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Sieben Stolpersteine in der Ebernburger Burgstraße
Schmerzliche Erinnerung an einen Tag der Schande
In seiner Rede verlas Oberbürgermeister Emanuel Letz eine Passage aus einem Brief von Regina Gottlieb über den „Tag der Schmach und der Schande“. Sie schildert: „…. mit sadistischer Grausamkeit kamen sie in unser Haus warfen alles um und zerbrachen was da war, so kamen diese Lumpen dreimal zurück um mit bestialischer Freude alles zu vernichten und zu stehlen was da war. Dies alles habe ich persönlich miterlebt“. Mit ihrem Mann Josef wohnte sie zu jener Zeit in der Burgstraße 3 und zog nach der Reichspogromnacht in sogenannte „Judenhäuser“ nach Bad Kreuznach, Ihr Mann starb, vermutlich an den Folgen der Gewalt in der Reichpogromnacht, im Januar 1939. Regina Gottlieb konnte noch in die USA emigrieren. Zwei Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus erinnern an das Ehepaar.
Nur wenige Meter entfernt, in der Burgstraße 13, lebte die Familie Schubach, der Viehhändler Gustav Schubach mit seiner Ehefrau Pauline, den Kindern Robert und Inge und seiner Mutter Laura Schubach geb. Weil. Auch sie erlitten in der Reichspogromnacht Gewalt und Zerstörung. Gustav Schubach, im Ersten Weltkrieg Ambulanzfahrer, wurde von einem ehemaligen Schulkameraden ins Spritzenhaus des Dorfes eingesperrt, danach vom Obermoscheler Gefängnis ins KZ Dachau gebracht. Von dort wieder entlassen, konnte er mit seiner Familie nach Amerika emigrieren. 2013 besuchte Robert Schubach mit seiner Familie das Elternhaus. Herzlich empfangen und betreut wurde er von Stefan Köhl, dem aktuellen Besitzer des Hauses (Amtshof), das die Schubachs 1937 an Wilhelm und Anna Gattung verkauften, und bis zu ihrer Emigration noch bewohnten. Stefan Köhl war es auch, der der IGS Sophie Sondhelm den Kontakt zu den beiden Töchtern von Robert und dessen Schwester Inge Schubach herstellte. Laura Jaffe (Tochter von Robert Schubach) Lisa Hinegardner (Tochter von Inge Schubach) reisten zur Stolpersteinverlegung an. Sie wurden von Bettina Mackeprang und Emanuel Letz begrüßt. „Herzlichen Dank, dass sie der Einladung gefolgt sind, um mit uns gemeinsam zusammenzustehen, um das Vergangene zu betrachten, zu betrauern und einen neuen Weg einzuschlagen, den der Toleranz“, so Letz.
Die beiden Kusinen waren vom Empfang und der feierlichen Zeremonie wie alle Teilnehmer emotional berührt. Schülerinnen und Schüler der IGS Sophie Sondhelm, die seit Jahren die Stolpersteinverlegungen und Gedenkveranstaltungen mitgestalten, hatten Schautafeln mit Fotos und Infos mit den Stammbäumen der beiden Familien erarbeitet, Das Material hierzu hatten ihnen Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann, Karl-Ernst Laubenstein und Stefan Köhl zur Verfügung gestellt. Außerdem beeindruckten sie mit einem szenischen Spiel, bei dem sie Schautafeln mit der Mahnung "Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen" in die Höhe hielten.
Zum Abschluss waren alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Ortsbeirat Bad Münster am Stein-Ebernburg zu einem Imbiss in den Hof des Amtshauses eingeladen. Die Stolpersteinverlegung wurde über eine private Spende und über eine Förderung durch die Stiftung Rheingrafenstein – Max und Hertha Kuna – finanziert. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Valeryan Ryvlin, hatte eine Überraschung mitgebracht. Er erneuerte an einem Türpfosten im Wohnhaus die „Mesusa“. Ein längliches Kästchen mit einer Pergamentrolle, auf dem das jüdische Glaubensbekenntnis „Schma Israel“ geschrieben steht. Die Mesusa soll das jüdische Haus schützen. Dazu gab Kantor Alexander Zakharenko , der auch zum Ende der Stolpersteinzeremonie das Totengebet "El Male Rachamim" gesprochen hatte, seinen Segen „Sie sind hier jederzeit willkommen“, verabschiedete Hausherr Stefan Köhl die beiden Schubach-Nachfahrinnen Laura Jaffe und Lisa Hingardner.
Foto oben: Zwei Stolpersteine für das Ehepaar Gottlieb wurden in der Burgstraße 4 verlegt. Schüler und Schülerinnen der IGS Sophie Sondhelm erarbeiteten dazu Infotafeln.