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Kleines Beet mit Spenden Finanziert
Mehr Aufmerksamkeit für Gedenkstein – Mahnung gegen Antisemitismus
Über 2000 Euro brachte die Spendenaktion, zu der Malermeister Lipp mit Unterstützung von Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer aufgerufen hatte. Dafür allen Spendern ein herzliches Dankeschön! Die Oberbürgermeisterin weist darauf hin, dass im kommenden Jahr neben den Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus „Stolpersteine“ an das Schicksal einiger jüdischer Familien erinnern werden. Sie betont, wie notwendig solches Gedenken und Mahnen ist. „Wie sehr Rassisten unsere Demokratie bedrohen, haben die Morde des rechtsextremistischen Täters in Halle gezeigt, ein junger Neonazi, der in eine Synagoge eindringen wollte, um dort Juden zu töten.“ Sehr betroffen ist auch Nikolaus Blättermann (99). Der Ehrenvorsitzende der jüdischen Gemeinde sorgt sich um die Sicherheit seiner Glaubensgenossen in Deutschland. Sein Appell: die Jugend in den Schulen noch stärker über den Antisemitismus aufklären und für dessen gefährliche Auswirkungen zu sensibilisieren.
Das Engagement von Hans-Herrmann Lipp hat persönliche Gründe. Unter den rund 40 Juden aus dem Landkreis Bad Kreuznach, die sich Ende April 1942 vor ihrer Deportation in die Todeslager im Kolpinghaus melden mussten, waren auch sein Onkel Meinhard Marx und seine Kusine Johanna. Marx hatte im November 1928 Gerda Lipp, die Schwester von Lipps Vater Wilhelm geheiratet. Lipps Onkel Hermann, damals Wirt der Kolping-Gaststätte, musste hilflos mit ansehen, wie sein Schwager und seine Nichte mit den anderen Schicksalsgenossen den Weg zum Bahnhof antreten mussten. „Es kann sich keiner vorstellen, welche Ängste und Hoffnungslosigkeit meine Tante in den drei Jahren durchstehen musste“, sagt Hans-Hermann Lipp. Vater und Tochter überlebten das KZ Theresienstadt und kamen wieder nach Bad Kreuznach zurück. Mit Gerda Lipp wanderten sie 1952 über Antwerpen nach New York aus. Auf der Meldekarte der Familie Marx sind einige Wohnungswechsel vermerkt. Von der Jungstraße im Jahre 1928 ging es in die Kilianstraße und in die Baumgarten Straße (beide in 1935), dann folgte die Schöffenstraße (1939), und Sinkenot (18. April 1942). Nach der Deportation von Mann und Tochter zog Gerda Lipp in die Hochstraße.
Über Meinhard Marx ist wenig bekannt. Er war der erste Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Kreuznach nach dem Zweiten Weltkrieg. In einer Zeitung jüdischer Emigranten in England wird er in der August-Ausgabe 1946 als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Kreuznach (Adresse Hochstraße 28) benannt. Aufgeführt sind noch die jüdischen Gemeinden von Coblenz, Neuwied und Trier (damals alles französische Zone). Marx wurde am 8. November 1897 als Sohn des jüdischen Händlers Heinrich Marx, verheiratet mit Henriette geb. Schiffmann, in Weinsheim geboren. Auf seiner Geburtsurkunde ist vermerkt, dass er ab Januar 1939 den Vornamen Israel tragen musste, eine Anordnung, die am 19. Juli 1945 für ungültig erklärt wurde. Im November 1928 heiratete er in Bad Kreuznach Gerda Lipp. Trauzeugen waren der Kaufmann Alfred Schweimler und der Elektromeister Karl Kunze. Tochter Johanna wurde am 6. November 1929 geboren. Wie sein Vater arbeitete Meinhard Marx als Händler (in der Hochzeitsurkunde wird Kaufmann angegeben),
In den ersten Jahren nach der Auswanderung besuchte die Familie Marx einige Male die Verwandtschaft in Bad Kreuznach, mit der Zeit wurde der Kontakt spärlicher. Meinhard Marx starb 1967 seine Frau Gerda 1973. Herrmann Lipp weiß von seiner Kusine, dass sie in New York zunächst bei Elektro-Lux arbeitete und später dann eine Arbeit bei Naturkundlichen Museum von New York fand. Sie blieb unverheiratet und starb im Juli 2009 in einem jüdischen Altenheim in der Nähe von New York.
Zum 50. Jahrestag der Deportation von 110 jüdischen Mitbürgern am 27. Juli 1942 wurde 1992 der von den Künstlern Gudrun Schuster und Gernot Meyer-Grönhof geschaffene Gedenkstein mit Bronzerelief am Kolpinghaus eingeweiht. Die Kolpingfamilie wurde 1941 von den nationalsozialistischen Machthabern in Bad Kreuznach gezwungen, das Gebäude an die Stadt zu verkaufen. 1948 ging es wieder in den Besitz der Kolpingfamilie über. Nach Verlauf und Abriss des Kolpinghauses mit anschließendem Neubau des Mehrfamilienhauses wurde 2013 der Gedenkstein wieder aufgestellt.
Foto: Bereits in den ersten Tagen hat das kleine Beet vor dem Gedenkstein in der Kurhausstraße für mehr Aufmerksamkeit gesorgt. Er ist auch eine Mahnung vor den Gefahren des leider erstarkten Antisemitismus in Deutschland, sind sich die Spender des Beetes mit dem Initiator Hans-Hermann Lipp (4.v.l.) , Nikolaus Blättermann (3.v.l.) und Dr. Heike Kaster-Meurer einig.