Gedenken der NS-Opfer ein Plädoyer für Menschlichkeit und Wachsamkeit gegen Rassismus

Gedenken der NS-Opfer ein Plädoyer für Menschlichkeit und Wachsamkeit gegen Rassismus

Ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit und für Wachsamkeit gegen Rassismus und Gewalt in unserer Gesellschaft hielten die Redner und Rednerinnen bei der Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz vor 74 Jahren, am 27. Januar 1945. Am Mahnmal in der Kirschsteinanlage sprach erstmals auch ein muslimischer Mitbürger, Waheed Khan, der Beauftragte für den interreligiösen Dialog in der Ahmadiyya-Gemeinde.

„Auschwitz ist zur Chiffre der deutschen Schuld geworden“, stellte Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer den Auschwitz-Prozess (1963-1965 in Frankfurt) in den Mittelpunkt. „Der Prozess war eine Wegmarke der deutschen Geschichte“, so die OB. Sieben Angeklagte wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, zehn erhielten lediglich geringe Haftstrafen, drei wurden freigesprochen. „Der Auschwitzprozess war mehr als nur die auf die Angeklagten bezogene Wahrheitsfindung und Rechtsprechung. Er war eine Mahnung und Warnung zugleich vor jeglicher Beruhigung des Gewissens, wenn Zivilcourage und Widerstand gegen gewaltverherrlichende Ideologien und Weltanschauungen oder religiösen Fanatismus und Rassenwahn geboten ist“.

Bei ihren Ausführungen bezog sich die Oberbürgermeisterin auf Peter Jochen Winters, der als junger Journalist für die Wochenzeitung „Christ und Welt“ über den Auschwitzprozess berichtete. Auch nach mehr als 50 Jahren kann er nur wiederholen, was er damals zum Urteil schrieb: „Die Schrecken der Apokalypse verblassen angesichts der Todesfabriken von Auschwitz, in den Millionen von Männern, Frauen und Kindern ausgelöscht wurden ... Der Frankfurter Auschwitz-Prozess ist zu Ende. Das aber, wofür der Name Auschwitz steht, werden Menschen kaum vergessen können, Deutsche nie vergessen dürfen.“

Wie aktiv sich die IGS Sophie Sondhelm für das Gedenken an die Opfer und gegen Rechts und Rassismus engagiert, zeigen wieder einmal Schülerinnen und Schüler mit beeindruckenden und nachdenklich stimmenden Beiträgen. „Auf unserer Demokratie können wir uns nicht ausruhen, wir müssen das Recht sie zu gestalten, unsere Meinung zu äußern und uns selbst zu regieren, wahrnehmen. Denn Demokratie heißt nicht nur Privileg, sondern auch Verantwortung“, sagten die Oberstufenschülerinnen Fabienne Feuser und Elena Schneeberger (MSS13), Zuvor hatten Liya Prokofieva und Gina Marie Westenberger Gedanken zum Gedenken (Leistungskurs Geschichte 12) vorgetragen und Franziska Moog (9a), Marc Mussel (9a), Chantal Weidenbach (9a) und Paula Wermter (9a), Schülerinnen und Schüler der Lerngruppe Evangelische Religionslehre im Jahrgang 9, über die Lektüre des Buches „Der Junge im gestreiften Pyiama“ berichtet (siehe Anlage).

„Als Vertreter des Bereichs Interreligiöser Dialog in der Ahmadiyya Muslim Jugendorganisation bin ich ein Teil von Muslimen, die sich zu Deutschland zugehörig fühlen und Teil dieser Gesellschaft sind und sehen es somit auch als unsere Pflicht an, gemeinsam mit den Menschen dieser Stadt den Opfern in der Geschichte Deutschlands zu gedenken sowie unser Beileid zu bekunden“, bedankte sich Waheed Khan für die Einladung zum Gedenken an die Opfer der NS-Zeit. Khan weiter: „Ein Muslim soll das Gute bzw. die Weisheit suchen und dies aufnehmen. Und so ist dies gerade in der heutigen Zeit, in der zunehmend eine Verrohung der Gesellschaft stattfindet, für uns eine lebendige und wichtige Botschaft, neben aller Unterschiede uns darauf zu vereinen, dass wir Menschen sind und für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit gemeinsam einstehen sollten. Egal, welcher Herkunft, welcher Nation oder welcher Religion wir angehören. Das Grundgesetz sehe ich daher als eine Basis für uns alle indem es direkt im ersten Paragraphen heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar."

Beiträge der IGS Sophie Sondhelm:

Feuser u. Schneberger

Gedanken zum Gedenken

Der Junge im gestreiften Pyiama



Foto: Der Ehrenvorsitzende der jüdischen Gemeinde, Nikolaus Blättermann, im Gespräch mit Mitgliedern der Ahmadiyya-Gemeinde, rechts Waheed Khan, 2. v.l. Jugendleiter Abdul Bari Sami.

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