Dank gab es auch vom Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Valeryan Ryvlin, für eine „offene, liberale und gastfreundliche Stadt“. Ryvlin erinnerte an den schweren Neuanfang nach der Shoah (dem Völkermord an den Juden) als 1947 in Bad Kreuznach 23 Männer den „Mut und den Glauben an ein demokratisches Deutschland hatten“ und die jüdische Gemeinde wiederbegründeten. Es dauert aber noch 55 Jahre bis die Gemeinde wieder eine Synagoge, die ehemalige US-Kirchenkapelle, bekam. Das alte Bethaus (1737 erbaut) in der Fährgasse zerstörten die Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938.
Jüdisches Leben in Bad Kreuznach geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Die Entwicklung dokumentiert und illustriert die Ausstellung auf der Empore der Synagoge in neun Glasboxen, so auch den wichtigen Anteil der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sie in der Zeit von 1850 bis 1930 für Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Soziales leisteten. Fünf Jahre Arbeit investierte Valeryan Ryvlin mit seinem Team in das Projekt. Unterstützt bei den Recherchen zur jüdischen Geschichte in Bad Kreuznach wurde er von Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann und der Forschergruppe „AG 30 jüdische Biografien“, bei denen er sich herzlich bedankte. „Nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein eindrucksvolles Zeichen der Wiederbelebung des jüdischen Lebens in unserer Stadt ist das Drillingsfenster "Simchat Tora" (Freude an der Tora)“, würdigte OB Letz. Den Entwurf hat der Künstler René Blättermann, Sohn des Ehrenvorsitzenden Nicolaus Blättermann, angefertigt.
Grußworte in der fast vollbesetzten Synagoge sprachen noch die Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner, Staatssekretär Dennis Alt als Vertreter der Landesregierung, Markus Becker Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Bad Kreuznach und Avadislav Avadiev, Landesvorsitzender der jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz. „Wir müssen unsere Werte und unsere Demokratie verteidigen“, appellierte Avadiev. Dazu gehöre auch das Engagement gegen Antisemitismus. Darin sei er auch mit seinen Freunden aus den muslimischen Gemeinschaften einig. „Diese Ausstellung ist nicht nur eine Rückschau, sondern auch ein Appell für eine Zukunft des Respekts und des friedlichen Zusammenlebens“, schloss Emanuel Letz sein Grußwort.
Foto: Zwei historische Tora-Rollen aus Bad Kreuznach gehören zu den besonderen Exponaten. Von der Ausstellung auf der Synagogen-Empore zeigten sich die vielen Gäste beeindruckt: Erklärungen gab es von Valeryan Ryvlin (rechts) mit Dennis Alt, Julia Klöckner, Emanuel Letz, Landesrabbiner Reuven Konnik, Monika Fuhr, Beauftragte des Ministerpräsidenten für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, Franz-Josef Diel und Annemarie Fuchs. Die Ausstellung ist nach Absprache mit der jüdischen Kultusgemeinde zu besichtigen.