Gedenksitzung des Landtages in der neuen Synagoge Mainz

Nicolaus Blättermann als Pionier des Wiederaufbaus jüdischen Lebens gewürdigt


Eine herzliche Begrüßung zwischen Nicolaus Blättermann und OB Emanuel Letz.

Die Journalistin Ilanit Spinner moderierte ein Generationengespräch zwischen Nicolaus Blättermann und Julia Panasyuk (25), Studentin und Mitglied der jüdischen Gemeinde Mainz-Rheinhessen. Blättermann, der die Zwangsarbeit und den Holocaust in Oberschlesien durchleiden musste, kam mit seiner Familie 1953 aus Berlin nach Bad Kreuznach. „Ich war der Jüngste in der Gemeinde und aus der Stadt Bad Kreuznach kamen nur drei Mitglieder. Die Gemeinde hatte kein eigenes Gotteshaus.“ 

Das änderte sich erst Ende der 1980er Jahre durch den Zuzug von Menschen mit jüdischen Wurzeln aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. Die kleine Gemeinde, von dem Aus bedroht, wuchs auf über 200 Mitglieder. Blättermann sorgte für deren Integration und konnte sich 2002 einen „Traum erfüllen“ - eine eigene Synagoge. Dank seiner guten Kontakte zu seinem ehemaligen Arbeitgeber, die US Army, konnte die Gemeinde die ehemalige US-Kirchenkapelle erwerben und zu einer Synagoge umgestalten. Bei diesem Projekt war auch die große Reputation Blättermanns in Politik und Gesellschaft sehr förderlich.

Dialog der Generationen

Seine junge Gesprächspartnerin, Julia Panasyuk, wurde in Bad Kreuznach geboren, machte am Gymnasium am Römerkastell ihr Abitur hat aus Jugend und Kindheit gute Erinnerungen an die jüdische Gemeinde in Bad Kreuznach: „Das war ein wichtiger Treffpunkt in meinen Leben.“ Mittlerweile ist sie Mainzerin. Die dortige jüdische Gemeinde ist für sie eine „starke Gemeinschaft“ in Zeiten des wachsenden Antisemitismus. Sie ist enttäuscht darüber, wie wenig Mitgefühl und Solidarität es nach dem Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel gab. Sie war zu jener Zeit zu einem Praktikum in Israel, dort lebt auch ihre Schwester. Julia Panasyuk musste vorzeitig abreisen.

Zwei Menschen, die sich mögen: Nicolaus Blättermann (104) und Julia Panasyuk (25)

Verantwortung für die Zukunft

In seiner Gedenkrede verurteilte Dr. Ronen Steinke das passive Verhalten der Menschen im Nationalsozialismus: „Vorherrschend war die Feigheit.“ Ministerpräsident Alexander Schweitzer sagte angesichts des wachsenden Antisemitismus: „Er versteckt sich nicht mehr. Er bedroht uns unverhohlen und impertinent. Es darf nicht mehr weggeschaut und geschwiegen werden.“

Landtagspräsident Henrik Hering appellierte: „Wir müssen aus der Defensive gehen. Engagiert Euch. Wir sind eine starke Zivilgesellschaft.“

Unter den Gästen war auch Oberbürgermeister Emanuel Letz, der bei der städtischen Gedenkveranstaltung am späten Nachmittag am Mahnmal an der Kirschsteinanlage von seinen Eindrücken von Nicolaus Blättermann berichtete: „Seine Worte sind geprägt von Mut, Versöhnung und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass selbst nach den dunkelsten Stunden der Menschheit eine Brücke in die Zukunft geschlagen werden kann.“ Und an die Schülerinnen und Schüler gerichtet: „Ihr werdet die letzte Generation sein, die noch mit Zeitzeugen wie Herrn Blättermann sprechen konnte. Ihr tragt die Verantwortung, diese Geschichten weiterzuerzählen und das Vermächtnis dieser Menschen lebendig zu halten."

Aus Bad Kreuznach waren zu der Gedenkveranstaltung in Mainz noch Freunde und Wegbegleiter Blättermanns eingeladen: Valeryan Ryvlin und Alexander Zakharenko (jüdische Gemeinde Bad Kreuznach), Annemarie und Werner Fuchs, Dr. Jörg von Wedel, Dieter Koch-Schumacher, Uli Holzhausen, Hansjörg Rehbein.


Großes Foto: Mit Nicolaus Blättermann (2.v.l.) stellten sich zum Erinnerungsfoto (von links): OB Emanuel Letz, Landtagspräsident Henrik Hering, Ministerpräsident Alexander Schweitzer, Julia Panasyuk, Ronen Steinke und Anna Kirchner, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Mainz-Rheinhessen

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