in Schaufenstern, Behörden, Betrieben etc. gemacht, Plakate, Flyer, Handzettel gesammelt. Über 100 Einträge umfasst das Corona-Tagebuch mittlerweile. Bei den Corona-Gesprächen werden Interviews mit Betroffen wie Feuerwehrleuten, Ärzten, als Hördokumente aufgezeichnet.
Zum Fotoshooting kamen eine junge Mutter mit ihrem Baby, ein Ehemann und Vater, der sich mit Frau und Tochter fotografieren ließ, Rollstuhlfahrer(innen), eine 93 Jahre alte Frau, die selbst viele Masken schneiderte und verschenkte, ein Mann mit Jahrmarktsmaske und dessen Frau, die einige Masken mitbrachte. ein FCK-Fan mit dem Vereinslogo auf der Maske und ein Teenager-Pärchen, das den Abschluss bildete.
Fast die ganze Zeit dabei ein Fernsehteam des SWR, das einen Beitrag für die Landesschau drehte, der in dieser Woche im Dritten Programm ausgestrahlt werden soll.
gez. Hansjörg Rehbein, 7. September
Die dunkle Seite der Macht wirbt für den Gesundheitsschutz
Darth Vader wirbt für die Vernunft und mahnt in Corona-Zeiten eine Maske zu tragen. So gesehen im Bad Kreuznacher Kino Cineplex, das erfreulicher Weise wieder geöffnet ist und uns ein weiteres Stück Normalität in unser Leben gebracht hat.
Darth Vader gilt nach der Bewertung des American Film Institute als der drittgrößte Bösewicht der Filmgeschichte nach Hannibal Lecter und Norman Bate. Die Star-Wars-Parodie „Darth Vader privat“, die im Kinderkanal zu sehen war, zeichnet aber ein anderes Bild von der dunklen Seite der Macht. Mit meinen Söhnen habe ich herzlich gelacht, als Darth Vader mit seinem Teddybär im Bett liegt und seine Mutter bittet, das Licht anzulassen, weil er Angst vorm Einschlafen hat.
In unserem Keller liegt noch eine Darth-Vader-Spielzeugmaske, die mein jüngster vor über zehn Jahren in der Fastnachtszeit getragen hat. Vielleicht ziehe ich sie für das Foto-Shooting der Corona-Maske im Haus der Stadtgeschichte an.
Ein bisschen Spaß muss sein
gez. Hansjörg Rehbein, 4. September
Traumurlaub auf Rügen in Corona-Zeiten
Mitte August unternahmen wir eine organisierte Reise ins Ostseebad Binz.
Vor der Reise hatten wir schon von zuhause aus das Ausflugsprogramm gebucht.
Der erste Programmpunkt bestand aus einer Ortsführung durch Binz. Die Reiseleiterin erschien in der Mode der Jahrhundertwende und erzählte uns viel Wissenswertes und Spannendes über das größte Seebad der Insel. Sie führte uns entlang der alten, weißen Villen in Bäderarchitektur bis zur 560 m langen Seebrücke.
Auch eine Fahrt mit der Schmalspurbahn “Rasender Roland“ stand auf unserem Programm. Während der ganzen Fahrt bestand natürlich Maskenpflicht. Die Fahrt führte vorbei an kleinen Ortschaften, Wiesen und Feldern, durch das Waldgebiet der Granitz zum bekannten Ostseebad Baabe.
Auch unsere Reise blieb nicht unberührt von den Folgen der Corona-Krise.
Bevor wir uns morgens mit einem Frühstück für die Ausflüge stärken konnten mussten wir uns in Geduld üben (Foto).
Vor dem Speisesaal hatten sich oft lange Schlangen hungriger Gäste gebildet. Wir wurden einzeln zu den Tischen geführt. Wie erwartet, bestand im ganzen Hotel Maskenpflicht.
Auch konnte man vor dem auf der Insel bekannten Bäcker Peters hungrige, mit Maske ausgestattete nach Backwaren lechzende Kunden erblicken.
Trotz allem war es ein sehr schöner Urlaub.
Astrid Böhm, 3. September 2020
Erst-Kommunion-Feiern noch bis zum 27. September
Samstag, 22. August 2020, 14 Uhr:
„Weißer Sonntag“ im August. Das ist eine historische Novität. Wegen des allgegenwärtigen Corona-Virus, der ganz Deutschland – auch - im April zu einem Lockdown zwang, war es aber unvermeidlich, die Erstkommunionfeier so vieler Kinder am ersten Sonntag nach Ostern abzusagen.
Nun gehen die Jungen und Mädchen aus unserer Pfarreiengemeinschaft in der Zeit zwischen 22. August bis einschließlich 27. September in Kleingruppen zum ersten Mal zum Tisch des Herrn. Das Foto zeigt drei festliche gekleidete Mädchen und einen Jungen am Portal der Heiligkreuz-Kirche. Die reine Freude strahlt aus ihren schönen Gesichtern. Es ist ihnen Gottes Segen und eine gute Zukunft zu wünschen.
Was werden sich als Erwachsene ihren Kind und Enkeln von ihrer ersten heiligen Kommunion im Corona-Jahr erzählen können, von einem Gottesdienst, der nur unter Einhaltung strenger Hygiene- und Abstandsregeln gefeiert werden durfte!
Drei Elternpaare gehen indessen einen anderen Weg. Sie lassen ihre Kinder zum ersten Mal des Herrn gehen, wenn es keine Corona-Einschränkungen mehr gibt.
gez. Marita Peil, 2. September 2020
Gedanken zur Corona-Krise in Bad Kreuznach und darüber hinaus
Markus Bach M.A., Christ, Gewerkschafter, Schriftsteller, hat uns einen Beitrag für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte geschrieben, der sehr nachdenklich stimmt und auch nachdenklich stimmen soll:
Ja, die globale Corona-Krise ist auch in Bad Kreuznach angekommen. Anfänglich fragten sich viele, ob die Intensiv-Betten in den regionalen Krankenhäusern ausreichen, wenn es mit dieser offenbar unberechenbaren Erkrankung noch heftiger kommen sollte. In vielen Hinterköpfen werden Pestängste wach. Albert Camus' Roman "Die Pest" wird mit einem Schaudern gelesen.
Trotz Distanz rücken viele Menschen näher zusammen - widersprüchlich nur auf den ersten Blick - und doch sterben auch in unserer Stadt viele Menschen einsam unter Corona-Bedingungen, wenn auch nicht unbedingt an Corona selbst.
Tja, und dann wird der Jahrmarkt abgesagt: die wohl schlimmste Katastrophe seit dem 2. Weltkrieg - die Corona-Pandemie - hat auch Bad Kreuznach im Griff.
Zum ersten Mal seit 1945 ist eine globale Krise in unseren Breiten so unmittelbar angekommen, dass sie uns ganz persönlich betrifft: Lieb gewonnene, nie wirklich hinterfragte Freiheiten werden eingeschränkt; Geschäfte schließen, manch' eine Existenz ist bedroht und einige können dieser Entwicklung trotz KurzarbeiterInnengeld nicht mehr Stand halten und rutschen ins gesellschaftliche und persönliche Abseits.
Wir alle sind drastischen Einschränkungen unterworfen und selbst die größten Wirtschaftsliberalen fragen nach staatlichen Hilfen - der viel gelobte Markt kann's eben nicht richten. Leben und Tod, das bemerken jetzt viele Menschen, sind durchaus mehr als die BefürworterInnen der reinen Lehre von Angebot und Nachfrage glauben machen wollen.
Der Preis der menschlichen Existenz ist sein einzigartiger Wert, mit nichts zu bezahlen.
Genau diese Einschätzung gilt für alle Menschen - weltweit. Wir alle sind durch unseren je eigenen Wert in unserem Recht auf Unterschiedlichkeit und Wertschätzung gleichgestellt, was in der Charta der UN-Menschenrechte eindeutig formuliert ist.
Doch haben wir das als Gesellschaft jemals bedacht, wenn es um die globalen Krisen und die vielen Kriege weltweit nach dem Ende des II. Weltkriegs 1945 ging, so wie wir es jetzt in Corona-Zeiten bedenken, wenn unsere Freiheiten unmittelbar eingeschränkt werden?
Was hat es uns als Gesellschaft denn gejuckt, dass bis heute Jahr für Jahr Millionen Menschen an Hunger sterben; dass Kinder schon kurz nach ihrer Geburt an Mangel- und Unterernährung elend zu Grunde gehen, dass Mädchen nur wegen ihres Geschlechts getötet oder grausam beschnitten werden?Was hat es uns als Gesellschaft denn gejuckt, dass unsere Art der fleischorientierten Ernährung, der Massentierhaltung und des Massenkonsums, des Raubbaus an der Natur über Großkonzerne gewinnorientiert gesteuert genau diesen Hunger fördern, die Klimakrise verschärfen, die wiederum den Hunger verschlimmert?
Was hat es uns als Gesellschaft denn gejuckt, dass auch mit in Deutschland produzierten Waffen Menschen in Kriegen massenweise getötet wurden und werden?
Was hat es uns als Gesellschaft denn gejuckt, dass auch mit in Deutschland mitverursachten Konflikten und Kriegen Menschen in die Flucht, aufs Meer und schließlich dort ins Ertrinken getrieben wurden und werden?Einige wenige Menschen wie etwa die Bad Kreuznacher Reschke-Brüder hat es etwas gejuckt. Sie wollen privat organisiert Menschen auf der Flucht vor dem Ertrinken retten. Das ist aller Ehren wert, genauso wie projektorientiertes Helfen einzelner Gruppen, nicht zuletzt in der Flüchtlingskrise des Jahres 2015.
Alles das wird in unserer globalisierten Welt jedoch nicht ausreichen, um die Menschenrechte für jede einzelne ErdenbürgerIn durchzusetzen, wie wir es für uns und unsere Nachbarn in derselben Straße in Bad Kreuznach mit Recht in der Corona-Krise erwarten.Wir werden unser Gesundheitssystem eben nicht der Gesundheit jedes Einzelnen angedeihen lassen können, wenn dieses Gesundheitssystem nur unter Gewinngesichtspunkten geführt wird und das gilt nicht nur in Corona-Zeiten in Bad Kreuznach, wenn wir mit Recht um die Zahl der Intensivbetten besorgt sind.
Es wird nicht reichen, nur Spenden gegen den Hunger auf der Welt zu sammeln, um die Folgen von Hunger, Krieg und Verfolgung zu mindern und die Menschenrechte für jeden einzelnen Füchtling weltweit durchzusetzen.Wir werden die Macht der Großkonzerne, der Waffenschmieden, der Börsengewinnler einschränken und die Militärhaushalte unserer NATO-Staaten drastisch verringern müssen, wenn wir mit Recht allen Menschen ein Leben ohne Krieg, Angst und Hunger ermöglichen wollen. Nur wenn wir das Geld fürs Militär in Bildung, Gesundheit, Nahrung und Gleichberechtigung umleiten und den Raubbau an der Natur beenden, werden wir die Chance haben, für jeden Menschen auf diesem Planeten die Menschenrechte durchzusetzen.
Das gilt natürlich auch für uns selbst. Denn Corona, das den Bad Kreuznacher Jahrmarkt zu Fall brachte, ist eine Folge des massenhaften Artensterbens bedingt durch die von uns selbst ausgelöste Öko-Krise und diese Pandemie wird nicht die letzte sein, die unser schönes Leben in Bad Kreuznach bedroht, wenn wir nicht in allen Lebensbereichen umsteuern. Nicht nur für Corona in Bad Kreuznach gilt: global denken, lokal handeln.Markus Bach, 1. September 2020
Di ganz Korona
„Do kimmt die ganz Korona“. Wir haben Mundartautor „Hombes“ (Karl-Rudolf Hornberger) gebeten für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte e Schdiggelche zu schreiwe:
Mir Kreiznacher brauche nit in de Krimmele ze suche, wemmer das Wort Korona heere. Das Wort kenn ich seit meiner frihscht Kindheit schunn. Domals wa das kee Krankheetwi heit, womeechlich noch e’Pandemie. Nee, di Korona war e’Wort aus unserm alldächliche Schbrachgebrauch! Wenn ich middaachs aus de Schul kam, hatt mei Deller Rilles-Rallessupp e’nunner gewürcht, also di Graupesupp, di’s fascht alle Daach gebb hot, gess, dann saat mei Mudder zu merr: „Bub! De eerscht werre dei Uffgaawe gemacht, bevor de bei di Buwe uff di Gass gehsch! Di ganz Korona schdeht schunn vor de Diir.“
Mit de Korona wa nit di Krankheit Corona Covid 19 gemeent, di di Gasse Buwe ve’leicht hätte kenne honn, nee! Korona wa das Wort for Sippschaft, for e’Haufe Buwe, di domols uff de Gassa geschdann honn, um mit merr ze schbiile. Hickelches, Klickerches, Ve’band odder Völkerball. Alles Schbiile for Kinner, di’s heit nit mehr gewwe duut. Ox am Berch, Mudder wie weit darf ich Reise? Schlapp hat den Hut verloren. All di Kinnerschbiile konnt merr nor schbiile, wenn e’Korona Kinner uff de Gass war. Alleen is das nit gang, dass merr Hickelche geschbiilt hätt, un Völkerball alleen, das is aach nit gang. Di ganz Korona Kinner vun de Gass musst do sein, deno konnt merr middenanner schbiile.
Heit bleiwe di Kinner deheem in de Schdubb, klicke am Handy, e‘vor un ze’rick, gehn an de Kompjuder un mache ihr Uffgaawe for di Schul im Homscherring. Dodebei misse’se uffbasse, dass de Vadder odder di Mudder kee Corona mit heem bringt, wenn di aus’em Urlaub aus Malle komme, sunnscht honn’se aach in heidicher Zeit di Corona.
Gez. Hombes, 31. August 2020
Foto: Immer unterwegs, so wie man ihn kennt, de Hombes.
Wegen Corona: Mehr als eine Million Menschen haben New York verlassen
In einer E-Mail an Astrid Böhm hat deren amerikanischer Brieffreund Alex die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Stadt New York beschrieben. Sie hat die Nachricht mit Übersetzung für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte zur Verfügung gestellt:
As I see the numbers in Europe are on the way back up. It is not better here-situation remains grave, and we in USA at least will likely live with this for years to come.
I spend my time doing my bird watching and photography. That is about all there is, which I can do in relative safety. It is too dangerous to travel anywhere. The City of New York dying, more than a million people have left the city permanently, and the people who left were the tax base for the city revenues. Thousands of businesses are boarded up closed, and thousands of apartments abandoned. It will take a generation fo the city to recover, It is not good.
Stay safe
Alex
Übersetzung:
Wie ich sehe, steigen die Zahlen der Infizierten in Europa wieder. Es ist nicht besser hier-die Situation bleibt ernst, und wir in den USA werden wahrscheinlich noch Jahre damit leben müssen.
Ich verbringe meine Zeit mit Vogelbeobachtung und Fotografie. Das ist alles, was es gibt, was ich in relativer Sicherheit tun kann. Man kann nirgendwo gefahrlos hinreisen. Die Stadt New York stirbt, mehr als eine Million Menschen haben die Stadt dauerhaft verlassen, und die Menschen, die gegangen sind, waren die Basis für die Stadtsteuereinnahmen. Tausende von Unternehmen wurden geschlossen, und Tausende von Wohnungen verlassen. Für die Stadt wird es die Zeitspanne einer Generation benötigen, um sich zu erholen. Es ist nicht gut.
Bleib gesund
Alex
Zwischenbilanz zum 100. Corona-Tagebuch-Eintrag
Hoffen und Bangen, Trauer und Freude, das Auf und das Ab der Gefühle: Ein Land im Ausnahmezustand. Mitten im Lockdown startete das Haus der Stadtgeschichte am 17. April 2020 sein Projekt Corona-Tagebuch der Stadt Bad Kreuznach. „Digital sein Dank“ war die Überschrift des ersten Eintrages, zur Trauer über die soziale Distanz, zu der die Corona-Schutzbestimmungen uns gezwungen hat. Da war der Gruß an unsere Lieben und unsere Freunde über Whats App zumindest ein Trost. Seither ist viel passiert, vieles wieder zum Besseren, aber immer mit der Sorge verbunden, ob die Infektionszahlen wieder so stark ansteigen, dass die Schutzmaßnahmen erneut verstärkt werden müssen. Den 100. Tagebucheintrag heute, Donnerstag, nehmen wir zum Anlass, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen.
Als stünde der Weltuntergang bevor, kauften die Menschen die Regale leer, Klopapier wurde zur Mangelware, man begann sich schon früh von seinen Urlaubsträumen am Mittelmeer oder in den Bergen zu verabschieden, die Haare und Bärte wurden lang und länger, weil die Frisöre erst im Mai wieder öffnen durften. Im April schwante den Gässjern schon, dass es mit „nix wie ennuner“ nix werden würde und aus den uniformen Masken als Virenschutz wurde bunte und teils schrille und originelle Mode-Gags. Für die Gläubigen unter uns war es eine bedrückende Zeit, kein Osterfest in den Kirchen, online-Gottesdienste stattdessen, Corona machte die Trauerfeiern noch trauriger, weil nur wenig Menschen Abschied am Grab nehmen durften. Der 13. Mai 2020 dürfte uns allen als besonderer Tag in Erinnerung bleiben, denn ab diesem Donnerstag durften die Gaststätten wieder unter Auflagen öffnen, und dann die freudige Nachricht, dass ab 27. Mai die Tanz- und Fitnessstudios wieder öffneten.
30 Autorinnen und Autoren haben bislang Beiträge für unser Corona-Tagebuch geschrieben, fotografiert und gezeichnet, denn unter den Einträgen waren auch Gemälde und Karikaturen. Post erreichte uns aus Spanien und England. Eine Oma schickte uns das Zwiegespräch mit ihrer Enkelin, eine Tante das Märchen, geschrieben von ihrer Nichte. Jugendliche formulierten ihre Gedanken und Gefühle zu Corona, ein Geburtstagskind seine Wünsche, ein Pfarrer i.R. philosophische Gedichte, ein Kreuznacher berichtete über die katastrophalen Zustände im Flüchtlingslager „Moria“ auf der griechischen Insel Lesbos.
Corona wird uns leider noch eine ganze Weile beschäftigen, so dass wir auch unser Tagebuch weiterführen werden. Wir laden sie dazu herzlich ein, uns Ihre Beiträge zu schicken stadtarchiv@bad-kreuznach.de Wir möchten möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen mit der Krise für die Zukunft dokumentieren weshalb gerade Ihre persönlichen Ausführungen für uns interessant sind. Schreiben Sie mit an dem Corona-Tagebuch der Stadt Bad Kreuznach
Gez. Franziska Blum-Gabelmann und Hansjörg Rehbein, 27. August 2020
Von Schutzmasken und Schnutenpullis
Als Kinder freuten wir uns alle auf die Fastnacht oder den Karneval. Wir konnten uns verkleiden und allerhand Unsinn unter den Masken machen. Die Masken schützten uns davor, erkannt zu werden. Das war dann auch in den Krimis und Western so. Bei Edgar Wallace gab es den „Frosch mit der Maske“, und in den meisten Western waren die Gangster maskiert. Ich kann mich auch noch an Reymonds Operette „Die Maske in Blau“ erinnern. Später bei der Bundeswehr wurden wir alle mit einer Gasmaske ausgestattet (im Bundeswehrjargon Schnüffelbüchse genannt). Diese Vollgesichtsmaske sollte vor Gasangriffen schützen. Um ihre Wirksamkeit zu überprüfen mussten wir damit in einer Gaskammer mit Tränengas sonderbare Übungen machen. Nach dem Verlassen war das dann meistens noch eine tränenreiche Angelegenheit, denn das Tränengas war auch noch in der Kleidung.
Im Berufsleben schaffte ich mir dann eine Farbspritzmaske an. Eine enganliegende Gummihalbmaske mit einem Schraubfilter, die mich vor Spritznebel schützte. Heute bin ich Rentner und versuche mich nicht zu verstecken, muss aber seit dem 29.04.2020 solch einen Stofffummel im Gesicht tragen. Ob er mich oder andere schützt weiß wohl niemand so genau. Auf unserer Urlaubsreise nach Rügen saßen wir über 8 Stunden im Reisebus mit Mundschutz, trotz Klimaanlage eine Tortur. In Binz sahen wir ein originelles Plakat vor einem Geschäft. Hier wurden „Schnutenpullis“ angeboten. Es ist doch schön, wenn die Leute noch Humor haben.
gez. Volker Ritter, 26. August 2020
2021 haben wir das Corona-Virus hoffentlich zum Teufel gejagt!
Donnerstag, 20. August 2020: Es ist eine traurige Gewissheit: In diesem denkwürdigen Jahr muss unser heißgeliebter Jahrmarkt wegen eines erzverd…. Corona-Virus ausfallen. Dennoch marschiere ich zur Pfingstwiese; ich kann nicht anders! Bin eben ein Kreuznacher Urgestein.
Öde und trübsinnig liegt der große grau asphaltierte Platz in der heißen Nachmittagssonne. Ein samtig blauer Himmel wölbt sich darüber, und ein paar pittoreske Schönwetterwölkchen ziehen träumerisch unbekümmert von Süd nach Nord. Es ist das ideale Jahrmarktswetter.
Doch die bunte altvertraute Budenstadt mit ihren vielen Zauberdingen, „de Jahrmartksstiggelcher“, die man dort erwerben kann, die rasanten Karussells; in denen man unbeschwert-nervenkitzlig dahinfliegt, all das muss in diesem Jahr ein Wunschtraum bleiben.
Die Pfingstwiese liegt in tiefem Schweigen. Keine laute Musik peitscht und hämmert, zerreißt die Stille. Kein fröhliches Lachen, kein munteres Schwatzen, keine überschäumende Freude „Un wenn mer sich`s ganze Jahr iwwer nit sieht; aan Jahrmarkt trifft mehr sich garandiert!“ Im Corona-Jahr 2020 gilt das nicht.
Ich vermisse den guten alten, ewig jungen Jahrmarkt sehr, denn wir zwei begleiten einander wie treue Freunde seit meiner Kinderzeit. Jedem Kreuznacher ergeht es ebenso. Die bunten, pulsierenden Lichter. Der köstliche Duft nach gebrannten Mandeln, nach vielen, leckeren Speisen- und dazu ein Glas kühlen goldenen Rebensaftes. Der Jahrmarkt kennt so viele verschieden Facetten“ Er ist die pure Lebensfreude. Aber in diesem Jahr lockt er nicht, der Schlachtruf: „Nix wie enunner!“. Für uns Kreuznach ist das bitter. Mit tun vor allem die Schausteller leid, denn sie leben vom Kirmestreiben und arbeiten hart, um uns den Alltag zu verschönern. Nun haben sie auf der Pfingstwiese ein zauberhaftes Jahrmärktchen errichtet - Wir lassen uns eben nicht unterkriegen!
Und 2021 haben wir das Corona-Virus hoffentlich zum Teufel gelegt. Mein Wunsch für Euch ist: Bleibt alle gesund, bis wir uns wiedersehn,
beim nächsten Jahrmarkt, das wär`schön
gez. Marita Peil, 25. August 2020
Prinzessin Barbara ist wieder von Corona genesen – Ein Märchen mit Happy-End
Ein Märchen mit Happy-End hat Josefine Himmelsbach im Alter von sieben Jahren geschrieben. Zunächst durfte sie die Prinzessin Barbara nicht besuchen, da diese mit dem Corona-Virus infiziert war. Doch nur eine Woche später kam von der Krankenschwester die Nachricht „alles wieder o.k.“ Überschrieben hat sie ihre Fortsetzungsgeschichte „Frühjahr im Salinental“, In dem Josefine mit der Prinzessin und der Katze Milchi spazieren war. In ihrer Geschichte spielen noch der Frosch Fritzi, die Freudinnen Inka und Hasi, die mit einer Möhrenrakete in das Weltall fliegt, mit.
Die Ideengeberin ist ihre Tante Dr. Barbara Himmelsbach. In der Corona-Lockdown-Zeit im März schickte sie ihrer Nichte täglich Fotos vom Salinental, von den abgesperrten Spielplätzen und den Tierfamilien. Josefine hat viel Fantasie. Noch bevor sie schreiben konnte, erzählte sie Geschichten. Also beste Voraussetzungen für ihren Traumberuf Schriftstellerin und/oder Lehrerin.
Ein Virus „bereist“ die Welt – und wir?
„Die Corona-Krise ist eine große Herausforderung für die gesamte Reisebranche. Auch ich kann meiner bisherigen Tätigkeit als freiberufliche Texterin und Reiseleiterin nun nicht mehr nachgehen, da mein Hauptauftraggeber den schwierigen Weg in die Insolvenz beschreiten musste.“ Susanne Lehner, die als Flugbegleiterin die Welt kennenlernte, hat sich in diversen Seminaren und Kursen Sprachdiplome und Reiseleiter-Qualifikationen erworben
Sie hat zuletzt noch zwei Gruppen auf ihren Reisen nach Dubrovnik und Rom begleitet. Aus ihren beiden Reiseberichten veröffentlichen wir für unser Corona-Tagebuch Auszüge:
Spontan nach Dubrovnik im Corona-Sommer – eine gute Idee?
Der Frankfurter Flughafen ist für Ferienzeiten erschreckend leer, an der Sicherheitskontrolle dreht das Personal Däumchen. Im Gate-Bereich bleibt dann (vor allem beim Einsteigevorgang) der geforderte Mindestabstand von 1.5 m nur ein frommer Wunsch. Die Flugzeit von 1:30 h vergeht auch trotz Maske recht schnell und bei sommerlichen Temperaturen von 30°C landen wir am Flughafen der zauberhaften Stadt. Der äußerst sympathische Taxifahrer Domo schildert uns ungefragt die verheerenden Auswirkungen der Krise und die überall spürbare Verzweiflung wegen der ausbleibenden Gäste in diesem so anderen Sommer.
Wir wollen uns von unserem Reiseziel im Süden Kroatiens während der nächsten 4 Tage überraschen lassen. Dies gelingt auch prompt: Die üblicherweise von Menschen aus aller Herren Länder völlig überlaufene Stadt ist nämlich gähnend leer!! Wo sich sonst auch gerne mal eine ganze Schiffsladung Touristen in die wunderbare – und durch das UNESCO-Weltkulturerbe geschützte – Altstadt ergießt, bieten sich heute Perspektiven, die jedem ambitionierten Fotografen das Herz höher schlagen lassen. Einsame Plätze, verwaiste Restaurants, menschenleere Gassen – die gleißende Julisonne verstärkt die Absurdität der ungewohnten Szenerie.
Der Römer in Anzug mit Krawatte und Maske
Geschichte auf Schritt und Tritt – weltberühmte Bauwerke, mittelalterliche Gassen, ehrwürdige Parkanklagen und prächtige Plätze – Rom weiß zu beeindrucken! Aber neben der faszinierenden Architektur antiker Ruinen und opulenter Sakralbauten überzeugt vor allem das stilvolle italienische Leben in den Straßen und auf den Piazzas, in den unzähligen Cafés und Restaurants. Und dies hält langsam wieder Einzug in die Stadt – der Römer in Anzug mit Krawatte und Maske, der Tourist mit Kamera und Maske.
So genießen auch wir die ewige Stadt in diesem so anderen Sommer, schlendern durch das Modeviertel um die Via del Corso, erklimmen die Spanische Treppe, lassen uns durch die unzähligen Gassen des Centro Storico treiben. Ein Besuch der Vatikanischen Museen anderntags ist jedoch leider nicht ganz so entspannt wie erhofft. Trotz im Vorfeld gebuchteter Tickets (Begrenzung der Besucherzahl), ist das Museum überraschend gut besucht. Der gewünschte Mindestabstand kann kaum eingehalten werden und unsere Hoffnung, dieses unvergleichliche Museum voller zeitloser Kunstschätze mit Ruhe zu besuchen schwindet. Wir schwimmen im Besucherstrom automatisch weiter, ohne die überwältigende Kunstsammlung in ihrer Gesamtheit wirklich erfassen zu können.
Und so halten wir lieber Abstand zu den gut besuchten Hauptsehenswürdigkeiten, genießen nur einen Blick auf Kolosseum und Forum Romanum vom Hügel des Kapitols.
Susanne Lehner, 21. August 2020
Kein Schnaps beim Wurzel-Sepp – Trauerflor für Jahrmarktsfähnchen
Mein Nachbar Werner Matle gehört zu den größten Jahrmarktsfans in meinem persönlichen Umfeld. Er sammelt alles, was mit dem Jahrmarkt zu tun hat: Das Polo-Shirt mit dem fröhlichen Brückenhaus, Plakate, Plaketten, Kalender etc. Klar, dass ihn die Corona bedingte Absage des Volksfestes hart getroffen hat. Sein Freund Karl-Heinz brachte ihn nun auf die Idee, das Jahrmarktsfähnchen, diesen Flatterstoff am Auto, mit einem Trauerflor zu versehen.
Nun haben sich die beiden auf der Pfingstwiese getroffen und ihr persönliches „Jahrmarktsfoto“ schießen lassen. Apropos Schießen. Werner Matle hat die Aufnahmen vom Fotoschießen von 1974 bis 2008, in dem Jahr, in dem seine Frau Karin starb, aufgehoben. Karl-Heinz Au hatte eine Porträtzeichnung dabei, die ihn als zartes Jüngelchen im Alter von fünf Jahren zeigt. Sie wurde 1954 bei seinem ersten Jahrmarktsbesuch auf der Pfingstwiese angefertigt, erzählt er und streicht sich dabei schmunzelnd durch seinen Rauschebart. Auf das traditionelle Gläschen Schnaps beim Wurzel-Sepp muss er in diesem Jahr verzichten, den gönnt er sich mit seiner Frau Renate seit 1968.
