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Forstwirtschaft
Waldzustandsbericht RLP 2020: 84 Prozent der Bäume sind krank – Auch Stadtwald von Klimawandel betroffen
Die landesweiten Erhebungen decken sich mit den Beobachtungen aus dem Bad Kreuznacher Stadtwald: Durch die erhöhten Temperaturen und die ausbleibenden Niederschläge leidet der Wald unter Trockenstress. Vor allem Birke und Buche bekommen viel zu früh, nämlich bereits ab August, gelbe Blätter, erläutert Nico Plöger, neuer Revierleiter im Forstrevier Nahe, zu dem der Bad Kreuznacher Stadtwald gehört.
Landesweit sind Buche, Eiche und Kiefer immer häufiger in ihrer Vitalität eingeschränkt, sodass die Schaderreger ein leichtes Spiel haben und zum Teil durch vermehrten und kombinierten Befall die Bäume zum Absterben bringen. Im Bad Kreuznacher Stadtwald beobachtet Plöger ein vermehrtes Auftreten der Rußrindenkrankheit beim Ahorn, was zum Absterben ganzer Bestandsteile geführt hat. Durch Trockenheit geschwächte Fichten wurden in hohem Maße durch den Borkenkäfer geschädigt und sterben ab. Auch der Eichen-Prozessionsspinner als Hygieneschädling im Wald hat sich deutlich vermehrt.
In ganz Rheinland-Pfalz ist der Anteil der Buchen mit deutlichen Schäden um 25 Prozentpunkte gestiegen, bei der Kiefer um 14 Prozentpunkte. Einen verhaltenen „Lichtblick“ gibt es bei der Eiche: Der Anteil deutlich geschädigter Probebäume ist gegenüber dem Vorjahr um elf Prozentpunkte gesunken.
Klimawandel hat Folgen für Forst und Forstwirtschaft
„Unser Wald ist sichtbares Opfer der Klimakrise. Deswegen müssen wir alles daransetzen, die waldschädigenden Emissionen der fossilen Energien zu vermeiden und stattdessen die Erneuerbaren Energien weiter auszubauen“, so Umwelt- und Forstministerin Ulrike Höfken in der offiziellen Pressemitteilung zum Waldzustandsbericht 2020. Um den Wald für künftige Generationen zu erhalten, handelt das Land auf verschiedenen Ebenen. So wird etwa die Anpassungsfähigkeit der Wälder durch natürliche Ansamung und gezielte Überführungen von Nadelbaumbestockungen hin zu Mischwäldern verbessert. Mischwälder kommen in Rheinland-Pfalz auf 82 Prozent der Fläche vor, bundesweit sind es 76 Prozent.
Der Klimawandel hat auch in Bad Kreuznach große Folgen für Forst und Forstwirtschaft, so Nico Plöger. Die Bestandsbilder fast im gesamten Stadtwald werden sich weiter verändern. Für trockenes beziehungsweise abgestorbenes Holz kann nur ein sehr geringer Verkaufspreis erzielt werden. Hinzu kommt der hohe Personal- und Kostenaufwand, der durch Verkehrssicherungsmaßnahmen, das heißt das Fällen von abgestorbenen Bäumen oder Baumteilen an Straßen, Wegen oder Erholungseinrichtungen entsteht.
Um auf Zusammenhänge zwischen Klimakrise und Waldsterben aufmerksam zu machen, hat Landesforsten kürzlich die Initiative „MeinWaldKlima“ gestartet. Sie will Menschen für den Schutz des Klimas und damit für den Schutz der Wälder gewinnen.
Der Waldzustandsbericht 2020 ist online abrufbar unter s.rlp.de/Waldzustandsbericht2020
Archivfoto: Die Trockenheit führt auch immer wieder zu Waldbränden, wie hier im Mai 2020 im Stadtwald. Dann muss die Freiwillige Feuerwehr Bad Kreuznach löschen.