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Vier direkt gewählt, eine rückte nach – Die ersten Frauen im Stadtrat 1919
Während der Novemberrevolution wurde in Deutschland am 12. November 1918 das Wahlrecht für Frauen ausgerufen. Männer und Frauen nahmen daher am 19. Januar 1919 gemeinsam an der Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung teil. Im gleichen Jahr fand nach Einführung des Frauenwahlrechtes in Kreuznach am 2. November die Wahl der Stadtverordneten statt. Erstmals in der Geschichte der Stadt wurden daraufhin vier Frauen in die Stadtverordnetenversammlung gewählt: Maria Blum-Holl für die USP, Elsbeth Krukenberg für die Deutsche Demokratische Partei, Helene Voigtländer für die Deutsch Nationale Volkspartei und Klara Schütze für die Liste der Festbesoldeten und erwerbstätigen Frauen.
Am 21. November 1919 wurden sie zusammen mit ihren 32 männlichen Kollegen im Sitzungssaal des Stadthauses in ihr Amt eingeführt. Auf einer Estrade saßen Bürgermeister und Beigeordnete und an zwei darauf ausgerichteten langen hellblauen Tischen nach Fraktionen geordnet die Stadtverordneten. Am linken Tisch saßen die Vertreter der Deutschnationalen, der Deutschen Volkspartei und die USP. Am rechten Tisch saßen Vertreter des Zentrums, die Unpolitischen, die Fraktion Schütze, die Sozialdemokraten und die Demokraten. Auf jeder Seite waren zwei Frauen platziert, links Fräulein Voigtländer und Frau Blum-Holl, rechts Fräulein Schütze und Frau Krukenberg. In einer Rede beschwor Bürgermeister Dr. Fischer dass es die höchste Pflicht der Stadtverordneten sei, „stets mit strengster Unparteilichkeit nur das Wohl der Gesamtheit aller Bürger zur Richtschnur ihres Handelns zu nehmen“, damit die Herausforderungen nach dem Ersten Weltkrieg unter französischer Besatzung und schwieriger wirtschaftlicher Lage gelöst werden könnten.
Am 9. Dezember folgte in das Stadtverordnetenkollegium Elise Lorenz als Nachrückerin für Christian Thran (Zentrum). Sie wurde im öffentlichen Teil der Sitzung per Handschlag zur gewissenhaften Erfüllung ihrer Aufgaben verpflichtet. Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung forderte die Stadtverordnete Klara Schütze das Kollegium auf, sie zukünftig nicht als Fräulein sondern als Frau anzusprechen, da sie sich als berufstätige Frau durch diese Bezeichnung diskriminiert fühlte. Nicht zufällig war am gleichen Tag ein Artikel von ihr im Öffentlichen Anzeiger erschienen, der sich mit dem Ansehen der alleinstehenden, unverheirateten Frau beschäftigte. Klara Schütze hatte sich in der Vergangenheit wie die anderen weiblichen Stadtverordneten für bessere Ausbildung und berufliche Entfaltung von Frauen, um Gleichberechtigung und Selbstbestimmung sowie politische Mitbestimmung eingesetzt. Stadtratsprotokolle gehören zu den wichtigsten Informationsquellen für die Geschichte der Stadt.
Jetzt noch im Stadtarchiv unter StAKH RP 1916 – 1920