Die Fishburns wurden von den Fischborns in Planig herzlich empfangen


Die Planiger Fischborns bereiteten ihren Verwandten aus den USA einen herzlichen Empfang. „Das ist unbeschreiblich und überwältigend“, so Marie-Ann  Fishburn-Mintier zur familiären Gastfreundschaft. Hans-Walter Fischborn holte das Ehepaar an deren Hotel in Bretzenheim ab und zeigte ihnen die evangelische Kirche, in der Johann Philipp Fischborn getauft und konfirmiert  wurde, die beiden Häuser, die als Wohnstätte des Auswanderers in Frage kommen, die Gräber der Fischborns auf dem Friedhof. Nach der Fahrt auf den Bosenberg, wo bei Sonnenschein das traumhafte Panorama genossen wurde, kehrten die Fischborns- und burns im Weingut Orth ein. Wilma Orth, eine geborene Fischborn, ist die Großkusine von Hans-Walter Fischborn. Deren Enkelin, die ehemalige Naheweinprinzessin Sylvia Orth, leistete als Übersetzerin fürsorgliche Dienste. Hans-Walter Fischborn stammt aus der Linie der jüngsten Bruders des Fischborn-Auswanderers, Johann Peter. 1972 übernahm Hans-Walter Fischborn (66) das Weingut vom Vater Karl Fischborn und führte es bis 2016.

Wie spricht und schreibt man "Planig" in Englisch? Dieses Problem führte dazu, dass Gary Fishburnes Suchanfrage zunächst in Planegg, einer Gemeinde im oberbayrischen Landkreis München, landete. Dort verwies man ihn nach Bad Kreuznach. Franziska Blum-Gabelmann stellte die Kontakte zu Hans-Walter Fischborn und Wilma Orth her. Der Abschluss des Kurzbesuches führte ins Stadtarchiv. Wo Franziska Blum-Gabelmann den Gästen Baupläne der Fischborn-Häuser und ein Testament von Johann Nikolaus Fischborn aus dem Jahr 1784 zeigte. Dieser Fischborn war ein Cousin des Auswanderers.  

Planig war für die Fishburn-Mintiers Zwischenstation auf den Weg in den Schwarzwald. Die Deutschlandreise schenkten sie sich gegenseitig zur Goldenen Hochzeit, an den Ort, an dem sie bereits ihr Silberjubiläum feierten. „Wir kommen wieder“, kündigten sie an, und nicht nur sie. Beide sind überzeugt, dass auch die beiden Töchter und der Sohn einmal die Heimat der Vorfahren besuchen möchten.

Sie waren nicht die ersten aus diesem Familienzweig, die in Planig waren. 1977 kam Gary Fishburn-Mintiers Cousin Paul Fishburn Hoffer nach „Planich“, 1984 John F. Fishbburn, der für die Überarbeitung seiner Familienchronik in Planig recherchierte. Dabei traf er auch auf Ökonomierat Hermann Fischborn (Badenheim) und Dr. Otto Fischborn (in Wörrstadt geboren). Hans-Walter Fischborn war zweimal auf Gegenbesuch bei seinen amerikanischen Verwandten, die ihm damit auch für die herzliche Gastfreundschaft dankten. Zuhause in den USA  erzählte Fishburn-Hoffer, dass er in dem Bett geschlafen habe, in dem Philipp Johann Fischborn geboren wurde.

„Philipp the Pioneer“

Seine Nachkommen bezeichneten ihn als „Philipp the Pioneer“. Fünf Jahren nach seinen beiden Onkeln Johann Anton und Johann Adam und seinem Cousin Batlhasar wanderte Johann Philipp Fischborn 1749 ebenfalls nach Amerika aus und ließ sich als Siedler in der britischen Kolonie Pennsylvania nieder. 1752 kam er noch einmal in seine Heimat, um seine Braut und spätere Ehefrau Catharina Elisabetha Bretz (1724-1788) zu holen. 

Sein Leben als Siedler und Farmer war stark geprägt durch die dauernden Kämpfe mit den Indianern und den Kriegen zwischen den Briten und Franzosen in Nordamerika. Dabei kamen ihm seine Fähigkeiten als Büchsenschmied (Gunsmith) zugute, die er schon daheim in Planig bei seinem gleichnamigen Vater und bei seinem Onkel , dem Schmiedemeister, Johann Fischbein, gelernt hatte. Die Fischborns (burns) waren streng gläubige Lutheraner. „In der einen Hand die Bibel, in der anderen Hand das Gewehr“, heißt es in der Familienchronik, die John E. Fishburn verfasst hat. 

In seiner neuen Heimat galt er als einer der größten Landbesitzer unter den deutschen Siedlern. Für die 1756 erbaute Sand Hill Church, die älteste lutherische Kirche in Dauphin County, hatte er das Land gestiftet. Zu Beginn des amerikanischen Unabhängigkeitskrieg unterschrieb er am 25. Juli 1776 zusammen mit anderen Siedlern eine Resolution für den Kongress. Im Krieg dienten seine vier Söhne bei den Revolutionstruppen. Fischborn selbst fuhr Transporte, die mit Baumetarial für die Forts als militärische Festungen bestimmt waren.

Johann Philipp Fischborn erhielt im Lauf der Jahre einige öffentliche Ämter übertragen. 1773 war er Constable (Polizist) in Derry Township, 1782 in Dauphin County Straßenaufseher. Johann Philipp Fischborn starb am 22. Februar 1795 und wurde wie viele seiner Nachkommen auf dem Evangelisch-Lutheranischen Kirchenfriedhof in Hummelstown, Pennsylvania, begraben.

