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Als die Franzosen vor Erschöpfung das Bourg-en-Bresse-Zelt schließen wollten
Die Entstehung der Städtepartnerschaft geht auf eine Initiative von Regierungsdirektor Max Schröder, dem damaligen Vorsitzenden des Freundschaftskreises Rheinland-Pfalz-Burgund zurück. Eine Schlüsselrolle spielte auch Karl Kuhn, Bad Kreuznacher Beigeordneter und als Landtagsabgeordneter Mitglied des Freundeskreises. Der Fabrikant Wilhelm Beilmann, der geschäftliche Beziehungen zu Frankreich unterhielt, schlug Kuhn die Stadt Bourg-en-Bresse vor. Im November 1962 folgte dann die erste Einladung einer Delegation nach Bad Kreuznach (mit Bürgermeister Karl Kuhn und Beigeordneter Dr. Richard-Walter), im Dezember der Gegenbesuch und bereits im März. bzw. April 1963 beschlossen beide Stadträte, eine Partnerschaft einzugehen.
In der feierlichen Stadtratssitzung am 29. Juni 1963, in der die Partnerschaft offiziell besiegelt wurde, sprach Oberbürgermeister Gerhard Muhs von einer „Sternstunde in der Geschichte des Bad Kreuznacher Stadtrates.“ Bürgermeister Amedée Mercier bedankte sich und rief: „Es lebe Bad Kreuznach, es lebe die Freundschaft zwischen Rheinland-Pfalz und der Bresse . Zum ersten Gegenbesuch reiste ein Konvoi mit acht Fahrzeugen im Mai 1964 nach Bourg. Auch die Bad Kreuznacher erwartete ein herzlicher Empfang mit einem großen Programm. Am letzten Besuchstag ließen Heinrich Stephan und Stadtratsmitglied Willi Hilsbos 400 Reisetauben mit einer Sympathie-Botschaft der Stadt Bourg-en-Bresse ins heimatliche Bad Kreuznach starten.
Zum 10. Geburtstag der Partnerschaft wurde 1973 der Bourger Platz eingeweiht. Am 20. März 1975 wurden Bourg-en-Bresse und Bad Kreuznach mit dem „Prix France-Allemagne“ für ihre Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft ausgezeichnet, Bad Kreuznach als einzige Kommune in Rheinland-Pfalz gemeinsam mit 18 weiteren Städten. Groß gefeiert wurden in beiden Städten auch der 25., 40. und 50. Geburtstag. Im Lauf der Jahrzehnte entwickelt sich ein herzliches Verhältnis auf vielen Ebenen – Schulen, Vereine, Verwaltung, aber auch zwischen Bürgern. Aus Partnern wurden Freunde.
Eine große Ehre wurde posthum Oberbürgermeister Peter Fink (1923-1989) zuteil. 1998 weihten Bürgermeister André Godin und Oberbürgermeister Rolf Ebbeke die „Rue Peter Fink“ in Bourg-en-Bresse ein. Fink als einer der Baumeister der Städtepartnerschaft hatte 1967 die Franzosen ermuntert, mit einem „Bourg-en-Bresse-Zelt“ auf dem Jahrmarkt präsent zu sein. Abenteuerlich verlief die Premiere. Bereits am Samstag waren die Weinfässer leer und die Franzosen so erschöpft, dass sie das Zelt schließen wollten. Mit gutem Zuspruch und tatkräftiger Unterstützung der Bad Kreuznacher Freunde sowie mit Kreuznacher Weinen und Speisen ging es dann aber doch noch bis zum Dienstag weiter. Die Broschüre zum 40. Geburtstag der Städtepartnerschaft im Jahr 2003 ist eine Fundgrube für heitere Episoden, Anekdoten und Stiggelcher, wie man so schön in Kreuznach sagt.
Hansjörg Rehbein
Foto oben: Prost – á votre santé, Mit einem Glas Wein stießen Oberbürgermeister Dr. Gerhard Muhs (links) und Bürgermeister Amédeé Mercier 1963 auf die frisch besiegelte Städtepartnerschaft an. Foto Luhn/Stadtarchiv
1973 weihten Oberbürgermeister Peter Fink (rechts) und Bürgermeister Paul Barberot den Bourger Platz ein. Foto: Nolte/Stadtarchiv
Mit dem Oldtimer fuhren Oberbürgermeister Rolf Ebbeke (rechts) und Bürgermeister Jean-Michel Bertrand durch Bad Kreuznach (Anlass 40-Jahr-Feier in 2003). Foto: Kind/Oeffentlicher Anzeiger
Unter der Anleitung von Franz-Xaver Bürkle traten Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer und Bürgermeister Jean-François Debat zum Kochduell an (50 Jahre Partnerschaft 2013). Foto: Rehbein/Stadtverwaltung