Und so gibt es viele persönlichen Geschichten und Geschichtchen, die die Kreiznacher mit ihrem „Johrmarkt“ verbinden. Da bleibt nur die Hoffnung, dass wir unseren Jahrmarkt im nächsten Jahr wieder feiern dürfen.
Gez. Hansjörg Rehbein, 20. August 2020
Flüchtlinge auf Lesbos werden vor Corona nicht geschützt
Als Unterstützer von der Seenotrettungsorganisation Mission Lifeline war Marc Bremmer dreieinhalb Wochen im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte gibt er einen Einblick in das Leben der Flüchtlinge. Bremmer betreibt gemeinsam mit Yuliyan Ilev das freie Internetradio FM Gässjer in Bad Kreuznach. Die beiden führen auch die Corona-Gespräche, ein Projekt im Haus der Stadtgeschichte.
„Corona hat weltweit das Leben verändert. In ganz Europa hat man sich darauf geeinigt einen Mindestabstand von 1,5 Meter zu halten, sich möglichst oft die Hände zu waschen oder gar zu desinfizieren und im öffentlichen Raum eine Maske zu tragen.
Ich habe 3 1/2 Wochen an einem Ort in Europa verbracht in dem all das nicht gilt:
Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Dort leben aktuell 15.000 Menschen unter unwürdigsten Bedingungen im Dreck. Das Problem besteht seit 2015, als die Flüchtlingskrise täglich bis zu 12.000 Leute auf die Insel trieb.Heute kommen weitaus weniger Menschen dort an, aber es gibt weiterhin massive Probleme.
Eines davon Corona und die Prävention. Für die Prävention wird von offizieller Seite nichts getan.
Die EU hält es nicht für nötig diese Menschen, ein Großteil davon Kinder, vor der gefährlichen Krankheit zu schützen.In einem Lager das für 2.880 Leute angelegt ist, sind aktuell ungefähr 15.000 Menschen untergebracht. Kleine Familien sind gezwungen auf einer Fläche von wenigen Quadratmetern zu hausen, nur getrennt durch Hasendraht von der Familie nebenan.
An Social-Distancing ist nicht zu denken. Die engen Gänge zwischen den Zelten und Verschlägen sind an vielen Stellen gerade mal einen halben Meter breit, wodurch es unmöglich ist einem entgegenkommenden auszuweichen.
Die wenigen Sanitäranlagen, die es gibt, hatten in meiner gesamten Zeit vor Ort kein fließendes Wasser. Hände gewaschen wird sich an Wasserkanistern, welche von Geflüchteten selbst aufgebaut wurden (Foto). Das Moria Corona Awareness Team (MCAT), von Geflüchteten selbst organisiert, sorgt dafür, dass diese Kanister immer mit Wasser gefüllt sind und eine kleine Wasserflasche mit Seife vorhanden ist.
Mund-Nase-Masken sind quasi nicht vorhanden. Eine Hilfsorganisation vor Ort testet am Tag ungefähr 150 Menschen auf das Corona-Virus. Wie durch ein Wunder wurde bisher kein einziger Fall nachgewiesen.
Sollte sich das ändern, wird sich das Virus wie ein Lauffeuer im Lager verbreiten und viele Opfer fordern und es werden Stimmen laut werden die fragen, wie es dazu kommen konnte? Die traurige Antwort auf diese Frage ist, dass die Europäische Gemeinschaft lieber ein vermeintliches Bild der Abschreckung erschaffen hat, statt Menschen in Not die Menschlichkeit entgegenzubringen, von der in Art. 2 des EU-Vertrags deutlich gesprochen und die in den berühmten Zeilen von Schiller in der Europa-Hymne besungen wird.“
Marc Bremmer, 19. August 2020
De Johrmarkt fällt aus!
Kein Jahrmarkt in diesem Jahr. Das beschäftigt viele Menschen in unserer Region, so wie Elle Schaller, die für das Corona-Tagebuch ein Mundart-Gedicht geschrieben hat:
Es is Anfang Auguschd, ich steh uff de Nohbrick,
in Richdung Pingschdwiss geht mei Blick.
Kee Rieserad iss dort ze siehn,
unn’s kimmt aach diesjohr nit dohien.Mit ganz viel Wehmut denk ich draan,
nix werd’s mit Johrmarkt unn Karussell fahrn.
All die Schausteller duun merr leed,
kimmt doch nix inn, wenn sich nix dreht.Schunn jetz‘ vemiss ich all die Leit
in Kreiznachs scheenschder Johreszeit.
Sunnschd is merr Mittwochs schunn emol gugge,
ab Fleeschworschd-Dunnerschdaach gab’s was ze schlugge.Freidaachs war die offiziell Eröffnung dann
unn Samschdaachs gab’s de Hauptandrang.
Sunndachs sinn die Familie mit de Kinner iwwer de Platz geloff,
Mondachs honn sich Behörde unn Firme zum Friehschobbe getroff.Dienschdachs is merr noch emol hien,
um’s große Feierwerk ze siehn.
Doch das war’s nor ganz korz gefasst,
es is viel mehr, was merr vebasst.Bei de Weinprob uff em Rieserad
kam merr schunn ganz gut in Fahrt.
De „Freundeskreis“ hod die Tradition ufflewe geloss
unn in großer Runde e Spansau genoss.Die Schausteller hadde uff’m Platz jed Johr ihr Mess,
weil momendan kee richdisch Kerch is, hädd ich‘s faschd vegess.
Em Balzer sei Kringel-Chips mit Worschd,
es Glässje im Weinzelt geje de Dorschd.Aach beim Kaafe in de Dibbegass
hadd merr immer richdisch Spass.
Was hodd merr alde Bekannde getroff,
die em schunn lang nimmer in die Fieß geloff.De Duft vunn Mandele, Brodworschd, Pizza unn Fisch,
unn’s Gejohl vunn de Fahrgeschäfte, aach das vermiss ich.
Unn ebbes, was es nit gibt im Städtche:
e beschrift‘ Reiskorn im Glasherz am Kettche,die wilde Geischder in de Bahn
unn aach es Auto-Scooter fahr’n,
die Champignons, es Ami-Eis,
unn vum Kamel-Renne de Preis.All das hädd ich unn noch viel mehr,
wenn doch widder Johrmarkt wär.
Doch weje Corona geht’s nit „enunner“,
so hoff ich uff e Impfstoff odder e Wunner.Wenn merr all venünfdisch bleiwe,
es „Freiheitsrecht“ nit iwwerdreiwe,
unn wo’s sein muss, e Maske draan‘,
dann kenne merr negschdjohr widder Rieserad fahr‘n.Elle Schaller, 18. August 2020
Kommunionsfeier in der Coronazeit
Die Corona Epidemie verändert das Leben von Kindern in allen Lebensbereichen erheblich und fordert sehr viel Geduld und Disziplin von ihnen. So mussten bei Ausbruch der Corona Pandemie neben dem Schulbesuch auch alle kirchlichen Termine und Feiern bis auf weiteres abgesagt werden. Nach monatelanger Pause vom Katechismus Unterricht dürfen seit Juli/August die Vorbereitungen auf die Heilige Kommunion stattfinden, unter Einhaltung der Abstandsregelungen und Maskenpflicht.
Im Vorgespräch mit 9 Kommunionskindern und dem Pfarrer bewunderte ich die besinnliche und disziplinierte Haltung dieser jungen Menschen. Da sie sich Monate lang nicht auf die Kommunionsfeier vorbereiten konnten, war es notwendig, alles Wissenswerte für die Kommunion neu aufzufrischen. Dies geschah durch den Pfarrer in sehr einfühlsamer und rücksichtsvoller Weise. Wegen der anhaltenden Hitzewelle gab es vom Pfarrer in der Pause ein leckeres Eis für jedes Kind und jeden Sitzungsteilnehmer. Auch ich, als beauftragte Fotografin, erhielt diverse hilfreiche Informationen und Anweisungen vom Pfarrer.
Vier Tage später fand die offizielle Kommunionsfeier in der Katholischen Kirche von Hargesheim statt. Natürlich waren alle 9 Kinder aufgeregt und nervös, aber auch voller Freude auf diese Feier. Jedes Elternpaar durfte mit maximal 6-8 Verwandten oder Freunden an der Feier teilnehmen. Dabei wurde ein Abstand von mindestens 2 Metern zu den anderen Familien eingehalten und beim Beten und Singen trugen alle die Mund-Gesichts-Maske, auch die Kommunionskinder auf dem Altar. Es ist dem Pfarrer zu verdanken, dass die Kinder in einer geborgenen und liebevollen Weise die Heilige Kommunion erleben durften. Seine ruhige und freundliche Art tat allen richtig gut.
Da die Corona Epidemie viele Änderungen im Ablauf der Kirchenfeier bedingt, die Zahl der Kirchengäste erheblich reduziert und die Gesichtsmaske weder Mimik noch Gefühle zu erkennen gibt, war es schwer, gar unmöglich, echte Feierstimmung aufkommen zu lassen. Um diesen Verlust bedauere ich die Kinder sehr.
Ich hoffe, die Kinder haben die Feierlichkeiten als solche wahrnehmen können. Ja, Corona verändert unsere Traditionen und Gewohnheiten sehr und ich hoffe, wir alle können dennoch viel Positives aus all diesen Veränderungen gewinnen.
Charlotte Eberwien, 17.08.2020
Die „Infodemie“ im Netz
Die dubiosesten Heilmittel gegen das Coronavirus werden im Netz angepriesen: Kamelurin, Bleichmittel und Methanol haben weltweit hunderte von Menschen das Leben gekostet, tausende mussten in Krankenhäusern behandelt werden. So hat bekanntlich US-Präsident Trump empfohlen Desinfektionsmittel zu spritzen.
Scharlatane, selbsternannte Experten und Wunderheiler spuken durch die sozialen Netzwerke und sorgen für eine „Infodemie“, wie eine Gruppe internationaler Wissenschaftler nach einer Untersuchung von mehr als 2300 Berichten in 25 Sprachen aus 87 Ländern bilanzierte. Facebook hat seit April sieben Millionen Beiträge mit fragwürdigen Infos zum Corona-Virus gelöscht.
Gegen die „Infodemie“ hilft nur eines. Seriöse Quellen nutzen. Nur seinen Ärzten oder den Informationen der staatlichen Gesundheitsämter vertrauen. Das gilt auch für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder das Robert-Koch-Institut. Das ist immer noch der sicherste Weg, um sich im Dschungel von Fake-News zurechtzufinden.
Gez. Hansjörg Rehbein
14. August 2020
Gedenkstunde auf der Pfingstwiese: Ein Prosit auf den Jahrmarkt 2021!
Der Tag rückt immer näher und ich kann und will es immer noch nicht glauben. Der Jahrmarkt fällt aus und zwar zum 20. Mal seit seiner Premiere im Jahr 1810. Mit meinen Freunden mache ich das beste aus der Situation. Wir haben für den eigentlichen Jahrmarkts-Freitag, 21. August, einen Tisch im Gasthaus „Zur Pfingstwiese“ reserviert und werden dort unser Glas auf den Jahrmarkt 2021 erheben.
Ich werde dort auch meine Arbeitskleidung tragen, das blaue Polo-Shirt mit dem lustigen Brückenhaus, das ich für die Betreuung der Naheweinprobe auf dem Riesenrad bestellt habe.
Wir werden nicht die Einzigen sein, die unsere „Gedenkstunde“ an den beliebten Plätzen auf dem Festgelände abhalten, dort, wo eigentlich das Weinzelt, das Schwarzwaldhaus, das Kettenkarussell und vielen andere Attraktionen stehen hätten sollen. Zumindest ein „Jahrmärktchen“ wird gefeiert, denn die Gastronomie rund um die Pfingstwiese hat geöffnet.
Das bringt mich auf das Thema, dem wir das alles zu verdanken haben: Corona: Bitte daran denken Abstand halten, vernünftig bleiben, dann heißt es hoffentlich im nächsten Jahr wieder nix wie enunner!
Gez. Hansjörg Rehbein, 13. August 2020
„Todesfall“ im Bad Münsterer Kurpark
Mit Ironie gewürzt ist dieser Beitrag, den Volker Ritter für unser Corona-Tagebuch geschrieben hat:
Viele Jahre drehte sich das alte Wasserrad und betrieb damit einen Teil der Pumpen, die das Solewasser auf die Gradierwerke pumpte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil der Gradierwerke abgerissen und die beiden noch verbliebenen mit Elektropumpen versorgt. Das Wasserrad wurde nicht mehr gebraucht und stillgelegt. Lange Zeit lag es in einem Dornröschenschlaf und träumte davon, sich wieder drehen zu dürfen. Leider kamen die Prinzen aus der Kurverwaltung und der Stadtkämmerei nicht vorbei, um das Rad wach zu küssen. So schlief es weiter, bis es schließlich verstarb. Ob das Coronavirus daran Schuld war weiß niemand. Es ist auf jeden Fall vor Schwäche zusammengebrochen. So wird es vermutlich der zurzeit im Kurpark grassierenden „Abrisspandemie“ zum Opfer fallen und nicht mehr ersetzt werden. Schade, wenn ein weiteres altes Industriedenkmal verschwindet.
Gez. Volker Ritter, 12. August 2020
Reisen in Coronazeit
Von April bis Juli 2020 verfolgte ich allzu gerne die Nachrichten in allen Medien, weil die Zahl der Neuinfektionen und Todesfälle in Deutschland deutlich rückläufig waren. Heute jedoch verfolge ich bewußt nicht mehr täglich die Nachrichten, weil leider viel zu viele deutsche Urlaubsreisende beweisen, wie unmündig, unvernünftig und rücksichtslos sie mit der Corona Pandemie umgehen.
Ist es nicht schon schrecklich genug, dass durch Corona die Tourismusbranche weltweit „eingebrochen“ ist und dadurch beispielsweise Menschen wie die Kubaner zusätzlich unter einer extremen Lebensmittelknappheit Hunger leiden müssen? Oder viele Einzelhändler in Deutschland durch den Lockout Ihre selbständige Existenz verloren haben? Und durch Schließung vieler mittelständischen Unternehmen zahlreiche Menschen arbeitslos geworden sind?
Dies sind alles Nachrichten, die mich noch mehr antreiben, jeden Tag bewußt zu leben und aus jedem Tag das Schönste zu machen. Aufgrund des weiterhin sonnigen Wetters, der Kurzarbeit und damit verbunden der vielen Freizeit, bin ich viel an der frischen Luft oder reise viel im eigenen Land. Meine Spaziergänge am Rheinufer von Bingen sind wie eine Urlaubsreise im wunderschönen Mittelrheintal. Die meisten Menschen halten den Sicherheitsabstand von 1,5 – 2 m ein und tragen in Lokalitäten und Räumlichkeiten eine Mund-Gesichts-Maske. Beim Wandern im Soonwald habe ich die ersten großen eßbaren Pilze wie Röhrlinge und Steinpilze gefunden und mit Freunden verspeist. Meine Reise in die Schweiz, Region Zürich, ließ mich Corona viel entspannter erleben. Alle Menschen hielten den Sicherheitsabstand ein, selten bestand Maskenpflicht, dennoch fühlte ich mich trotz Corona sicher. Beim Wandern auf dem Rotenfels entdeckte ich trotz zahlreicher Wanderer den großen Schwalbenschwanz Schmetterling und zwei wunderschöne Smaragdeidechsen auf dem Weg zur Bastei (Foto). Ich war jetzt drei Tage in Saarburg, ein Ort, den ich seit Jahren sehen wollte. Trotz Urlaubszeit in Deutschland traf ich dank der derzeitigen Hitzeperiode nur wenige Touristen als erwartet in Saarburg. Herrlich! So konnte ich in Ruhe den Ort mit dem 20 m hohen Wasserfall im Altstadtbereich genießen und eine Schiffsfahrt auf der Saar erleben. Auf der Heimreise legte ich auf dem Gipfel vom Erbeskopf, 816 m ü NN, dem höchsten Berg von Rheinland-Pfalz, einen Zwischenstopp ein und wanderte eine Stunde lang auf dem Bergkamm in den Wäldern. So schön kann Leben in Corona Zeiten sein.
Charlotte Eberwien, 11.08.2020
Hotel-Hygiene wie in einer Raumfahrt-Station im All
Urlaubsregionen sind Risikogebiete. Sonne, Strand, Meer, Berge und Wälder rücken mehr und mehr in den Hintergrund. Infektionszahlen, Hygiene- und Abstandsregeln, Maskenpflicht beherrschen die Berichterstattung in den Medien. Mir tun neben den Menschen, die vom Tourismus leben und um ihre Existenz kämpfen, auch die jungen Menschen leid, die derzeit nicht in den Genuss kommen, unbeschwert Land und Leute in aller Welt kennenzulernen, wie das meine Generation gewohnt war. Das gilt nicht für jene Freiheits-Egoisten, denen jede Vorsichtsmaßnahme egal ist und somit auch Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen.
Mein jüngster Sohn will nun mit einem Freund nach einem arbeitsintensiven Semester in seinem Architekturstudium mit dem guten alten Inter-Rail-Ticket nach Florenz und Rom fahren, um dort sich die Werke der alten Baumeister anzuschauen und zu entspannen. Ich habe ihm nicht abgeraten. Ich vertraue auf die Vernunft meines Sohnes und gebe ihn mahnende Worte mit auf den Weg, wie es wohl die allermeisten Väter machen.
Die Antwort auf die Corona-Pandemie ist die Abkehr vom Massentourismus hin zu alternativen ökologisch nachhaltigeren Formen. Ein Vorschlag der Experten: Weniger reisen, länger bleiben.
In Berlin ist bereits das erste Anti-Corona-Hotel eröffnet mit einer Sicherheitsschleuse, in der Desinfektionsnebel versprüht wird. Außerdem gibt es Temperaturscanner in der Lobby, kontaktlose Fahrstühle, desinfizierende Fußmatten, waschbare Matratzen und eine besondere Reinigung der Zimmer mit UV-Strahlen durch Fachleute in Schutzanzügen. Das mutet alles ein wenig an wie das Leben in einer Raumfahrtstation im All.
Ich glaube, wir müssen uns in Zukunft auf einiges gefasst machen.
Gez. Hansjörg Rehbein, 10. August 2020
Gedanken eines Geburtstagskindes in Corona-Zeiten
„Heute bin ich ein Geburtstagskind. Ich bin 35 Jahre alt. Schon 35 oder noch 35?!?, fragt Veronika Gugenheimer in ihrem Brief für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte. Wir sagen 35 Jahre jung und gratulieren recht herzlich. Über ihre Wünsche in Corona-Zeiten schreibt sie folgendes:
Seit zehn Jahren lebe ich in Deutschland. Meine Heimat ist Belarus (Weißrussland). Ich habe schon viel gemacht in meinem Leben bzw. in Karriere- und im Privatbereich.
Im März 2020 wurde meine zweite Tochter geboren. Die kleine Franziska bringt mir viel Glück und macht mein Leben besonders glücklich.
März 2020 war ein anstrengender Monat für Deutschland, weil die Corona-Zeit begonnen hat. Die Menschen fanden sich plötzlich im Dunkeln, wie sollten sie weiterleben? Viele Fragen, Missverständnisse, Beschränkungen, Angst…
Wann erschein das Licht am Ende des öffentlichen Tunnels? Wann kehrt die Gesellschaft zur Normalität zurück?
Ich glaub, dass die sozialen Turbulenzen bald enden und die Menschen wieder in Frieden leben werden.
Übermorgen, am 9. August 2020, ist der wichtigste Tag in meiner Heimat. Die Präsidentschaftswahlen finden statt. Ich mache mir Sorgen darüber, was passieren wird. Werden die Menschen besser leben?
Die Zeit wird es zeigen
Veronika Gugenheimer, 7. August 2020
Corona und die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens
In den vergangenen Wochen sind einige Menschen aus meinem Bekanntenkreis gestorben oder lebensbedrohlich erkrankt, keiner davon, soweit ich weiß, als Folge einer Infektion mit dem Corona-Virus. Und dennoch sorgt diese uns bedrohende Pandemie dafür, mich wieder mal mit der Endlichkeit des Lebens, mit dem Sterben und dem Tod auseinander zu setzen.
Das sind schon lange keine Tabu-Themen mehr für mich. An die Stelle der Angst vor dem Tod ist bei mir die Freude darüber getreten über jeden Tag, den ich gesund erleben darf. Ein guter Freund, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern will, hat mich darin bestärkt, indem er erst kürzlich sagte: Der wahre Reichtum im Leben ist die Gesundheit, mit der Freiheit das wichtigste im Leben.
Wenn wir in andere Länder schauen, insbesondere in jene, die ein schwaches Gesundheitssystem haben und in denen daher die Armut den sicheren Tod bedeuten kann, können wir in Deutschland dankbar und auch ein klein wenig demütig sein.
Der Ratschlag sich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen, hat ein ganz anderes Gewicht als vor der Pandemie, zu der Zeit, in der wir noch unbeschwert, ohne Angst und maskenfrei mit vielen Menschen feiern konnten. Daher habe ich mich sehr über das Foto gefreut, das mir eine gute Freundin aus Spanien geschickt hat. Sie hatte das seltene Vergnügen, das Aufblühen der Königin der Nacht (Foto) zu beobachten.
Gez. Hansjörg Rehbein 4. August 2020
Genuss-Wandern durch die Weinberge – Die Winzer danken es
Die Deutsche Weinkönigin Angelina Vogt aus Weinsheim schreibt für das Corona-Tagebuch:
Ich werde nie den Moment vergessen, als auf einen Schlag alle meine Termine als Deutsche Weinkönigin für die nächsten drei Monate abgesagt wurden und ich mir unwillkürlich die Frage stellen musste: Bin ich jetzt arbeitslos? Doch ich würde behaupten, dass nicht nur wir deutschen Weinmajestäten, sondern die gesamte Weinbranche alles gibt, um in dieser erschreckenden Situation den Kopf nicht hängen zu lassen und stattdessen neue (digitale) Pfade zu beschreiten.
Ein Silberstreifen am Horizont war dann die Ankündigung, unsere Deutschlandtour (der Besuch aller 13 Weinanbaugebiete) fortsetzen zu können. Nach vier Monaten im Home-Office definitiv eine willkommene Abwechslung! Während der Gespräche mit Winzern vor Ort konnten wir mit großer Erleichterung feststellen, dass insbesondere der Weintourismus in Deutschland von der, natürlich immer noch sehr schwierigen, Situation langsam profitieren kann. Den Urlaubern in den Weinregionen wird meines Erachtens nachhaltig bewusst, dass man gar nicht weit reisen muss, um großartige Landschaft, Kultur und Erholung zu finden. Die Wertschätzung und persönliche Bindung zur heimischen Region ist wirklich ein schöner positiver Effekt in einer schweren Krise. Also schnappt eure Wanderschuhe und genießt all das, was quasi direkt vor der Haustüre liegt! Die Winzer werden es euch danken J
Eure Angelina aus Weinsheim,, 3. August 2020
Heldentenor zwischen Hühnerstall und Plastikstühlen
Am Sonntag waren wir bei Freunden aus meinem Italienischkurs zum Pizzaessen eingeladen. Der Hausherr hat sich in dem riesigen Garten einen Steinofen nach italienischen Vorbild gebaut. Die darin gebackenen Pizzen und das Brot schmeckten vorzüglich.
Den großen Teich haben sie trockengelegt. Dort entstehen soll eine kleine Freiluftarena, „Piccolo Colosseo“ (kleines Kolosseum). Die Sitzreihe aus Stein steht schon. Bis Ende August soll alles fertig sein, denn für September ist ein Gartenkonzert mit einem befreundeten Musiker geplant.
In Corona-Zeiten ist viel Kreativität und Solidarität mit unseren Künstlern und Musikern gefragt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in diesem Jahr Großveranstaltungen mit vielen tausend Konzertbesuchern über die Bühne gehen. Dazu ist die Sorge vor einer zweiten Welle, die schon jetzt befürchtet wird, zu groß.
Wie es auch aus der Not geboren ein paar Nummern kleiner geht, aber nicht minder anspruchsvoll und unterhaltsam, zeigen auch der Heldentenor Stefan Vinke und seine Ehefrau Sabine, Sopranistin. Auf den Bühnen der Opernwelt unterwegs, gaben sie zuletzt Zuhause in Hargesheim ein dramatisches Gartenkonzert (Foto) und sangen u.a. die Kerkerarie aus der Beethoven-Oper „Fidelio“. Das Gartenkonzert war ein Geschenk für alle, die Kultur so lange vermisst haben, schreibt Josef Nürnberg in seinem Bericht im Oeffentlichen Anzeiger. Auch das Operetten-Picknick im Museumsgarten Römerhalle fand einen großen Anklang.
Stefan Vinke weltberühmt als der Nibelungen-Held Siegfried lud zudem zu Wagnerfestspielen zwischen Plastikpool und Hühnerstall ein. Das Konzert wurde im Radio übertragen.
gez. Hansjörg Rehbein 31. Juli 2020
Freunde zu haben ist ein großer Schatz
In seinem zweiten Brief, den Elke Beckkamp aus dem Spanischen übersetzt hat, wendet sich Santiago direkt an die Leser des Corona-Tagebuches im Haus der Stadtgeschichte.
Hallo an alle Leser -
Es ist mir ein wenig peinlich, dass ich mich Ihnen noch nicht vorgestellt habe.
Ich bin ein älterer Mann, geboren in Monzon (Huesca) Spanien, im Jahr 1937.
Somit bin ich eine Person, die mit dem Spanischen Bürgerkrieg Erfahrung gemacht hat.
Ich bin verheiratet mit Rosa und aus dieser Verbindung sind drei Kinder hervorgegangen, zwei Jungen und ein Mädchen sowie drei Enkelkinder.
Nun fragen Sie sich vielleicht, was ein „Montisonense“ aus Aragon in Tarragona/ Catalunya macht.
Ich wurde wegen meiner Arbeit als Wartungstechniker der Monsanto-Ibérica-Fabrik im Jahr 1985 versetzt, in der ich 35 Jahre meines Lebens verbrachte.
Und genau hier, in Catalunya, trafen wir unsere guten deutschen Freunde Elke und Ehemann Peter.
Elke kam in unseren Chor und wurde der Stimmlage „Alt“ zugeordnet genau wie meine Frau Rosa und ich als Unterstützung der Stimmlage Tenor in unserem Chor „Harmonia“ des Kulturzentrums von Aragon in Tarragona.
Meine Hobbies sind Aquarelle malen (ich nehme immer noch 8 Stunden Unterricht im Monat),
ich bin Naturliebhaber, unternehme, bzw. unternahm gerne Reisen (heute hindern mich meine Jahre daran, öfter Ausflüge zu machen), ich bin Briefmarkensammler von inländischen Briefmarken, ich finde gerne Freunde, da Freunde zu haben, ein großer Schatz bedeutet.
Sollten Sie mehr über mich wissen wollen, stehe ich gerne zur Auskunft zur Verfügung. Elke wird es mir dann sagen.
Nach der Bürgerkriegszeit damals dachte ich, ich würde keine ähnliche Erfahrung mehr machen.
Aber es war nicht so – diese tödliche Covid 19 Pandemie hat uns alle ergriffen, die Reichen, die Armen, die Weißen und die Farbigen.
Ja, seit Ende Januar d.J. waren wir alle angehalten, uns auf unsere Häuser zu beschränken und so haben wir fast 4 Monate gelebt, ohne dass ich meine Kinder, Enkelkinder und Freunde umarmen konnte.
Die Technologie war unser Verbündeter, unsere Verbindung. Über Handies konnten wir uns hören, sehen und unser Wissen und Informationen vergleichen. Es war unser Kampf, der uns aber innerlich stark gemacht hat.
Es waren Monate der Unsicherheit; unsere Behörden waren nicht klar genug und als Uninformierte mussten wir die Folgen (er-)tragen. Und immer war das „Damokles-Schwert“ aus Angst über uns, dass sich das Corona-Virus in unserem Körper niederlassen könnte.
Nach der Auflösung der Beschränkungen sind wir in die 3.Phase übergegangen womit wir u.a. unsere verlorenen Freiheiten wiedererlangt haben.
Ich muss bekennen, dass diese neue Situation im Ergebnis nicht sehr positiv war. In Barcelona waren Gruppen junger Menschen ungehorsam gegenüber den von Gesundheitsexperten auferlegten Regeln, was die Anzahl der Infizierten erheblich erhöhte.
Es wird oft nicht akzeptiert, dass die Verwaltung die Verantwortung für die Neuausbrüche an die Bürger weitergibt. Es gibt einen Teil der Bürger, die sich unverantwortlich verhalten.
Junge Menschen insbesondere, befassen sich nicht mit einem strengeren Lebensstil; sie sehen nicht klar, dass wir uns in einem Krieg mit einem sehr gefährlichen Feind befinden.
Die höchste staatliche Institution, der König von Spanien, (Felipe VI)
sprach zum Volk: „Überwindet diese Bedrohung der Gesundheit und der Wirtschaft mit Mut und
selbstverständlich g e m e i n s a m!“
Er sagte dies mit Erinnerung an all die Opfer des Corona-Virus.
Dem gegenüber steht mit Datum vom 22.7.20 landesweit an einem Tag die Erhöhung der Anzahl der Infizierten von 550 auf 1.200 und dies aus den bereits oben angeführten Gründen.
