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Beust, Joachim Friedrich
Beust, Joachim Friedrich
Nachname: | Beust, Freiherr von | |
Vorname: | Joachim Friedrich | |
genannt: | ||
Religion: | ev. | |
geboren: | Obergöltzsch/Vogtland 26.12.1697 | |
gestorben: | Neusulza, 22.3.1771 | |
Vater: | | |
Mutter: | ||
curriculum vitae: | Studium von Jurisprudenz und Bergbau; 1726 Bau eines
Gradierhauses bei der Saline Kreutzberg/Werra; 1736 Reorganisation der Saline
Dürkheim im Auftrag von Kurfürst Karl Philipp im Sommer 1737 Saline
Christianshavn/Kopenhagen; 1737-1738 bei den Salinen Aigle/Wallis und
Schwäbisch Hall; 1739 Reorganisation Saline Christianshavn; 1743/44/45
Reorganisation der Saline Karlshalle und Bau der Saline Theodorshalle in
Kreuznach, danach u.a. in Bruchsal, Salzuflen und Neusulza (Familiensaline) | |
Heirat: | ||
Kinder: | ||
Parteimitgliedschaften/ Vereinsmitgliedschaften: | ||
Auszeichnungen/ Orden: | „Beustquelle“ (Gradierhaus I der Theodorshalle);
Dannebrogorden (Dänemark); Falkenorden (Sachsen-Weimar) | |
Veröffentlichungen der Person: | Joachim Friedrich Freiherr von Beust Bis heute ist die Quelle am (verkürzten) Gradierhaus I der Theodorshalle nach Joachim Friedrich von Beust „Beustquelle“ benannt. | |
Veröffentlichungen zur Person/ Werkverzeichnis: | ||
Abbildungen: | ||
Zusammenfassende Würdigung: | Joachim Friedrich Freiherr von Beust wurde am 26. Dezember 1697 in Obergöltzsch im Vogtland geboren. Von Beust studierte Jurisprudenz und Naturwissenschaften und erwarb sich ein bedeutendes technisches, geologisches und physikalisches Wissen. Die erste belegte Tätigkeit als Salinenkonstrukteur stammt aus dem Jahr 1726. Damals baute von Beust ein mit Dornen bestücktes Gradierhaus auf der Saline Wilhelmsglückbrunn bei Kreutzburg an der Werra. Es folgten 1727 Arbeiten in Salzhausen bei Nidda und 1733 auf der Saline Bex im Kanton Bern in der Schweiz. Beust erwarb sich einen Namen als Fachmann für den Bau effektiver und produktiver Gradierhäuser, sein Ruf verbreitete sich durch ganz Europa. 1736 wurde der pfälzische Kurfürst Karl Philipp auf ihn aufmerksam und übertrug ihm die Rekonstruktion der Saline Dürkheim. Für seine Leistung eines völligen Neubaus der Saline erhielt er den achten Teil des Gewinns auf Lebenszeit. Dafür verpflichtete er sich, so oft als nötig in Dürkheim zu erscheinen. Im gleichen Jahr erstellte Beust für den Kurfürsten ein Gutachten über die Ausbeutung von Salzquellen im Nahetal. Von Beust wies nach, dass man nahe dem bestehenden Salzwerk Karlshalle weitere Solequellen erschließen könne, die mittels moderner Gradierung rentabel zu bewirtschaften seien. Anfang 1737 folgten Tätigkeiten auf der Saline Aigle im Wallis. Ab Sommer 1737 arbeitete von Beust im Auftrag des dänischen Königs Christian VI. auf der Saline Christianshavn in Dänemark und dazwischen 1738 in Schwäbisch Hall sowie auf der Saline Gottesgabe bei Rheine. 