Volles Haus beim Tag der offenen Tür 

Fotoausstellung von Achim May im Hof des Hauses der Stadtgeschichte ein Blickfang


Franziska Blum-Gabelmann und Emanuel Letz mit dem Fotografen Achim May (Mitte).

Die Hälfte seines Werkes sind dokumentarische Fotos: Kleingartensiedlungen, gesellschaftliche Ereignisse, die lokale Kunstszene und viele mehr. Mit seiner Kamera schuf Achim May einen „Friedhof der Erinnerung“. „Objekte wie etwa die Leuchtreklame des alten Café Kiefer dienen den Betrachtern als Kristallisationspunkte der Erinnerung und zwar so lange wie sie im kollektiven Gedächtnis der Erinnerung verankert sind. Verblasst auch diese, wird dem Objekt die historische Dimension und der emotionale Bezug entrissen“, so Franziska-Blum Gabelmann in ihrer Einführung zu Achim Mays Fotos.

Sehr beliebt und bekannt sind die durch HDR-Technik farblich verfremdeten Fotos mit denen Achim May insbesondere Stadtansichten neu interpretiert und diese Technik als „Schablone für seine Kreativität nutzt“. Die Fotos im Hof des Hauses für Stadtgeschichte sind noch mindestens bis Mitte Mai zu sehen.

Großen Andrang bei den Führungen von Sarah Förster. Es öffneten sich die Türen zu den vier Magazinen im Keller und im Obergeschoss, die den Nutzern des Stadtarchivs ansonsten verschlossen bleiben: jahrhundertealte Urkunden, antike Bücher mit Metallschnallen, Postkarten vom 1. Weltkrieg, Tageszeitungen aus dem letzten Jahrhundert und natürlich Dokumente und Akten aus der Stadtverwaltung: der Bestand ist enorm vielseitig. 

Gemeinsam mit Caroline Heise zeigte sie bei einer Führung mit Kindern woher der Begriff das „Buch aufschlagen“ kommt. Sie demonstrierte das an dem fünf Kilo schweren „Belaag oder Schatzungsbuch“ aus dem 18. Jahrhundert (Steuerregister für Grunderwerb).  Das dicke Buch ist mit Leder bespannt und hat einen Holzdeckel auf den man mit der Faust oder der Hand schlagen muss, so dass die Schnallen aufgehen.

Sarah Förster (links) und Caroline Heise boten auch eine Führung für Kinder an.

Die Stadtarchivarin führte eine große Gruppe zu Plätzen, an denen sich die französische Besatzungszeit von 1918 bis 1930 abspielte: Schadtscher Platz, MTV Gebäude früher Caserne de la Panneterie, die „Fünf-Häuser-Gruppe“ Gustav-Pfarrius-Straße/Lina-Hilger Straße/Bosenheimer Straße für französische Unteroffiziere vom Reichsvermögensamt erbaute Häusergruppe (Villas pour sous-Officiers), die Gendarmeriekaserne (Caserne de Gendarmerie) in der Bosenheimer Straße und der Hinweis auf die Automobilkaserne. Da Kreuznach in Friedenszeiten nie Garnisonsstadt war, fehlte bei der Besetzung die notwendige Infrastruktur.

Yasha Bock, Vanessa Nickel und Leandra Prawitt, Schülerinnen des Gymnasiums an der Stadtmauer, stellten ihre Forschungsergebnisse vor, die sie bei ihrem Besuch im Stadtarchiv anhand umfangreicher Dokumente aus der dafür eigens konzipierten Archiv-Box erarbeiteten: Den Lebenslauf und den Stammbaum der jüdischen Journalistin Margot Strauß, die 1939 vor den Nazis aus Bad Kreuznach nach London flüchten musste. Die Leiterin des Schulprojektes „Generationen im Dialog“, auf dem die Arbeit im Stadtarchiv basiert, ist Christiane Kasper, pensionierte Lehrerin vom Gymnasium an der Stadtmauer.

Anhand des Bauplanes und der historischen Fotos zur damals üblichen Inneneinrichtung hat Marius Rehbein für seine Bachelorarbeit an der Universität Mainz eine App zur Bad Kreuznacher Villa Conradi  von 1860 als dreidimensionales Artefakt entwickelt. Bei seinem Vortrag hatte er zu einem virtuellen Rundgang eingeladen – ein Beispiel dafür, wie mit digitaler Technik Archivarbeit geleistet werden kann.  Plan und Fotos hatte ihm Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann zur Verfügung gestellt.

Der herzliche Dank von Franziska Blum-Gabelmann an alle Beteiligten gilt auch den jungen Leuten von Rotaract, die für einen guten Zweck Speisen und Getränke verkauften.


Foto ganz oben: Die großformatigen Fotos von Achim May im Hof des Hauses der Stadtgeschichte sind noch bis mindestens Mitte Mai zu sehen.

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