Und noch weiterhin werden die notwendigen Standards, die die Gesundheitsbehörden festgelegt haben, nicht eingehalten..........
Nun hoffe ich, dass Ihnen dieser Zusatzbericht zugesagt hat.
Grüße an die Leser (an Elke natürlich Küsse)
Santiago
Pferde-Maul statt Menschen-Mund – „Mutierte“ Mundschutz-Masken sorgen für Lacher
Maßlos enttäuscht war meine Frau, als sie die von ihr bestellten Mundschutzmasken aus dem Postumschlag holte. Sie hatte Fotos von unseren Mundpartien geschickt, mit dem Auftrag sie eins zu eins auf die Maske zu drucken. Stattdessen grinsten uns gigantische Mäuler an, so dass meine Frau sie schon wütend wegwerfen und sich beschweren wollte.
Das konnte ich verhindern. Nun trage ich beide wechselweise, wenn eine in die Waschmaschine wandert. Ich komme mir dabei vor wie Mister Ed, das sprechende Pferd aus einer beliebten alten amerikanischen Comedy-Serie, denn auf der Maske ist mein Mund zum Maul eines Gauls mutiert. Die allermeisten, denen ich in Gaststätten, Geschäften oder in Schwimmbädern begegne, verziehen unter ihren Masken das Gesicht zum Lachen, bei nur wenigen sehe ich an der gerunzelten Stirn oder an den fast schön bösen Blicken die Missbilligung. Häufig entwickeln sich kleine amüsante Gespräche mit netten Menschen.
Die missratenen Masken erfüllen letztlich doch einen guten Zweck.
Gez. Hansjörg Rehbein, 29. Juli 2020
Welchen Sinn geben wir unserem Leben nach der Pandemie?
Ein guter Freund aus Spanien, Santiago Isla, hat Elke Beckkamp geschrieben. Die beiden Briefe hat sie für die Leserinnen und Leser des Corona-Tagebuches im Haus der Stadtgeschichte übersetzt:
Ich grüße Dich, Freundin ELKE,
….und, wie ist es so, nach der Lockerung der Einschränkungen?
Nach der Einschränkung durch Covid-19 bleibt es (das Virus) in unserem Leben präsent!
Neue Ausbrüche bei infizierten Menschen können sehr wahrscheinlich sein, was einen großen Teil unserer Bevölkerung, insbesondere die jungen Menschen, verwirrt.
Wenn der Alarmzustand oder die endgültige Kontrolle des Virus aufgehoben wird, werden die vorbeugenden Maßnahmen ignoriert, aber natürlich bleiben sie.
Das Bewusstsein in der Gesellschaft ist da aber die Leute haben eine erstaunliche Fähigkeit, zu vergessen! Die Gesellschaft geht davon aus, dass es ein „Vor“ und ein „Danach“ des Schreckens-Virus Covid 19 geben wird.
Die Zeit, die während der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen verbracht wurde, hat jeder von uns genutzt, um anstehende Aufgaben zu erledigen, zu malen, zu schreiben, zu Hause mit der Familie Spiele zu machen, die Fotos eines ganzen Lebens zu ordnen, die wir in unsortierten Schubladen hatten, auch hing man häufiger am Telefon, um sich über Familie, Freunde, zu informieren und auch …. zu beten.
Wir haben jedoch wenig unternommen, um unsere Ideen in gravierenden Fragen in Ordnung zu bringen. Welchen Sinn geben wir unserem Leben nach den Monaten der Pandemie? Welche Rücksicht nehmen wir betreffend Liebe, Freundschaft, Vergebung, Frieden, Reichtum und warum nicht auch betreffend der Transzendenz des Lebens?
Vor den Augen so viel Trostlosigkeit! 28.500 offiziell Verstorbene und 45.000 nicht registrierte Fälle! Ich schließe daraus, dass es keine korrekten Zahlen gibt.
Neben der ernsten Realität gibt es keine authentische Reflexion im Hinblick auf spirituelle (immaterielle) Werte, sondern es wird den instinktiv gesteuerten Bewertungen wie dem bloßen Überleben, der Gewalt, Machtgier und Lügen der Zugang gewährt.
Es ist meine sehr persönliche Meinung, dass es keine Übung darin gab, Glauben und Ethik nach Wahrheit zu durchsuchen, um ein Gleichgewicht zwischen dem Weltlichen und dem Geistigen zu finden.
Reich zu sein ist nicht das oberste Ziel des Lebens, der Ordnung oder einst eines guten Sterbens, sondern es sind die Prämissen der Menschenwürde.
Die Pandemie hat den allgemeinen Mangel an Ethik unserer Parlamentarier und der Regierung aufgedeckt mit deren bedauerlichem Spektakel von Improvisationen, Widersprüchen, Verschleierung von Informationen. Gleiches betrifft auch die bedauerlichen Desinformationen einiger Medien, die sich in den Dienst der kommunistischen sozialen Exekutive und den Separatisten gestellt haben (pol.Parteien in Spanien).
Wir müssen viele Wahrheiten kennenlernen, diese Zeit wird sie an die Oberfläche bringen und sie werden sicherlich große Ausmaße annehmen.
Alle, die von der tödlichen Krise dieser Pandemie, die unsere Gesellschaft so viele Leben gekostet hat, profitiert haben, wird man entlarven.
Das Schreckens-Virus geht weiter neben uns her. Die Erfahrung muss uns dienen, uns gemeinsam als Einheit den Ausbrüchen zu stellen, mit mehr Verantwortung und Entschlossenheit angesichts eines viralen Problems von globaler Tragweite, dem jeder von uns ausgesetzt ist.
Die noch nicht definierte Lösung (Impfstoff) rückt jeden Tag näher, wie es bereits geschah im Jahr 1918 (verheerende Spanische Grippe von 1918 – 1920. Weltweit belief sich die Zahl der Toten auf 50.000.000). Auch da lauerte die Gefahr des Wiederausbrechens!
Die Gesellschaft ist beispielhaft gewesen, die Stadtverwaltungen, die näher an der Bürgerschaft waren, haben die Mittel besser verwaltet als es Kosten gab, die die Pandemie verursachte.
Ich glaube, dass letztlich unsere ganz persönliche Aktivität die notwendigen Präventionsmaßnahmen zusammengeführt und auch die Wissenschaft normalisiert (!!) hat, die weiterhin verschiedene Rezepte an unsere Nation proklamieren wird.
Wir werden erfolgreich aus dieser Krise herausgehen!
Küsse. Dein Freund!
SANTIAGO – ISLA
Fortsetzung folgt
Wenn „Prinz Eisenherz“ einen Kaffee trinken geht
Nicht jedem gefällt es, bei Besuchen in Restaurants, Cafés oder in Freibädern ein Formular mit seinen persönlichen Daten ausfüllen zu müssen, um im Fall einer Infektion die Ansteckungskette nachvollziehen zu können. In manchen Lokalen gibt es für Stammgäste einen besonderen Service. Dort sind die Zettel vorbereitet und man muss nur noch Datum, Uhrzeit und seine Unterschrift eintragen.
Manchmal waren auch „Prominente“ wie Prinz Eisenherz oder Micky Maus oder die „Corona-Fee“ zu Gast, so gibt zumindest der eine oder andere Eintrag Auskunft. Die überwiegende Mehrheit, so ist zumindest mein Eindruck, nimmt diese Schutzmaßnahme aber ernst.
Ein Missbrauch dieser Daten ist leider nie ganz auszuschließen. Die Adressenjäger lauern überall. Die Zettel müssen nach sechs Wochen wieder vernichtet werden. Wie, ist nicht vorgeschrieben. Ein Gastwirt aus Halle, habe ich im Internet gelesen, hat sich gegen die Kontaktformulare entschieden. Bei ihm schreiben die Gäste ihren Daten einfach auf einem kleinen Zettel und werfen den in einen großen Senfeimer, der einen Schlitz oben hat. Die "Senf-Kontakt-Urne", so nennt der Gastwirt den Eimer liebevoll. Niemand kann die Daten so einsehen. Nach der Ablauffrist kommen sie in den Reißwolf.
Vertrauen wir darauf, dass alles seine Ordnung hat!
Gez. Hansjörg Rehbein 27.Juli 2020
Begrüßungsrituale in Corona-Zeiten
Es gibt keinen Theater-, keinen Opern- und keinen Gaststättenbesuch – nur Hund, Katze, Frau. Und ganz nebenbei, den Schwager, der hier grade mit Freundin eingezogen ist, den habe ich noch nie sonderlich gemocht. Nur Familie, keine Gäste. Das ist auf Dauer nicht auszuhalten - ich will, dass ihr kommt. Sofort. Und bringt die Anderen mit. Ich koche - Corona hin, Corona her. Ich will Normalität. Ich werde sonst verrückt.“ Am Telefon klang das wie ein Hilfeschrei! Kurze Überlegung. Wir sagen zu, kontaktieren die anderen und fahren zu unseren Freunden über den Berg in nächste Tal. Der Schwager mit Anhang ist nicht da. Familie kann manchmal auf die Nerven gehen.
Ein Zusammentreffen in Corona-Zeiten unter Freunden heißt: Man wahrt Distanz und fragt: „Seid ihr gesund?“ Kein Händeschütteln also, keine innige Umarmung, den anderen spüren, riechen, von Wärme umfangen werden, kein Kuss auf den Mund. Auf Nasen-Mund-Schutz wird verzichtet. Man kennt sich schließlich, weiß, wo sich der andere „herumtreibt“ und nach vier Wochen allein zuhause ist die Ansteckungsgefahr gering.
Ein Begrüßungsversuch wird trotzdem gestartet. Aber anders – mit Distanz eben. Die Jungs versuchen sich mit den Schuhen zu berühren, eine Art Kicken ohne Ball. Oder sie tippen sich unter Gekicher gegenseitig mit den Ellenbogen an. Lachen entkrampft. Etwas befremdlich und ungelenk. Hat den Charme von Kleinjungenritualen. Die Mädels lächeln sich zu, das wirkt wesentlich eleganter. Ein Ritual muss aber sein, quasi ein verbindendes Entree in den Abend.
Am nächsten Tag. Ein lang anberaumtes Treffen mit neuen Kollegen. Nasen-Mund-Schutz – kein Händeschütteln. Distanz. Dabei ist das Handschütteln, zumindest in den westlichen Breitengraden, immer noch die zentrale Höflichkeitsgeste im zwischenmenschlichen Kontakt. Sie stellt Nähe zwischen bekannten und unbekannten Individuen her. Ist in der Regel die erste unverfängliche körperliche Kontaktaufnahme mit einem oft fremden oder unbekannten Gegenüber. Wen habe ich da vor mir? Ist der Händedruck schlaff, schwach oder kräftig? Ist die Hand schweißig oder trocken, rau oder schwielig, fettig oder klebrig? Neben der Vergabe von Sympathiewerten nach dem ersten Eindruck ist das Händeschütteln ein nonverbaler Informationsaustausch wie ein unbewusstes Kräftemessen.
Nun in Corona-Zeiten kein körperlicher Kontakt und auch noch eingeschränkte Sicht wegen des Nasen-Mund-Schutzes. Ein ganzes Repertoire an gesellschaftlich eingeübten und akzeptierten Begrüßungsritualen fällt da weg. Das kumpelhafte Schulterklopfen unter Männern etwa, manchmal verbunden mit klassischem Männer-Baby-Talk: „Oh“, „Jo“, „Na dann“, „Alla fort“. Die demonstrativen Luft- oder Wangen-Bussi-Bussis mit vorgestrecktem Oberkörper modevernarrter Mädchen und Frauen, der Bruderkuss auf den Mund zwischen politischen Schwergewichten, der devote Clan-Kuss, die patriarchalische Machtdemonstration vor Publikum. Der ehrerbietende Stirnhandkuss des Jüngeren gegenüber dem Älteren etwa, die Küsschen á la franҫaise einmal rechts einmal links, oder zweimal rechts einmal links und die bewegungsintensiven Szene- und Subkulturbegrüßungsrituale der Rapper, Street-Dancer (…) ebenso wie der flüchtige Begrüßungskuss auf den Mund zwischen eng Vertrauten.
Mir erscheint die köperkontaktlose Begrüßung fremd. Da Gruppenzugehörigkeit durchaus auch an Begrüßungsritualen ablesbar ist, erscheint mir die Corona-Distanz als ein Verlust von gesellschaftlicher Vielfalt. Wie wird es sein, wenn wieder alles normal ist? Haben diese Beschränkungen Auswirkungen auf die Nähe von Beziehungen? Verändert es den Umgang mit körperlicher Nähe?
Franziska Blum-Gabelmann 24. Juli 2020
Urbanisierung begünstigt die Verbreitung von Viren
Über die rücksichtslose Abholzung des Regenwaldes am Amazonas mit ihren drastischen lokalen und globalen Folgen hat sich Hans
Oehler drei Mal vor Ort ein Bild gemacht. Über die „grundlegenden Ursachen der Corona-Pandemie“ hat er einen offenen Brief an “liebe Verwandte und Freunde“ und „liebe Mitchristen und Mitmenschen“ geschrieben, den wir auch in unserem Corona-Tagebuch veröffentlichen:
„Trotz vieler Erleichterungen bestimmt die Corona-Pandemie weiter unseren Alltag. Trotzdem ist jetzt vielleicht Zeit sich grundlegenden Ursachen der Epidemie zuzuwenden.
Mehr als zwei Drittel der Erreger, die Epidemien wie Ebola, Zika oder die Vogelgrippe auslösten, stammen ursprünglich von Wildtieren, die in tropischen Regionen heimisch sind. Werden diese Lebensräume und intakte Ökosysteme zerstört, führt das zu einem Verlust der Artenvielfalt und verändert die Zusammensetzung der Säugetierpopulation. Weniger Artenvielfalt bedeutet mehr Tiere einer Art. Wenn mehr Tiere einer Art im selben Lebensraum vorkommen, können sich Infektionskrankheiten zwischen den Tieren einer Art besser verbreiten. Wo Wälder gerodet oder Wildtiere ausgerottet werden wird das Gleichgewicht zerstört. Krankheitserreger verlieren ihren Wirt und suchen sich einen neuen – etwa den Menschen. Spillover wird dies genannt. Die Beziehungen zwischen Mensch, Tier und Pflanzen sind komplex. Alles hängt mit allem zusammen.
Verantwortlich für den Verlust der Biodiversität ist vor allem die massive Zerstörung der Wälder! Jedes Jahr wird weltweit Wald in der Größe von Großbritannien zerstört. Seit Bolsonaro an der Macht ist, wurde in Brasilien so brutal abgeholzt, dass der Amazonas Regenwald vor dem Kollaps steht. Davon konnte ich mich auf meiner 3.Amazonasreise 2018 (fuhr den Amazonas von dem Quellfluss Ucayali bis zur Mündung in Belem – 6.400 Km) überzeugen.
Diese Urwälder werden für die industrielle Landwirtschaft beseitigt – für gigantische Monokulturen von gen technisch veränderten Soja und Mais, von Palmöl und Zuckerrohr für den Export. Vorangetrieben wird deren Anbau von multinationalen Agra- und Lebensmittelkonzernen, von Spekulanten und Finanzinvestoren. Die Zerstörung von Wäldern, die Ausbreitung von Monokulturen und der Landraub –der damit einhergeht- führen dazu, dass Indigene sowie Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihre Lebensgrundlage verlieren und in die Stadt fliehen. Die Urbanisierung ist ein weiter Faktor, der die Verbreitung von Viren begünstigt, die dich über Reisende schließlich global verbreiten.
Europa und insbesondere Deutschland spielen eine fatale Rolle in diesem ungerechten Spiel. Kein anderer Kontinent konsumiert derart auf Kosten der Länder im globalen Süden wie die EU. Sie beansprucht für ihre Grundnahrungsmittel und andere Konsumgüter eine Fläche, die mit 6,4 Millionen Quadratkilometer eineinhalbmal größer ist alle 28 Mitgliedstaaten zusammen. Die EU gehört weltweit zu den größten Importeuren von Soja und Palmöl. Deutschland ist der drittgrößte Importeur von landwirtschaftlichen Produkten und Nahrungsmittel der Welt, obwohl sich dieses Land zu mehr als 90 % selbst versorgen könnte. Doch die die deutsche Landwirtschaft ist wesentlich auf die Produktion und en Export von Fleisch (MilliardärTönnies lässt grüßen) und Milchprodukten konzentriert.
Das Ganze beschreibt, wie abhängig unser System und unser Alltag von der Ausbeutung von Mensch und Natur sind. Covid-19 und seine Folgen sind nicht eine Bedrohung von außen, sondern aus dem System heraus entstanden! Unser Wirtschaftssystem ist existenziell krisenanfällig und ökologische Fragen und die soziale Frage hängen eng zusammen.
Was können wir tun?
1. In unserem persönlichen Umfeld Fleisch- und Wurst-Konsum drastisch reduzieren!
Wie schwer das fällt habe ich selbst erlebt.
2. Über die Zusammenhänge von ökologischen und sozialen Problemen informieren!
3. Schreiben an deinen/Ihren Bundestagsabgeordneten:
Das M e r c o s u r (Gemeinsamer Markt Südamerikas)-Abkommen nicht unterschreiben! Es würde die ungerechten Wirtschaftsverhältnisse auf Dauer sichern und vor allem den Regenwald nicht schützen.
4. Schreiben an Brasiliens Präsident Bolsonaro.
Unsere Enkelin Finja schrieb ihm am 22.11 2019 und erhielt auch Antwort.
5. Regelmäßiges Gebet um Einsicht der entscheidenden Politiker,
dass auf Dauer nur eine gerechte Verteilung alle Güter zu Frieden und Wohlstand führen!
Gemeinsam können wir etwas verändern, haben wir Vertrauen und Zuversicht.
In diesem Sinne wünsche ich erholsame Ferien und Urlaub.
Frohe Grüße – in schwierigen Zeiten
Hans (Oehler)
Mit steinernen Zeugen der Stadtgeschichte behutsam umgehen
Ich war schon einige Male in der Grundschule in der Hofgartenstraße, meist zu Presseterminen, ich hatte nie viel Zeit und daher keinen Blick für die architektonische Schönheit dieses Gebäudes, das ab 1894 nach den Plänen von Stadtbaumeister Friedrich Hartmann als städtische Realschule errichtet wurde.
Doch dieses Mal war es ganz anders. Mit der Kamera war ich für unsere Corona-Dokumentation im leeren Schulgebäude (Hofgartenstraße 14) unterwegs und fotografierte die Corona-Wegweiser in Form von Fußabtritten auf den Böden, Hygienehinweise in den Waschräumen, Plakate zur Abstandsregel und einiges mehr. Ich nahm mir die Zeit und ließ das imposante Treppenhaus, die altehrwürdige Aula, die langen Flure und die hohen Decken auf mich wirken. Vom Hausmeister, der mir wieder aufschloss, erfuhr ich, dass es im Keller noch alte Möbelstücke gibt, Tische, in deren Mitte das Tintenfass stand. Ich stellte mir vor, wie Generationen von Schülern und Lehrer hier ein- und ausgingen, die Kinder mal fröhlich, mal betrübt, die Lehrer, einst strenge Pauker wie Wilhelm Buschs Lehrer Lämpel mit dem Rohrstock im Gegensatz dazu die heute einfühlsameren Pädagogen.
Alte Gebäude könnten Geschichte und Geschichten erzählen. Doch davon gibt es leider nicht mehr viele in unserer Stadt. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen mit den noch vorhandenen steinernen Zeugen der Stadtgeschichte behutsam umgehen.
Gez. Hansjörg Rehbein, 22. Juli 2020
Es war einfach herrlich – Kirchenführung wieder möglich
Nach dreimonatiger gesetzlich verordneter Abstinenz konnte ich heute (Samstag, 11. Juli) meine erste Kirchenführung in St. Nikolaus nach Aufhebung des Corona-Lockdown machen. Es war einfach herrlich, und ich hatte eine großartige Gruppe!
Vor Beginn der Führung musste sich jeder Teilnehmer mit Namen, Anschrift und Telefonnummer registrieren. Anschließend: Einmal bitte die Hände desinfizieren. Die Masken sitzen vorschriftsmäßig und mit Abstand – fing unser Spaziergang durch mehr als 750 Jahre Kirchen-, Religions-und Stadtgeschichte an.
Die mittelalterliche St. Nikolauskirche ist ein in jeder Hinsicht faszinierendes Gotteshaus; ich habe viel zu zeigen und zu erzählen.
Den Leuten schien meine Führung zu gefallen haben, denn am Ende durfte ich viele nette Worte hören und erhielt auch viel Applaus. Um Spenden für die Kirchen brauchte ich gar nicht zu bitten; man ließ fleißig Scheine in die Orgelpfeife am Südportal wandern. Vielen Dank noch mal an Alle!
Nach der Führung wurde mir erst richtig bewusst, wie sehr ich das vermisst habe. Jetzt möchte ich wieder an jedem zweiten Samstag im Monat eine Führung in St. Nikolaus veranstalten. Immer um 14 Uhr. Die nächste findet am 8. August statt.
Gez. Marita Peil, 21. Juli 2020
Glücksmomente in der Corona-Zeit
Über die Medien erfuhr ich im Juni von der Geburt des weißen Rentierbabies Nala (09.06.2020) auf der Rentieralm in Niederhausen an der Nahe. Also machte ich mich bei herrlichem Sonnenschein auf den Weg dorthin. Was ich dann erlebte, bewegt mich heute noch sehr. Nach der Begrüßung durch die Inhaberin Sonja Persch-Jost berichtete sie mir ganz stolz von der Geburt eines weiteren weißen Rentierbabies mit Namen Ronja (28.06.2020), dem dritten weißen Rentierbaby dieser Alm. Voller Freude und großer Aufregung über den ersten Kontakt mit Rentieren und der 4 Tage jungen Ronja näherte ich mich dem Muttertier Lou mit ihrem ersten Rentierbaby. Lou ließ sich beim Grasen nicht stören und so konnte ich mit zittrigen Händen Aufnahmen von Ronja erstellen. Ein 4 Tage junges weißes Rentier vor meiner Fotolinse machte mich unfassbar glücklich; ließ mich für den Rest des Tages die Corona-Pandemie völlig vergessen.
Frohen Herzens fuhr ich nach Hause, mit ganz viel Wissenswertem über Rentiere dank Sonja Persch-Jost. Vier Tage später erlebte ich einen unvergesslich schönen Wandertag mit einigen Rentieren, weiteren Gästen und Sonja und Ihrem Ehemann. Wie lieb und einfühlsam diese Rentiere sind, kann ich gar nicht in Worte fassen. Beide Erlebnisse mit diesen Rentieren lassen mich heute noch „im siebten Himmel schweben“ und haben mein Leben in der Corona-Zeit erheblich verändert, verschönert, auf ewig bereichert. Wer der Corona-Pandemie entfliehen möchte, neue Lebensfreude gewinnen möchte, dem kann ich Besuche auf dieser Rentieralm von Herzen sehr empfehlen.
Gez. Charlotte Eberwien, 20.07.2020
Was heißt eigentlich Normalität ?
In mein Corona-Tagebuch trage ich jetzt das Wort Normalität ein. Dieses Wort hört man im Verlauf der Corona-Pandemie jetzt sehr oft. Da heißt es zum Beispiel: „Wir haben die Normalität noch nicht wieder erreicht“ oder „Wir sollten bald wieder zur Normalität zurückkehren“. Was für eine Normalität ist da gemeint?
Geht es da um Wachstumsfanatismus, um Massentourismus, um Partyrummel oder Konsumwahnsinn? Alles wieder wie gehabt ?
Ich habe meinen Freund, den Hannes von Iwwernoh , neulich bei einem Glas Wein um Aufklärung gefragt. Er gehört wie ich altersmäßig dem achten Lebensjahrzehnt an.
„Was heeßt hier Normalität, mei Liewer, du redd’sch jo schon wie die Schlaumeier aus dene Werdschaftsinschditute“, hat er gemeint. „Die lie’n doch völlich danebe. Es geht doch um was ganz annerschdes. Mir wolle eenfach so lewe wie immer.
Nadierlich brauche mir e‘ Wachsdum, das siehsche doch draus an deine Tomade: ohne Dünger geht do nix. Das heest: es muss sichergestellt werr‘n, dass mir Rentner das krie‘n, was mir verdient honn. Das brauche mir für unsere finanzielle Bewechlichkeit. Oder hosch du schun alles vun de Welt gesiehn? Na, also ! Mei negschde Kreizfahrt no Wenedich is schun geplant! Es heeschd doch: Venedig sehen und dann sterben. Bis es soweit is, wolle mir nadierlich noch e bissje Halligalli mache. Vorsjohr hä’sche mich noch bei de Fassenacht im Narrekäfich siehn kenne. Aber nadierlich denke mir aach ans Schbare.
Ich hatt frieher viil mit reiche Leit se tun. Un ich kann dir nur saa‘n: vun de Reiche kannsch’e es Schbare lerne. Desweche kaafe ich mei Sache nor noch im Internet. Ausserdem: in meinen eigenen Räumen, also deheem, brauch‘ ich beim Inkaafe kee Maske ansezieh‘n. Des is e gewaldiche Entlasdung !
Siesch‘de mei Liewer, des versteht merr unner Normalität.“
Ich war sprachlos.
„Proschd, uff guude Gesundheit“, sagte mein Freund Hannes noch zum Abschluss und nahm einen großen Schluck aus seinem Weinglas.
Ab und zu werde ich immer mal an seine Worte zurückdenken. Bin gespannt, wie es weitergeht.
Gez. Fred Lex, 17.07.2020
„Happy Hour“ auf Skype – Wie Jugendliche mit dem Lockdown umgingen
„Das alles fühlt sich an, als wäre ich in einem Film, den ich nie schauen wollte“ – dieses Zitat einer meiner Lehrkräfte könnte die Situation der letzten Wochen und Monate wohl nicht passender beschreiben.
Die Zeiten des „Lockdowns“ waren nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche eine Herausforderung: Angefangen bei den verschiedenen Online-Lernplattformen, auf denen sich jeder plötzlich zurechtfinden soll, einer regelrechten Email-Flut mit mal mehr oder weniger wohlüberlegten Arbeitsaufträgen und dem anschließenden Noten- und Klausuren-Chaos. Unübersichtliche Tools und Apps und das darauffolgende Durcheinander bei Abgabeterminen, Gruppenprojekten sowie Videokonferenzen ergänzten die allgemeine Verwirrung.
Was den größten Einschnitt in den Alltag darstellte, war das fast komplette Ausbleiben der zwischenmenschlichen Begegnungen und sozialen Kontakten.
Verschiedene Hobbies und Vereine die auf Eis gelegt werden, lange im Voraus geplante Geburtstagspartys und Familienfeiern einfach ausfallen lassen, in der vermeintlich „aufregendsten Zeit seines Lebens“ nur mit Eltern und Familie zu Hause bleiben müssen – so haben sich Jugendliche wohl nicht das Jahr 2020 vorgestellt. Das gemütliche Zusammentreffen in Bars, Restaurants und Cafés und natürlich auch das gemeinsame Feiern, Tanzen gehen und Clubs unsicher machen, all dies war in den letzten 4 Monaten nicht mehr möglich.
Da blieb also nichts anderes übrig, als kreativ zu werden: Cocktail-Abende via FaceTime, zusammen auf Internetportalen den gleichen Film schauen und live kommentieren, als auch das Wiederaufleben von Quiz-Duell waren einige der vielen Ansätze, wie die Jugend in den letzten Monaten versuchte, ihre sozialen Kontakte über das Internet aufrechtzuerhalten.
Ein positiver Nebeneffekt der Corona-Krise war, dass einem nun unglaublich viel freie Zeit zur Verfügung stand, die es zu nutzen galt. Einige nutzen diese Zeit um versäumten Schlaf von bis zu 12 Schuljahren nachzuholen und den eigenen Biorhythmus komplett auf den Kopf zu stellen, weil bis 4 Uhr morgens Netflix geschaut wurde. Andere wiederum nutzen die neugewonnene Freizeit, um Sprachen, Instrumente oder ein neues Hobby zu erlernen oder bei Sport-Challenges mitzumachen.
Außerdem brachte der Fernunterricht auch so einige Vorteile mit sich. Sich seinen Tages- und Wochenablauf persönlich zurechtzulegen und gerade das zu erledigen, was einen an diesem Tag interessiert, anstatt jeden Tag in die Schule zu gehen und mal wieder in irgendeinem gähnend langweiligen Unterricht zu sitzen, hat ein Großteil der Schüler sicher sehr genossen. Hausaufgaben lassen sich in Jogginghose auf der Terasse (unweit der Kaffeemaschine) oder im Garten sitzend, schon sehr viel entspannter erledigen.
Insgesamt ist es jedoch wichtig zur Kenntnis zu nehmen, dass auch Jugendliche – so entspannt sich „Corona-Ferien“ auch anhört – einem starken Stress ausgesetzt waren. Die Ungewissheit, die die letzten Wochen prägte, wird nun, da die Frage aufkommt, wie die Situation wohl nach den Sommerferien aussehen wird, nur stärker. Wie geht es für die Abschlussjahrgänge weiter? Wie sollen wir alle gleichzeitig oder gleichwertigen Unterricht erhalten unter Beachtung aller Vorgaben? Welche Auswirkungen hat eine Veränderung der finanziellen Situation in meiner Familie als auch in Deutschland für mich und meine Zukunft? – Es wird wohl eine Weile dauern bis auf all diese Fragen eine Antwort gefunden ist…
Wiebke Lehner (18), 16. Juli 2020
Corona-Zwangspause nutzt DJ Jenni für Besuch in der alten Heimat
Mensch, hat der Josef ne Verjüngungskur gemacht?, frage ich mich, als ich einem vollbärtigen Mann, der mit dem Fahrrad unterwegs war, zuwinkte und ihn zu mir rief. Doch es war nicht Josef sondern Jenni, sein Sohn, der von den Freunden seines Vaters „Little Joe“ genannt wird. Die Verwechslung passiert öfters, erzählt er. Jenni nutzt die Corona bedingte Zwangspause für einen Besuch in der alten Heimat bei Freunden. Seit 13 Jahren arbeitet er als Musiker und DJ in Berlin.
