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Hans Oehlers offener Brief im Corona-Tagebuch
Urbanisierung begünstigt die Verbreitung von Viren
Trotz vieler Erleichterungen bestimmt die Corona-Pandemie weiter unseren Alltag. Trotzdem ist jetzt vielleicht Zeit sich grundlegenden Ursachen der Epidemie zuzuwenden.
Mehr als zwei Drittel der Erreger, die Epidemien wie Ebola, Zika oder die Vogelgrippe auslösten, stammen ursprünglich von Wildtieren, die in tropischen Regionen heimisch sind. Werden diese Lebensräume und intakte Ökosysteme zerstört, führt das zu einem Verlust der Artenvielfalt und verändert die Zusammensetzung der Säugetierpopulation. Weniger Artenvielfalt bedeutet mehr Tiere einer Art. Wenn mehr Tiere einer Art im selben Lebensraum vorkommen, können sich Infektionskrankheiten zwischen den Tieren einer Art besser verbreiten. Wo Wälder gerodet oder Wildtiere ausgerottet werden wird das Gleichgewicht zerstört. Krankheitserreger verlieren ihren Wirt und suchen sich einen neuen – etwa den Menschen. Spillover wird dies genannt. Die Beziehungen zwischen Mensch, Tier und Pflanzen sind komplex. Alles hängt mit allem zusammen.
Verantwortlich für den Verlust der Biodiversität ist vor allem die massive
Zerstörung der Wälder! Jedes Jahr wird weltweit Wald in der Größe von Großbritannien zerstört. Seit Bolsonaro an der Macht ist, wurde in Brasilien so brutal abgeholzt, dass der Amazonas Regenwald vor dem Kollaps steht. Davon konnte ich mich auf meiner 3.Amazonasreise 2018 (fuhr den Amazonas von dem Quellfluss Ucayali bis zur Mündung in Belem – 6.400 Km) überzeugen.
Diese Urwälder werden für die industrielle Landwirtschaft beseitigt – für gigantische Monokulturen von gen technisch veränderten Soja und Mais, von Palmöl und Zuckerrohr für den Export. Vorangetrieben wird deren Anbau von multinationalen Agra- und Lebensmittelkonzernen, von Spekulanten und Finanzinvestoren. Die Zerstörung von Wäldern, die Ausbreitung von Monokulturen und der Landraub –der damit einhergeht- führen dazu, dass Indigene sowie Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihre Lebensgrundlage verlieren und in die Stadt fliehen. Die Urbanisierung ist ein weiter Faktor, der die Verbreitung von Viren begünstigt, die dich über Reisende schließlich global verbreiten.
Europa und insbesondere Deutschland spielen eine fatale Rolle in diesem ungerechten Spiel. Kein anderer Kontinent konsumiert derart auf Kosten der Länder im globalen Süden wie die EU. Sie beansprucht für ihre Grundnahrungsmittel und andere Konsumgüter eine Fläche, die mit 6,4 Millionen Quadratkilometer eineinhalbmal größer ist alle 28 Mitgliedstaaten zusammen. Die EU gehört weltweit zu den größten Importeuren von Soja und Palmöl. Deutschland ist der drittgrößte Importeur von landwirtschaftlichen Produkten und Nahrungsmittel der Welt, obwohl sich dieses Land zu mehr als 90 % selbst versorgen könnte. Doch die die deutsche Landwirtschaft ist wesentlich auf die Produktion und en Export von Fleisch (MilliardärTönnies lässt grüßen) und Milchprodukten konzentriert.
Das Ganze beschreibt, wie abhängig unser System und unser Alltag von der Ausbeutung von Mensch und Natur sind. Covid-19 und seine Folgen sind nicht eine Bedrohung von außen, sondern aus dem System heraus entstanden! Unser Wirtschaftssystem ist existenziell krisenanfällig und ökologische Fragen und die soziale Frage hängen eng zusammen.
Was können wir tun?
1. In unserem persönlichen Umfeld Fleisch- und Wurst-Konsum drastisch reduzieren!
Wie schwer das fällt habe ich selbst erlebt.
2. Über die Zusammenhänge von ökologischen und sozialen Problemen informieren!
3. Schreiben an deinen/Ihren Bundestagsabgeordneten:
Das M e r c o s u r (Gemeinsamer Markt Südamerikas)-Abkommen nicht unterschreiben! Es würde die ungerechten Wirtschaftsverhältnisse auf Dauer sichern und vor allem den Regenwald nicht schützen.
4. Schreiben an Brasiliens Präsident Bolsonaro.
Unsere Enkelin Finja schrieb ihm am 22.11 2019 und erhielt auch Antwort.
5. Regelmäßiges Gebet um Einsicht der entscheidenden Politiker,
dass auf Dauer nur eine gerechte Verteilung alle Güter zu Frieden und Wohlstand führen!
Gemeinsam können wir etwas verändern, haben wir Vertrauen und Zuversicht.
In diesem Sinne wünsche ich erholsame Ferien und Urlaub.
Frohe Grüße –in schwierigen Zeiten
Hans (Oehler)
Großes Foto: Die fortschreitende Zerstörung des Regenwaldes raubt den Bewohnern ihre Lebensgrundlage.