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Charlotte Eberwien schreibt und fotografiert für das Corona-Tagebuch
Pauschalreisen in Zeiten der Pandemie
Natürlich nicht ohne Bedenken, aber ich wiegte mich in Sicherheit. Am Abreisetag ließ ich mich also auf dem Michelin-Parkplatz testen, fuhr mit dem Auto nach Düsseldorf, wo ich gebürtig herkomme, und stellte mein Auto bei Freunden ab, die wie ich bereits die zweite Covid-Impfung hatten, und die mich zum Flughafen fuhren. Zu meiner Verwunderung konnte ich das Flughafengelände ohne Kontrolle betreten, hatte gehofft, es wird niemand reingelassen, der nicht getestet ist. Ab da fühlte ich mich nun nicht mehr sicher vor einer Covidinfektion, denn von den Nase-Mund-Masken halte ich nicht viel, wenn man bedenkt, wie oft man diese mit schmutzigen Händen anfasst, weglegt und wieder aufsetzt. Beim Eichecken am Flugschalter wollte man nur meinen QR-Code und meinen Personalausweis. Also auch wieder keine Kontrolle nach dem Impfstatus. Der QR-Code besagt nämlich absolut gar nichts: Über Internet füllt man sechs Seiten Fragebogen aus, muss keinerlei Beweisdokumente einscannen und vorlegen, kann also beliebig die Fragen beantworten. Zum zweiten Mal hatte ich eine echte Kontrolle erwartet und wurde enttäuscht. „Nimmt denn niemand die Pandemie mehr ernst?“ fragte ich mich die ganze Zeit beim Warten auf den Abflug. Im Flugzeug hatte ich einen Fensterplatz, aber rechts neben mir war nur ein Platz frei und der Gangplatz von einem Mann besetzt. Als mir klar wurde, dass ich keine 100 cm neben einem fremden Menschen saß, vor und hinter mir der Abstand zur Person am Fenster auch keine 100 cm betrug, entschied ich nach Erreichen der Flughöhe von über 10 Kilometern meinen Platz zu wechseln. Im hinteren Drittel des Flugzeuges waren viele freie Reihen.
Während ich es mir nun die vier Flugstunden auf drei Sitzen gemütlich machte, beschäftigte ich mich durchweg die Frage: Warum muss ich auf der Arbeitsstätte und beim Einkaufen 1,5 Meter Abstand einhalten, nicht aber im Flugzeug? Zumal hier für über vier Stunden kein Frischluftaustausch möglich ist? Und vorher überhaupt keine aktuellen Negativtests abgefragt wurden??? Meine Urlaubsvorfreude sank dahin, Angst und Wut waren nun meine Wegbegleiter. Es spitzte sich sogar noch zu: während der Flugstunden kam aus der Sitzplatzlüftung über mir permanent heiße Heizungsluft. Bei der Landung quälten mich erstmals in meinem Leben starke Kopfschmerzen und Übelkeit. Die Busfahrt zum Hotel erfolgte bei geschlossenen Fenstern und fehlender Klimaanlage, bei 25° C Außentemperatur. Ich war erstmals wirklich dem Wahnsinn nahe. Im Hotel angekommen legte ich mich aufs Bett und wartete über eine Stunde, bis meine Kopfschmerzen fort waren.
Erst jetzt begann meine Urlaubserholung, in einem schönen und großen Hotelzimmer mit seitlichem Meerblick, Tag und Nacht umgeben von Meeresrauschen, viel Bewegung an Strand, im Meerwasser und Wanderungen ins Hinterland. Die Erholung war grandios.
Der Rückflug verlief etwas besser: Die Busfahrt zum Flughafen erfolgte in einem modernen Bus mit kühlender Klimaanlage, beim Einchecken musste ich erstmals meinen Impfausweis mit Personalausweis vorzeigen, leider wieder keinen tagesaktuellen Covid-Negativ-Schnelltest – welch‘ Ironie in Pandemiezeiten. Im Flugzeug waren wieder die hinteren Reihen frei, wo ich entgegen meiner Sitzplatznummer dieses Mal sofort dort einen Platz wählte und es mir auf drei Sitzplätzen gemütlich machte. Fazit dieser Reise: In Pandemiezeiten verreise ich nur noch mit dem eigenen Auto, buche mir vorerst nur noch eine Ferienwohnung und beköstige mich selbst.
Passen Sie alle weiterhin gut auf sich auf, bleiben Sie gesund und vernünftig.
Charlotte Eberrwien