Als DJ arbeitete er auch in einem der legendären Lokale seines Vaters, dem Blue Marlin. Josef Traut, wem erzähl ich das, war einer Könige des Kreuznacher Nachlebens. Ich erinnere mich noch ein heiße Nächte im Cueva und im El Barco und natürlich im Blue Marlin. As er dann älter und ruhiger wurde, übernahm er das Salinas. Als sich bei uns der erste Nachwuchs einstellte, waren wir dort fast jeden Samstagmorgen zum Kaffeekränzchen mit Gleichgesinnten und unseren Kindern Stammgäste und waren froh, dass Onkel Josef ein Herz für die Kleinen hatte und Eimer mit Bauklötzen und Spielzeug auf den Boden schüttete. Mein Ältester, damals vier oder fünf Jahre alt, konnte nicht glauben, dass er Josef heißt, weil die Maria nicht da war. Josef antwortete trocken: „Es steht auch nicht jeder Ochs in der Krippe“. Was haben wir gelacht.
Übrigens: am Nachbartisch in meiner Mittagspause saß das Pärchen, Gordi und Tatjana, die Jenni herzlich begrüßten. An Mamas Brust schlummerte der 12 Wochen alte Jona. Sie erzählten mir, dass sie sich im Blue Marlin kennengelernt haben, wo Gordi damals als Barkeeper arbeitete. Sie bestellte bei ihm an der Theke keinen Cocktail sondern dort völlig unüblich einen Kaffee, den es aber nicht gab, und den Gordi aber dennoch herzauberte. Und die Liebe nahm ihren Lauf.
Also für alle Fans des guten alten Blue Marlin: DJ Jenni ist in der Stadt
Gez. Hansjörg Rehbein 15. Juli 2020
Wann ist Corona vorbei? So schnell werden die Korken leider nicht knallen
In der Geburtstagsfeier-Dauerschleife liegen wir, da ja nach den Lockerungen der Corona-Regeln wieder geselliges Beisammen möglich ist. Der Geburtstag meiner Frau liegt mittlerweile schon dreieinhalb Monate zurück, aber erst jetzt kam sie dazu, bei unserem Lieblingsitaliener den Freunden unseres Freitags-Kreises einen Runde Prosecco auszugeben, zum wg. Corona ausgefallenen Brunch bei uns zu Hause will sie eventuell nochmal einladen. In jedem Fall nachholen will eine weitere Bekannte ihren runden Geburtstag, den sie groß feiern will, wenn es sein muss „unrund“ 2021. Mit einer Sektspende in meinem Wunschlokal bin ich wie eine Reihe anderer ebenfalls noch dran. Ich nulle erst wieder im kommenden Jahr. Dann will ich altersgerecht mit meinem Grillfest am späten Nachmittag beginnen. So ist der Plan
Wie wäre es doch schön, wenn wir bald das endgültige Ende von Corona feiern könnten. Wie heißt es leider aber: Träume sind Schäume. So schnell werden die Korken da wohl nicht knallen.
Gez. Hansjörg Rehbein 14. Juli 2020
Corona überstehen – auch im hohen Lebensalter
Wir Bürger in Bad Kreuznach können uns echt nicht beklagen - trotz Corona Pandemie. Zum Glück gibt es in Deutschland bisher keine Ausgangssperre und der Wettergott ist uns hier seit März sehr wohl gesonnen.
Alles ideal auch für relativ „gesunde“ Menschen im hohen Alter. Anni Wolf, 94 Jahre alt, ist noch gut zu Fuß und verbringt daher viele Stunden im eigenen Garten, bisweilen bei einem kühlen Glas Corona Bier. Bis Anfang 2020 hätte sie sich niemals vorstellen können, dass das Wort „Corona“ jemals eine derart negative Bedeutung erhalten würde. Dank ihrer stets positiven Lebenseinstellung fällt es ihr aber nicht schwer weiterhin gerne mal ein Glas Corona Bier zu genießen. Möge Anni Wolf vielen Kreuznachern zum Vorbild dienen mit ihrem Lebensmotto: Versuche immer alle Herausforderungen deines Lebens positiv zu meistern, dann gewinnst du unerwartet viele schöne Stunden des Lebens.
Ich wünsche allen Lesern, Autoren und Bürgern: Bleiben sie weiterhin besonnen und vor allem gesund.
Charlotte Eberwien, 11. Juli 2020
Summen zwischen Kirchenbänken
In meiner Tageszeitung habe ich gelesen, dass unsere Landrätin an die Kirchen appelliert, wegen der großen Ansteckungsgefahr durch Corona in den religiösen Zusammenkünften auf den Gesang zu verzichten. Für meine Kirchengemeinde kann ich da nur sagen: unsere Gemeinde singt nicht, sie summt.
In den Gottesdiensten der Johanneskirche sitzen Besucherinnen und Besucher mit und ohne Gesichtsmaske auf dem mit Sicherheitsabstand exakt durchgeplanten Kirchengestühl, und wenn es das Programm erforderlich macht, dann summen sie. Ich war dabei und habe nach Handdesinfektion und Adressenangabe Texte und Noten in gedruckter Form erhalten, nicht zum Mitsingen, sondern zur Information. Den Mundschutz durfte ich, sobald ich meinen Platz eingenommen hatte, vorübergehend abnehmen. „Nicht singen nur mitsummen“, schärfte uns der Pfarrer ein. Die Musik, sobald sie erforderlich war, kam instrumental von oben, nämlich aus dem Bereich der Orgel plus zwei geschulter Stimmen auf der Empore. Zwischen den Kirchenbänken selbst schwebte nur ein sanftes Vibrieren, ähnlich wie bei einem freundlich gestimmten, aber ausgebremsten Bienenschwarm. Das war das Summen der Gemeinde.
Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und einige liturgische Formeln durften wir Kirchenbesucher, vom Mundschutz befreit, in normaler Lautstärke vortragen. Aber damit war auch schon alles gesagt. Für begnadete Gemeindesängerinnen und -sänger ein schmerzliches Pausieren, denn nirgendwo wird so gerne und so laut gesungen wie bei uns Evangelischen. Kein Wunder, denn mit Martin Luther begann die Singbewegung der Reformation. Luther selbst sang gerne und gut. Sein Wittenberger Liederbuch aus dem Jahr 1529 nannte er ein „Gemeindegesangbuch“. Die Gemeinde soll singen, sagte er. Und dies tat sie umso lieber, als der Barockpoet Paul Gerhardt (1607 – 1676) so anmutige Lieder für die Protestanten schrieb wie: „Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit“.
Schade, dass man diese schöne Melodie in dieser Sommerzeit auf der Kirchenbank nicht lauthals heraussingen darf. Mit Summen sollte man aber erst gar nicht anfangen. Das Lied hat immerhin fünfzehn Strophen. Also: einfach nur stumm lesen.
Fred Lex, Bad Kreuznach, 10. Juli 2020
Nichts für „Warmduscher“
Aufgrund der Corona-Krise hat das Freibad in Bad Münster am Stein-Ebernburg im Gegensatz zu den vorhergehenden Jahren dieses Jahr erst seit dem 01. Juli 2020 geöffnet. Voller Vorfreude auf das erfrischende Element begab ich mich zum Eingang des Bades, wo schon eine längere Schlange maskierter Besucher auf den Einlass wartete. Nachdem ich einen Chip mit einer Nummer erhalten hatte ging es ans Ausfüllen eines Formulars mit Adressdaten, Telefonnummer, Einlasszeit und Chipnummer.
Auf markierten Einbahnstraßen ging es zur Umkleidekabine. Da die warmen Duschen aufgrund der Hygienevorschriften nicht zur Verfügung standen ging es zur Abkühlung unter die kalte Dusche im Außenbereich, was zuerst etwas Überwindung kostete. 30 Minuten im warmen Wasser des Solebeckens und Wechsel zum „Bahnen schwimmen“ im Schwimmerbecken wirkten wie eine „Kneippkur“.
Dabei beobachtete ich, dass der von den Besuchern berührte Bereich ständig von den Mitarbeitern des Schwimmbadpersonals, das zum größten Teil ehrenamtlich tätig ist, desinfiziert werden musste.
Das sommerliche Wetter, der Blick auf die Kulisse des Rheingrafensteins und die schöne Grünanlage des Bades trugen dazu bei, dass ich mich für einige Zeit wie im Urlaub fühlte.Astrid Böhm, 09.07.2020
Mittel gegen Corona-Trübsinn: Optimismus kann man lernen
Drei Ordensschwestern schlendern gemütlich durch den Kurpark und genießen ihr Eis in der Waffel, auf der Wiese turnt ein junger Vater mit seiner kleinen Tochter und auf den Bänken sitzen Menschen, die sich unterhalten, ein Buch lesen oder, wie ich, die Szenerie beobachten, die eine Ruhe und Normalität ausstrahlt. Opa und Oma schieben ihr schlafendes Enkelchen und erzählen mir, dass sie auf die Nachricht aus der Entbindungsstation im Krankenhaus warten, dass weiterer Nachwuchs auf unserer Welt angekommen ist. Ein Sonntagnachmittag, so wie ich ihn genieße. Im setze mich auf mein Rad fahre nach Hause und freue mich auf einen Grillabend und auf ein gutes Glas Nahewein im Kreis meiner Familie. Von Corona keine Spur und das ist auch gut so.
Maskenpflicht und Abstandsregelung mahnen uns aber, dass die Gefahr noch nicht gebannt ist. Die dramatischen Entwicklungen in den USA, in Brasilien und in weiteren Ländern führen uns dies täglich vor Augen. Es kommt einem schon fast wie eine Ewigkeit vor, dass in Deutschland quasi die Alarmstufe Rot ausgerufen wurde. Am 27. März trat das „Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lange von nationaler Tragweite“ in Kraft. Danach folgte unmittelbar der Shut-Down. Mittlerweile sind viele Bestimmungen aufgehoben bzw. gelockert.
Niemand kann sagen, ob und wann es eine zweite Welle geben wird. Das ist aber alles kein Grund zur Schwarzmalerei. Optimisten leben gesünder, hat kürzlich wieder mal eine Studie belegt. Und Optimismus kann man lernen, in dem man beispielsweise ein Dankbarkeitstagebuch schreibt und somit sein Hirn austrickst, indem man düstere Gedanken und Missmut vertreibt. Positives Denken fördert das Ausschütten der Hormone, die zu Glücksmomenten führen.
Gez. Hansjörg Rehbein, 8. Juli 2020
Memento mori - Gedenke der Vergänglichkeit
Der Bad Kreuznacher Künstler Gernot Meyer-Grönhof hat sich mit der Corona-Pandemie auseinandergesetzt. Er beschreibt wie folgt sein Werk: "Memento mori" bedeutet so viel wie "Gedenke der Vergänglichkeit". Der Platz des Malers an der Staffelei ist verlassen...das Licht steht in diesen Bildern für Ewigkeit und die Erlösung von den irdischen Lasten.
Gez. Gernot Meyer-Grönhof, 7. Juli 2020
Bleib mir vom Leib! Aggression und Hysterie in Corona-Zeiten
Über eine Schattenseite in Corona-Zeiten berichtet Marita Peil, die Hysterie und Aggression beobachtet und erlebt:
Es mag wohl sein, dass sich viele Menschen während der Corona-Pandemie Anderer hilfreich annehmen. Doch es gibt auch etliche Zeitgenossen, deren Aggressionspegel gewaltig gestiegen ist. Besichtigen kann man das u.a. morgens beim Sport im Salinental.
Das ist einmal das ältliche Paar, das jeweils sonntags am Uferweg joggt. Beide hübsch nebeneinander. Sie sausen am Gradierwerk 5 um die Ecke, und – o Schreck! – da kommen ihnen zwei, drei Ausflügler entgegen. Kein Zweifel, das müssen Corona-Infizierte sein! Sofort läuft der Mann vor die Frau. Er streckt seinen Arm mit der zornig geballten Faust abwehrend gegen die ahnungslosen Leute aus und herrscht sie an: „Hauen Sie ab! Gehen Sie sofort aus dem Weg!“ Die Blondbezopfte kreischt hysterisch: „Lassen Sie uns am Leben!“
Erschrocken bleiben die Spaziergänger stehen. Ratlos. Dann schütteln sie den Kopf. Lachen. Es wird auch schon mal der Vogel gezeigt.
Oder: Eine alte Frau walkt verkniffenen Gesichts mit ihren Nordic-Walkingstöcken auf dem schmalen Fußgängerweg, wo sich einmal die Kleingärten befanden. Kommt ihr jemand entgegen, lässt sie sofort den Stock über den Weg hinausfahren und drängt die Person ohne Rücksicht auf Verluste gegen das Holzgeländer zum Triebwerkgraben. Die unmissverständliche Botschaft: Bleib mir bloß vom Leib!
Vor ein paar Tage unterhalte ich mich, ebenfalls im Salinental, mit einer Bekannten. Wir stehen auf der Wiese am Wegrand. Plötzlich schnauft ein schwergewichtiger alter Mann mit ungesund ischämisch-blauem Gesicht daher. Als er uns sieht, brüllt er mit schleimiger Rallerstimmer: „“Verp… euch, ihr A….“ Obwohl es traurig ist, müssen wir lachen.
Meine Bekannte berichtet mir von einschlägigen Erfahrungen, die sie in Geschäften gemacht hat. Corona ist schlimm, aber Hysterie und Aggression sind nicht die Lösung!
Gez. Marita Peil , 6. Juli 2020
Brexit-Boris-Covid - not the same procedure as every year ...
Corona sorgt nicht nur für Zukunftsängste und Einschränkungen in unserem Leben. Ich habe einem „alten Kollegen“ aus gemeinsamen Zeiten bei der Rhein-Zeitung in Mainz geschrieben. Arnim Friess arbeitete dort als Fotograf und ging 1993 nach England und studierte Theaterdesgin und European Scenography am UCE in Birmingham.
Geboren ist er in Bad Kreuznach. „Meine Eltern sind die ehemaligen Juweliere Friess. Ich stamme aus einer alteingesessenen Familie aus Wein- und später Juwelenhändlern. Ein Großonkel ist der Baumeister Henkel, Entdecker des Römerfußbodenmosaiks“, schreibt er. An seine Geburtsstadt hat er noch folgende besondere Erinnerungen: an die Zeit in der
Grundschule Kleiststraße, der Unterricht bei Frau Klepzig, die heute noch im Pauluskirchen- Chor singt, an das Gymnasium an der Stadtmauer, wo er 1994 sein Abitur 1984 machte. „Zu der Zeit habe ich auch leidenschaftlich im KHC gefochten“.
Dann folgte das Studium Grafik Design an der FH Wiesbaden, das er aber abbrach, um bei der MRZ in Mainz zu arbeiten. Über seine aktuelle Situation in England weiß Arnim Friess derzeit leider nicht viel Gutes zu berichten. Für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte schreibt er wie folgt:
„Wir wollten hier eigentlich alt werden. Hier - das ist England, genauer gesagt Leamington Spa, wo für einen Ex-Bad Kreuznacher alles ein bißchen ähnlich ist: Ein altes, viktorianisches Bad, Salinenwasser, ein Fluss fließt durch einen schönen Park, das ehemalige Kurhaus ist jetzt die Bücherei. Vor fast 27 Jahren haben wir den Neuanfang gewagt, folgten unserer Freude an allem Englischen, meine Frau wurde Kinderarzt im staatlichen Gesundheitssystem, ich verwandelte eine Begeisterung für Licht vom Fotografieren zur Bühne in 150 Theater-, Oper- und Musical-Produktionen als Lightdesigner. Ich habe zwei Töchter, die zwar deutsche Pässe haben, sich aber wie englische Girls fühlen und benehmen.
Für uns war klar Auch die nächste Periode unseres Lebens sollte in unserer Wahlheimat stattfinden, vielleicht im schönen Devon oder Cornwall, an der Küste. Als Europäer kein Problem. Dann kam Brexit. Ein Schock, aber wir dachten - das wird schon. 3.5 Millionen Europäer leben in England - die kann man nicht einfach über Nacht loswerden. Dann kam Boris. Der Brexit Lautsprecher, früher als Polit-clown verlacht, hatte seine Ambitionen erfüllt - Primeminister. Und der Ton veränderte sich. Versprechungen wurden widerrufen und man dachte - dem kann man nicht trauen. Und dann: Covid 19. Die Theater bleiben zu, und haben nicht die Subventionen wie in Deutschland, das Gesundheitssystem überlastet, und seit dem Finanzcrash unterfinanziert. Der Polit-Clown und sein Zirkus aus Ministern stellt sich heraus als das, was wir immer vermuteten: Unfähig die ernste Krise zu managen, und die höchste Todeszahl in Europe ist die Folge. Wir erkennen nicht mehr das Land unserer Jugendträume, und langsam stellt sich der Gedanke ein: Alt wollen wir hier wohl nicht mehr werden.“
Gez. Arnim Friess, 3. Juli 2020
Foto: Teilnahme an „nightoflight“ als einer der wenigen lighting designer in England mit einem Disco-Gartenhaus - die deutsche Aktion fand hier kaum Anklang, auch ein Zeichen, das sich England vom Europäischen Gedanken abnabelt, bedauert Arnim Friess.
Anoosha (8) hat „Betten“ für Corona-Patienten gebaut
Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen sind weiterhin Themen in den Gesprächen von Elke Beckamp mit ihrer acht Jahre alten Enkelin Anoosha. Sie hat uns ein Foto von den „Corona-Betten“, die das Mädchen gebaut hat, und einen kurzen Brief geschickt:
„Alles wird getan, um wieder gesund zu werden. Die Betten für die Patienten im Krankenhaus kann die Krankenschwester nach draußen an die frische Luft rollen. Die mag das Corona-Virus nicht und verschwindet endlich.
Dann bekommen die Kranken frisches Obst. Dann wird alles gut!
Gez. Anoosha, 1. Juli 2020
„Mir honn doch Corona“ - Warum Abstand halten so schwerfällt
Kein Küsschen von der kleinen Enkeltochter, keine Umarmung vom Sohn. Noch immer heißt es zum Schutz vor dem Corona-Virus Abstand halten. Die Verhaltensregeln haben sich zwar vieler Orts eingespielt und werden auch befolgt, aber daran gewöhnen können wir uns nur sehr schwerlich.
Besuche von den Angehörigen in den Altenheimen sind wieder erlaubt, mittlerweile auch ohne vorherige Terminvereinbarung. Ich bin froh, dass ich mich mit meiner Mutter nicht mehr getrennt durch eine Plexiglasscheibe unterhalten muss, ein Szenario, das mich an einen Krimi erinnert, wenn Angehörige ihren Liebsten im Gefängnis besuchen.
Die Lockerungen machen auch den Alltag in den Altenheimen erheblich leichter. Mit freut es auch für das Pflegepersonal, das Schwerstarbeit leisten, viel Geduld und Fingerspitzengefühl aufbringen muss. Nicht nur bei Bewohnerinnen und Bewohnern, die immer wieder dieselben Fragen stellen, sondern auch bei unwirschen und zum Teil wenig verständnisvollen Angehörigen, wie mir erzählt wurde.
Bei aller Ernsthaftigkeit gibt es auch heitere Seiten. Dieser Tage erzählte mir unser Ur-Gässje Steffen Kaul von einem herzlichen Missverständnis mit seiner Tante „Eppi“, Elfriede Schäfer (96), der er immer wieder auf ihre Frage „Warum besuchst Du mich nicht?“antworten musste „Mir honn doch Corona“, worauf die alte Dame erwiderte. „Ei Bub, ich bin doch de ganze Daach dehem, ich kann doch niemanden aanstegge!“ Mittlerweile hat Steffen auch seine Tante wieder besucht, worüber sich die alte Dame natürlich sehr gefreut hat.
Gez. Hansjörg Rehbein, 30. Juni 2020
Corona hat verheerende Auswirkungen auf das Bildungssystem
Aus ihrem Alltag als Nachhilfelehrerin berichtet Marita Peil für das Corona Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte:
Montag 8. Juni. Die Corona-Pandemie hat auch in Bad Kreuznach verheerende Auswirkungen auf das Bildungssystem, das im Grunde bereits davor erhebliche Mängel aufwies. Seit einer Woche ist meine Nachhilfeschülerin Dilara zurück. Riesige Freude auf beiden Seiten! Aber: Obwohl sie nach den Sommerferien eine Abschlussklasse besuchen wird, muss sie nur ein Mal pro Woche zur Schule. Immer Freitag.
Nun gibt es leider in ihrer Familie einige Personen mit gravierenden Vorerkrankungen. Dilara selbst ist gesund. Wegen ihrer vorerkrankten Familienmitglieder benötigt sie aber ein ärztliches Attest, damit sie überhaupt die Schule besuchen darf. Auch die Eltern müssen den Schulbesuch ihrer Tochter schriftlich genehmigen. Ansteckungsrisiko!
Letzten Freitag hatte Dilara beides daheim vergessen. Prompt schickte die Rektorin sie nach Hause.
Bis zu den Sommerferien besucht sie nun also ein Mal pro Woche die Schule, während ich sie im gleichen Zeitraum zwei Mal unterrichte.
Ob sie denn die Schule während der Coronaferien vermisst hat, will ich wissen. Sie lacht. Nicht dran zu denken! Aber: Dilara, ihre Familie und ich haben in dieser Zeit öfter miteinander telefoniert. Mal sehen, was uns nach den Ferien blüht.
Gez. Maria Peil, 26. Juni 2020
Der Kaffee-Mann ist wieder da
Der Kaffee-Mann ist wieder da. Nach drei Monaten Corona-Quarantäne steht Karlheinz Schau wieder mit seinem blauen Oldtimer (Citroen HY , Baujahr 1967) auf dem Wochenmarkt. Wieder ein Stück Normalität zurück. Darüber freuen sich viele Stammgäste. Ein guter Cappuccino am frühen Morgen am Dienstag und Freitag auf dem Weg zum Büro ist für mich ein lieb gewonnenes Ritual.
Schau hat sich ein zweites „Schätzchen“ gekauft. Ebenfalls ein Citroen, Baujahr 1971, in weiß, den sein Vorbesitzer in Frankreich für Pferdetransporter genutzt hat. Seite Wochen ist er am schweißen und schrauben. Der Umbau zum Kaffeewagen soll bis Herbst abgeschlossen sein. Viel mehr Platz wird er bieten und auf zwei Seiten offen sein, schwärmt er mit großer Vorfreunde. Na, ich bin mal gespannt.
Ich wünsche dem Kaffeemann und seinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Beschickerkreis viel Erfolg auf den Wochenmarkt, dessen Besuch für viele aus und um Bad Kreuznach immer wieder ein Erlebnis ist.
Gez. Hansjörg Rehbein, 25. Juni 2020
Gegen den Quarantäne-Depri-Blues
Gegen den Quarantäne-Depri-Blues hat der Heimatdichter und Pfarrer i.R. Ulrich Nordmann zwei Varianten zum Thema „Wenn Quarantäne mal vorbei“ gedichtet. Diese wollen wir unserem Corona-Tagebuch und seinen Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten:
Wenn die Quarantän vorbei,
erhebt sich großer Jubelschrei:
Das Corona sei vergessen!
Lasst uns saufen, lasst uns fressen!
Durch alle Welt wolln wir jetzt reisen.
Gespartes Geld froh um uns schmeißen.
Die Corona-Glückbeschränkung
verschwinde tief in der Versenkung:
Als wäre nichts gewesen leben
und im siebten Himmel schweben
Variante B:
Wenn die Quarantän vorbei
erhebt sich großer Jubelschreib:
die Corona ist zu Ende,
die Menschen reichen sich die Hände,
geschwisterlich wird unsre Welt,
wir teilen Hab`, wir teilen Geld,
wir leben biologisch rein,
wie vormals wollen wir nicht sein!
Das wird ein Greta-heilges Leben:
Wir wolln im siebten Himmel schweben.
Gez. Ulrich Nordmann 24. Juni 2020
Masken vor dem Stofftempel – Corona-Alltag gezeichnet
Man nennt ihn den „Gässjemaler“ oder auch Neustadtzeichner. Bertold Schwartz-Crato gehört zu den schrägen und liebevollen Typen, die im historischen Stadtkern leben. Wie bunt und originell die Szene dort ist, hat er fotografiert und dann mit Pinsel auf Papier festgehalten. Für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte hat er den Stoff-Tempel gezeichnet, jenes Geschäft in der Mannheimer Straße 40, dessen Schaufenster er in der Leerstandsphase 2017/2018 vor der Sanierung und Eröffnung für seine Zeichnungen nutzte. Bilder von ihm waren auch im zag-Büro und im NaheRaum der katholischen Kirche an der Alten Nahebrücke zu sehen.
Gez. Betrold Schwartz-Crato, 23. Juni 2020
Maar statt Mare – Vulkaneifel war mehr als nur ein Ersatz
Am Freitag, 19. Juni um 12.10 Uhr war es endlich soweit. Meine Frau und ich eröffneten unsere Schwimmsaison, ohne die der Sommer kein echter Sommer ist. Dabei gingen wir sehr zögerlich und behutsam vor, denn das Wasser im Gemündener Maar hatte erfrischende knapp 19 Grad Temperatur!
Nachdem Corona bedingt unsere geplante Reise nach Sardinien ins Wasser fiel, entschieden wir uns für einen Kurzurlaub in der Vulkaneifel. Wichtige Voraussetzung war der Hinweis im Internet, dass das Naturbad Gemündener Maar in der Nähe von Daun öffnet.
Und wir waren die ersten, die an der Eingangstür standen und dienten dem Personal daher als Testlauf für die Corona-Schutzauflagen. Wir hatten uns online für zwei der ingesamt knapp 200 zu vergebenden Tickets in der Zeit von 12 bis 15 Uhr angemeldet. Die Wege waren vorgegeben und mit Flatterband abgespannt. Spender mit Desinfektionsmittel standen bereit, für den Weg zwischen Bad und Kiosk musste man die Mundschutzmaske tragen. Die Schwimmeister und das Personal an der Kasse waren noch entspannt, denn die Besucherzahl an den ersten drei Tagen war sehr überschaubar. Wir genossen die Exklusivität und hatten den See mit Trinkwasserqualität fast für uns alleine.
Hoteliers und Gastronomen merkten wir an, dass sie sehr über den Neustart erleichtert und bemüht um ihre Gäste sind. Die meisten Gäste, so zumindest waren unsere Beobachtungen, verhielten sich diszipliniert und verständnisvoll. Zu den Qualitätsmerkmalen eines erholsamen Urlaubs gehört auch ein gutes Speise- und Getränkeangebot. Spezialitäten wie das Eifeler Landbier und der Döppekooche (Kartoffeltopfkuchen) schmeckten uns vorzüglich.
Es fehlte uns an nichts. Hinter unserem Gästehaus stehen große alte wunderschöne Pappeln, in einem dahinter liegenden Streifen eines Naturschutzgebietes durftet es nach Wildkräutern. Als kleine Geste des Dankes für einen erholsamen Urlaubstag in Corona-Zeiten nahm ich jeden Abend ein kleines „Waldbad“ und umarmte einen der stolzen Bäume.
Gez. Hansjörg Rehbein, 22. Juni 2020
Bischofsweihe – Feiern mit erheblichen Einschränkungen
Nur allzu gerne wäre ich bei dieser Bischofsweihe von Domdekan Dr. Bertram Meier im Hohen Dom von Augsburg persönlich dabei gewesen. In den turbulenten Zeiten von Corona waren jedoch nur die wichtigsten kirchlichen und politischen Würdenträger geladen. Also konnte ich leider nur per TV-Übertragung live an diesem Ereignis teilnehmen.
Die ursprünglich für März geplante Bischofsweihe wurde wegen Corona auf Juni verlegt. Die musikalische Leitung hatte Domkapellmeister Stefan Steinemann, mit 27 Jahren der jüngste Kapellmeister in Deutschland.
Den Festgottesdienst eröffnet Kardinal Reinhard Marx, ebenso die Bischofsweihe: Bertram Meier kniet vor Kardinal Marx, zwei Kirchenvertreter halten das Evangelium Buch geöffnet über das Haupt von Priester Meier, es folgt die Salbung, danach die Übergabe der Bischofsymbole Ring, Kappe und Stab. Als Bischof geweiht nimmt Bertram Meier jetzt Platz auf dem Bischofsstuhl. Er ist jetzt „Hirte von über 1,3 Millionen Katholiken“ und darf den Festgottesdienst fortsetzen.
Bischof Meier richtet seine Dankesworte an alle Gläubigen. Er möchte die Kirche in Deutschland und der Welt näher am Menschen praktizieren. Sein Wahlspruch lautet: vox verbi vas gratiae und will damit sagen „Ich bin nur ein Werkzeug und Diener der Gnade Gottes.“ (Zitat B. Meier). Er überträgt Schwester Anna Schenk die Amtsleitung des Bischofssekretariates, erstmals eine Frau in dieser Position. „Ich wünsche mir Mitarbeiter, die nicht bremsen sondern mitziehen.“ (Zitat B. Meier). Am Ende seiner Rede kommt es anstelle des üblichen „Händeschüttelns“ wegen Corona zu einem „Schulterklopfen“.
