„Tag der Pflege“: OB Kaster-Meurer diskutiert mit Vertretern der Pflege über Bedürfnisse und die Zukunft der Pflege in der Region


Hintergrund der Veranstaltung ist der Internationale Tag der Pflege (12. Mai). Dieser jährlich stattfindende Aktionstag soll der Arbeit der Pflegenden in Seniorenheimen, Krankenhäusern und ambulanten Einrichtungen mehr Aufmerksamkeit, Würdigung und eine bessere Lobby geben. Die Oberbürgermeisterin suchte daher den direkten Austausch mit Mitarbeitern der Kreuznacher Einrichtungen (unter anderem AWO Seniorenzentrum Lotte Lemke, Kreuznacher Diakonie, Pro Seniore Residenz, St. Franziska-Stift, St. Marienwörth), um sich über die veränderten Bedürfnisse in diesem Berufsfeld und die Zukunft der Pflege in der Region ein Bild zu machen.

„Wir können die Rahmenbedingungen auf politischer Ebene nur verbessern, wenn wir die Bedürfnisse in der Pflege kennen“, ist sich Kaster-Meurer bewusst und betonte zugleich die Bedeutung des sozialen Bereichs für die Stadt Bad Kreuznach. Allerdings habe man auf kommunaler Ebene nur bedingte Handhabe, weshalb die Oberbürgermeisterin zu der Gesprächsrunde mit Jeannette Mischnick Verstärkung aus Mainz mitgebracht hatte. „Solche Veranstaltungen sind wichtig für uns, um Anregungen aus der Pflege mit nach Mainz zu nehmen“, freute sich Mischnick über die Einladung nach Bad Kreuznach. Das Referat Arbeit des rheinland-pfälzischen Sozialministeriums setze sich mit zahlreichen Maßnahmen dafür ein, die Fachkräfte dauerhaft und in Vollzeit in der Pflege zu halten sowie mehr junge Menschen für den Beruf zu begeistern− zum Beispiel durch das Werben in Schulklassen.

Probleme in der Pflege sind vielfältig und tiefgreifend

Denn, das war allen Beteiligten des Gesprächskreises klar, die Probleme im Pflegebereich sind vielfältig und tiefgreifend. Allein in Rheinland-Pfalz fehlen 900 Fachkräfte in der Altenpflege, so Mischnick. Was dies für die Pflegekräfte vor Ort bedeutet, beziehungsweise was die Ursachen für den Notstand sind, wurde in der Diskussion deutlich: Arbeit am Limit und daraus resultierend abnehmende soziale Kontakte, schlechte und ungleiche Bezahlung von Kranken- und Altenpflegern, zeitfressende Dokumentationspflichten, ein generell schlechtes Image des Berufs sowie eine „satt und sauber“-Mentalität zulasten der individuellen Betreuung des einzelnen Menschen. Auch die vor zwei Jahren eingerichtete Pflegekammer in Rheinland-Pfalz sei als Lobby kaum wahrzunehmen, beklagte Nicole Eberhard, Leiterin des AWO Seniorenzentrums Lotte Lemke. Die einzelnen Kreuznacher Einrichtungen versuchten zwar seit langem, Lobbyarbeit in der Region zu betreiben, aber: „Alleine kommen wir nicht weiter, wir brauchen die Politik als Unterstützer.“

Kaster-Meurer: Stärkere Zusammenarbeit der Einrichtungen

Mischnick versprach, die einzelnen Punkte in Mainz einzubringen. Man habe alle genannten Probleme im Blick und versuche auf verschiedenen Ebenen positiv einzuwirken. Durch Branchenmonitoring und Fachkräfteinitiativen habe man in den vergangen sechs bis sieben Jahren die Ausbildungskapazität um 30 Prozent steigern können. Die Pflegekammer sei zwar noch im Aufbau, aber als „wichtiges Sprachrohr und feste Größe“ bereits in allen Pflegefragen eingebunden.

Oberbürgermeisterin Kaster-Meurer, die selbst als Ärztin viele Jahre im sozialen Bereich gearbeitet hat und die Probleme kennt, machte sich für eine stärkere Zusammenarbeit der Kreuznacher Einrichtungen stark − nur gemeinsam könne man etwas bewirken. Der jüngst initiierte Pflegetisch Bad Kreuznach zur Stärkung der regionalen Vernetzung im Pflegebereich sei wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Generell arbeite die Stadt zusammen mit Partnern stetig daran, Senioren in Bad Kreuznach so lange wie möglich ein aktives Leben und eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen; entsprechende Angebote für ältere Menschen werden unterstützt. Das Haus der SeniorInnen in der Mühlenstraße und das Café Vielfalt in Bad Münster am Stein-Ebernburg seien hierfür positive Beispiele.



Foto: OB Heike Kaster-Meurer (5. von rechts), diskutierte mit Jeannette Mischnick vom rheinand-pfälzischen Sozialministerium (3. von links) und Vertretern aus Kreuznacher Pflegeeinrichtungen über Fachkräftemangel, Imageprobleme und schlechte Bezahlung in den Pflegeberufen.


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