Haus der Stadtgeschichte

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Erster Eintrag im Corona-Tagebuch war am 17. April 2020

Einander wieder mehr zuhören und konstruktiv miteinander streiten


Isolierung und Quarantäne als Gesundheitsschutz haben ihre nachhaltigen Auswirkungen auf die Psyche von Altenheimbewohnern und Schulkindern, die Existenzbedrohungen von Einzelhandel, Gastronomie und anderen wirtschaftlichen Bereichen. Die Hysterie beim Einkauf von Klopapier und Hefe als stünde der Untergang der Welt bevor, aber auch die zum Teil kreative Maskenmode und die auf Spaziergängen wiederentdeckte Liebe zur Natur. Vieles andere wäre da noch aufzuzählen. Das ist schon alles fast Geschichte und wert, der Nachwelt aufzubewahren. Daher auch dieses Corona-Tagebuch, ein Bestandteil unserer Corona-Sammlung, an der Sie sich mit ihren Beiträgen –Text, Fotos, Plakate etc. - weiter beteiligen können. Schreiben Sie uns Ihre persönliche Bilanz und schicken Sie an stadtarchiv@bad-kreuznach.de

Auch in meinem Bekanntenkreis sind Menschen an oder mit Corona gestorben, sind schwer erkrankt, eine junge Frau mit viel Elan, noch keine 30, hat mir kürzlich erzählt, dass sie es im Januar 2023 schwer erwischte. Ihre volle Leistungsfähigkeit ist nicht zurück, sie hat einen unnatürlich hohen Pulsschlag. Die allermeisten, die positiv waren oder sind, haben bzw. hatten nur leichte oder sogar keine Symptome.

Ich selbst habe mich impfen lassen, mir aber die Entscheidung nicht leichtgemacht. Wenige Tage nach der dritten Impfung bin ich am meinen Arbeitsplatz zusammengebrochen und musste mit dem Notarzt in die Klinik gefahren werden. Dort wurde eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs diagnostiziert, eine mögliche Nebenwirkung der Schutzimpfung, genau weiß man das natürlich nicht. Auch meine Frau hat sich impfen lassen, trotz großem Vertrauen in die Stabilität ihres köpereigenen Immunschutz vielmehr aus dem sozialen Gewissen heraus, damit die alten Menschen vor Ansteckung zu schützen.

Ich bin gegen einen Impfzwang, jeder muss für sich selbst abschätzen, welches Risiko sie oder er eingeht. Trotz meiner persönlichen Erfahrung bin ich von der Herdenimmunität, der Impfungen als Schutz vor gefährlichen Erkrankungen überzeugt.

Was leider auch bleibt ist die Spaltung unserer Gesellschaft. In den Diskussionen um die Rechtmäßigkeit und die Notwendigkeit der massiven Einschränkungen unserer persönlichen Freiheit sind die Standpunkte unversöhnlich und verletzend aufeinandergeprallt, Richtig war es, den Leugnern und Anhängern abstruser Verschwörungen konsequent entgegenzutreten, dabei wurden aber auch Menschen mit ihren Bedenken oft mit in den Fanatikern in einen Topf geworfen und nicht ernst genommen.

Heribert Prantl, Jurist und ein von mir sehr geschätzter Kolumnist bei der Süddeutschen Zeitung, sieht nun eine Phase der Selbstbesinnung und Gewissenerforschung und fordert uns daher auf „einander wieder mehr zuhören“ und auch wieder konstruktiv miteinander zu streiten, füge ich hinzu.

17. April 2023

Foto: Corona forderte auch zu einer künstlerischen Auseinandersetzung heraus, so wie Berthold Schwartz, der dem Schambes Klappergässer eine Maske verpasste.

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