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Jugendamt feiert in diesem Jahr seinen 100. geburtstag
Viele kleine Erfolgserlebnisse stärken die Schulsozialarbeiterinnen
„Die Kindheit wird zunehmend institutionalisiert“, hieß es schon im 14. Kinder und Jugendhilfebericht des Bundeministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2013. Daran hat sich nichts geändert. Diese Einschätzung teilen die Schulsozialarbeiterinnen. Das „Sammelsurium“ an Herausforderungen des Alltags ist ein Abbild der Gesellschaft. Das Tempo des Lebens gewinnt an schwindelerregender Rasanz. Kinder haben einen kompletten Arbeitstag von 7 bis 16 Uhr mit Fremdbetreuung. Auch die Freizeit ist häufig durchgetaktet. Viele sind daher überfordert und müssen zu früh zu viele eigene Entscheidungen treffen. Isabel von Harder-Roth spricht von einem „Verschwinden der Kindheit“ - dem Schutzraum, der Kinder von der Gesamtheit des Wissens Erwachsener trennt.
Die Frauen, die sich zum Gespräch an einem Tisch versammelt haben, lassen sich aber von solchen Rahmenbedingungen nicht entmutigen, im Gegenteil: vielen kleine Erfolgserlebnisse stärken. Groß ist die Freude, wenn es gelingt, den Kindern Ängste etwa vor dem Versagen zu nehmen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufzubauen und vor allem den Kindern ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln, was auch für die Familie und deren Umfeld keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Sie unterstützen nicht nur die die Kinder und Familie, sondern sind auch meist geschätzte Ratgeber der Lehrkräfte. Sie schaffen dadurch Vertrauen bei den Eltern, die teilweise auch selbst mit Überforderung zu kämpfen haben. Es gilt, die Erziehungskompetenz zu stärken.
Soziales Lernen als Aufgabenschwerpunkt
Das „Soziale Lernen“ ist ein Aufgabenschwerpunkt der Schulsozialarbeiterinnen. Den Zweitklässlern wird in einer wöchentlichen Unterrichtsstunde im Klassenverband nicht nur Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten vermittelt, sondern auch die Erfahrung, dass das Vertrauen in andere zu einer Gemeinschaft führt, in der man vieles gemeinsam schafft. Teamgeist wird dabei spielerisch gebildet, zudem lernen die Kinder Konflikte ohne Streit und vor allem ohne Gewalt zu lösen. Gemeinsam mit den Sozialarbeiterinnen in den Kindertagesstätten werden die Kinder auf dem Übergang in die Grundschule begleitet. Auch für den Übergang in die weiterführenden Schulen stehen die Schulsozialarbeiterinnen mit Rat zur Seite.
Inklusion wird in unserer Gesellschaft grundsätzlich befürwortet und gewollt. Doch deren praktische Umsetzung stößt auf Vorbehalte, mangelndes Personal und fehlende Barrierefreiheit vieler schulischer Gebäude. Für eine erfolgreiche Inklusion braucht es „Multiprofessionalität“ in einem Schulgebäude. Dort sollten Lehrer, Psychologen, Mediziner und Sozialarbeiter vor Ort sein, so dass lange Wege zu den unterschiedlichen Ansprechpartnern erspart blieben und die Kinder optimal in ihren Bedürfnissen wahrgenommen und gefördert würden. Gemeinsame Schulzentren könnten für Kinder mit ihren unterschiedlichen Bedarfen ein Miteinander zumindest auf dem Schulhof oder in einer AG ermöglichen.
Isabell von Harder-Roth war vor elf Jahren einer der ersten Schulsozialarbeiterinnen in Diensten des Jugendamtes. „Die Stadt hat nicht auf die Landesförderung gewartet und ist mit zwei Stellen an der Grundschule Dr.-Martin-Luther-King-Schule und an der Hofgartenschule an den Start gegangen.“ Bis heute ist sie mit den Arbeitsbedingungen zufrieden und sieht in der Haltung der Stadt Bad Kreuznach ein Vorbild für viele Kommunen. „Wir müssen keine Personallücke füllen und keine Krankheitsvertretungen übernehmen.“ Isabell von Harder-Roth und ihrer vier Kolleginnen können sich auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren, ganz im Sinn der Kinder, der Eltern und nicht zuletzt auch der Lehrerinnen und Lehrer.
Foto (von links): Sonja König-Rabanus, Isabell von Harder-Roth, Victoria Anheuser-Kunz und Petra Brandt