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Kulturdezernentin Andrea Manz offiziell verabschiedet – Lob, Dank und Anerkennung für die Verdienste um den Kulturstandort Bad Kreuznach
Neben der Oberbürgermeisterin bedankte sich auch Arno Lergenmüller (Vorsitzender des PuK-Fördervereins) für das Engagement von Frau Manz für das PuK; erst als Mitglied im Förderverein, später in der Funktion als Dezernentin.
In ihren bewegenden Abschiedsworten bedankte sich Andrea Manz bei allen Mitstreitern in Sachen Kultur, ob Kulturschaffende, Politik (Stadtrat und Kulturausschuss) oder Stadtvorstand. Einen besonderen Dank richtete sie „an mein Team“ des Amtes für Schulen, Kultur und Sport, auf dessen Engagement sie sich immer verlassen konnte. Sie erinnerte an diverse Veranstaltungen in ihrer Amtszeit, die sie tief bewegt haben und in ihrer Erinnerung bleiben werden.
Der Abend wurde eingerahmt von musikalischen Darbietungen der Musikschule Mittlere Nahe e.V. und Puppenspiel-Szenen mit Markus Dorner.
Bild: (v.l.n.r.) Dr. Heike Kaster-Meurer, Andrea Manz und Dr. Erwin Manz
Bildergalerie
Schüler der Musikschule Mittlere Nahe e.V.
Dr. Heike Kaster-Meurer spricht ihr Grußwort
Arno Lergenmüller (Vorsitzender des PuK-Fördervereins) bei seinem Grußwort
Puppenspiel-Szene mit Markus Dorner
Tewje, der Milchmann aus Anatevka mit „Wenn ich einmal reich wär’ …“
Ein Frosch für die „Grüne“ Andrea Manz
Andrea Manz spricht ihre Abschiedsworte
Abschiedsworte von Andrea Manz
Sehr geehrte Damen und Herren,
„Kannst Du Dir vorstellen unsere Kulturdezernentin zu werden?“ Welch überraschende Frage einer Bekannten am heimischen Esstisch vor 5 ½ Jahren. „Geh mal in Dich und sag uns Bescheid.“ Über das damals bereits 5jährige Engagement im PuK hatte ich ein wenig Einblick in die Arbeit. Anpacken konnte ich, mit Menschen umgehen auch, Dinge anstoßen und voranbringen. Ich war ein Jeans- und Fahrradtyp, ein Gemeinschaftsmensch – gewiss keine Dame der Gesellschaft. Die Aufgabe, Kultur in der Breite zu gestalten, reizte schon. „Das ist genau Dein Ding – Mama mach das!“ war das Ergebnis des Familienrates. Wenn die gewusst hätten…
Die Vorstellung im Stadtrat. Mitten aus den Reihen des Rates, denn das Mikro vorn war nicht da. In dieser den Räten wohlbekannten merkwürdig vorgebeugten Haltung, damit die Technik funktioniert, stellte ich mich vor.
Die kollegiale Aufnahme in den Stadtvorstand. Ein erster Blick ins Büro: Dunkelbraunes, wenig zweckmäßiges Mobiliar mit unsäglichen Ecken – 70er Jahre oder doch noch 60er? Der Schreibtischstuhl ebenfalls. Wie, Frau Manz will einen PC? Wie, Frau Manz braucht eine Vorzimmerkraft – die hat doch jetzt einen PC?!
Es gab andere Möbel, ordentliche Stühle, grüne Hügellandschaft an der Wand. Der Ausblick der Kultur: aufs pralle Leben der Viktoriastraße: Christliche Buchhandlung und Club Venus sowie ein großer gelber Verkehrshinweiser. Damit man weiß, wo es lang geht.
Die Vorstellung vor der Personalversammlung im Bonhoeffer-Haus. Den Werdegang schloss ich mit den Worten: „Ich bin sozusagen das Ergebnis zahlreicher Verwaltungslehrgänge, hat doch mein Vater das dort erworbene Wissen stets zuhause ausgetestet. Für die Familie war es weniger prickelnd…“ Die Belegschaft hieß mich herzlich willkommen.
„Alles schreit und plärret hier“: Nein, kein Situationsbericht aus dem Stadtrat, sondern der Titel der ersten Ausstellungseröffnung im SPM. Im Abstand weniger Tage eine Fahrt zur Theater-Messe, das PuK-Festival, das Gedenken zum 9. November. Meine erste Begegnung mit der jüdischen Gemeinde in Bad Kreuznach überhaupt – und dann gleich bei dem Termin, wo jedes Wort wahrhaftig galt und gilt. Eine wunderbare, sehr zugewandte Begegnung.
Im Anschluss das Abschiedsfest für Helga Baumann: ein kulturelles Feuerwerk - und sozusagen meine Feuertaufe.
Parallel dazu Nachhilfe in Sachen Haushalt beim Kämmereiamtsleiter: „Die erste Kulturfrau, die sich für Zahlen interessiert“. War auch gut so, befand sich doch Rolf Ebbeke im Kuratorium, der die Beträge stets intensiv prüfte. Und bald konnte ich mithalten – seine Anerkennung äußerte er in einem fröhlichen „Na Frau Dezernentin“ und einem kleinen freundschaftlichen Knuff. Das war gut so. Zumal sich die ersten Sparanstrengungen allein durch ein Durchforsten aller Beträge bewerkstelligen ließen. Das waren noch Zeiten…!