Wirtschaftliche Nöte und Abenteuerlust

Liegt die Stammbaumwurzel der weitverzweigten Familie Fischborn in Deutschland oder in England? Darüber scherzten Hans-Walter Fischborn und der Planiger Geschichtsexperte Udo Ebbinghaus mit dem amerikanischen Fishburn Gary, der aus den USA kommend auf den Spuren seiner Vorfahren wandelte.

Hans-Christian Brandenburg, bis 1998 Pfarrer in Bretzenheim (2008 verstorben), hat die „Geschichte des Geschlechtes Fischborn aus Planig" erforscht. In den 70er-Jahren setzte eine Welle von Anfragen aus den USA ein, mit denen Amerikaner mit Hilfe von Pfarrämtern und Kirchenarchiven etwas über ihre deutschen Vorfahren wissen wollten. Diese regte Brandenburg an, eigene Nachforschungen anzustellen. So hat er nicht nur die Mitglieder der Planiger Familie Fischborn bis zur 9. Generation aufgelistet, sondern auch viel Wissenswertes über die Familien gefunden. Stammvater der „von Anfang an lutherischen Familie“ war demnach Hans Fischborn, der 1586 den vierten Teil des Dalberger Hofes (Gauer Hof) in Planig als Pächter übernahm.  „Über seine Herkunft gibt es keinerlei  Angaben“, so Brandenburg, der herausgefunden hat, dass es noch eine Kölner Linie der Fischborns gibt. Sie stehe aber ebenso in keinerlei Zusammenhang mit den Planigern wie die „Fishbournes“ in England.  Der amerikanische Nachfahre der Planiger Fischborns, Paul Fishburn-Hoffer, vermutet, dass seine Familie im 14. Jahrhundert von Schottland aus ins Rheinland und auch nach Planig gekommen sein könnte. Die Nachfahren von Hans Fischborn haben sich zunächst auch in den Dörfern des Nahelandes und Rheinessen angesiedelt, dann aber auch in den Städten Kreuznach, Lübeck, Hanau und Mainz. Nicht nur nach Amerika sind Fischborns ausgewandert, sondern auch nach Südost und Nordeuropa sowie nach Brasilien.

Udo Ebbinghaus, der mit Michaela Koerwer seit vielen Jahren in Archiven nach Zahlen, Daten und Fakten zu den Lutheranern in Planig, Biebelsheim und Ippesheim forscht, hat einen Fischborn gefunden, der vermutlich bereits um 1535 in Planig lebte: Sicher ist nur der Name Diel (Thiel) Fischborn.

Nach den Recherchen von Pfarrer Brandenburg konnte Hans Fischborn noch seinen Anteil am Gauer Hof an seinen ältesten Sohn Philipp Fischborn übergeben. Der Dreißigjährige Krieg hatte aber auch drastische Folgen für die protestantischen Fischborns, die sich weigerten unter der Herrschaft der Spanier zum Katholizismus überzutreten. Philipp Fischborn verlor sein Amt als „herrschaftlicher Fauth" (Steuereinnehmer) und musste gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Velten Fischborn Ende 1636 in die Niederlande flüchten, um der Bestrafung durch den Abt des katholischen Klosters zu entgehen.

Zwischenzeitlich hatten die protestantischen Schweden nach der Eroberung von Mainz (22.12.1631) das Sagen. Doch nach ein paar Jahren, nach Niederlage (1634 Schlacht bei Nördlingen) und Tod des Königs Gustav Adolf II. (1632 Schlacht bei Lützen) waren wieder die Katholiken am Ruder.

Erst über ein Jahrzehnt später konnte Philipp Fischborn wieder nach Planig zurückkehren. Er fiel unter die allgemeine Amnestie des Westfälischen Friedens von 1648. Er erhielt zwar wieder seinen Privatbesitz zurück, aber die Pacht am Gauer Hof war für immer verloren.

Wirtschaftliche Nöte gepaart mit Abenteuerlust trieb die Fischborns zur Auswanderung nach Amerika. Sie gründeten kinderreiche Familien und waren schon nach wenigen Jahrzehnten über vielen Staaten der USA zerstreut. Stammvater Fischborn hatte mit seiner ersten Frau Catharina Elisabetha neun Kinder. Die zweite Ehe blieb kinderlos. Etwa ein Jahr vor dem Tod von Catharina Elisabetha am 9. Oktober 1788, hatte Johann Philipp Fischborn Margret Worst geheiratet, die ihn nur wenige Monate überlebte.

Eine Reihe von Fishburns machten Karriere, wurden wohlhabend und einflussreich. Sie waren Zeitungsverleger, Mitbegründer eine Militärschule, Bankiers und Politiker. Gary Fishburn-Mintier arbeitete als IT-Fachmann an der Börse. Die einst deutschen Fischborns gingen schließlich als Fishburns in den Vereinigten Staaten, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, auf. „Sie versippten sich bald mit Engländern, Iren und Franzosen. Name, Sprache, Gewohnheiten und Denkungsweise wurden amerikanisch“, schrieb  Brandenburger in der Vorbemerkung zu der von ihm recherchierten  „Geschichte des Geschlechtes Fischborn aus Planig".

Hansjörg Rehbein


Foto oben: Die Suche nach den Spuren des deutschen Vorfahren führte Gary Mintier-Fishburn (2.v.r.) auch in die evangelische Kirche in Planig, in der Stammvater Johann Philipp Fischborn getauft wurde. Begleitet und betreut wurde er von Hans-Walter Fischborn und Wilma Orth, eine geborene Fischborn.

Foto unten: In Hershey, Pennsylvania, ist die evangelisch-methodistische Kirche nach Fishburn benannt. Das Archivfoto zeigt Paul Fishburn-Hoffer, der 1984 in Planig zu Besuch war.  

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