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„Isch geh emol bei die Bubbefee“ - Kaufhof übernahm 1965 Kaufhaus Krämer
In den Kolonaden in der Kurhausstraße richtete der damalige Kurdirektor August Krämer seiner Ehefrau 1908 einen kleinen Spielzeugladen unter dem Namen „Puppenfee“ ein. Noch im gleichen Jahr zog das Geschäft in die Mannheimer Straße 148/Ecke Hospitalgasse ein. Das Sortiment wurde um Haushalts- und Lederwaren und um Geschenkartikel erweitert. 1913 kaufte Krämer das Kaufhaus Michel in der Mannheimer Straße 152. Das Geschäft, das sich fortan „Kaufhaus Krämer Puppenfee nannte, wurde 1926 um die Häuser Nummer 154 und 156 erweitert, dann 1933 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Im gleichen Jahr starb August Krämer, sein Sohn Richard übernahm das Kaufhaus. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, am 2. Januar 1945, wurde der gesamte Straßenzug bei einem Bombenangriff dem Erdboden gleichgemacht. Doch Richard Krämer gab nicht auf. Nach der Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft begann er sofort mit dem Wiederaufbau in einem Provisorium. In den Folgejahren vergrößerte er das Geschäft bis zur Klostergasse. „Zu dieser Zeit arbeiten 150 Angestellte im Kaufhaus Krämer Puppenfee. Eine Verkäuferin an einem Verkaufsstand bedient am Tag bis zu 500 Kunden. An einem Samstag werden in der Parfümerieabteilung bis 1200 Kunden gezählt“, berichtet Steffen Kaul.
Die großen Erfolge Krämers mitten in der Einkaufszeile der Stadt bringen die Kaufhof AG ins Spiel, die 1965 das Kaufhaus erwarb und wieder nach Bad Kreuznach zurückkehrte. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden die jüdischen Inhaber der Leonhard Tietz AG gezwungen, ihr Geschäfte (in Bad Kreuznach in der Mannheimer Straße /Ecke Gerbergasse) zu verkaufen. Der Konzern firmierte fortan unter dem Namen Westdeutsche Kaufhof AG. Weil sich das Geschäftsleben ab Mitte der 30er-Jahre mehr und mehr in die Altstadt verlagerte, wurden am Bismarckplatz (heute Kornmarkt) im Kaufhaus Rothschild Ausstellungsräume angemietet, um auf das Geschäft in der Neustadt aufmerksam zu machen. „Kurze Zeit später wurde aufgrund der politischen Lage der Kaufhof in Kreuznach geschlossen“, so Kaul. Ende der 50er-Jahre begann die Kaufhof-Konzernführung wieder nach Räumen in der Innenstadt von Bad Kreuznach zu suchen. „Im Frühjahr 1965 beginnt eine der größten Bauaktivitäten, die die Stadt je gesehen hat. Am 5. April beginnen die Ausschachtungsarbeiten für das neue Parkhaus. Die Baugrube muss über zehn Meter tief sein, um das Kellergeschoss unterzubringen“, erinnert Steffen Kaul. Am 1. Juli wird noch unter dem Namen „Kaufhaus Krämer Nachfolger“ eröffnet und am 3. Januar 1966 geschlossen. Nach vier Tagen Umzug geht der Verkauf im fertiggestellten Parkhaus weiter, am 10. Januar beginnt der Abbruch des alten Gebäudes in der Mannheimer Straße.
Am 29. September 1966 wird der 48. Kaufhof in Deutschland „mit einem großen Spektakel“ eingeweiht. Tausende Besucher legen den Verkehr lahm, als mit einem Tagesfeuerwerk der Festtag beginnt. Die Feuerwehrkapelle spielt auf dem Vordach des Eingangsbereichs. Das Kaufhaus wird von den Menschenmassen gestürmt, um die neue Attraktion zu bewundern“.
Steffen Kaul schließt seinen Vortrag: „Ich war damals fünf Jahre alt und Rolltreppenfahren kam einer Karussellfahrt gleich. Wenn aber die ganz alten Kreuznacher in den Kaufhof gehen, dann sagen sie heute noch: „Isch geh emol bei die Bubbeefee“.
Nächstes Geschichtshäppchen am Donnerstag, 5. November, 17.45 Uhr
Annette Bauer, einst Azubi bei Eberhardt, bringt Geschichten zur Geschichte dieser bekanntesten Drogerie am Platze. Treffpunkt Mannheimer Straße 153-155.
Foto: Steffen Kaul beleuchtete die Wandlung eines Kaufhauses: Puppenfee - Kaufhaus Krämer - Kaufhof.
Foto unten: Zur Eröffnung des Kaufhofes spielte die Feuerwehrhalle auf dem Vordach. Foto: Sammlung Steffen Kaul