Nachfolgend erweisen diverse Kirchenvertreter dem neuen Bischof ihre Referenz. Es folgt normalerweise die Gabenüberreichung an den neuen Bischof, aber wegen Corona hat dies bereits eine Woche zuvor stattgefunden. Auf Wunsch des neuen Bischofs ist die Kollekte dieses Festgottesdienstes für den bischöflichen Hilfsfond angedacht.
Bischof Meier beginnt mit der Eucharistiefeier. Statt „einander die Hand zu reichen“ bittet er die Gläubigen wegen Corona „Schenken wir einander freundliche Blicke als Zeichen von Frieden und Gemeinschaft.“ Es folgt die Verteilung der Hostien an die Gläubigen, die danach sofort wieder ihre Gesichtsmaske anlegen.
Anschließend hält Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, eine kurze Rede. Er dankt der Kirche für Ihr Durchhalten und Verständnis in den letzten Wochen und Monaten.
Bischof Meier beendet den Festgottesdienst mit den Worten „Die Kirche ist bereit auf neue Herausforderungen einzugehen. Herr Söder, sie erhalten nachher eine gelb-weiße Maske von der Kirche „als ein starkes Signal an alle“. Das im Anschluss an die Weihe übliche Fest entfällt wegen Corona.“
So hat die Bischofsweihe trotz zahlreicher Corona bedingter Einschränkungen dank moderner TV-Technik nichts an Feierlichkeit, Glanz und Großartigkeit eingebüßt.
Gez. Charlotte Eberwien 19. Juni 2020
Menschen-Nähe wir entbehren
„Überwältigt von der Macht nahen Wald-Grünes“ schrieb Karl-Ulrich Nordmann „dieses herrliche zartfühlende naturesoterische Gedicht am 27. April 2020:
„Weil die Abstände sich mehren,
Menschen-Nähe wir entbehren.
Begrüßungsküsse keine wagt.
Kontakt mit Freunden abgesagt.
Nasenmasken uns entehren,
Verhindern menschliches Verkehren.
Geist und Körper spiel´n verrückt,
Wenn man Berührung unterdrückt.
Auch Nordmanns empfinden die Beschränkung
Als leib- und seelische Beschränkung.
Sie fragen: wie soll`s weiter gehen?
Ist keine Freiheitsbahn zu sehen,
Dass wir den Nächsten nah berühren
Und seinen Körper an uns spüren?
Doch hör´n wir nicht des Waldes Rauschen
Und winkt uns nicht der Bäume Grün?
Auf Waldes Stimme lasst uns lauschen
Und die Qurantän vertauschen
Mit bunter Blüten Freiheits-Blühn
Wir gehen in den Wald. Da steht ganz eng
Die Bäume. Was verboten draußen streng
Ist hier erlaubt. Und von den stolzen Buchen
Woll`n wir usn die schönste suchen;
Woll`n sie umarmen, drücken, küssen,
Woll´n das Leben uns versüßen,
Gleich früher, als wir jung uns drückten
Und uns wunderbar entzückten.
Doch die Buche ist zu spröde,
Als dass sie Seelenwärme böte,
Uns schlägt der Puls an´s harte Holz,
Es steigt das weh, es schmerzt der Stolz,
Es knackt die Hüft, es zieht ein Krampf
Das Holz ist kalt, umsonst der Kampf!
Wohl-Lebens-Förster-Geist entweicht.
Unsre Herzen werden leicht:
Wald-Baden – hoffnungsloser Traum
Vom Körper-Kontakt mit einem Baum!
Wir verlassen Waldes-Graus
Betreten fröhlich unser Haus.
Wir steigen in die Bade-Wanne
Und sind einander Eich und Tanne.
Wir holen eine Flasche Wein
Und schenken voll die Gläser ein.
Wir loben hoch die Quarantänen,
Vergießen nicht Corona-Tränen:
Ist doch jetzt beste Zeit
Für eheliche Zweisamkeit!
Gez. Ulrich Nordmann 18. Juni 2020
Endlich wieder Tanzen!
Seit dem 27. Mai sind die Tanzstudios wieder geöffnet in Rheinland-Pfalz. Wunderbar – mein Training hatte ich so vermisst! Natürlich habe ich seit dem Lockdown während der Corona-Krise zuhause etwas geübt mit Morgengymnastik. Auch habe ich viele lange Spaziergänge gemacht. Aber das Tanztraining jeden Dienstagabend, das bietet mir doch etwas ganz anderes:
Langsam und unter Anleitung die Muskeln dehnen und Spannung aufbauen, das funktioniert nur im Tanzstudio effektiv. An der Ballettstange kann ich meinen von der PC-Arbeit geplagten Rücken richtig aushängen. Dann die Positionen – uffz, beim Plié gehe ich natürlich nur unter strenger Beobachtung meiner Lehrerin so richtig tief in die Knie. Die Arme weit ausbreiten und kreisen lassen, eine schwungvolle Pirouette drehen, das geht in meinem Wohnzimmer gar nicht. Längere Schrittfolgen zur Musik, Raum einnehmen: auch nicht möglich bei mir zuhause. Also ziehe ich genussvoll meine Bahnen durch den Saal. Ich schaue rüber zu den anderen Frauen in meiner kleinen Gruppe, ich glaube denen geht es ähnlich wie mir.
Ich freue mich so, dass das alles wieder möglich ist. Mit Abstandsregeln und Hygienevorkehrungen, natürlich. Corona hat mir bewusst gemacht: Es gibt Gewohnheiten, die liebe ich sehr. Und dazu gehört – endlich wieder Tanzen!
Britta Lehna, Bad Kreuznach 17. Juni 2020
Die Augenpartie rückt in Corona-Zeiten in den Blick
Über das Fehlen persönlicher Kontaktaufnahme hat Franziska Blum-Gabelmann ihre Gedanken für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte aufgeschrieben:
Sicherheitsabstand, Mund-Nase-Maske, Desinfektion, kein körperlicher Kontakt außerhalb der Familie. Der Händedruck ist nicht gewünscht, die Umarmung von Bekannten und guten Freunden verboten. Kontaktaufnahme im öffentlichen Raum mit Unbekannten, Geschäftspartnern und Kollegen erfolgt mit Maske, und die verdeckt bis auf die Augenpartie die Mimik im Gesicht. Der Mund ist versteckt. Die Sprache gedämpft oder verzerrt, je nach Beschaffenheit des Materials aus dem die Maske hergestellt ist. Mit der Maske im Gesicht fällt eine nonverbale Sprache weg, von klein auf erlernt, befähigt das Gesehene zu decodieren, Voraussetzung um das Gesagte des Gegenübers zu bewerten, die Person selbst einzuordnen.
Die Augenpartie rückt in Corona-Zeiten in den Blick. Mancher erträgt diese plötzliche Aufmerksamkeit, die Konzentration auf die Verengung der Kontaktaufnahme nicht; senkt den Blick, schaut weg. „Warum guckst du mich so an, sieh mich an wenn ich mit dir rede, senk die Augen, provozier mich nicht, was willst du?“ Sätze aus der Kindheit klingen da an und gutgemeinte Ratschläge, dass man Menschen nicht direkt in die Augen blickt – dass sei schlechtes Verhalten, gesellschaftlich nicht akzeptiert und provoziere - besonders Männer. Und jetzt? Zwar kein Tabubruch, aber eine verordnete neue Verhaltensregel. Ehemals unschicklich, nun (überlebens-)notwendig.
Macht das was, wenn Begrüßungsrituale und Gesprächsformen neu definiert und eingeübt werden? Es erinnert mich an Diskussionen über verschleierte Frauen, die bis auf die Augen verhüllt sind. Erzwingt dies für sie eine andere Art der Kommunikation? Vielleicht eine Augensprache in der Öffentlichkeit? Eine zwischen Frauen und eine zwischen Frauen und Männern?
Einem Menschen tief in die Augen sehen bedeutet, einen Blick auf seine Seele erhaschen, auf seinen aktuellen Gemütszustand, sein Empfinden für das Gegenüber. An der Augenpartie lassen sich Traurigkeit, Glück, Depression, Freude ablesen, spiegeln sich Ekel, Ablehnung, Wut, Gewaltbereitschaft, Härte, Teilnahmslosigkeit, Lust ebenso wie Verständnis, Zustimmung, Zuneigung und Liebe. Über Augen erfolgt Kontaktaufnahme, wird Distanz und Nähe hergestellt. Bewusst, unbewusst und spielerisch wie beim Flirten, dem koketten Spiel der Augen, das lockt und einlädt und verspricht und doch klar signalisiert, dass das alles nur ein Versprechen ist, eine Illusion. Oder doch nicht?
Der intensive Blick in die Augen des Gegenübers lässt braune, blaue, grüne, graue, seltener bernsteinfarbene Augen erkennen. Augen, die unter dicken Brauen kaum zu entdecken sind, die groß oder klein, mandelförmig oder rund, frisch oder verquollen sind, von glatter Haut oder Falten aller Art umgeben, von Wimpern umkränzt. Augen mit Wärzchen und Altersflecken, feucht oder trocken – manchmal mit Tränensäcken und kleinen Narben - Hinweise auf (gelebtes) Leben oder Krankheit. Augen die, die mit Kajal und Wimperntusche versehen, mit farbigen Pigmenten bestäubt und als Kunstwerk geschaffen Bewunderung erzeugen, den klaren Blick verstellen, täuschen, locken, verschleiern – Schönheit zieht Blicke auf sich - hat viele Gesichter.
Die Vielfältigkeit auf dem neuen Augen-Blick-Kontakt-Terrain, das es zu erlernen und zu ertragen gilt, verweist auf die Unsicherheit dieser Zeit, die sich gerade in den Augen widerspiegelt.
Gez. Franziska Blum-Gabelmann 16.6.2020
"Von Deinem Geiste lass uns naschen"
In unseren Corona-Koffer vor dem Haus der Stadtgeschichte legte M. Vallerius-Aubel vier Corona-Gedichte, die der Heimat- und Mundartdichter, Pfarrer i.R. Karl-Ulrich Nordmann, für Freunde und Bekannte geschrieben hat.
Aus den ersten beiden zu Ostern und zu Pfingsten haben wir folgende Verse entnommen:
Hoffnung ist das große Wort
An dem Quarantäne-Ort.
Wie vor dem die treuen Frauen
Wollten Jesu Grab beschauen
Voll Traurigkeit und hoffnungslos;
Die Freud ist hin, die Angst ist groß –
Doch der Stein auf ihren Herzen
Weg rollt er und weg die Schmerzen!
Die schwarze Trauer weicht dem Licht,
Das Grab steht offen – merkt ihr nicht.
Komm, Heil`ger Geist, schweb auf uns nieder
Und erwärm` Seel und Glieder!
Der Du den Geist vom Ungeist trennst,
Der Du durch Herzens Dunkel brennst,
Der Du erfrischest trüben Sinn,
Der Du uns führst zur Freiheit hin,
Der Du gibst Augen neue Sicht,
Der Du die Liebe Jesu lehrst,
Der Du Gott in dem Nächsten ehrst,
Der Du dem Philosophen Kant
Zum Imperativ gabst den Verstand –
Ein Flämmchen Geist lass uns erhaschen,
von deinem Geiste lass uns naschen!
Komm, Pfingst-Geist, mach uns Menschen froh
Und alte Ochsen ebenso!
Gez. Karl-Ulrich Nordmann, 15. Juni 2020
Fortsetzung folgt...
Corona und die Auswirkungen auf den „Kreiznacher Johrmarkt“
Für den Freundeskreis "Kreiznacher Johrmarkt" äußert sich deren Vorsitzender Dieter Gronbach zur Absage für 2020:
Als die ersten Meldungen „wegen der Corona-Pandemie vorerst keine Großveranstaltungen bis mindestens 31. August 2020“ bekannt wurden, konnte es keiner so richtig glauben! „Das wird durch hoffentlich nicht so streng gehandhabt und für Volksfeste gibt es vielleicht Ausnahmen“, dachten bundesweit viele Kirmesfans. Auch in Bad Kreuznach war der 192. Jahrmarkt vom 21. - 25. August 2020 fest eingeplant und die Schausteller hatten ihre Zusagen.
Nachdem der Bund und die Länder das Verbot von Großveranstaltungen jedoch in Verordnungen festgelegt hatten, mussten auch die größten und bekanntesten Volksfeste abgesagt werden. Überall setzte sich, wenn auch schweren Herzens, die Erkenntnis durch, dass man mit Maskenpflicht, Abstandsregelungen und der Begrenzung von Besucherzahlen kein traditionelles Volksfest feiern kann.
Damit fällt im Jahr 2020 der 20. Jahrmarkt seit 1810 aus. Die Zahl „20“ scheint unserem Volksfest kein Glück zu bringen, denn auch 1920 ist der Jahrmarkt ausgefallen!
Wir als Freundeskreis überlegten dann, welche unserer Jahrmarktsaktivitäten dennoch durchgeführt werden können. Da ist zuerst mal der Jahrmarktskalender zu nennen. Er wird -wie gewohnt- im Juli erscheinen, da er im Kalendarium bis ins Jahr 2021 reicht und damit zum nächsten Jahrmarkt hinführt. Im letzten Jahr hatten wir eine Serie gestartet, die an die Höhepunkte unseres Volksfestes nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum 200. Jahrmarktsjubiläum erinnern soll. Die jetzige Ausgabe umfasst den Zeitraum von 1960 – 1974. Als Angehöriger des Geburtsjahrgangs 1946 habe ich diese Zeit zu Beginn als Teenager miterlebt und bin als Zeitzeuge nicht nur auf Literatur und Archivmaterial angewiesen, sondern kann vieles auf Grund eigenen Erlebens beisteuern. Dies gilt für das „Calypso“, den „Round Up“ und die „Enterprise“, die unvergessene “Lustigen Waage” sowie die (Groß)Zelte der damaligen Zeit. Auch an die Steilwandfahrer und die Boxbude wird mit Fotos und Geschichten erinnert.
Den älteren Jahrmarktsfreunden wollen wir damit angenehme Erinnerungen zurückbringen und den jungen Jahrmarktsfans zeigen, dass die Faszination, die unser Jahrmarkt ausstrahlt, zeitlos ist.
Seit 2015 haben wir auch wieder „Entwanzungen“ durchgeführt. Sie fanden während der offiziellen Jahrmarktseröffnung im Naheweinzelt statt. Dabei wurden Zugezogene (von Kreiznachern „Wanzen“ genannt), die sich durch ihr Engagement für die Stadt Bad Kreuznach und ihre Bürger besonders ausgezeichnet haben, nach 20 Jahren Aufenthalt in unserer Stadt als „echde Kreiznacher“ anerkannt. Hier gilt aber 2020: wenn es keine Jahrmarktseröffnung gibt, gibt es auch keine Entwanzung!
Die dritte Aktion unseres Freundeskreises, das Spansau-Essen kann auf eine über 120 Jahre alte Tradition zurückblicken. Es wurde bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts gepflegt und von uns 2017 „wiederbelebt“. Es wurde nicht nur auf dem Jahrmarktsgelände in den Zelten angeboten, sondern die Spansau stand auch an Jahrmarkt in den Gaststätten der Stadt auf dem Speiseplan. Kein Jahrmarkt auf der Pfingstwiese muss daher -geschichtlich gesehen- nicht zwingend einen Verzicht auf das Spansau-Essen bedeuten! Hier muss man die Entwicklung der Corona-Einschränkungen in der Gastronomie abwarten und zeitnah eine Entscheidung treffen. Es wäre schön, wenn man sich dieses kleine Stück Tradition, trotz der Absage des Jahrmarktes, bewahren könnte.
Der Ausfall des Jahrmarktes hat aber nicht nur eine starke emotionale Seite für die Volksfestbesucher, sondern auch eine erhebliche wirtschaftliche Dimension für die Schaustellerbetriebe. In ihrem Jahresplan ist unser Jahrmarkt eine feste Größe mit guten Umsätzen und Gewinnen. Für die heimischen Schausteller, die ihre Standplätze auf die hiesige Region beschränken, ist er sogar die Haupteinnahmequelle. Wir begrüßen daher jede Maßnahme, die diesen Personenkreis unterstützt, wohl wissend, dass eine Kompensation nicht möglich ist.
Uns ist jedoch eines wichtig. Ersatzangebote, egal in welcher Form haben aber nichts mit unserem Jahrmarkt zu tun und sollten auch nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden. Nach unserer festen Überzeugung kann man den „Kreiznacher Johrmarkt weder verkleinern noch verlegen oder in seiner Art verändern. Entweder er findet so statt, wie ihn jeder kennt und schätzt oder er fällt eben (leider) aus!!!
Wir hoffen, dass dies nun nicht noch öfter vorkommt und wir dann- nunmehr im Jahr 2029, den 200. Jahrmarkt gemeinsam feiern können.
Gez. Dieter Gronbach, 13. Juni 2020
Nix wie Corona
Wie traurig die Corona-Zeiten sind, hat Peter Trautmann für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte gemalt. Motiv ist das Brückenhaus, „das sowieso schon genug gebeutelt ist mit seinen kranken, lahmen und mittlerweile gebrechlichen Füßen. Jetzt muss es auch noch eine Maske tragen und zum schlimmsten kommt es aus dem Hintergrund, unser geliebter Kreuznacher Jahrmarkt fällt der Corona Pandemie auch noch zum Opfer, also: NIX WIE CORONA! Sehr schade für uns alle.“
Gez. Peter Trautmann, 12. Juni, 2020
Corona macht Trauerfeiern noch trauriger
Seit dem 11. Mai sind wieder Trauerfeiern in der Friedhofskapelle erlaubt, mittlerweile mit bis zu 50 Teilnehmern. „Auf diese Lockerungen der Corona-Schutzbestimmungen haben die Angehörigen sehnsüchtig gewartet. Wir merken das auch daran, dass aufgeschobene Urnenbestattungen jetzt angemeldet werden“, berichtet Christine Senft-Witt von der Friedhofsverwaltung.
Über ihre Gedanken und Gefühle bei einem Friedhofsbesuch am 28. April hat Marita Peil in ihrem Corona-Tagebuch geschrieben:
Gestern konnte ich auf dem Friedhof beobachten, wie Bestatter Bernd Geyer den Sarg einer knapp 100jährigen Dame für die Beisetzung vorbereitete. Er und sein Team trugen – von Berufs wegen – schwarze Gesichtsmasken. Die Särge dürfen seit Corona nicht mehr in dem dafür vorgesehenen Bereich unter der Trauerhalle geschmückt werden. Nein, so muss es im Freien geschehen. Ich finde das sehr traurig und würdelos, denn Jeder kann bei den Arbeiten zusehen.
Und es gibt gleich noch mehr Regeln, die für die Angehörigen der Verstorbenen sehr schlimm sind:
Die Urne mit der Totenasche darf bis auf Weiteres nicht beigesetzt werden. Weil man die Aschekapsel lagern kann. Erdbeisetzungen hingegen müssen innerhalb von zehn Tagen erfolgen. Zur Trauerfeier – im Außenbereich ! – dürfen neben dem Pastor oder Zelebranten nur ein oder zwei Angehörige erscheinen.
Also: Auch die alte Dame, deren Sarg Herr Geyer und sein Team gerade für den letzten Weg vorbereiten, wird keine Trauerfeier in der Kapelle erhalten, kein Orgelspiel zum Abschied. Dennoch Gottes Segen für die Ewigkeit, liebe Frau H. – Zuweilen ist es doch gut, wenn man für immer sagen kann: Time to say goodbye!“
Gez. Marita Peil, 11. Juni 2020
Warten auf Fußball – mir fehlt der Pausenkaffee und die Bratwurst nach dem Spiel
Bei der Radioübertragung der Geisterspiele der Fußball-Bundesliga hört man jedes Kommando der Trainer und das Fluchen und Wehklagen der Spieler. Das kenne ich auch von den Spielen, die ich bisher live verfolgte. Ich vermisse die Atmosphäre in der B-Klasse Bad Kreuznach und in der D-Jugend-Landesliga sehr. Mein jüngster Sohn ist Torwart und mit dem Fußballbuben, einem Pflegekind aus einer befreundeten Familie, jubelten wir als Fans vor der Corona bedingten Zwangspause über jedes Tor.
Ich vermisse auch den Halbzeit-Kaffee und das Stück Kuchen. Die Eltern kochen und backen, um durch die Einnahmen die Mannschafts-Kasse zu füllen, Geld, mit dem das Sommerfest und/oder die Weihnachtsfeier gesponsert wird. Nach den Spielen unseres Sohnes gönnen wir uns eine leckere Bratwurst, die die Grillmeister vom Rost holen. Auch diese Euro wandern in die nicht üppigen Vereinskassen.
Ich hoffe, dass es im Spätsommer wieder losgeht mit unserem Fußball und dass als Konsequenz aus der Corona-Krise wieder mehr Menschen die Spiele vor ihrer Haustür besuchen. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die viel Arbeit und Herzblut in ihre Vereine investieren, haben es verdient.
Gez. Hansjörg Rehbein, 10. Juni 2020
Tomatenwachstum auf Rollen
Über das Glück einen Garten zu haben schreibt und zeichnet Fred Lex für das Corona Tagebuch:
Glücklich ist der Mensch, der einen grünenden, blühenden Garten rings ums Haus sein eigen nennen kann! Seitdem die Bewegungsfreiheit im öffentlichen Raum durch Corona-Anweisungen eingeschränkt ist, hast du hier eine Insel, auf der dich niemand am Spazierengehen hindern kann. Die Gesichtsmaske ist überflüssig, für eine Abstandsregelung fehlt die Menschenmenge. Ringsum Flieder, Holunder, dichte Eiben , ein paar Bäume und mehr als ein Dutzend Rosensträucher, ein Stück Rasen und darauf einen Liegestuhl, auf dem du träumend die Grenzen zu den fernsten Urlaubsländern überwinden kannst.
Ich habe Stauden und Blumenrabatte – was mir fehlt ist ein Gemüsebeet.
Schmerzlich wurde mir dies bewusst, als ich aus einem Gemüse- und Kräuterhof in Hackenheim Tomaten-Pflänzchen mitbrachte. Auch dort hatte Corona zugeschlagen: der Betrieb durfte den lange geplanten Großverkauf auf dem Hof nicht veranstalten, es ging nur Einzelverkauf. Ich wollte den Züchter nicht auf seinen Produkten sitzenlassen, und so hatte ich sechs Pflänzchen der Sorte Ochsenherz erworben, das sind diese dicken, fleischigen, saftigen Tomaten.
Wir könnten uns Tomaten auch beim Händler kaufen. Aber jeder Kenner wird mir Recht geben: der Saft, der Duft, der Geschmack – keine Handelsware aus den großen Zuchtanstalten kann das Produkt aus dem eigenen Garten ersetzen. Schon gar nicht, wenn es sich um Ochsenherztomaten handelt.
Bei mir kam mangels Gemüsebeet allerdings nur eine Aufzucht in Kübeln infrage. Und diese Kübel mussten wiederum auf Holzgestellen mit Rollen stehen, damit sie vor herannahenden Gewitterfronten mit drohendem Starkregen unter das Dach des am Gartenrand stehenden Carports bewegt werden konnten. Das bedeutete: jeweils fünf Meter unters Dach und wieder fünf Meter zurück. Es wäre abwegig gewesen, von Fall zu Fall mit einem Regenschirm zur Hilfe zu eilen.
Nachdem die Eisheiligen meinen Pflänzchen nichts anhaben konnten, haben sie nun auch die Starkregen der vergangenen Woche gut überstanden. Allerdings: ich bin zu einem sorgfältigen Wetterbeobachter geworden, immer mit der Hoffnung, dass kein unvermittelter Wolkenbruch der Aufzucht schaden kann.
Gez. Fred Lex 10.6.2020
Renaissance mobiler Autokinos trotz Corona Pandemie
Das mobile Autokino auf der Pfingstwiese hat Charlotte Eberwien besucht und schreibt darüber für das Corona-Tagebuch: Als ich davon erfuhr, daß in Bad Kreuznach vom 14.-18.05.2020 Autokino-Veranstaltungen auf dem Messegelände Pfingstwiese (max. 223 PKW Stellplätze) mit bekannten Künstlern stattfinden werden, war meine Neugier geweckt, da ich als gebürtige Düsseldorferin in der Jugend mit Freundinnen öfters in nahegelegenen Autokinos war. Mich reizte zu wissen, wie dieses Event in der derzeitigen Corona Pandemie beim Publikum ankommt und sich angemessen „feiern“ lässt.“ Hatten Autokinos in Deutschland (erst stationär, später mobil) doch in den 1960er bis 1980er Jahren Hochkonjunktur.
Am 2. Autokinoabend traten Vincent Groß -Foto- (geb. 1996, Sänger aus der Schweiz) und danach Michelle (geb. 1972, deutsche Sängerin) auf. Beide Künstler wurden von der SWR Bühne gefilmt und auf eine 16 x 8 Meter Leinwand projiziert. Die Tonübertragung erfolgte über die UKW Frequenz 95,8 MHZ im Autoradio. Die Autokennzeichen verrieten den Einzugsbereich der Besucher, die neben Bad Kreuznach aus Alzey, Bamberg, Birkenfeld, Koblenz, Main-Kinzig, Mayen, Rockenhausen, Vogelsbergkreis, Westerwald und Wiesbaden kamen. Die Autos der ersten Reihen hatten direkten Blickkontakt zur Live-Bühne, aber dies tat der allgemeinen „Feierstimmung“ keinen Abbruch. Im Gegenteil: Als hätten sich die Besucher abgesprochen, spielte sich rasch ein, daß Applaus signalisiert wurde mit Einschalten der Warnblinklichter, Emotionen zu den Künstlern mit Konfettiraketen oder dem Schwenken von Leuchtstäben kundgetan wurden. Ein Gast hatte eine Papp-Hand auf einem Holzstab befestigt mit dem Ziel, den Künstlern zuwinken zu können. Endete ein Song oder der Künstlerauftritt, gab es wie auf Befehl ein lautstarkes Hupkonzert. Ein Blick in manche Autos verriet: Die Besucher störte es nicht im Auto zu Schunkeln, zu Singen und zu Feiern. Da kam echte Partystimmung auf, die oft ihren Höhepunkt erreichte, wenn die Künstler die Bühne verließen und zwischen den Autos tanzend und singend auftraten.
Was für eine geniale Aktion. Ein herzliches Dankeschön an die Kreuznacher Stadtverwaltung, das WRS Veranstaltungsteam und besonders die zahlreichen Kreuznacher Sponsoren Schuh+Sportpalast, Cineplex, Pro City, Sparkasse, Stadtwerke und Volksbank. Das mobile Autokino erlebt sicher in der Corona Pandemie eine starke Renaissance – lassen sich die Maßnahmen zur Kontaktvermeidung hier super leicht einhalten.
Gez. Charlotte Eberwien, 8. Juni 2020
Solidarisch bleiben und nicht übermütig werden
Die Helden des Alltages in der Corona-Krise wurden in den vergangenen Wochen vielfach gelobt, gefeiert und beklatscht und das zu Recht. Wir haben uns auch über eine Welle der Solidarität gefreut, die aber bereits wieder am abebben ist. Dies ist zumindest das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg und Erlangen am 18. und 19. Mai., berichtet die Süddeutsche Zeitung. „Bei vielen Menschen zeigt sich die Einstellung jeder ist sich selbst der Nächste“, resümiert Studienleiter Matthias Fifka. Viele seien eher für Maßnahmen, die ihnen selbst möglich wenig schaden, ungeachtet der Folgen für andere.
Wie schnell sind doch die Bilder des Todes vergessen, insbesondere das Foto, das der Italiener Emanuele di Terlizzi von seinem Balkon aus am 18. März in Bergamo geschossen hat. Zu sehen ist ein Konvoi von Militärfahrzeugen, die Särge zum Zentralfriedhof bringen. Dieses schockierende Foto ging um die Welt.
Wir sind alle froh, dass Zug um Zug unser Alltag wieder zurückkehrt, wir wieder Freunde treffen, Restaurants und Kneipen besuchen können, dass wieder Veranstaltungen möglich sind.
Nicht nur vor dem Hintergrund der schrecklichen Folgen, die eine Corona-Erkrankung haben kann, sollten wir aber nicht übermütig werden. Egoismus kann zu einem Krebsgeschwür mutieren, das die Solidargemeinschaft in unserer Gesellschaft zerfrisst.
Gez. Hansjörg Rehbein, 7. Juni 2020
Elvis hat ausgedient - Friseur hat den richtigen Namen nun schriftlich
Seinen ersten Friseurtermin nach langer Zeit hat Pitt Elben nun auch im Corona-Tagebuch verewigt.
„Als ich heute nach zwei Monaten Wildwuchs endlich wieder zum Friseur durfte, hatte ich den Termin schon vor rund zehn Tagen telefonisch vereinbart. Auf die Frage nach dem Namen antwortete ich wie immer, seit einigen Jahren: Elvis. Obwohl nur die erste Silbe stimmt.
Doch hatte ich nach ein paar Versuchen aufgehört ihn zu korrigieren, denn ich fand seinen beharrlichen Irrtum charmant, obwohl ich nie Elvis-Fan war. Er lächelte stets, sobald er mich sah, und manchmal brachte ich ihn am Ende meiner Kurzhaarfrisur zum Lachen, wenn ich ironisch fragte, wo denn meine Elvis-Tolle geblieben war.