1739 erhielt von Beust den Auftrag zur Reorganisation der Saline Narverod bei Kopenhagen und wurde Generaldirektor für den Salzhandel und die Salzversorgung Dänemarks. Im Jahre 1743 griff der neue Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz den Vorschlag Beusts zum Bau einer neuen Saline oberhalb der Karlshalle auf und berief den Freiherrn ins Nahetal. Der „Hermann’schen Salinen-Societät“ hatte der Kurfürst das Recht erteilt, beim Sulzer Hof ein zweites Salzwerk zu errichten und auf 30 Jahre zu betreiben. Freiherr von Beust übernahm die Planung und den Bau des neuen Salzwerks. Beust errichtete die heute nur noch teilweise vorhandenen neun Gradierhäuser, acht quer zur Nahe und ein neuntes an der heutigen Zufahrt zu den Sportplätzen. Vom Stroh war man längst zur Bestückung mit Schwarzdorn-Hecken übergegangen. Beust führte die sogenannte Tröpfelgradierung ein, durch die die Zerstäubung und damit die Verdunstung der Sole verbessert wurde und ließ auch die Gradierhäuser der Karlshalle entsprechend umbauen. Der Salinenkonstrukteur ließ die Quellen bzw. Brunnen erschließen, das Sudhaus, die Leitungen, Triebwerksgräben und die Arbeiterhäuser bauen. Das neue Salzwerk erzeugte bald jährlich ca. 12.000 Malter Salz. Auch was die betrieblichen Abläufe betraf, setzte Beust Neuerungen durch. „Was unserem Salz den Vorzug gibt, ist seine Reinheit und Helle. So ist mir lieb, daß das Volk aus Erfahrung sieht, was vor eine Differenz in der Qualität gegen andere Salze sey“. Das Sieden und Gradieren galt im 18. Jh. noch als besonderes Handwerk. Von Beust legte daher bei den beschäftigten Arbeitern großen Wert auf Fachleute und ließ fallweise Arbeiter aus den verschiedenen ihm unterstellten Salinen rekrutieren und an seiner jeweiligen Wirkungsstätte einsetzen. Was man Beust später vorwarf, war der Hang zum „Großen“. Seine Salinen waren gewaltig und vielleicht auch überdimensioniert, was insbesondere zu Problemen mit den erforderlichen Solemengen führte. Dies ist auch beim Bau der Saline Theodorshalle nachzuvollziehen. Die alte Saline Karlshalle aus dem Jahr 1729 besaß gerade mal zwei Gradierwerke, die unter der Leitung von Beust errichtete Theodorshalle hatte deren neun. Die Gradierhäuser I-III hatten eine Länge von ca. 310 m, die weiter flussaufwärts liegenden waren, bedingt durch das enger werdende Tal, etwas kürzer. Insgesamt war die Theodorshaller Anlage über 2 km lang. Nach seiner Tätigkeit in Kreuznach übernahm von Beust noch die Sanierung von Salinen in Bruchsal, Salzuflen, dem kurmainzischen Salzwerk Orb, Sodern und vielen anderen. Auf der Familiensaline in Neusulza starb der unermüdliche Salinenkonstrukteur nach kurzer Krankheit am 26. März 1771 im Alter von 73 Jahren. Begraben wurde Joachim Friedrich Freiherr von Beust am 28. März 1771 in der Residenzstadt Eisenach. Im Sterbeeintrag im Eisenacher Kirchenbuch heißt es: „Begraben Abends in die Hauptkirche zu St. Georgen mit Fackeln neben dem Altar lincker Hand Ihro Excellenz Herr Joachim Friedrich Freyherr von Beust, Erblehn- und Gerichtsherr auf Neu Sulz, seiner Königlichen Maiestaet in Daenemarck und Norwegen hochbestallt gewesenen würcklichen Geheimden Rath und Gesandter wie auch Geheimder Rath und General-Salinendirector Seiner Churfürstlichen Durchlaucht zu Pfalz, des Königlich Daenischen Ordens von Danebrog und des Hertzoglich Sachsen-Weimarischen Weißen Falken Ordens Ritter“. Die Grabplatte ist heute leider nicht mehr vorhanden. Der Brunnen des verkürzten Gradierwerkes I der Theodorshalle (heute umbenannt in Gradierwerk II) liegt in einem Brunnenhaus auf dem Schwimmbadgelände und trägt zur Erinnerung an den genialen Salinenkonstrukteur bis heute den Namen „Beust-Quelle“. Quellen: Stadtarchiv Bad Kreuznach | |
Rolf Schaller | zurück |