Ich wurde „Lady in Green“. Die Rückmeldungen von den Koalitionspartnern waren aufmunternd und voller Lob, manchmal sogar fast ein bisschen stolz auf das „frische Grün“ im Stadtvorstand. Überaus famos war die Rückmeldung von einem, der ansonsten weniger für seine Komplimente bekannt ist: Peter Anheuser stellte fest: „Sie sind gut für diese Stadt.“ In all den Jahren habe ich mich mehr als bemüht, diesem Anspruch gerecht zu werden.
Die Kleiderfrage der Lady erwies sich als überraschend unkompliziert. Frau kann auch bei einer Modenschau mit schwarzem T-Shirt, pfiffigem Rock und einem edlen Umschlagtuch aus dem Weltladen reüssieren. Geht doch.
Aus einer gemeinsamen Fortbildung erwuchs die gute Zusammenarbeit mit den Amtsleitungen: Sie zahlte sich aus – nicht nur in einem wunderbaren Abend im PuK mit nächtlicher Führung und Hunsrücker Klöße-Essen – auch ein Kulturgenuss -, sondern auch in Form einer eigenen Sekretärin und der angemessenen Ausstattung unseres Besprechungszimmers. Die Tiefbauabteilung bot uns ihre Möbel für unseren Raum an. Fortan nutzten wir ihn gemeinschaftlich, und die Sprachschüler der VHS befanden sich nicht mehr in einem Sammelsurium von sperrmüllreifem Mobiliar.
Netzwerken und Teilhabe vorantreiben, ungeachtet des Geldbeutels. Große und aufstrebende Künstler würdigen. Die Bibliothek und Museen als lebendige Lernorte gestalten, Inhalte aufbereiten, so dass sie von jedermann verstanden werden können. Mitarbeiter gewinnen, Pläne schmieden. Talente aufzeigen, Ideen stärken, Hürden abbauen. Sponsoren und Projekte verbinden, am besten zukunftsträchtig und nachhaltig. Vor Ort einkaufen. Umsichtig wirtschaften. Worte ergreifen und Stimme verleihen. Das war meine Aufgabe.
Es ist durch all diese Jahre, unter allen Umständen, gelungen. Dank ausgezeichneter, engagierter, manchmal auch kampferprobter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Dank eines über Parteigrenzen hinweg zusammengeschweißten Kulturausschusses. Darüber bin ich froh und danke allen sehr herzlich.
Es ist nahezu unmöglich, all die Projekte und Ereignisse aufzuzählen, in die ich eingebunden war. Ein paar Schlaglichter:
Die VHS feierte 50jähriges Bestehen.
Gemeinsam mit Sparkasse und AZ konnte das Kinderfest am Internationalen Museumstag aus der Taufe gehoben werden: Kinderspaß führte alle in den Schloßpark, die Neugier lockte in die Museen.
Die Bibliothek stand – dank exzellenter Arbeit von Stefan Meisel – im Focus der Bibliothekstage Rheinland-Pfalz mit einer beendruckenden Lesung des Schweizer Autors Urs Widmer.
Die intensive Wegbegleitung von Kunstwerkstatt und Musikschule. Die stete Einbindung von Kindern und Jugendlichen.
Die Lesung mit Erich Hackl zu „Familie Salzmann“ und die Begegnung mit der Tochter Julianna Salzmann. In Folge kam es erstmals zu einer Familienannäherung mit dem älteren Sohn Hugo Salzmanns: Die Begegnung in Bad Kreuznach hatte dies angestoßen.
Schule machte Theater in der Loge und junge musikalische Talente präsentierten erstmals ihr Können.
Die Begegnung mit den Partnern aus Bourg-en-Bresse schaffte Freunde: Aus „Madame Culture“, so mein anfänglicher Spitzname, wurde „Andréa“. Nun wächst Bärlauch im Garten der frz. Finanzdezernentin und auch Hunsrücker Lebkuchen, so kam mir zu Ohren, werden inzwischen dort gebacken. Und nein, die Partnerschaften waren nicht mein Ressort, wie es in der AZ zu lesen war: es war die Sprache und die Hinwendung zu Land und Leuten, die mich dort aktiv werden ließen.
In einem Arbeitskreis stimmten sich die Museen des Landkreises mit der Touristik ab, eine gemeinsame MuseumsCard entstand: KulturGut mit SooNahe-Beziehungskiste.
Die AG Konzertvielfalt nahm ihre Arbeit auf und erntete großen Zuspruch.
Auch im Brückenbau konnte sich die Kultur sehen lassen: Unser Konstrukt zusammen mit Royal Rangers konnte ohne größere Vorplanungen oder Zusatzkosten bereits im Sommer 2011 mit vereinten Kräften realisiert und überquert werden! Und ja – natürlich hatten wir uns an profunden Ratschlag gehalten: Sie war aus Holz!