Heute nun lag am Eingang, neben dem Desinfektionsspender, ein Hausaufgabenheft, in das sich jeder Kunde eintragen sollte. Das habe ich gemacht, wahrheitsgemäß. Und am liebsten hätte ich in Klammern noch Elvis dazu gesetzt, mit einem Kreuzzeichen – als Zeichen, dass der echte Elvis nun „out“ war. Aber er sah meinen Namen, nickte verständig – und begrüßte mich erstmals mit meinem richtigen Namen.“
Pitt Elben, 6.. Juni 2020
Hope (Hoffnung) in Corona-Zeiten
Ihre Hoffnungen in der Corona-Krise hat Eva Bock-Meyer in einem Gemälde verarbeitet. Die Künstlerin und ehemalige freiberufliche Modedesignerin hat ihre Werke auch in Bad Kreuznach ausgestellt. Für das Corona-Tagebuch schickte sie Ihr Bild "Hope", mit dem sie folgende Gedanken verknüpft:
Mein Bild "HOPE", bekommt in Corona Zeiten eine ganz neue Bedeutung. Hoffnung auf ein bewussteres Wahrnehmen unserer Umwelt. Hoffnung auf Wertschätzung von Nähe mit der Familie und Freunden. Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona Krise. Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff. Hoffnung auf Vernunft. Hoffnung auf Einsicht. Hoffnung auf eine veränderte, bessere Welt
Gez. Eva-Bock-Meyer. 5. Juni 2020
Harte Zeiten auch für Taxifahrer(innen)
Mittwoch, 13. Mai 2020: Heute mussten Franz und ich ausnahmsweise ein Taxi in Anspruch nehmen. Die Fahrt sollte vom Ende der Bosenheimer Straße zur Schuhgasse gehen.
Das Taxi rollte auch prompt an. Eine nette, nicht mehr ganz junge Frau stieg aus dem Wagen, verlud den Brötchenbackautomaten, den wir gekauft hatten, in den Kofferraum und bat uns, im Fond Platz zu nehmen. Wie wir hören, darf neben dem Fahrer niemand mehr sitzen. Eine dicke, transparente Plastikplane mit einer schmalen, quadratischen Öffnung als „Gelddurchreiche“ trennt den Fahrer vom Fahrgastbereich (Foto).
Auf der Fahrt durch die belebte Bosenheimer Straße in Richtung Innenstadt berichtet die Fahrerin, Frau Heimfarth, auf meine Frage, wie das Taxiunternehmen in Corona-Zeiten denn so laufe, es sei einfach katastrophal. Kein Mensch wolle jetzt mehr mit dem Taxi fahren.
Sie erzählt: „Mein Chef musste schon vier Wagen abmelden. Wir fahren in Kurzarbeit. Es ist wirklich schlimm! Die Leute glauben, sie würden sich im Taxi anstecken, aber es werden ja alle Hygieneregeln streng beachtet. Das Einzige, was momentan noch geht, sind Dialysefahrten. Die Patienten können ihre Behandlung ja nicht abbrechen, also fahren sie zum Nierenzentrum. Aber sonst…..“ Sie seufzt resignierend.
Vor Corona, berichtet sie weiter, seien die Leute insbesondere nach Abendveranstaltungen wie Konzerten oder nach Festen mit dem Taxi nach Hause gefahren. Weil jetzt alles verboten sei, bräche dieses wichtige Geschäft weg. Frau Heimfahrt beklagte außerdem, dass alle „systemrelevanten“ Gruppen für ihr Engagement gelobt werden, aber an die Taxifahrer denke kein Mensch. Dabei seien sie doch auch immer auf dem Posten und zudem ansteckungsgefährdet.
Ich muss gestehen, dass ich auch nicht an die Taxichauffeure gedacht habe. Aber ich fahre ja auch äußerst selten mit dem Taxi. Hoffentlich hat nebst guten Worten mein Trinkgeld Frau Heimfahrt ein wenig versöhnt.
Marita Peil, 4. Juni 2020
Corona verschafft der Natur eine Atempause und danach?
Der Himmel ist blauer und ist in der Nacht ein Meer von Sternen, die Luft ist klarer und frischer, die Farben der Natur leuchten in der Sonne kräftiger. Corona verschafft unserer Natur eine Atempause, so sieht es zumindest aus, so fühlt es sich auch an.
In den vergangenen Wochen gab es viel weniger Flüge, es waren wesentlich weniger Autos auf den Straßen und auch die Kreuzfahrtschiffe mussten ankern. Nach ersten Untersuchungen gehen Wissenschaftler davon aus, dass der weltweit drastisch gesunkene Schadstoffausstoß sich nach kurzer Zeit positiv auf die Umwelt auswirkt. Die Luftverschmutzung reduzierte sich um 20 bis 40 Prozent, die Schadstoffe durch die Luftfahrt gar um 85 Prozent: Daher müssten nun auch die letzten Zweifel an der These ausgeräumt sein, dass der Mensch maßgeblichen Anteil am Klimawandel hat.
Nach Corona werden die Räder, die die Welt und unsere Wirtschaft drehen, nicht stillstehen. Aber wenn nach dem Shut-Down komplett wieder hochgefahren wird, haben wir es nach den dann folgenden Schadstoffmessungen schwarz und weiß welchen Preis wir für die totale Mobilität bezahlen. Nicht nur durch die Jugend-Bewegung Friday for Future erwarte ich spannende Diskussionen welchen Kurs die Menschheit einschlagen wird.
Gez. Hansjörg Rehbein, 3. juni 2020
Beobachtungen temporärer Veränderungen durch Corona
Zu den Autorinnen des Corona-Tagebuches gehört auch die ehemalige ehrenamtliche Stadtfotografin Charlotte Eberwien:
Im täglichen Leben mit Corona sind viele Veränderungen von März bis heute zu beobachten, die allerdings nur temporäre Erscheinungen sind. Über Ostern konnte man an der Kreuzkirche ein grünes Banner mit den tröstenden Worten finden „Vereint trotz Distanz“. Das wochenlange Schließen aller Kirchen, Kapellen und „Moscheen“ hat schlagartig alle Gläubigen getroffen und rasche Reaktionen seitens religiöser Institutionen spendeten sicher für viele Trost und das Gefühl von Gemeinsamkeit. Erstaunlich und zugleich sehr erfreulich empfand ich das weiße Banner an einem Wohnhaus auf der Mannheimer Straße 49 mit dem Wortlaut „Alles wird gut“, geschmückt mit der Europa Fahne (Foto). Da habe ich lange vor gestanden und mir Gedanken gemacht, wer hier wohl diese grandiose Idee hatte, den Balkon so sinnvoll zu nutzen. War es der Bewohner oder gar der Hauseigentümer? Diese Geste von „Gemeinsam sind wir stark“ berührt sicher jeden von uns in der jetzigen Corona Pandemie Zeit. Ein tiefes, von Herzen kommendes Dankeschön an den Verursacher
.Mit der Lockerung diverser Beschränkungen / Verbote (Öffnung Restaurants, Schwimmbäder, Kulturparkanlagen usw.) isind vor Einkaufsgeschäften wieder verstärkt Security Personal zu sehen, eine Maßnahme, die ich für sehr wichtig erachte, weil nur Kontrolle und begrenzte Besucherzahlen die Einhaltung staatlich verordneter Richtlinien garantieren. Was mich jedoch stark verwundert, daß manche Geschäfte zur Nutzung eines Einkaufswagens den Bürger zwingen, ohne diese Wagen nach Gebrauch sofort zu identifizieren! Beobachten z.B. bei Bauhaus und Obi.
Da habe ich in Worms deutlich bessere Regelungen getroffen, jeder Einkaufswagen musste zur Desinfizierung nach dem Einkaufen an einen speziellen Abstellort platziert werden. Super vorbildlich! Seit März 2020 sind vor vielen Bäckereien, Geschäften und der Hauptpost in Bad Kreuznach vor Geschäftsöffnung Menschenschlangen zu sehen. Das erinnert mich jedes Mal an meine vielen Besuchen in die DDR, wo sich viele Westdeutsche ironisch über diese Menschenwarteschlangen vor Geschäften geäußert haben. Und nun? Sicher lachen diese Menschen heute nicht mehr über Menschenschlangen.
Im Industriegebiet ist seit April zu beobachten, dass der Schichtbetrieb eines Großunternehmens im Zeitraum 13.40 Uhr bis 14.00 Uhr am Zebrastreifen zu starken Menschenansammlungen und damit Verkehrsstau für den Fahrzeugverkehr führt. Sollten nicht gerade in Corona Zeiten solche Menschengruppen vermieden werden? So lebhaft war es seit Bestehen des Zebrastreifens vor 8 Jahren noch nie. Berufstätigen ist seit der Corona Krise aufgefallen, dass Mitte April die Benzinpreise ihr niedrigstes Preisniveau erreicht hatten. Die Preise für Diesel 0,97 €, Super 1,09 €, Super E10 1,06 von April 2020 haben sich jetzt wieder erhöht zum Normalpreis von Diesel 1,00 €, Super 1,20 €, Super E10 1,17 € (Beispiel: freie Tankstelle Planiger Straße). Generell sind derartige Niedrigpreise in wiedereröffneten Geschäften städteweit überall zu beobachten. Sicher nur ein kleiner aber wichtiger Trost für uns alle. Deren Folgen und Ausmaße zur Zeit noch nicht absehbar sind für Wirtschaft und Wohlstand der nächsten Jahre!
Charlotte Eberwien, 2. Juni 2020
Busfahren in Coronazeiten
Von ihrer Erfahrung im ÖPNV zu Corona-Zeiten berichtet Nadine Müller:
Seit einigen Jahren bin ich Berufspendler und fahre immer werktags mit dem Bus zur Arbeit und wieder nach Hause. Eigentlich ist die Busfahrt ziemlich entspannend. Man kann dabei etwas lesen, aus dem Fenster schauen, einfach abschalten oder ein nettes Gespräch führen.
Aber seit Corona ist alles anders!
Am 13. März 2020 hingen an der Fahrertür der Deutschen Bahn Busse ein Schild mit der Aufschrift "Verehrte Fahrgäste, zum Schutz der Fahrer vor dem erhöhten Infektionsrisiko gibt es derzeit keinen Einstieg und Fahrkartenverkauf beim Fahrer. Bitte nutzen Sie die hinteren Türen."
Von da an, durfte man nur noch hinten einsteigen. Der Fahrkartenverkauf war eingestellt und die Fahrscheine mussten nicht mehr vorgezeigt werden. Hinter dem Fahrer wurde ein Absperrband gezogen. Es war doch sehr befremdlich. Aber ansonsten gab es keine Einschränkungen.
Durch den Anstieg der Corona Fälle in den weiteren Wochen und das doch erhöhte Ansteckungsrisiko, versuchte ich auf Busfahrten zu verzichten. Am Mittwoch, 15.04.20, ließ es sich nicht mehr vermeiden und ich musste mit dem Bus nach Hause fahren. Zu meinem Pech, fiel der Bus kurzfristig aus und wir mussten auf den nächsten warten. Was für ein Glück schien die Sonne und man konnte das schöne Wetter genießen. Allerdings nervte mich, dass einige Leute den Mindestabstand von 1,50 m nicht einhielten.
Der Bus kam dann doch schon früher als angegeben, was mich freute, doch der ließ nur die Fahrgäste, die sich im Bus befanden, aussteigen und schloss dann die Türen. Denn der Busfahrer musste seine vorgeschriebene Pause machen. Was leider bei einer Person eher auf Unverständnis stieß. Bis wir aber einstiegen, hatte er sich wieder beruhigt. Der Busfahrer tat mir leid, da die Busfahrer/innen dem Corona Virus doch eher schutzlos ausgesetzt sind und auch noch die schlechte Laune einzelner Fahrgäste ertragen müssen.
Der Bus fuhr dann planmäßig ab und war jetzt natürlich auch recht voll.
Eine Schutzmaske hatte ich leider keine dabei, aber zum Glück meinen Schal, den ich als Nasen -Mundschutz verwendet habe.
Ich war froh, als ich die 10 minütige Busfahrt endlich hinter mir hatte. Irgendwie hatte ich jetzt das Gefühl, dass ich mich doch jetzt hätte anstecken können mit dem Coronavirus. Was aber zum Glück nicht so war.
Ich ziehe aber nun freiwillig meine Nasen –Mundschutz-Maske an, wenn ich mit dem Bus fahre.
Gez. Nadine Müller 1. Juni 2020
Die Sehnsucht nach einem Haarschnitt
Der ehemalige städtische Beigeordnete und derzeitige Vorsitzende des Freundeskreises Kreiznacher Johrmarkt, Dieter Gronbach, hat über seinen ersten Friseurbesuch nach langer Zeit einen Beitrag für unser Corona-Tagebuch geschrieben:
Die Schließung der Friseurläden für 6 Wochen während der Coranazeit sorgte für viel Unbehagen. Obwohl es viele wichtigere Gesundheitsfragen gab, wurde der morgendliche Blick in den Spiegel zum Stimmungstest, denn eine schlechte Frisur kann auch auf das Gemüt schlagen. Hier gilt das Motto: „Die Krise ist schon schlimm, aber die Krise und schlecht frisiert ist noch schlimmer!“
Frauen und Männer trugen während der „friseurlosen Zeit“ notgedrungen Frisuren, die von der Haarlänge an die 60 und 70er Jahre erinnerten: Locken sprießten, Ohren waren wieder bedeckt und das Nackenhaar wuchs und wuchs. Einige fürchteten schon eine Tendenz zur „Matte“ oder gar die Rückkehr zu „Vokuhila“ (vorne kurz, hinten lang) und ergriffen wagemutig Gegenmaßnahmen. Eigenversuche (oder auch Hilfestellungen des Partners/der Partnerin) mit Schere, Rasierer oder Langhaarschneider führten oft nicht zum gewünschten Erfolg, so auch bei Vizekanzler Olaf Scholz. Eine unsaubere Kante und ein „Loch“ in der seitlichen Haarbracht brachten ihn zu der Aussage: „ich habe mir selbst die Haare geschnitten und fürchte, man sieht es auch“.
Viele leidgeprüfte Frauen fragten sich beim Anblick der Spitzenpolitikerinnen und Fernsehmoderatorinnen jedoch, wie diese zu ihren gut sitzenden und gestylten Frisuren gekommen sind. Auch im Alltagsleben traf man immer wieder auf perfekt frisierte Personen, die einem lächelnd von ihren „frisurentechnischen Fähigkeiten“ oder denen ihrer Großmutter oder Tante erzählten. Gab es vielleicht doch einen Markt, der nicht für jeden offen war?
Wir groß war die Freude, als die Beschränkung fiel und ab 4. Mai wieder reguläre Besuche beim Friseur erlaubt waren! Auch ich sicherte mir eine Reservierung und war bei meiner Stammfriseurin im Hofgut (der ich seit über 25 Jahren die Treue halte) einer der ersten Kunden nach der Öffnung. Gerne nahm ich auch die Auflagen hinsichtlich der Registrierung, Desinfektion, Maskenpflicht u.ä. hin, wobei eine Regelung bei einem Friseur/in besonders schwerfällt: die Kommunikation ist auf ein Minimum zu beschränken!!!
Gez. Dieter Gronbach, 30. Mai 2020
Der Angst ein Gesicht geben
Oliver Degen ist Kunstlehrer am Gymnasium an der Stadtmauer und arbeitet darüber hinaus als Maler und Designer. An verschiedenen Stellen in der Stadt, meist Hauswände, sind seine Werke (zum Teil auch Schülerprojektarbeiten) zu sehen. Für das Corona-Tagebuch hat er ein Bild gemalt, das er wie folgt erklärt:
Meine gesamte Jugend war durch asthmatische Probleme gekennzeichnet. Deshalb weiß ich, was Atemprobleme sind. So begann mich das Thema Corona auch irgendwann mehr und mehr zu betreffen. Die Beunruhigung führte deshalb auch dazu, mich bildnerisch damit auseinanderzusetzen und der Angst ein Gesicht zu geben.
Die grüne abstrakte Form links drückt Nähe aus, die von den momentanen Umständen verhindert wird und die deshalb auch versteinert wirkt. Die Nacktheit soll die allgemeine Verunsicherung und das Ausgeliefertsein verdeutlichen. Aus dem durch den Schädel verdeutlichten Tod wächst aber neues Leben, der Baum wird zum Teil der etwas Hoffnung ausdrückenden Landschaft des Bildhintergrunds.Oliver Degen, 29. Mai 2020
Unheilvolle Allianz missbraucht Existenzängste in der Corona-Krise
Freiheitsfanatiker, die in ihrem Egoismus ihre persönlichen Rechte über den Gesundheitsschutz ihrer Mitmenschen stellen, Verschwörungsideologen, die hinter der Corona-Pandemie böse Mächte sehen und die Feinde unserer liberalen Demokratie, die uns nur zu gerne zeigen wollen, was Zucht und Ordnung in deutschen Landen ist. Die Corona-Protest-Bewegung ist zwar eine Minderheit, aber eine unheilvolle Allianz, die die Ängste von Menschen, die um ihre Existenz fürchten, für ihre Zwecke und Ziele missbraucht, gegen einen Staat, der milliardenschwere Hilfsprogramme beschließt, um die wirtschaftliche Katastrophe abzuwenden. Die Morddrohungen gegen den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach und den Chef-Virologen der Berliner Charité, Christian Drosten, sind ein weiterer Tiefpunkt in unserer politischen Kultur.
Blicken wir auf das Desaster in den USA, in Russland, England, in der Türkei und in Brasilien und sind froh, dass die Regierungen in Bund und Land bislang so verantwortungsvoll und besonnen mit der Bedrohung durch die Corona-Pandemie umgehen. Die uneinheitliche Vorgehensweis auf Länderebene sorgt allerdings für Unruhe in der Bevölkerung und fördert die Proteste. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir ohne den Lockdown in unserem Land eine weitaus höhere Zahl an Corona-Opfern beklagen müssten.
Für dieses Krisenmanagement gibt es in der Welt große Anerkennung und kaum Verständnis für die Protestbewegung. In Italien gehen Menschen auf die Straße, weil sie ihr Essen und ihre Miete nicht mehr bezahlen können. Und hier fürchten sich Menschen vor Bill Gates und den 5G-Sendemasten.
Wir werden noch genug Gelegenheit haben, von unserem Grundrecht der Versammlungsfreiheit Gebrauch zu machen. Spätestens dann, wenn uns nach der Krise die Devise drohen sollte: „Einfach so weitermachen wie bisher“.
Gez. Hansjörg Rehbein 28. Mai 2020
Einkauf am Gemüsestand
Mit spitzer Feder karikiert und illustriert er Kurzgeschichten, so die Comics vom Jahrmarkt. Fred Lex, Journalist und Mitglied der Künstlergruppe Nahe, schreibt und zeichnet auch für das Corona-Tagebuch des Hauses der Stadtgeschichte:
Seit meine Frau mich für unseren Zwei-Personen-Rentner-Haushalt zum Chefeinkäufer ernannt hat, bin ich morgens schon früh auf den Beinen. Schlange stehen vor den Einkaufsmärkten vermeidet man am besten, wenn man bereits in den Morgenstunden präsent ist. Dann sind die Kontrolleure in den Gelbwesten am Eingang noch mit ihren Handys beschäftigt und es gibt keine Wartezeiten, weil der Markt besuchermäßig noch nicht am Limit ist.
Wir wohnen gleich um die Ecke nicht weit von der Alzeyer Straße und liegen damit an einer interessanten Supermarktkette in Bad Kreuznach-Südost. Ganz unten der Obi, dann der Lidl, am Friedhof ein türkischer Discounter, es folgt der Rewe-Kreisel und ganz oben der Aldi. Auf jeden Fall: zur Not kann man alles zu Fuß erreichen.
Ich starte mit dem Einkaufskorb am liebsten am Gemüsestand. Diesmal ist Blumenkohl dran. Blumenkohl gehört zu den gesündesten Gemüsearten. Mein ausgewählter Blumenkohlkopf ist zum Stückpreis von 4,99 € zu haben. Als ich nach Hause komme, schlägt meine Frau entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen: „Vier Euro neunundneunzig!!!“. Sie gehört zu den kritischen Hausfrauen, die gerne mal zum Vergleich an die D-Mark-Zeiten erinnern. Damals bekochte sie einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und vier Kindern, da war Wirtschaftlichkeit angesagt. „Da hätte ich ja damals für den Blumenkohl zehn Mark hinlegen müssen“, stellt sie fest. Ich weise darauf hin, dass die Landwirtschaft in der Corona-Krise enorm unter Kostenstress steht. Außerdem ist bekannt, dass der Blumenkohl schon immer teuer ist, weil die Landwirte in Handarbeit die Deckblätter über das Innere knicken, damit die von Natur aus elfenbeinfarbenen Blumenkohlröschen auf Wunsch der Hausfrauen schön weiß bleiben.
Wenn ich mich richtig erinnere, hatte mein Blumenkohl keine Deckblätter. Aber er war ein richtiges Prachtexemplar und ließ sich zur Hälfte für eine weitere Mahlzeit einfrieren.
Fred Lex, 27. Mai 2020
Wenn die Gondeln Trauer tragen – Nix is mit nix wie enunner
Der Titel des britisch-italienischen Horrorfilmes aus den 70er-Jahren passt: Wenn die Gondeln Trauer tragen, kann das nur heißen: unser Jahrmarkt fällt aus. „Nix wie ennuner“ hat das gleiche Schicksal wie „O`zapft is“. Auch das Oktoberfest in München fällt dem Schutz vor dem Corona-Virus zum Opfer. Mich befällt da ein ganz anderes Virus, der „horror vacui“, die Angst vor der Leere.
Statt fröhliche Menschen auf dem Riesenrad oder im Weinzelt und Gassen voll mit Buden und Karussells gähnende Leere auf der Pfingstwiese. „Horror vacui“ steht in der Kunst für das Bedürfnis „leere Stellen auszufüllen“. Dafür reicht meine Fantasie. Die realen Bilder gibt es aber erst in 2021, HOFFENTLICH!.
Zeigen wir bis dahin aber unser Herz für die Schausteller, die schweren Zeiten entgegengehen. Füllen wir unsere Jahrmarktskassen weiter mit Silberlingen, sparen unser Kerwegeld für 2020 und geben es doppelt im kommenden Jahr aus.
Gez. Hansjörg Rehbein, 26. Mai 2020
Trauriges Osterfest
Viele gläubige Menschen haben die geschlossenen Kirchen in der Lockdown-Zeit als sehr bedrückend empfunden. Dazu gehört auch Marita Peil, die sich sehr stark in der katholischen Kirchengemeinde engagiert. Über das „Osterfest ganz anders“ hat sich auch in ihrem Tagebuch geschrieben.
Eintrag, 10. April 2020:
Heute habe wieder Kirchenaufsicht in St. Nikolaus, ein Amt, das ich sehr gerne ausübe, weil es einem Zeit und Ruhe zum Nachsinnen gibt. Doch heute geht es zu meinem Erstaunen trotz Corona recht turbulent zu. So kommen – freilich in Abständen – ziemlich viele Leute. Ich habe Desinfektionsspray mitgebracht, das nun zur Anwendung gelangt. Dann platziere ich die Leute auf Abstand in den Bänken. Das bedeutet: Alle vier Bänke eine Person oder ein Paar. Meine allmonatliche Kirchenführung muss noch immer ausfallen. Jammerschade!
Ich sitze auf der erhöhten "Puricellibank“ im südlichen Seitenschiff, um den Kirchenraum gut im Blick zu haben.
Ach Gott, morgen ist Ostermontag. Aber wie sieht es in der Kirche aus!
Die Flügel des Hochaltars sind noch fastenzeitlich geschlossen. Nicht eine einzige Blume schmückt Chorraum und Altar.
Das ewige Licht auf dem Tabernakel erlischt gerade. Ich geh in die Sakristei, hole ein neues und tausche es gegen das verbrauchte aus.
Morgen wird es wegen Corona keine Osternachtfeier und kein Osterhochamt in St. Nikolaus geben. Pastor Kneib wird den Gottesdienst unter Ausschluss aller Gläubigen in Heiigkreuz zelebrieren. Am nächsten Sonntag wird es auch keine Erstkommuniongottesdienste geben. Alles, auch die Familienfeiern, musste abgesagt werden. Die armen Erstkommunikanten tun mir richtig Leid! Sie hatten sich gewiss auf ihren Ehrentag gefreut.
Solche Ostern musste ich noch nie erleben!
Trauriger Ostersonntag ohne Auferstehungsfeier.
Trauriger Weißer Sonntag ohne Kommunionkinder.
Leere Kirchen. Keine österlichen Jubelgesänge. Keine Osterfreude.
Gott hasst diese Welt!?
Marita Peil, 24. Mai 2020
„Nomen est omen“ oder: Der Name zählt!
Pitt Elben hat uns wieder einen Beitrag für das Corona-Tagebuch geschickt: In Zeiten von Corona zählt der gebotene Abstand – neudeutsch: social distancy – zu den wichtigsten Regeln, sorgt aber auch für Vereinzelung und Vereinsamung, vor allem bei Singles. Trotzdem verdanke ich den Corona-Regeln auch positive Erfahrungen.
Die kleine Bäckerei in der Altstadt, bei der ich Stammkunde bin, bietet noch handwerklich und geschmacklich überzeugendes Brot – ohne vorgefertigte Teiglinge und Backmischungen. Eine freundliche Verkäuferin bedient mich regelmäßig morgens, doch ihren Namen kannte ich bisher nicht. Und wäre wohl kaum auf die Idee gekommen, danach zu fragen.
Doch am Tag, als die Maskenpflicht in Kraft trat, tummelte sich auf ihrem Gesichtstuch eine Schar bunter Fuchsköpfe, was mich schmunzeln ließ. Offenbar selbst genäht, dachte ich und fragte sie danach.
„Klar, passt ja gut zu mir, weil ich so heiße!“
Seit der Zeit begrüße ich Frau Fuchs immer mit Namen – und den werde ich wohl nie mehr vergessen.
Pitt Elben, 23. Mai 2020
Auch nach Corona haben junge Menschen gute Perspektiven
Die Digitalisierung unserer Arbeitswelt wird nach Corona weiter rasant ihren Lauf nehmen. Die Kommunikation über Videokonferenzen aus dem Homeoffice werden zunehmend den Alltag bestimmen, aber sicherlich nicht das persönliche Gespräch komplett ersetzen.
Diese Rahmenbedingungen bereiten jungen Menschen kein Kopfzerbrechen, gleichwohl aber die Sorge welche Arbeitsplätze es künftig geben wird. Geht der Trend weiter zu Zeitverträgen, werden immer mehr Menschen zur Selbstständigkeit gezwungen, weil Arbeitgeber sich die Sozialabgaben sparen wollen?
Meine beiden Söhne studieren, Kommunikationsdesign bzw. Architektur. Im Kreise ihrer Kommilitonen haben nicht wenige Zweifel, ob sie das richtige gewählt haben. Dazu tragen auch düstere Berufs-Prognosen alter Hasen für die Zeit nach Corona bei. Ich bestärke meine Söhne aus der Überzeugung heraus, dass sie die richtige Wahl getroffen haben.
Einem Kommunikations-Designer bietet die Digitalisierung viele Betätigungsfelder. Und für die Architekten ist beispielsweise die Umgestaltung der Bürotürme in den Großstädten, die wegen der wachsenden Zahl von Heimarbeitsplätzen nicht mehr alle benötigt werden, eine große und reizvolle Herausforderung.
Gez. Hansjörg Rehbein, 22. Mai 2020
Ich mag „meine“ jungen Leutchen und meinen Job sehr
„Corona – ein unvollständiges Tagebuch“ schreibt die Bad Kreuznacher Buchautorin Marita Peil und stellt für das Corona-Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte Auszüge daraus zur Verfügung. Im ersten Teil schildert sie welche gravierende Auswirkungen der Lockdown auf ihre Arbeit als Nachhilfelehrerin hat. Die Ereignisse des 11. März hat sie nachgetragen:
Am frühen Nachmittag des 11. März kommt ganz überraschend der Anruf meiner Nachhilfeschülerin Sarah (Foto). Ihre Schule, das Gymnasium am Römerkastell, wo sie die 11. Klasse besucht, wurde von jetzt auf gleich geschlossen. Der Grund: Ein Schulkamerad aus der Parallelklasse hatte sich mit dem Corona-Virus infiziert. „Ich muss jetzt erst mal zwei Wochen in Quarantäne“, berichtet Sarah. An ihrer Stimme merke ich, dass sie schon ein wenig Angst hat, selbst infiziert zu sein, denn sie hatte ja Kontakt zu dem betreffenden Jungen.
Ich bin ebenfalls erschrocken, lasse mir aber nichts anmerken, sondern tröste sie damit, dass sie sich ja nicht zwangsläufig auch angesteckt haben muss. Ich rate ihr, genau zu beobachten und sich ggf. testen zu lassen. Sarah geht gerne zur Schule. „Die fällt jetzt erst mal aus“, bedauert sie, „und zu Ihnen kann ich dann nicht mehr kommen. Vielleicht fangen wir erst nach den Osterferien wieder an.“
Na gut denke ich, dann ist es ebenso. Die Gesundheit geht vor. Ihren Ballettunterricht kann sie natürlich ebenfalls vergessen – bis auf weiteres. Ich werde Sarah sehr vermissen, aber irgendwann kommt sie ja wieder, wenn sie gesund bleibt!
