Begräbnis-Register gewährt Einblicke in Bestattungskultur


Am 25. Juni 1828 wurde das „Begräbnis=Register für die größeren Leichen auf den[!] allen christlichen Confessionen der Stadt Kreuznach gemeinschaftlichen Begräbnisplatz“ eröffnet und am 31. Dezember 1878 geschlossen. Der erste Eintrag wurde für Cornelius Carl Rudolph Prieger vorgenommen, der „9 Jahre und 9 Monate alt“ am 24. Juni 1828 verstarb und am 26. Juni 1828 beerdigt wurde. Die im Register eingetragene Nummer unter der Rubrik „Bemerkungen“ verweist auf den Sterbeeintrag im Civilstands=Register, das im Standesamt geführt wurde, sodass die Eltern des verstorbenen Kindes, der Kreisphysikus Dr. Johann Erhard Peter Prieger und seine Frau Maria Philippina Ackva, dadurch ermittelt werden konnten.

Über das Sterbe- und Beerdigungsdatum hinaus hält das Begräbnisregister der Stadt weitere Informationen bereit, wie die, ob das „Grab angekauft“ wurde (Familiengrab), ob der Tote aufgrund eines Verbrechens starb, Selbsttötung vorlag −„schnitt sich in seinigem Hause des Hals ab“, „hat sich in seiner Wohnung erschossen“−, oder ob er bei einem Unfall zu Tode kam, zum Beispiel indem er „in der Nahe ertrunken“, „von einem Felsen gefallen“ oder „in einer Sandgrube verunglückt“ war. Erwähnung findet ein auswärtiger Sterbeort, von dem aus die Leiche mit einem Leichenpass nach Kreuznach überführt wurde, von „Frankfurt“, „Wiesbaden“ oder „Idar“. Bei verheirateten oder geschiedenen Frauen wurde neben dem Familiennamen teilweise der Geburtsname vermerkt.

Das Register birgt unvermutet militärhistorische Hinweise. Dies bezieht sich zunächst auf die in Kreuznach verstorbenen Soldaten der von Juli 1831 bis September 1832 in Kreuznach einquartierten Regimenter. Das „6. Ulanen Regiment“ und das „19. Infanterie Regiment“. 1832 verstarben 15 Soldaten aufgrund einer nicht näher benannten Krankheit, die meisten davon aus Posen. Ein Bezug zu der in Deutschland grassierenden Cholera-Epidemie, auf deren mögliche Bewältigung sich die Stadt vorbereitet hatte, ist nicht auszuschließen. 1849 und 1850 sind weitere Soldatenbegräbnisse verzeichnet, wobei der am 3. Juli 1866 im Deutschen Krieg in der Schlacht bei Königgrätz gefallene Offizier Ernst Potthoff besonders hervorgehoben ist. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 forderte viele Tote, wovon 89 Eintragungen beerdigter Soldaten zeugen.

Dem traurigen Anlass entsprechend wurde auf das Deckblatt des Registers ein Etikett in Form einer klassizistischen Urne geklebt. Das restaurierte Begräbnisregister ist eine interessante Fundstelle für familiengeschichtliche Forschungen.

Jetzt noch im Stadtarchiv unter: StAKH 2782.

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