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200 Jahre alter Theaterzettel wirbt für ein Stück über Michel Mort, den Kreuznacher Sagenhelden
Der vorliegende Theaterzettel wirbt für das Stück „Michel Mort der Kreuznacher“, das als vaterländisches Trauerspiel angekündigt wird. Aufgeführt wurde es im Kreuznacher Theater am Sonntag, 15. März 1819 von einer „Schauspieler=Gesellschaft“, die unter der Leitung von J. Wittmund und D. Helfert stand. Der Verfasser des Theaterstücks, Friedrich Christian Henrich Laukhard (1757-1822), auch Magister Laukhard genannt, lebte zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange in Kreuznach. Neben seiner Tätigkeit als Privatgelehrter fand der „ehemalige Professor der schönen Künste in Halle“ in der Stadt bis zu seinem Tod 1822 auch mit dem Schreiben von Schauspiel- und Theaterstücken sein Auskommen.
Aufgeführt wurden neben dem erwähnten Stück über den sagenhaften Helden Michel Mort unter anderem das „Lustspiel in 5 Akten“: „So prellt man Großsprecher u. Schulfüchse“ und die Komödie „Franz von Sickingen“. Laukhard griff auf Figuren zurück, die in der Region einen hohen Bekanntheitsgrad hatten, von historischer Bedeutung gewesen waren und deren Andenken in der Bevölkerung aus ganz unterschiedlichen Gründen lebendig geblieben war.
In seinem Stück Michel Mort der Kreuznacher, das aus 5 Akten bestand, verarbeitete er einen Stoff mit lokalem und regionalem Bezug. Obwohl auf dem Theaterzettel darauf beharrt wird „Dieses ist Thatsache nach der Geschichte“ ist die szenische Verarbeitung Laukhards seiner Phantasie und individuellen Interpretation der historischen Ereignisse, der Schlacht bei Sprendlingen 1279, entsprungen, die in der Folge für die Rezeptionsgeschichte der Figur Michel Mort nicht unwichtig werden sollte.
Der Theaterzettel ist neben dem Tagebuch des Johann Jacob Beinbrech (1799-1834) ein Zeugnis dafür, dass Laukhard, der als ein bedeutender „politischer Schriftsteller der Spätaufklärung“ charakterisiert wird und dessen Autobiographie „Leben und Schicksale von ihm selbst beschrieben“ längst Eingang in den Geschichtsunterricht gefunden haben, bis zu seinem Tod schriftstellerisch tätig war. Des Weiteren ist er ein Hinweis auf das Entstehen einer modernen bürgerlichen Gesellschaft mit ihren kulturellen Bedürfnissen in Kreuznach und daher von kulturgeschichtlichem Interesse. Diese nun fast 200 Jahre alte Quelle wurde dem Stadtarchiv 2009 von Herrn Herbert Limberger geschenkt.
Jetzt noch im Stadtarchiv unter: StAKH Schenkung Limberger