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Karl Aschoffs Radiointerview von 1932 als Dialog-Manuskript im Stadtarchiv
Hans Cauer (Universität Gießen) gilt als der Begründer der modernen Luftchemie. Er untersuchte im Auftrag der hessischen Regierung Zusammenhänge zwischen den Vorkommen der Krankheit „endemischer Kropf“ und dem Jodgehalt des Trinkwassers. Zu den ausgesuchten Regionen gehörte auch das Nahetal. Dass aber dieses Krankheitsbild im Stadtgebiet Bad Kreuznach bis nach Rheinhessen so gut wie gar nicht auftrat, führten Cauer und Aschoff auf den Jodgehalt der stark zerstäubten Sole der Gradierwerke zurück. Bei den wissenschaftlichen Untersuchungen über den Jodgehalt in der Salinenluft konnte Dr. Drosse durch den erhaltenen umfangreichen Briefwechsel im Aschoff-Nachlass des Stadtarchives aus den Jahren 1929 bis 1937 „fast jeden Schritt nachvollziehen“.
Ein weiterer interessanter Aspekt fand sich in den Unterlagen des Stadtarchives: In den 30er- und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts war die heilende Wirkung von Jod in der Luft ein kaum bekannter Aspekt. In einem Tierversuch wies Karl Aschoff dies nach. 150 Ratten mit krankhaft vergrößerter Schilddrüse (kropfig) wurden in Käfigen an verschiedenen Standorten in Bad Kreuznach, u.a. auch im Radonstollen, der jodhaltigen Luft ausgesetzt. Die Tiere, die vom Pathologen Aschoff in Freiburg untersucht wurden, hatten wieder deutlich verkleinerte Schilddrüsen. Aschoff und Cauer war es zudem gelungen, sehr niedrige Jodkonzentrationen in der Luft nachzuweisen. Seine Labor-Tagebücher, in denen er die Messergebnisse festgehalten hat, sind ebenfalls im Stadtarchiv. Mit diesen Arbeiten stand der berühmte Apotheker in der Linie des Bad Kreuznacher Kurbadbegründers Dr. Johann Prieger, dem Entdecker des Heilmittels Sole.
„Karl Aschoff war ein wichtiger Botschafter und Propagandist der Kurstadt Bad Kreuznach“, so Drosse. Bad Kreuznachs Stern als Radiumheilbad begann Ende der 20er Jahre durch die starke Konkurrenz der Radiumbäder im Erzgebirge zu sinken. Aschoff war es bekanntlich gelungen, 1904 die Radioaktivität in den Bad Kreuznacher Heilquellen nachzuweisen. Im Stadtarchiv gibt es das von Aschoff verfasste Dialog-Manuskript über ein Radiointerview, das im Jahr 1932 der deutschlandweit beliebte Schöpfer der „Live-Reportage“, Dr. Paul Laven (Südwestdeutscher Rundfunkdienst), mit Aschoff führte. Auch die diesbezüglichen Briefe von Bürgermeister Robert Fischer (1886-1966) und des Kurdirektors an Karl Aschoff befinden sich im Stadtarchiv. „Gerade die heilsame Wirkung dieser Gradierluft hat uns veranlasst, unsere großen Kinderheime für Kuren unbemittelter Kinder dort oben am Berghang am Rande des Salinentals aufzubauen“, so Aschoff, der am Schluss der Interviews darauf hinwies, dass in Bad Kreuznach mit Hochdruck am Jodgehalt in der Luft weiter geforscht werde.
Ob Recherchen zu wissenschaftlichen Zwecken, Kursarbeiten für Schulen oder Familienforschung. Das Stadtarchiv ist dabei häufig eine wichtige Fundstelle. „Es ist das Gedächtnis unserer Stadt“, sagt Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann und ist froh, die Besucher und Besucherinnen immer wieder unterstützen zu können. Viele Nachlässe von Vereinen, Unternehmen und Privatpersonen landen im Stadtarchiv und stehen nach entsprechender Aufarbeitung der Bürgerschaft zur Einsicht offen.
Im Rahmen des Jubiläums „200 Jahre Kur in Bad Kreuznach“ hält Dr. Stefan Drosse noch zwei Vorträge im Schloßparkmuseum:
⇒ am Sonntag, 24. September, 15 Uhr, über „Der Apotheker Karl Aschoff. Familie, Beruf, Freimaurerei“ der Biographie des Pioniers der Radontherapie.
⇒ am Sonntag, 19. November, 15 Uhr erzählt Drosse die Geschichte der „Radiumzeit in Bad Kreuznach. Geburtsstunde der Radiobalneologie“.
Foto: Im Bad Kreuznacher Stadtarchiv fand Dr. Stefan Drosse interessantes Material über Karl Aschoff.