Menükarte zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät Wilhelm II. (1859-1941) am 27. Januar 1898


Am 17. Januar 1898 beschloss ein Festkomitee (Oberbürgermeister Rudolf Kirschstein, Beigeordneter August Anheuser, Stadtverordneter Karl Spaeth) den Geburtstag von Kaiser Wilhelm II. mit einem offiziellen Festessen zu begehen. Für das Essen, das nachmittags um 17 Uhr im Hotel Adler beginnen sollte, konnten sich die Vertreter der „hiesigen Behörden“ in eine Liste eintragen, womit ihnen einen Platz an der Festtafel reserviert wurde. Der Grundpreis des Essens betrug, inklusive einer ½ Flasche Wein, 4 Mark. Wurde zusätzlich Wein oder Schaumwein konsumiert, bewegte sich der Preis zwischen 1,50 Mark und 10 Mark pro Flasche.

Das Komitee suchte sich aus einer von Karl Voigtländer zusammengestellten Auswahl an „Menü-Blanketts“ ein Motiv aus. Für die Dekoration des Festsaals sollte der „Gärtner Maurer“ angefragt und mit dem Musiker Wilhelm Pflug wegen des Musikprogramms verhandelt werden. Den 59 schriftlich angemeldeten Teilnehmern des Festessens, darunter Landrat Agricola, Dr. Karl Aschoff, Max Wenzel, Dr. Abraham Tawrogi, Heinrich Puricelli, Pfarrer Karl Lind und Rektor Friedrich Müller, denen sich über zwanzig weitere Teilnehmer anschlossen, wurde ein 7-Gänge-Menü offeriert, das keine Wünsche offen ließ.

Die vorliegende, aufwendig gestaltete farbige Menükarte, in die das Konterfei Wilhelm II. eingestanzt ist, wurde in der Kunst- und Buchdruckerei und Lithographischen Anstalt von Robert Voigtländer in Kreuznach bedruckt. Auf vier Seiten sind Anlass, Speisenfolge, Wein und Schaumweinauswahl sowie das abwechslungsreiche Musikprogramm abgedruckt. Eine „Echte Schildkröten-Suppe“, wozu das „ächte Schildkrötenfleisch“ eigens von dem Gastwirt Franz Hessel aus Hamburg bezogen wurde, eröffnete das Menü aus Steinbutt, Ochsenlenden, frischem Hummer und Truthahn. Es folgten Vanilleeis, Käse und Dessert. Unter den Weinen und Schaumweinen befinden sich lokale und regionale Gewächse, wie der Kauzenberger oder Rüdesheimer, und die Namen bekannter Schaumweinproduzenten wie Joseph Stöck & Söhne oder Moët & Chandon.

Bei der Auflistung der Musikstücke fällt der Kaiser-Wilhelm-Marsch auf – eine Komposition des Kreuznacher Wilhelm Pflug. Ob die anderen drei Festessen, die im Berliner Hof, dem Pfälzer Hof und dem Augustiner stattfanden, ähnlich opulent ausgerichtet waren, ist nicht bekannt. Das Festessen im Hotel zum Adler verlief in „gehobener und angeregter Stimmung“. Das Kaiserhoch wurde von dem Bezirkskommandeur Oberst von Wolffersdorff ausgesprochen und zum Ausklang des Abends, wie auf der Menükarte vermerkt, Vers 1, 3 und 5 der Nationalhymne gesungen.

Die Menükarte ist ein Zeugnis der bürgerlichen Fest- und Feierkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Aufgrund des offiziellen Charakters der Kaisergeburtstagsfeier ist sie in der Akte über „Oeffentliche Feste, Feierlichkeiten, Jubiläen, Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs“ im Stadtarchiv erhalten geblieben, ein Beleg auch für die von Verwaltungsseite gepflegte Loyalität zum Herrscherhaus.

 

Jetzt noch im Stadtarchiv unter StAKH 726.

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