Der nächste Anruf kommt von Arda. Auch die Nachbarschule des Röka, die IGS Sophie Sondhelm, muss ihre Pforten schließen. „Hurra, keine Schule“, jubelt Arda am Telefon, „jetzt kann ich den ganzen Tag zocken!“ Zögernd fragt er an, ob er zu mir kommen muss. „Mit Sicherheit nicht, erwidere ich. Gruß an Deine Eltern und bleib gesund.“
Die beiden Telefonate haben mich erschüttert. Ich mag „meine“ jungen Leutchen und meinen Job sehr. Und nun kommen die Corona-Ferien, auf unbestimmte Zeit. Sehr traurig.
Unter dem Datum Montag, 4. Mai, schreibt sie:
Sarah ist zurück, die Oberstufe des Röka hat den Unterricht wieder aufgenommen. Obwohl sie mich während der Coronaferien schon mal angerufen hat und ich in den sieben Wochen ganz gewiss keine Langeweile hatte, bin ich sehr glücklich, dass sie wieder da ist“
Natürlich gelten bei mir strenge Hygieneregeln; Ohne Maske dürfte Sarah mein Haus nicht betreten. Sie hat aber eine dabei und legt sie noch auf der Straße an. Es folgen Händewaschen und Desinfektion. Dann beginnt der Unterricht – mit 1,70 m Abstand. Es ist Einzelunterricht. Natürlich muss ich auch eine Maske anlegen, sehr unangenehm, zumal die Brille dauerbeschlagen ist. Egal! Arbeit ist ein Privileg!
Mein zweiter Schüler heißt Kemina (Foto) und besucht die 4. Klasse. Er ist ein goldiger Ägypterjunge, aber er hasst die Maske. Sie ist bei aber Pflicht. „Denk an deine – und meine Gesundheit“, tröste ich ihn, „Es werden wieder bessere Zeiten kommen.“
In der Schule hat er das Thema Gedichte. Ich erkläre ihm die Begriffe Vers, Strophe, Paarreim, Kreuzreim, Metrum und schreibe ihm alles mit Beispielen auf.
Tagebuch-Eintrag, 8. Mai:
Schon vor dem Ende der erzwungenen Ferien habe ich mir vorgenommen, nur Sarah, Kemina und eine Achtklässlerin der Crucenia-Realschule plus, Silvana, zu unterrichten.
Obwohl ich Arda sehr gerne mag, werde ich mich von ihm verabschieden. Er lernt sehr ungern, bleibt bei jeder sich bietenden (oder erfundenen) Gelegenheit der Schule und dem Unterricht fern und verweigert permanent die Leistung. Deswegen hatte ich mit den Eltern schon vor Corona endlose Diskussionen.
Heute überrascht mich Kemina mit der Botschaft, er müsse die verhasste Maske 35 Jahre lang tragen, weil es dann erst einen Impfstoff gegen Corona gäbe. Richtig niedergeschlagen ist er.
Ich lache und frage ihn, woher er diese Weisheit habe, und prompt kam die Antwort: „Aus dem Internet“. Na klar, woher auch sonst.
Ich erkläre dem Jungen, dass die Wissenschaftler fieberhaft an einer Entwicklung von Impfstoffen arbeiten und dass zur Zeit nicht gesagt werden kann, wann er kommt – Er ist erst mal zufrieden.
Gez. Marita Peil, 21.Mai 2020
Geht es nach Corona mit „Geiz ist geil“ weiter?
„Geiz ist Geil“ hieß ein populärer aber auch umstrittener Werbeslogan einer großen Elektrohandelskette. Ich setze noch ironisch eins drauf. „Gier ist geiler“. Geht die schon exzessive Schnäppchenjäger-Mentalität und das ruinöse Überbieten des Handels mit Billigstangeboten nach der Krise und einem kurzen Durchatmen einfach so weiter? Das ungehemmte Wachstum und das damit einhergehende rücksichtslose Verbrauchen natürlicher Ressourcen in den Zeiten vor Corona führte dazu, dass wir am Rande eines Abgrunds stehen.
„Wir werden lernen mit weniger zu leben, selbstbestimmter und achtsamer zu sein“, ist die niederländische Trendforscherin Li Edelkoort optimistisch. Ich hoffe, sie behält recht. Ich bin dabei, meine Lebensgewohnheiten zu verändern.
Verzicht bedeutet auch, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und dazu gehört kein Wochenendtrip zum Christmas-Shopping nach New York. Und Fleisch müssen wir auch nicht jeden Tag auf dem Teller haben.
Gez. Hansjörg Rehbein, 20.5.20
Freudige Überraschung für Freibad-Enthusiasten
Ein paar Bahnen im Becken schwimmen, danach gemütlich am Kiosk Pommes essen und auf der Wiese die Seele baumeln lassen. Damit hatten viele dieses Jahr schon abgeschlossen. Daher war die Ankündigung, die Freibäder Ende Mai/Anfang Juni wieder zu öffnen, eine freudige Überraschung für alle Seepferdchenbesitzer und Freibad-Enthusiasten in Bad Kreuznach und Umgebung.
Naheliegende Konzepte zur Einhaltung der Abstandsregeln wie zum Beispiel das Abstecken des eigenen Bereichs durch eine aus Handtüchern geformte Wagenburg oder die Vertreibung der Nachbarn durch Dauerbeschallung sind von vielen Gästen so schon lange Routine.Trotz der wiedergefundenen Normalität wird es wohl trotzdem noch eine Weile dauern bis sich diese Normalität auch wieder "normal" anfühlt.
Online-Gottesdienst ersetzt nicht das Erleben in und mit der Gemeinde
Ihre Gedanken im Corona-Zwangsurlaub in der Zeit vom 20. März bis 14. April hat Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann für unser Corona-Tagebuch niedergeschrieben:
Ostern ist anders. Trotz dem uns Vertrauten, den Scheckerln, dem Osterlamm, dem Blütenstrauß, den Osternestern, der Osterkerze und unserem improvisierten Osterfeuer im Hinterhof. Der online-Gottesdienst ersetzt nicht das Erleben in und mit der Gemeinde. Ein Papst der ohne Gemeinde in einem riesigen Gotteshaus feiert – beklemmend. Ein Bild der Zukunft? Ostersonntag und Ostermontag kochen wir gemeinsam. Es folgen Brettspiele und d i e Verfilmung von Jane Austens Roman „Stolz und Vorteil“. Lange her, dass Darcy vor aufgehender Sonne und Vogelgezwitscher die Worte: Ich liebe, liebe, liebe sie!“ hauchte.
Normalität in außergewöhnlichen Zeiten. Familie ist wichtig. Vermittelt Schutz und Sicherheit, Geborgenheit und Wärme, draußen, das ist unkalkulierbar. Da lauert etwas - aber wo? Und trotzdem ist etwas anders. Vater und Tochter arbeiten täglich im Home-Office. Kein Zwangsurlaub wie ich. An Türen muss plötzlich angeklopft werden. Es finden Videokonferenzen in den eigenen vier Wänden statt. Ist das Outfit nicht zu leger? Den Kampf um die frühen Duschzeiten hatte ich schon vergessen und geregelte Essenszeiten sind wieder notwendig, verbunden mit sehnsüchtig formulierten Wünschen wie: ich würde mal wieder gerne Buchteln essen oder könntest du mal wieder (…), wir hatten schon lange nicht mehr (…) und über einen Kaffee um 10.30 Uhr würde ich mich freuen. Ich bin schließlich im Zwangsurlaub oder etwa nicht? Backe so viel wie seit Jahren nicht mehr. Süßes in bitteren Zeiten!
Vermisse zunehmend meine Kollegen und Freunde. Wenigstens kann ich zu meiner Freundin, ihr unbändiges Lachen, das Strahlen ihres Gesichts erleben. Wir halten Abstand im Hof des Weinguts und sind uns trotzdem nah. Ihre Enkel sind da – Großfamilienidyll. Vertrautes – vor allem Freunde - sind wichtig. Man telefoniert, schickt sich Infos und Fotos, ein kurzes Gespräch an der Tür oder über die Straße mit Bekannten. Die Freundin meines Bruders kann nicht aus U. ausreisen. Der Freund meiner Mutter nicht nach Frankreich zurück, die Grenzen sind für Beide dicht. Meine Tante liegt im Lazarett, man darf sie nicht besuchen. Da wird die Situation kritisch, Angst macht sich breit. Braucht sie Unterstützung? Plötzlich sind da Regeln, Barrieren, die nicht umgangen werden können. Eine Mauer zum Schutz Aller.
Ende
F.B.-G., 18. Mai 2020
Corona-Zwangsurlaub
Ihre Gedanken im Corona-Zwangsurlaub in der Zeit vom 20. März bis 14. April hat Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann für unser Corona-Tagebuch niedergeschrieben:
Die Corona-Krise erfordert die Schließung des Stadtarchivs. Gerade erst aus unseren engen, für ein Archiv, das Kulturgüter bewahrt, wenig geeigneten Räumlichkeiten ins Haus der Stadtgeschichte gezogen, verhindert eine unsichtbare Gefahr, dass wir unsere bekannten Nutzer und neu gewonnenen, neugierig gewordenen Interessenten mit unseren Beständen vertraut machen können. Kaum der Öffentlichkeit übergeben, steht der Betrieb auf Anordnung still. Die Kollegen und ich bauen daraufhin unsere massenhaft angefallenen Überstunden ab, nehmen den Urlaub von letztem Jahr. Ein unfreiwilliges Durchatmen nach all den Anstrengungen der vergangenen 12 Monate ohne wirkliche Pausen. Trotz Zwang willkommen, lässt es uns auf unser fremdgewordenes Menschsein zurückfallen.
Zuhause in meiner Welt, in der sogenannten „alten Welt“, scheint die Krise weit weg. Um mich herum die erwachende Natur, ein dauerhaft blauer, blank wirkender, fast azurner Himmel. Für die Jahreszeit ungewöhnlich viele warme Sonnentage - vertraute Geräusche. Den Garten bestellen, die Obstbäume schneiden, Gras mähen, Hof abflämmen, Holz einholen, aufräumen und erledigen, was schon lange liegt.
Der Corona-Krise begegne ich nur durch das Fernsehen oder Radio - fassungslos was ist, was sein könnte! Alles fährt runter – verlangsamt sich – entschleunigt, macht Platz zum Atmen und Denken und Innehalten.
Bald ist Ostern, die Heilige Woche, und erstmals keine Gottesdienste. An Palmsonntag kein Einzug in die Kirche, keine festlichen Lieder, keine Eucharistie, keine Weihe der Palmen und keine Gemeinschaft. Stattdessen Online-Gottesdienst aus der Kirche mit dem vertrauten Pfarrer. Die geweihten Palmen liegen vor der Kirchentür zum Abholen bereit. Schnell noch die Gräber auf dem Friedhof besucht, ein kurzes Gedenken und wieder nach Hause in die schützenden vier Wände. Irgendwie ist es doch etwas unheimlich da draußen.
Einmal die Woche im Haus der Stadtgeschichte nach dem Rechten sehen. Die Straßen überraschend leer, kaum Autoverkehr. Vereinzelt alte Menschen mit Masken vor Mund und Nase. Hinweisschilder in geschlossenen Geschäften, sonst Hinweise: bitte Abstand halten, Abstand kann Leben retten, Hände desinfizieren. Das Einkaufen geht schnell, nur das notwendigste und wieder kein Toilettenpapier, Mehl und Nudeln ... sogar Hefe fehlt. Hätte nicht gedacht, dass es noch so viele Frauen gibt, die sich die Mühe machen Hefekuchen und Hefegebäck herzustellen, die Schachteln in den Kühlregalen der Diskounter sind leer, auch der Laden am Haus der Stadtgeschichte hatte keine Trockenhefe mehr. Ist Vorratshaltung ein Fremdwort geworden? Im Supermarkt geht man sich aus dem Weg, schleicht um das gewünschte Produkt, wartet. An der Kasse Spuckschutzvorrichtungen, Kartenzahlung, auf dem Boden regeln Klebebänder den Abstand zum Vordermann. Das kleine Café im REWE ist geschlossen – die umgedrehten Stühle sind zu Barrikaden geworden, die Ausgangstür ist verrammelt.
Ein Glück, dass es zuhause eine kleine Bäckerei gibt, die frische Hefe verkauft und der Hofladen immer frisches Gemüse und Obst anbietet. Land so scheint es, ist in der Krise ein Standortvorteil. Versorgung gesichert, Nachbar im Blick, keiner bleibt auf der Strecke, und: Bewegungsfreiheit. An Sonntagen begegnet man auf den vertrauten Wander- und Spazierwegen plötzlich Unbekannten. Picknick im Grünen mit Mama, Papa und Kindern. Das eigene Essen und Trinken dabei – Musik konkurriert mit Vogelgezwitscher.
Im Dorf haben noch manche Nutzgärten. Die Angst, dass die Versorgung nicht gewährleistet sein könnte, rückt deren Bedeutung in ein anderes Licht. Keine Last, kein Freizeitkiller sondern Garant für die eigene Nahrungsmittelproduktion. Frühbeete allenthalben, sehr früh. Zugereiste pachten oder kaufen Gärten, die ganz schnell kultiviert werden. Die ersten Pflänzchen sind in der Erde, Puffbohnen und Erbsen gelegt, für Obststräucher noch schnell ein Plätzchen gesucht. Überall wird zudem gewerkelt – Zwangsurlaub verleiht Kreativität. Der Lärm verstärkt jedoch die Ruhe, die sich übers Land gelegt hat. Viel weniger Auto- und Zugverkehr, keine Flugzeuge am Himmel und, seltsam, keine Kondensstreifen. Erinnert mich an die Samstage meiner Kindheit, als überall geschäftiges Treiben im Dorf herrschte und nicht wie heute nur ab und an ein Traktormonstergerät hindurchfährt und am Nachmittag die Fußballübertragungen plärren, wenn die Männer ihre Autos fürs Wochenende aufhübschen.
Fortsetzung folgt
F.B.-G., 17. Mai 2020
Die Sorge um meinen russischen Freund Lew (83)
Hoffentlich verschont das Corona-Virus meine Familie, Freunde und Bekannten. So denken sicherlich alle Menschen in diesen Tagen.
Mit meinem russischen Freund Lew, der in Kaliningrad lebt, telefoniere ich mehr als vor der Corona-Zeit. Er ist 83 Jahre alt und verlässt seine Wohnung nur zum Einkaufen. Er schildert mir, dass es im alten Königsberg nicht so schlimm ist, wie in Moskau und St. Petersburg. Er vermisst seine Arbeit. Um seine Rente aufzubessern und um sein Lebenswerk zu sichern, unterstützt der ehemalige Deutschlehrer das Pädagogischen Lyzeum immer noch stundenweise. Die Arbeit ruht, doch von zu Hause aus hält er die Kontakte zu den ausländischen Partnerschulen, die er seit Anfang der 90er-Jahre aufgebaut hat. „Im Herbst wollen die Mainzer kommen “, erzählt er mir voller Zuversicht. Das Theresianum ist die erste deutsche Schule, mit der das Lyzeum eine Partnerschaft geschlossen hat.
Kennengelernt habe ich Lew 1992, als ich als Redakteur der Mainzer Rhein-Zeitung einen Hilfstransport nach Kaliningrad begleitet habe. Organisiert von der gebürtigen Königsbergerin Hannelore Loos. Dort war ich eine Woche zu Gast bei Lew, bis in die Nacht haben wir in der Küche bei Wodka und gutem russischen Brot über die Geschichte, die Politik und über die Menschen unserer beiden Länder diskutiert.
Hoffentlich bleibt Lew gesund. Ich will ihn meinen alten Freund zu meinem runden Geburtstag im kommenden Jahr nach Bad Kreuznach einladen.
Hansjörg Rehbein, 16. Mai 2020
Zwiegespräch einer Oma mit ihrem Enkelkind zu Corona-Zeiten
Für ihre acht Jahre alte Enkelin Anoosha schreibt Elke Beckamp seit deren Geburt ein Tagebuch. Die Eintragungen zu Corona-Zeiten hat sie dem Haus der Stadtgeschichte für dessen Corona-Tagebuch zur Verfügung gestellt:
Nun lies doch mal, meine Kleine oder je nachdem, wann Du dieses Tagebuch einmal lesen wirst, meine Große!
Wir haben jetzt die blöde Corona-Zeit, eigentlich hat sie die ganze Welt. Dieses gefährliche Virus hat alle Menschen in einen Zustand versetzt, den sie vorher nicht kannten und hat den Umgang miteinander sehr schwierig gemacht, weil man sich rasend schnell infizieren, das heißt anstecken kann.
Man muss zum Beispiel besondere Verhaltensregeln beachten, wenn man sich mit anderen treffen will.
Man darf noch nicht einmal viele Leute auf einmal treffen, weil es sein könnte, daß bei mehr Leuten auch mal einer mehr dabei sein kann, der uns alle ansteckt.
Die Schulen sind geschlossen, natürlich die Kitas auch. Kein Restaurant, kein Theater, kein Zoo konnte bisher besucht werden. Nur zum Arzt, in die Apotheke und in den Supermarkt durfte man bisher gehen, damit man sich wenigstens mit Lebensmitteln versorgen kann. Aber man durfte überall sich nur hinstellen oder gehen, wenn man 1,5 bis 3 Meter Abstand zum anderen hatte und einen Mundschutz trägt.
Es wurden sogar Wachmänner aufgestellt, die aufpaßten, daß man dies alles richtig macht. Am Eingang des Supermarktes gibt es einen Desinfektionsautomaten und Papier, womit man die Hände und den Griff des Einkaufswagens, den viele Leute schon berührt haben, desinfizieren muß.
Alle Menschen, junge, ältere und auch Großeltern ganz besonders, wollten geschützt und vom Virus verschont bleiben. Es gibt täglich Zahlen aus ganz Europa, außerdem aus den USA und Rußland über die Anzahl der Menschen, die sich angesteckt haben, die in Krankenhäusern wieder gesund geworden sind und andere, die schließlich verstorben sind. Am schlimmsten ist es den Menschen in Italien, Spanien und Amerika ergangen. In unserem Land gibt es nicht so viele schlimme Zahlen, weil unsere Kliniken, unsere Ärzte und die Frauen und Männer, die die Kranken pflegen, wahnsinnig gut und viel für die Kranken tun können.
Jetzt haben wir schon 6 ganze Wochen, daß auch nicht in Büros, Fabriken, Verkaufsläden, Werkstätten gearbeitet werden durfte und in dieser ganzen Zeit konnten die Leute kein Geld verdienen, jedenfalls nicht ihren Lohn oder Gehalt, was sie sonst mit ihrer Arbeit verdient haben. Auch Deine Tante Anette mußte ihr Kosmetikstudio schließen und die Babsi und sie durften niemand behandeln.
Kannst Du Dir vorstellen wie es ist, wenn man kein oder nur wenig Geld hat zum Einkaufen? Dir ging es bisher immer gut und Du bekommst Vieles, was Du essen und naschen magst, was Du an Kleidung brauchst. Auch jetzt können viele Deiner Wünsche noch erfüllt werden.
Aber Du weißt, es gibt Kinder, die ganz wenig haben, die Eltern nicht viel Geld verdienen. Die müssen auf Vieles verzichten.
Unsere Bundesrepublik Deutschland will allen Menschen helfen, damit sie nicht ohne Geld diese ganze Zeit überstehen müssen. Du weißt, daß man zum täglichen Leben Geld braucht, womit man sich etwas zum Essen, etwas zum Anziehen, kaufen und man alle Kosten bezahlen kann, die durch das Wohnen in einem Haus entstehen. Auch ein Auto muß betankt und versichert werden, wir müssen zum Frisör, manche Menschen müssen mit dem Autobus fahren und auch dafür braucht man Geld.
Viele Menschen hatten sich vorher von ihrem verdienten Geld ein bißchen aufgespart für die Zeiten, so wie jetzt die Corona-Zeit, damit sie nicht ganz ohne Geld da stehen und sich gar nichts mehr kaufen können. Das sind die Menschen, die klug sind und nicht alles Geld bis zum Ende ausgegeben haben.
Aber jetzt haben wir lange genug gewartet, unsere Kanzlerin Frau Merkel und der
Gesundheitsminister Herr Spahn haben gesagt, daß jetzt wieder Schritt für Schritt, also ganz langsam, die Geschäfte geöffnet werden, die für alle ganz wichtig sind. Vor allen Dingen die Büros, Fabriken und Läden, wo die Leute wieder arbeiten gehen können.
Darauf haben ganz viele Menschen gewartet. „Endlich!“ sagen sie.
Die Schulen werden wahrscheinlich Ende Mai, Anfang Juni, wieder öffnen aber nur ganz vorsichtig. Es dürfen nicht alle Schüler an einem Tag in die Klassen. Auch dort sind es dann täglich viel weniger und auch die Schultage in einer Woche sind weniger.
Aber jedes Kind freut sich, endlich die Schulfreundinnen und -freunde wiederzusehen. Und auch Deine Lehrerin, die Frau Renner, ist froh, Euch jetzt die Hausaufgaben direkt zu geben, mit Euch viele kluge Sachen besprechen zu können. Die ganzen letzten Wochen hat sie Euch ja per Internet den Wochenplan zum Erledigen der Hausaufgaben zugeschickt.
Einige Seiten hast Du auch mit mir erledigt und ich sage Dir, es hat mir soviel Spaß gemacht! Und weißt Du, ich lerne selbst auch immer wieder von Neuem mit.
Wir Beide machen ja viele kluge Dinge zusammen. Alles sieht immer wie ein Spiel aus aber ich baue Dir immer kleine Denkaufgaben ein. Du bist ja wie immer eine kleine Klugscheißerin. Aber mach' Dir nix draus, mich hat man auch immer „Klugscheißerin“ genannt und ich habe mich doll geärgert. Aber sag doch mal, „Wir können doch nix dafür, wenn wir viele Sachen wissen, oder?“
Wir haben uns übrigens auch mindestens 3 Wochen nicht richtig treffen können, weil man nicht sicher ist, ob nicht die Enkelkinder die Großeltern anstecken können.
Aber unsere Angst, uns gegenseitig anzustecken, ist nun Gottseidank auch vorüber und wir treffen uns wie letztens am Dienstag. Da hat Dich Deine Mama morgens gebracht und nachmittags wieder abgeholt. Wir konnten alle draußen sitzen, Kaffee trinken, Kuchen naschen, Fußball und „Warm oder Kalt“ spielen, indem wir abwechselnd einen Ball versteckten zwischen all den Blättern, Blumen und Grünzeug, was hier im Hof wächst. Das hat soviel Spaß gemacht. Opa und ich wußten garnicht, daß wir noch so gelenkig sind zum Tore schießen, dribbeln und stürmen.
Aber weißt Du, bei mir spielt auch so ein bißchen die frohe Erinnerung mit, daß ich früher, als Dein Papa und Onkel Frank noch Kinder waren, mit denen auch Fußball und Federball spielte.
Und außerdem erinnerst Du mich auch immer mal wieder an die Zeit als ich junge Mama, war so wie Deine Mama jetzt.
Ich lege diesem Text auch zwei Fotos bei. Eines, wo Du ganz eng an Deinen Papa geschmiegt, eingeschlafen bist und Dich Dein Papa so gerne so nah bei sich hat. Er hat ein ganz glückliches Gesicht.
Das andere Foto sind die zwei Corona-Betten, die Du aus Lego gebaut hast. Du wolltest auch ein bißchen helfend eingreifen, wenn die Corona-Patienten im Krankenhaus liegen. Sie können mittels der Räder am Bett sich selbst draußen an die frische Luft auf der Klinikterrasse fahren. Frische Luft und Sonnenschein mag das Corona-Virus nicht, haben wir gelernt.
Du baust so gerne mit den Legos, von denen noch die meisten von Deinem Papa und Frank stammen, aus deren Kindheit.
Ja, und zum Schluß muß ich noch unbedingt etwas Lustiges erzählen. Wir müssen doch den Opa immer überwachen, daß er nicht soviel ißt oder nascht. Am Freitagabend als wir zusammen Abendbrot gegessen haben, hat er wieder zu viele belegte Brote gegessen und Du hast ihn ermahnt. „Ich will keinen dicken Opa“ hast Du ihm lachend gesagt und seine Antwort war „ich kann nix dafür, ich habe einen Bandwurm! Der sitzt im Bauch und frißt all die vielen Sachen!“
„Das ist auch nicht gut“ hast Du gesagt ...“wenn der Bandwurm zu dick wird und in Deinem Bauch platzt! Iiiiiiiiiieeeeehhhgitt !“
Glückliche Zeiten mit Dir, mit und ohne Corona, mein kleines Hexchen! Du bist doch mein kleines Hexchen seit nunmehr 8 Jahren. Und Du bist gerne meine kleine Hexe hast Du lachend gesagt.
gez. Deine Oma ELKE für Dich ANOOSHA, 15. Mai 2020
Die 13. bringt Glück und steht für einen historischen Tag
In diesem Sinne wünsche ich allen Guten Appetit sowie viel Freude und Entspannung.
Die 13 gilt sowohl als Glücks- als auch als Unglückszahl. Als Optimist entscheide ich mich für das Glück. Der 13. Mai, der zumal nicht auf einen Freitag fällt, könnte als historischer Tag in der Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz eingehen. Denn seit gestern dürfen die Gastronomen unter Bedingungen wieder öffnen. Schon am frühen Vormittag saßen bei strahlendem Sonnenschein wieder gut gelaunte Menschen vor den Straßencafés der Stadt und hatten sich viel zu erzählen.
Für heute Abend habe ich einen Tisch für mich und meinen Freund Martin in einem unserer Lieblingslokale reserviert. Am Samstag sind wir von guten Freunden zum Abendessen eingeladen, denn Menschen aus zwei Haushalten dürfen sich ja wieder treffen. Als Dankeschön bringt meine Frau eine Karte (Foto) mit, die ein schönes Symbol für Lebensqualität ist: Gut essen und trinken in Gemeinschaft netter Menschen.
Wir haben wieder ein großes Stück Freiheit zurück und dürfen es hoffentlich auch behalten.
Gez. Hansjörg Rehbein, 14. Mai 2020
Corona verändert unser aller Leben dauerhaft
Als Anfang 2020 der Corona Virus rasant und großflächig in China das Leben der Bevölkerung privat und beruflich „überfiel“ hoffte ich sehr, Europa könne befreit davon bleiben. Mit der schnellen und hohen Zahl an Infizierten und Toten in Italien im Februar saß der „Schock“ rasch auch bei mir in den „Knochen“. War ich doch in der Fassenacht bis Ende Februar fast täglich als Fotografin in menschenüberfüllten Räumen und Veranstaltungen unterwegs. Bis auf eine kleine, alljährlich typische Erkältung in dieser Zeit, scheine ich vom Virus verschont zu sein.
Beruflich hat Corona mein Leben ab März stark verändert: Kundenbesuche und Werksrundgänge entfallen, der weltweite Einsatz von Mitarbeitern in Krisengebieten oder Ländern mit Grenzschließung entfällt, die firmeneigene Kantine ist geschlossen, Mitarbeiter arbeiten jetzt entweder im Home-Office oder im Schichtbetrieb im wöchentlichen Wechsel von Früh-/Spätschicht (ab 06.00 Uhr/ab 14.00 Uhr), Überstunden und Urlaubstage werden „abgearbeitet“ usw. Natürlich mache ich mir jetzt schon täglich Sorgen um die Existenz des Betriebes und die Arbeitsplätze. Seit Schließung aller „nicht-lebensnotwendigen Geschäfte“ denke ich: „Wir haben Krieg, statt Bomben fallen Viren vom Himmel.“ Mir ist der „Ernst der Lage“ sehr bewusst, aber nicht das Ausmaß. Die „Hamsterkäufe von WC Papier, Mehl und Hefe kann ich bis heute nicht nachvollziehen und verstehen. Bisher habe ich immer noch alle Lebensmittel und lebensnotwendigen Hausgegenstände, auch die Gesichtsmasken, käuflich erwerben können. War mal ein Regal im Laden leer, fand ich das Produkt gleich nebenan im nächsten Laden. Mein Privatleben als Single und Hobbyfotografin ist dank des herrlich sonnigen Wetters seit März in keiner Weise eingeschränkt.
Ohne Ausgangssperre und als Single habe ich mit der Fotokamera die Veränderungen durch Corona in Stadt und Land versucht einzufangen. Gerne übergebe ich dem Haus der Stadtgeschichte meine Fotos. Die meisten Bürger halten sich glücklicherweise an die Vorgaben und Einschränkungen der Regierung, das beruhigt und läßt die Pandemie gut ertragen. In einer „kriegsähnlichen Ausnahmesituation“ rücken gewisse persönliche Grundrechte zwangsläufig in den Hintergrund, da käme ich nie auf die Idee Grundrechte juristisch einzuklagen. Schon gar nicht gegen die Gesichtsmaskenpflicht, die ja uns alle untereinander schützt. Im Vergleich zu vielen Städten und Ländern geht es uns hier in Bad Kreuznach sehr gut.
