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Die Stadtverwaltung ein Spiegelbild der multikulturellen Stadtgesellschaft
Die Stadtverwaltung ist ein Spiegelbild der multikulturellen Gesellschaft in Bad Kreuznach. Allein in den Kindertagesstätten sind 57 Erzieherinnen beschäftigt, die nicht in Deutschland geboren sind bzw. aus Einwandererfamilien stammen. „Von diesem kulturellen Reichtum profitieren wir“, ist Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer überzeugt. Das Miteinander zwischen Erziehern, Eltern und Kindern unterschiedlichster Herkunft stärkt Werte wie Toleranz und das Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Mix der Kulturen ist in Kitas etwas alltägliches – Spielerisch Deutsch lernen
Die „kleine Raupe Nimmersatt“, der Klassiker der Kinderliteratur, ist auch in der Türkeigruppe sehr beliebt. Munter und fröhlich spielen Ibrahim, Leonie, Miranda, Jamila, Fabio, „CJ“ (Christopher Junior), Eray, Fatoumata mit den Erzieherinnen Anna Wolanski und Gökce Senel im Morgenkreis. Alle Kinder erweitern spielerisch ihren deutschen Wortschatz. In der Kita Gensinger Straße, ein multikultureller Mix von Herkunft und Familienwurzeln, „wird jede Sprache wertgeschätzt, denn die Kinder sollen sich willkommen und wohl fühlen“, sagt Erzieherin Anna Wolanski.
Deutschland, Türkei, Schweden und Südafrika. Jede Gruppe trägt einen Ländernamen. Die Kita Gensinger Straße ist wie viele andere Betreuungseinrichtungen in Stadt, Land und Bund multikulturell. Kinder aus 18 Nationen werden betreut. Die Sprachförderung genießt in allen Bad Kreuznacher Kindertagesstätten einen großen Stellenwert. Anna Wolanski ist eine von 57 Erzieherinnen, die oder deren Eltern in 17 verschiedenen Herkunftsländern geboren wurden. Als Jugendliche kam sie mit ihrer jüngeren Schwester und den Eltern aus Polen (Hirschberg/Niederschlesien) nach Bad Kreuznach und hat sich nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin vor zehn Jahren als interkulturelle Fachkraft weiter gebildet.
Für die Sprachförderung der Kinder ist die Zusammenarbeit mit den Eltern von eminenter Bedeutung. Schon beim Einführungsgespräch spielt dies eine zentrale Rolle. „Vielen Eltern ist es wichtig, dass die Kinder bei uns die deutsche Sprache richtig lernen“. Die meisten Kinder, deren Eltern nach Deutschland einwanderten, sind hier geboren. „Von sehr gut bis nicht vorhanden“: so stark schwankt der deutsche Wortschatz der Kinder mit fremdländischen Wurzeln bei ihrer Aufnahme in den Kindertagesstätten. In der Eingewöhnungsphase ist es wichtig eine Brücke der Verständigung zu den Kindern zu schaffen, indem Erzieher(innen) auch in deren Muttersprache mit ihnen kommunizieren können. Das schafft Vertrauen und erleichtert auch den Einstieg in das Deutschlernen, so Anna Wolanski. Wer die Muttersprache gut beherrscht, hat es auch leichter, die deutsche Sprache zu lernen. Sprachförderung gibt es auch ohne Erwachsene, auf der Straße, beim Spiel mit Nachbarskindern oder beim gemeinsamen Sport in Vereinen. Gökce Senel, seit Sommer 2015 Erzieherin in der Kita Gensinger Straße, spricht aus Erfahrung. Die junge Deutsch-Türkin ist in Bad Kreuznach geboren, dort in den Kindergarten und in die Schule gegangen und hat seit ihrer Kindheit sowohl deutsche als auch türkische Freunde. Ihre Eltern kamen vor 36 Jahren nach Bad Kreuznach und wohnen seit 1997 im Stadtteil Planig. Obwohl ihr Vater sie dafür noch für zu jung hielt, hat sie sich selbstbewusst mit 14 Jahren aus religiöser Überzeugung entschieden, ein Kopftuch zu tragen. „Ich bin eine Muslimin.“
Für die Kinder ist die Mischung der Kulturen, unterschiedliche Hautfarben, Gebräuche und Sitten etwas Alltägliches. Dafür sorgen auch Feste, bei denen gemeinsam internationale Gerichte gekocht oder verschiedene Volkstänze vorgeführt werden. Die Feste organisiert und veranstaltet das Erzieherteam gemeinsam mit den Eltern, so auch den Weltlesetag, an dem Eltern in ihrer Muttersprache aus Büchern vorgelesen haben. „Die Kinder waren begeistert und sehr stolz auf ihren Vater oder ihre Mutter.“
Text und Foto: Hansjörg Rehbein
Foto: Anna Wolanski und Gökce Senel im Morgenkreis der „Türkeigruppe“ in der Kita Gensinger Straße