Sanierung erfolgreich

Holz statt Beton: Umbau des Gradierwerks 2 an der Kanustrecke ist abgeschlossen


Das funktioniert aber nur, wenn das Salzwasser nicht davonläuft – und das schien zum Problem zu werden. Denn im April 2017 attestierte ein Gutachten aufgrund von Materialproben der Stahlbetonkonstruktion einen inakzeptabel hohen Chloridgehalt. Der schon äußerlich sichtbare Zersetzungsprozess der Armierung schien auf eine Selbstauflösung der Konstruktion zuzulaufen. Der Gutachter warnte vor „Funktionsversagen“, das heißt dem Abbruch von Betonelementen und die Funktionsunfähigkeit des Gradierwerkes.

Das Problem ergab sich dadurch, dass die Abdichtung der drei in den 70er-Jahren auf Betonsockeln errichteten und mit Betonwannen ausgestatteten Gradierwerke der aggressiven Dauerpenetration durch hochkonzentriertes Salzwasser nicht standhielt. Schon früh zeigten sich nach der Errichtung Korrosionsspuren, Jahrzehnte eines fortschreitenden Schadensbildes und erfolgloser Sanierungs- und Ausbesserungsversuche folgten. Das Gutachten machte klar, dass nun eine grundsätzliche und nachhaltige Lösung zu finden war. 

Stadtrat hatte grünes Licht für den Umbau gegeben

Erste Hilfe brachten Stützkonstruktionen in den beiden Unterführungen und die Entfernung von abbruchgefährdeten Betonwannen. Ein Statiker stellte sicher, dass die Standfestigkeit der Holzkonstruktion insgesamt nicht gefährdet ist. Doch der Abbruch von Teilen der Wanne hätte die Stilllegung des Gradierwerkes – und damit dessen durch die Trockenheit beschleunigten Verfall – zur Folge gehabt.

„Das Gradierwerk 2 gehört zum Kernbereich der Saline, daher haben der Aufsichtsrat der Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH und der Stadtrat mit ihren Beschlüssen grünes Licht für den Umbau gegeben, auch wenn die Investitionssumme von einer Million Euro natürlich eine große Herausforderung für den Haushalt darstellt“, betont der Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Heinrich bei einem Pressetermin, bei dem der Abschluss der Maßnahme vor Ort mit den Baubeteiligten erläutert wurde.

Das Konzept für den Umbau entwickelte das Planungsbüro Brendel und Strobel aus Gau-Algesheim für die GuT – die Eigentümerin der Gradierwerke. Eberhard Strobel ist auf Holzbau spezialisiert und hat bereits das Gradierwerk Karlshalle für die Stadt geplant – ganz ohne Beton.

Die neue Holzwanne besteht aus Douglasienholz


Unter der Bauleitung des Planungsbüros und der Technischen Betriebsleitung von Andreas Frank (Stadtwerke) wurde der Plan realisiert: Zunächst erfolgte der Rückschnitt der Aufkantung der Betontasse auf 420 Metern durch die Betonschneidespezialisten der Firma Krings und Lunkenheimer. Auf eine von der Firma Breivogel angebrachten Abdichtung über die Gesamte Länge der Tasse setzte sodann die Zimmereifirma Scherer die Holzwanne aus Douglasienholz und verbaute dabei unter anderem 540 Meter Auflageholz, 780 Meter Längsbalken, 2000 Meter Kragholz und 110 Bohlen für die Galerie. Zuvor war der gesamte Aufgang für die Besucher zu demontieren und in der Folge durch einen neuen zu ersetzen.

Die Idee von der Holzbauweise auf Beton umzuschwenken, kam an vielen Orten mit Gradierwerken auf, weil die Holzwannen oft Dichtigkeitsprobleme und Wasserverluste aufweisen. Nach der Trockenlegung im Winter muss das Holz bei Inbetriebnahme zum Frühjahr erst unter Nässe aufquellen, oft wird aber auch hierdurch keine befriedigende Dichtigkeit erreicht. Mit einer speziellen Abdichtung haben die Techniker der Stadtwerke dieses Problem bereits bei zwei Gradierwerken erfolgreich gelöst. Größte Sorgfalt bedarf es bei der Baumaßnahme indessen bei den Anschlussstellen. „Das ist für den Zimmermann und die Abdichtungsfirma Filigranarbeit“, weiß Planer Eberhard Strobel.

Das Gradierwek wird im Frühjahr wieder in Betrieb gehen

Die Soletasse ist nun befüllt, das Gradierwerk wird in der kommenden Saison in Betrieb gehen können. Neben dem Umbau der Tasse wurde auch die Galerie für die Gäste völlig neue in Douglasienholz gebaut. Im kommenden Jahr schließt sich die Erneuerung von Teilen der Bedornung an.

„Nachdem das Verfahren erfolgreich durchgeführt wurde, haben der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung im Beschluss des Wirtschaftsplanes auch den Umbau des Gradierwerks am neuen Salinenbad vorgesehen. Die Sanierung sollte zeitgleich mit dem Bau des Bades erfolgen und zur Eröffnung abgeschlossen sein“, blickt Heinrich in die nahe Zukunft. Die Investition hierfür sei mit 1,5 Millionen Euro kalkuliert, da das Gradierwerk mit 250 Metern deutlich länger sei. Über die Aufnahme dieser Mittel in den Investitionsplan der Stadt entscheide jedoch abschließend der Stadtrat im Zuge des Haushaltsplanes 2020.



Großes Foto: Die Sanierung des Gradierwerks 2 ist abgeschlossen: Darüber freuen sich die Verantwortlichen rund um Bürgermeister Wolfgang Heinrich (Mitte) und Dr. Michael Vesper (GuT, zweiter von links).

Text: Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH; Fotos: Rober Neuber, Allgemeine Zeitung

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