Charlotte Eberwien, 13.05.2020
KLARA ist mehr als nur eine Einkaufshilfe
Einen Erfahrungsbericht über seinen Einsatz bei der ehrenamtlichen Einkaufshilfe „KLARA“, der Kreuznacher Lastenradinitiative, hat Pitt Elben für das Corona-Tagebuch geschrieben:
Für eine Stammkundin, die ihre Bestellung telefonisch durchgab, haben wir Gemüse auf dem Wochenmarkt besorgt: Salat, Äpfel, Kartoffeln, Eier. Gerne leisten wir für Stammkunden auch Vorkasse. D er Radweg entlang der Mannheimer Straße führt beständig bergan. Kein Problem für unser E-Bike. In einem Supermarkt soll ich weitere Lebensmittel einkaufen. Das klappt gut, wenn ich die Produkte kenne. Aber Debreciner? Klingt nach Würstchen, sind auch welche. Frage nach, aber alle Mitarbeiter sind mit Einräumen beschäftigt. Also brauche ich mehr Zeit als gedacht. Wo steht Gries? Da sollte er sein –doch der Regalplatz ist leer. Eine halbe Stunde später stehe ich mit einem Rucksack und einem geflochtenen Korb vor dem kleinen Reihenhaus von Frau B , die mich schon erwartet mit Klappkisten. Gemeinsam füllen wir alles um. Erzählen vom Einkauf; sie ist zufrieden, auch wenn manches fehlt. Klar rundet sie den Betrag auf–für Klara: „Wir sind Ihnen ja so dankbar.“
Dann eine Adresse imWeyroth. Eine Kundin, die KLARA noch nie genutzt hat. Einfachweil der Weg zum Markt für sie zu beschwerlich sein mag. Eine bescheidene Wohnung in einem großen Mietshaus. Ein älteres Paar, etwa Ende Siebzig, erwartet mich im zweiten Stock. Vor der Wohnungstür nehme ich Einkaufszettel und Geld entgegen. Der Zettel ist handschriftlich ausgefüllt, fein säuberlich –und doch muss ich nachfragen. Ja, das Klopapier wäre am wichtigsten sie haben weniger als eine Rolle. Und auch Nudeln ist dick unterstrichen. Im Supermarktvorhingab es kein Klopapier mehr, sogar Salz war ausverkauft. Also fahr ich zum Markt am Kreisel, aber auch da ist das Regal mit Klopapier leer. „Max. 2 Packungen!!!“ ist da zu lesen. Immerhin gibt es alles andere
Eine Mitarbeiterin hilft mir, auch ausgefallene Artikel zu finden. Die Schlange vor der Kasse ist lang, ich brauche Geduld. Als ich dran bin, nickt mir die Kassiererin so freundlich zu, dass ich Mut fasse: Ich kaufe für ein älteres Paar ein, die kein Klopapier mehr haben. Sie zwinkert mir zu: Einen Augenblick bitte. Dann steht sie auf, geht zum Büro und ist wenig später mit zwei Doppelrollen Ja-Klopapier zurück. Sofort ereifert sich jemand hinter mir: Da brauch’ ich auch von! Die Kassiererin reagiert souverän, mit einer Finte: Tut mir leid. Der Herr hat’s vorbestellt. Für mich eine Heldin des Alltags, die Frau an der Kasse! Das Paar im Weyroth ist froh, dass ich vor allem beim Klopapier erfolgreich war. Die ältere Dame gibt mir fünf Euro für die Klara-Spendenkasse. Das ist doch viel zu viel, wende ich ein. Aber sie lächelt, winkt und schließt die Tür.
Dritte Adresse, in der Ringstraße. Eine Seniorin, die alleine lebt, lässt vom Balkon ihrer kleinen Mietwohnung einen Korb herunter mit Einkaufsliste und Geldbörse. Können Sie’s lesen? Klar, bei dieser gestochenen Schrift. Würden Sie mir es nachher auch hochbringen? Sie habe schweres Asthma, und das ist hörbar. Milch, Käse, Mandarinen, Margarine, Quark, Plätzchen, Sprudel: Ähnlich wie bei dem Paar vorhin kein einziger Luxusartikel. Dass ich diesmal alle Warenbekomme, freut mich. Und auch Frau W. ist sehr dankbar. An ihrer Wohnungstür gerät sie ins Erzählen –und ich höre zu. Von Kindern, die weit wegwohnen, sich nicht kümmern können. Von ihrer Sorge, es irgendwann nicht mehr alleine zu schaffen zum Einkauf, zum Arzt. Und ich merke, Klara wird für einige mehr bedeuten als eine bloße Einkaufshilfe in Corona-Zeiten.
12. Mai 2020
Streng preußisch: Schutzmann Wiechert kontrolliert die Abstandsregeln
Es ist wieder etwas Normalität in Bad Kreuznach eingekehrt. Unter Einhaltung der Abstandsregeln kann wieder eingekauft, Eis gegessen und Kaffee to go getrunken werden. In Geschäften und Supermärkten werden die Grenzen mit Aufklebern abgegrenzt und der Kunde durch Zettel über die neuen Verhaltensregeln informiert.
Über all dem Treiben wachen, von der Krise ungerührt, die Kreuznacher Stadtoriginale auf ihrem Brunnen. Die Abstandsregeln einzuhalten ist schwer, vor allem wenn man aus Bronze gegossen ist. Der pflichtbewusste Schutzmann Wiechert würde, wenn er von seinem Sockel herabsteigen könnte, streng auf die Einhaltung der Regeln achten. Wiechert, der ja bekanntlich schon seinerzeit bei den zänkischen Marktbesuchern gefürchtet war, würde bestimmt auch keine Ausnahme für seine gegossenen Kumpane auf dem Brunnen machen. Da müssten auch der Debbedee, Gänzjie und Co ihre Plätze räumen und sich mit 1,50 m Abstand voneinander um den Brunnen aufstellen. Ob vor Marris Feierbloos auch einen Spuckschutz installiert werden sollte, müsste dann wohl noch im Einzelnen ausdiskutiert werden.
Gez. Marius Rehbein, 11. Mai 2020
Sympathische Bad-Kreuznach-Botschafterin im Netz gefunden
Wo gibt es in Deutschland Corona-Dokumentation und in welcher Form? Laut Wikipedia sind wir das einzige Archiv in Rheinland-Pfalz! Beim Surfen durchs Netz stieß ich auf das multimediale Tage- und Skizzenbuch von Heidelberger Autorinnen und Autoren. Dazu gehört Andrea Willig, eine Rundfunkjournalistin, die in Bad Kreuznach geboren ist. Beim Telefonat hatte ich eine sympathische Bad Kreuznach-Botschafterin am anderen Ende der Leitung. „Wenn wir Gäste aus Frankreich haben, machen wir einen Ausflug nach Bad Kreuznach. Dort zeige ich Ihnen die Brückenhäuser, die es ja nicht nur an der Seine gibt“. Auch an ihre Kindheit erinnert sie sich gerne, an die Spaziergänge mit ihrem Opa Valentin Willig, die auch an die Salinen führte, wo die salzhaltige Luft ihre Gesundheit stärkte.
Mit ihrem Roman „Die Eule“ hat sie es in die Endausscheidung des Literaturpreises der Heidelberger Autorinnen und Autoren geschafft. Die Entscheidung fällt am 2. Juli.
Ich drücke ihr da ganz fest die Daumen.
Zu Beginn der Corona-Krise hat sich Andrea Willig ihre Gedanken gemacht und auch veröffentlicht.
Gez. Hansjörg Rehbein, 10. Mai
Wochenmarkt-Blumenstände auf der Mühlenteichbrücke lassen
Das traumhafte schöne Wetter in den vergangenen Tagen hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Gemüter der Menschen in unserer Stadt sonnig sind. Unter den Masken konnte man zumindest fröhliche Gesichter erahnen, bei einem Kaffee to go gab es in der Fußgängerzone mit Abstand nette Gespräche, viele mit dem optimistischen Tenor, dass es jetzt wieder besser wird.
Es ist sicherlich nicht nur mir so gegangen. Beim Gang über unsere Mühlenteichbrücke habe ich mich freitags an der bunten Blumenpracht der Wochenmarktstände erfreut. Mein Vorschlag, auch nach Corona dieses schöne Entree zum Kornmarkt an den Wochenmarkttagen erhalten. Es wertet sowohl die Brücke als auch den Wochenmarkt auf!
PS: Es gibt wieder Regen. Gut so! Natur und Landwirtschaft haben dieses Wasser dringend nötig.
Gez. Hansjörg Rehbein, 9. Mai 2020
Trotz Abstand auf Tuchfühlung bleiben
Trotz Abstand auf Tuchfühlung mit den Mitmenschen bleiben ist in Corona-Zeiten kann leichtes Unterfangen. In der warmen Jahreszeit genieße ich es, vor den Straßencafés unserer Stadt zu sitzen, einen guten Cappuccino zu trinken und mich mit Menschen zu unterhalten.
Im Lauf der Zeit sind es eine Reihe von Gesprächspartner, die ich sehr schätze. Einer davon ist Walter Brusius, dem ich regelmäßig in der Fußgängerzone begegne. Kürzlich traf ich ihn auf dem Kornmarkt. Ich gesellte mich mit einem Kaffee to go und in gefordertem Abstand zu ihm auf eine Bank.
„Ich lebe auf der Straße“, erzählte er mir. Zuhause ist der Künstler nur zum Malen, Schreiben und Schlafen. Derzeit ist sehr mit dem Einrichten seines neuen Ateliers beschäftigt. Bei seinen Touren durch die Stadt gefallen ihm die kreativen und originell gestalteten Corona-Schutzmasken, die häufig selbst genäht sind.
Auch ich finde, das ist eine besondere Form von Kunst in Corona-Zeiten.
Gez. Hansjörg Rehbein, 8. Mai 2020
Die Waage lügt nicht - Leider!
Das kann nur eine Fake-News sein, denke ich mit einem entsetzten Blick auf die Zahlen, die elektronisch angezeigt werden. Aber die Wage lügt nicht – Leider. Da kann ich mich noch so oft draufstellen. Aber mein Gewicht bleibt im dreistelligen Kilobereich. Da nutzt es auch nicht, dass ich mich vor dem Frühstück gewogen habe. Die Schuldige habe ich gefunden. Die Corona-Krise!!
Ich vermisse die Menschen in meinem Fitnessstudio und natürlich die Wirbelsäulengymnastik, die die Muskeln am meinen Knochengerüst stärken. Gemeinsam strecken, dehnen, hüpfen zu flotter Musik macht mehr Spaß als alleine Zuhause. Mir fehlen auch die interessanten Gespräche in der Umkleidekabine über die große Politik und über die kleinen Sorgen des Alltages.
Mit einem Fitnessprogramm zu Hause kann ich mich nicht anfreunden. Dazu fehlt mir die Disziplin meiner Frau, die als ehemalige Leistungsschwimmerin täglich ihre 100 Sit-Ups (Bauchmuskeltraining) macht. Zumindest mit dem Rad fahre ich fast täglich wieder zur Arbeit, und das ist auch dringend notwendig. Jetzt überlege ob ich mit „Crunches“ meine Bauchmuskeln stähle. Dabei muss ich im Liegen nur die Schulterblätter leicht anheben, im Gegensatz zu den Sit-Ups, eine Liegeübung, bei der der ganze Oberköper immer wieder aufgerichtet werden muss.
Hoffentlich machen bald wieder die Fitness-Studios auf!
Gez. Hansjörg Rehbein, 7. Mai 2020
Sehnsucht nach der alltäglichen Freiheit
Die Jugendreporter Azad, Fatmagül und Delal haben einen Bericht über ihre Situation in der Corona-Krise geschrieben. Das Projekt Jugendreporter wird im Rahmen des Programms „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Hans, der Hartnäckige, mach weiter so!!
Er ist nicht mehr Jüngste (Jahrgang 1941), dafür aber topfit und unermüdlich im Dienste der Mitbürger unserer Stadt unterwegs, die besonders der Hilfe bedürfen. Hans Oehler, der Chef der Bastgässjer organisiert die Lebensmittelversorgung. Die Ausgabe ist von Montag bis Samstag von 12.00 - 15.00 Uhr in der Bastgasse 8, nach telefonischer Vereinbarung durch ein gesichertes Fenster (Heinz-Dieter Becker Handy 0151-28438428). Die Abstände betragen ca. 8-10 Minuten um Begegnungen zu vermeiden.
Durch Mundpropaganda hat sich die Zahl der Versorgten erhöht. Derzeit sind es 50 und 60 Personen bzw. Haushalte. Viele Abholer nehmen auch Lebensmittel für Nachbaren und Freunde mit. Die Lebensmittel sind Spenden von insgesamt vier Geschäften.
Der Hans ist hartnäckig wenn es um das Wohl seiner Schäfchen geht. Er ist auch einer, der dem „Teufel vor die Hütte zieht“ und schreckt auch nicht vor den Gefahren des Regenwaldes am Amazonas zurück. Nun organisiert der leidenschaftliche Christ eine „Friedensfahrt nach Moskau“. Solche Menschen brauchen wir gerade in Corona-Zeiten, auch wenn Sie einem so manches Mal auf die Nerven gehen.
Also, Hans, mach´s gut und weiter so!
Gez. Hansjörg Rehbein, 5. Mai
Noch proste ich der Kamera zu
Da der Besuch der Straußwirtschaft und die damit verbundene weinselige Geselligkeit dieses Jahr vorerst entfällt, sieht man sich dazu gezwungen kreativ zu werden um wenigstens vorübergehend ein Alternativprogramm aufzustellen. Anstatt gemeinsam in die Stadt zu ziehen, bleibe ich so gemütlich vor meinem Handy sitzen und proste der Kamera zu. Das kommt zwar nicht an wirkliche Treffen in Fleisch und Blut heran, lindert aber die Corona bedingte soziale Distanz erheblich. Es stellte sich heraus dass Dumm schwätze und Wein verschütte Dinge sind, die auch im „Home Office“ bestens funktionieren.
Gez. Marius Rehbein, 4. Mai 2020
Im Mai mache die Schwimmbäder nit uff
Je näher der Sommer rückt, desto öfter kommt mein Kalauer zum Einsatz: "Wenn im Mai die Schwimmbäder uffmache, hier, da geh ich on de Sprungturm, nemm de kloone Finger, hier, häng mich an de Zehner un ...“. Die Szene im in dem Kinofilm „Abbuzze“, in der das hessische Comedy-Duo Badesalz im Fitness-Studio einen auf Bodybuilder macht, ist köstlich. Dieses Jahr ist mir allerdings das Lachen vergangen.
Die Bedrohung durch das Corona-Virus verhagelt uns auch die Freibad-Saison. Der Frühjahrsputz ist abgeschlossen, die Becken sind voll, die sanitären Anlagen geputzt und gewienert, die Umkleidebereiche ebenso. Das Personal hat wieder ganze Arbeit geleistet. Ob die Freibäder so bald öffnen, ist derzeit mehr als fraglich. Ich muss da wohl kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die Schwimmbäder im Mai „nit uff mache“. Viel schwerer als der Verzicht auf das alljährliche Schaulaufen der Muskelmänner und Bikinischönheiten auf der Liegewiese und am Beckenrand wiegt für mich, dass mir der gesunde Freizeitspaß Bahnen schwimmen fehlen wird.
Verlieren wir nicht unseren Optimismus. Vielleicht verschiebt sich in diesem Jahr die Freibadsaison nach hinten. In den vergangenen Jahren hatten wir ja einen sonnigen Frühherbst, so dass wir noch bis in den Oktober unsere Bahnen ziehen könnten. Zumindest für jene, die in erster Linie am Schwimmen interessiert sind, wäre dies eine frohe Botschaft. Eine gute Nachricht gibt es schon jetzt. Der Bau des Bad Kreuznacher Salinenbades liegt im Zeitplan. Die Eröffnung ist für den Sommer 2021 geplant.
Gez. Hansjörg Rehbein, 30. April 2020
Wir besinnen uns wieder auf die Wurzeln unserer Grundversorgung
Am liebsten esse ich Obst, Gemüse und Salate aus Schwiegermutters Garten. Die schmackhaft-zarten grünen Bohnen gehören zu meinen Lieblingsspeisen, ebenso die saftig-süßen Erdbeeren. In Corona-Zeiten entdecken immer Mitmenschen ihre Liebe zu eigenen Gemüse- und Obstgärten und lassen die Kassen in Gartencentern bei der Ware Saatgut klingeln.
Der Hunger nach dem Ersten Weltkrieg löste in Deutschland eine Gründungswelle von Kleingartenvereinen aus. 100 Jahre später besinnen sich wieder mehr Menschen auf diese Wurzeln unserer Grundversorgung. Mein Nachbar hat in seinem Dachgarten Gemüse-Hochbeete angelegt. Vorreiter sind die essbaren Gärten, einer davon wird an unserer Geesebrigg von der Initiative „Essbares Bad Kreuznach“ gehegt und gepflegt.
Gez. Hansjörg Rehbein, 29. April 2020
Masken - nichts als Masken
Seit Montag ist es soweit: Maskenpflicht in Geschäften, in Bussen und Bahnen. In den vergangenen Tagen ist die Zahl der Maskenträger steht und ständig gestiegen und bestimmt daher mehr und mehr das Bild in unseren Straßen.
Die Masken sind in unserer Gesellschaft auch ein Symbol für die Solidarität unter den Menschen geworden. Es gibt viele ehrenamtliche Nähaktionen und auch „Hobby-Designer“, die beim Entwurf ihre Kreativität spielen lassen.
Leider gibt auch es gierige Kapitalistengeier, die Masken zu Wucherpreisen im Internet anbieten und damit die Ängste der Menschen vor dem Corona-Virus schamlos ausnutzen.
„Masken – nicht als Masken – Bild der Einsamkeit“, lauten zwei Textzeilen aus einem Lied von Udo Jürgens, die ich zuletzt so oft zitiert habe und meiner Frau, die dieses Lied eigentlich mag, auf die Nerven gegangen bin.
In dem Lied heißt es aber auch: „Nur die Wahrheit zählt, Sie ist wie das Licht, Reiß' die Schleier ein, Zeig' mir dein Gesicht.“ Ich freue mich wieder auf maskenlose Zeiten und auf das Gefühl von Freiheit, die uns im Augenblick so sehr fehlt“
Gez. Hansjörg Rehbein, 28. April 2020
Kein Jahrmarkt – die Kreuznacher Zeit steht still
Wenn auf der Pfingstwiese die letzten Streben des Riesenrades abgebaut werden, befindet man sich an dem Punkt im Jahr, an dem der nächste Jahrmarkt am längsten in der Zukunft liegt. Ab da werden die Tage gezählt bis es wieder nix wie enunner heißt. Man könnte fast schon sagen, dass Bad Kreuznach seine eigene Zeitrechnung hat, bei der das Volksfest auf der Pfingstwiese im Zentrum liegt.
Solange ich denken kann, von gebrannten Mandeln auf dem Kinderkarussell bis zum Riesling im Weinzelt, gab es kein Jahr, auf dem ich nicht den Jahrmarkt besucht hatte. Dieses Jahr ist das anders. Am 3. Augustwochenende wird man nicht die Lichter des Jahrmarkts im Wasser der Nahe sehen, wenn man am späten Abend über die Nahebrücke läuft. Die Kreuznacher Zeit steht still.
Gez. Marius Rehbein, 27. April 2020
Die Krise auf dem Kopf hat bald ein Ende
Der Pony ist zu lang, die Dauerwelle zu schlapp, die fein gedrehten Löckchen splissig, die Farbe blass. Unsere Figaros und Schneidekünstlerinnen werden schmerzlich vermisst und sehnlichst zurückerwartet. Doch die Krise auf unseren Köpfen nähert sich ihrem Ende. Der Blick in den Spiegel wird uns nicht länger quälen. Die Frisörsalons machen am 4. Mai wieder auf. Fön und Schere, Shampoo und Lockwickler liegen bereit. Der Kampf um die Termine ist bereits voll entbrannt
Auch ich freue mich wieder auf das nette Geplauder mit meinem Frisör und eine wohltuende Massage beim Haare waschen. Ich werde da reichlich Wolle lassen. Mein Schwiegervater hätte mir bei Anblick meiner Haare uff kreiznacherisch gesaat. „Bub, loss der mol widder die Kohlraab schäle“. Der Hauptfeldwebel in meiner Bundeswehrzeit befahl mir einst militärisch knapp: „Die Kopfmatte kürzen.“
Übrigens: Die Friseure warnen: Bloß nicht selbst die Haare schneiden. Wie man sieht zu Recht.
Gez. Hansjörg Rehbein
Arrivederci Vacanza in Italia
Brutta Notizia. Arrivederci Vacanza in Italia, was auf Deutsch heißt: Schlechte Nachrichten. Auf Wiedersehen Urlaub in Italien. Wir haben unsere Reise nach Sardinien storniert. Unsere Trauminsel wollten wir Anfang Juni für ein paar Tage besuchen.
Corona e anche un Sfortuna per il Turismo in tutto Mondo, Corona ist ein Unglück für den Tourismus in der ganzen Welt. La Speranza e ultimo morire, die Hoffnung stirbt zuletzt. Forse ci vediamo in Settembre ou alla prossima Anno, vielleicht sehen wir uns im September oder im nächsten Jahr. Cari saluti per i Gente gentile a Alghero e a Maddalena. Herzliche Grüße an die netten Menschen in Alghero und Maddalena.
Ich vermisse meine Lehrerin Valeria, die Mädels und mein Tischnachbar Edmondo im Italienisch-Volkshochschule-Kurs.
Ciao ragazzi
vi abbraccio (ich umarme Euch)
E studiate sodo (lernt fleißig)
Giorgio (il mio nome italiano - mein italienischer Vorname)
Gez. Hansjörg Rehbein, 24. April 2020
Kochen fördert gute Laune: Kartoffeln schälen, Zwiebeln schneiden
Kochen macht Spaß hat auch Tennis-Star Angelique Kerber erkannt und nutzt die Corona bedingte Zwangspause, um leckere Gerichte auszuprobieren.
Bruzzeln und backen, garen und garnieren haben in den vergangenen Jahren stets an Beliebtheit gewonnen. Die Kunst am Herd wird in vielen Kochsendungen regelrecht zelebriert. Und auch in der heimischen Küche kann man daraus ein Event machen. Kochen entspannt und ist somit ein gutes Rezept gegen eine depressive Stimmung in der Corona-Krise. Ich habe schon länger die meditativ-entschleunigende Wirkung von Kartoffeln schälen, Salat putzen und Zwiebel schneiden entdeckt und arbeite gerne der Chefköchin , meiner Frau, zu .
Selbstgemachte Ravioli waren kürzlich ein köstliches Ergebnis der Familien-Küchengemeinschaft „Vater-Mutter-Sohn“. Der Teig wurde durch die Nudelmaschine gewalzt und in eine Form gelegt, in der die Ravioli wie Plätzchen ausgestochen werden. Dazu gab es ebenfalls selbst gemachte Nusssauce (wir hatten noch Nüsse aus dem Herbst) und geriebenen Gorgonzola-Käse. „Gespült“ wurde mit einem guten Grauburgunder von der Nahe.
Als Zeichen von Solidarität mit unserer Gastronomie nutzen wir aber auch den Bring- und Holservice. Bei einem befreundeten Caterer bestellten wir unsere Ostermenus und für unser Grillen am 1. Mai auf der Dachterrasse sind schon verschiedene Salate geordert. Krise macht auch kreativ.
Gez. Hansjörg Rehbein, 23. April 2020
Das gute Mittagessen der Oma wird wehmütig vermisst
„Oma, es kommen auch wieder bessere Zeiten“. Am Telefon tröstet der Enkel die 89-Jahre alte Frau, die allein in ihrer Wohnung isoliert ist und von ihrer Familie mit allem versorgt wird. Auch für meinen jungen Kollegen fällt der unfreiwillige Abstand zur Oma schwer, allein schon deshalb, weil er vor Corona häufig von ihr zum Mittagessen eingeladen war und sie ihm die Lieblingsmahlzeiten seiner Kindheit kochte.
Meiner Frau ist es kürzlich gelungen, eine ältere Frau, eine nette Café-Bekanntschaft, zu einem kurzen Spaziergang auf Abstand aus ihrem Häuschen zu locken, bevor ihr die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt.
Meine Mutter ist vor ein paar Wochen in ein Altenheim gezogen. Auch wir telefonieren regelmäßig. Kürzlich rief sie an und sagte traurig: „Ich wollte wieder mal deine Stimme hören“.
Wir alle leiden unter diesem Ausnahmezustand, ganz besondere die alten Menschen in unserer Familie, im Bekannten -und Freundeskreis.
Viele aus dieser Generation tun sich schwer mit der Kommunikation in den sozialen Medien. Mein Vorschlag: mal wieder altmodisch Briefe schreiben. Zeit und Muße haben wir ja dazu.
Gez. Hansjörg Rehbein, 22. April 2020
DJ Ed Stone grüßt die Welt aus dem Homeoffice
Auch in Corona-Zeiten lässt sich Edgar Döll nicht unterkriegen. Der ehemalige Geschäftsführer des Zentrums für Selbstbestimmtes Leben (ZSL) Bad Kreuznach grüßt aus seinem Studio im Homeoffice „die Welt“. Direkten Kontakt haben der Rollstuhlfahrer und seine Frau Elke nur über ihre persönlichen Assistenten, die sie betreuen und versorgen. Edgar alias DJ Ed Stone nutzt die Quarantäne, um sein riesiges Musikarchiv zu ordnen.
In der Stadt ist Edgar bekannt wie ein „bunter Hund“ und geschätzt für sein unermüdliches Engagement, wenn es um die Rechte von unseren behinderten Mitmenschen geht, oder als Manager der Bundesliga Powerchair-Hockey Spieler der Sportfreunde der Diakonie.
Für mich ist Edgar als unerschütterlicher Optimist ein Vorbild. Er gehört zu den Menschen, deren positive Botschaft gerade in diese Krisen- Zeiten so wichtig sind.
Wie sagte schon der legendäre Fußball-Philosoph und Trainer-Legende Dragoslav „Stepi“ Stepanovic: „Lebbe geht weider“
Hier der Link zu Edgar Dölls Beiträgen
https://www.youtube.com/watch?v=UZhZZAOVgc4
Gez. Hansjörg Rehbein, 21. April 2020
Die längste Kuchentheke der Welt
Klopapier, Mehl und Hefe gehen in Corona-Zeiten weg wie warme Semmeln. Als stünde der Weltuntergang bevor, kaufen die Leute die Regale leer. Mittlerweile haben die Lebensmittelhändler dem einen Riegel vorgeschoben und ein Kauf-Limit gesetzt.
Ich habe eine Idee, was man mit den vielen Backzutaten als sinnvolle Gemeinschaftsaufgabe nach Corona machen könnte: Vom Löwensteg bis zum Bocksbrunnen: Wir kommen mit der längsten Kuchentheke der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde. Bei dem Gedanken an Schoko-Torte, Apfelkuchen, Mohnstreusel …. läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen.
Inspiriert hat mich dazu das Märchen der Gebrüder Grimm „der süße Brei“. Aus einem verzauberten Topf, in dem ein armes hungerndes Mädchen Hirsebrei kocht, quillt endlos Brei, der die Häuser flutet und auf die Straßen fließt. Erst als ihr der Zaubersatz „Töpfchen, steh" wieder einfiel, hörte es auf zu kochen. Wer wieder in die Stadt wollte, der mußte sich durchessen.
Tja wenn man zaubern könnte, wäre die Bedrohung durch das Corona-Virus längst Geschichte.
Den Erlös aus dem Verkauf des Kuchens könnte man ja dann für einen guten Zweck spenden, als Zeichen dafür, dass es auch nach Corona mit der Solidarität im Lande weitergeht.
Gez. Hansjörg Rehbein, 20. April 2020
Corona zwingt zur vorzeitigen Heimkehr
Als ich mich noch vor einem Monat im Auslandssemester in Wales auf das Wiedersehen mit meiner Heimat Bad Kreuznach freute, war mir noch nicht klar, dass die Heimreise doch schneller kommen sollte als gedacht. Am 11. März erklärt die WHO das Coronavirus zu einer Pandemie, am 12. März schließen in Frankreich und Portugal die Schulen, am 14. März erfahre ich, dass wohl auch an meiner Gasthochschule in Cardiff die Vorlesungen eingestellt werden, am 16. März sitze ich in einem Flugzeug von London Stansted nach Frankfurt am Main.
Am Abend desselben Tages sehe ich aus dem Fenster des Autos wieder die ersten vertrauten Gebäude: Das Leuchtschild der Michelin über der B 41, den Fernsturm auf dem Schanzenkopf und natürlich die Weinberge. Von außen wirkt es so, als hätte sich Zuhause nichts verändert.
Doch Veränderung ist Mitte März eher eine Stimmung, als etwas Greifbares.
Gez. Marius Rehbein, 19. April 2020
Digital sei Dank
Seit Wochen kann ich meine Herzbuben Leo und Romeo nicht mehr an mich drücken, sondern den beiden kleinen Söhnen meiner Kusine Elena nur über Whats App zuwinken. Auch blicke ich auf die Freitagabende wehmütig. Meistens treffen wir uns mit Freunden zu einem gemütlichen Essen in einem Restaurant oder einer Gastwirtschaft. Stattdessen trösten wir uns zu Hause „im digitalen Kreis“ versammelt in der Handykamera-Konferenz und heben unser Glas, gefüllt mit gutem Nahewein, auf wieder bessere Zeiten. Abstand halten ist wichtig und vernünftig, fällt aber so schwer. In diesen Zeiten wird einem so recht bewusst, wie gut es uns vor Corona ging und wir uns an den vielen Freiheiten, den kleinen wie den großen erfreuen können. Ich habe meine Wurzeln im analogen Kommunikations-Zeitalter und bin mittlerweile wegen der Corona bedingten Isolation dem digitalem Medium dankbar, dass ich meine für mich so wichtigen sozialen Kontakte nicht verliere.
Gez. Hansjörg Rehbein, 17. April 2020
Über seine persönlichen Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen in Zeiten der Corona-Krise schreibt Hansjörg Rehbein ein Tagebuch im Haus der Stadtgeschichte.