Es gab besondere Momente in dieser Amtszeit, wie sie so nicht wiederkehren werden: so die 700 Jahr-Feier der Pauluskirche oder die Orgeleinweihung und die großartigen Feierlichkeiten der Städtepartnerschaft. Es war eine Freude beizutragen, mitzutun. Und immer, wenn auch nicht immer offensichtlich, steckte Kultur darin.
Es gab würdevolle Anlässe: So die Straßeneinweihungen im Rheingrafenblick, wo – neben einigen Herren - viele in ihrer Art einzigartige, charakterstarke Frauen nunmehr präsent sind. Die Quote dort oben kann sich sehen lassen. Ich bin froh darüber, dass sich hierfür Mehrheiten fanden. Eine Gemeinschaft lebt davon, dass sie Vielfalt abbildet.
Sehr würdevoll erlebte ich die Verleihung der Ehrenmedaille an Nikolaus Blättermann: Die altsephardischen Weisen des Duos Sal y Arena zeugten den Anwesenden von einer fernen, großen Kultur – nie wieder habe ich die Stadträte so aufmerksam lauschend und feierlich erlebt.
Es gab großartige Momente: Als Marianne Münz, die sich das Lernen in ihrem Leben hart erkämpft hatte, mit ihrem roten Rollstuhlflitzer das Podium in der Staatskanzlei in Mainz eroberte, musste Kurt Beck beinahe zum Sprung ansetzen. Keiner der Jubilare hatte einen so schwungvollen Auftritt wie Marianne, und es war eine Freude, sie an diesem Festtag zu begleiten.
Es gab traurige Anlässe: Die Trauerfeier für das Unfallopfer während des Partnerschaftsfestes, zugleich Ehemann einer todkranken Mitarbeiterin. Momente, die innehalten ließen.
Die kunstvolle Trauerfeier für Bernhild Thormaehlen, die staunen ließ. Und das gemeinsame Erinnern in „Ein Leben für den Tanz“ im Jahr danach.
Es gab gewagte Momente: Die Kooperation mit den Idar-Obersteiner Frauen in der Aufführung der „Vagina Monologe“. Auch hierfür fand sich ein mutiger Sponsor – der Abend war ausverkauft und gehört zu den feinfühligsten Theaterabenden, den ich je erleben durfte.
Große Freude war es, die Theatergruppe Randfall, die Thalina Theater-AG oder auch die Flötistin Petra Erdtmann nach einer Veranstaltung auf offener Bühne den Kulturpreis der Stadt zu verkünden bzw. zu überreichen. Einige dieser Glücksmomente konnten im Foto festgehalten werden.
Manches war Vertrauenssache: Dass ich - als zugezogene und „höchstens Entwanzte“ einmal das Schicksal der Kreuznacher Neustadt zu beraten hätte, wäre mir sicher im Traum nicht eingefallen. Als ich nachfragte, wieso ausgerechnet im Kulturausschuss, bekam ich zur Antwort: „Damit das Thema anständig beraten wird.“ Um Vergangenes vor Augen zu halten und damit auch die Frage des Anstands ein für alle Mal verdeutlicht ist, entstand in gemeinsamer Arbeit mit Franziska Blum-Gabelmann die Tafel zur Bocksgasse. Mit „Millemanns Mädchen“ zog die Anmut wieder in die Gerbergasse ein.
Vor einem hat mich das Warnsystem des PC bewahrt: Die Aufforderung zum Ice Bucket Challenge wurde als Bedrohung erkannt und entfernt. Ich hatte gerade zuvor Heinz Hesdörffers Buch gelesen, in dem er beschrieb, wie ihm eine tägliche kleine Wäsche half die Menschenwürde zu bewahren. Ein Eimer Wasser reicht mit Bedacht fürs Waschen, für Tee und auch eine Suppe – wer sind wir denn, dass wir uns von einer Challenge derart vorführen lassen?
Kultur ist kein Luxus, sondern der Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert. (Richard von Weizsäcker)
Mein Kultur-Bogen war weit gespannt: Von der Kunst über den Kult bis hin zur Agrikultur, dem Wochenmarkt, dem fairen Handel. Von Einzelpersonen über Initiativen bis hin zu Vereinen. Von den Kleinsten bis zu den Ältesten der Stadt. Von ersten Kunstproben bis hin zu reifen Meisterwerken. Vom Vortasten beim Lesen und Schreiben bis hin zu literarischen Größen. Von einer ersten Ton-Idee, dem Ertasten eines Instruments bis hin zu virtuosestem Spiel. Vom kleinsten Finger bis hin zum entschlossenen Handabdruck. Begegnungen in unterschiedlichen Stimmlagen und Farbnuancen. Vieles ist dabei zum Klingen gekommen. Manches wird nachklingen.
Denn: Kultur ist die Basis, die Denkanstöße liefert. Eine Gesellschaft braucht sie.
Als ich ins Amt kam – als kultureller Insider und politisches Greenhorn, also ohne Stallgeruch – konnten sich viele identifizieren: Eine von uns ist jetzt bei denen da oben. Das war neben dem Zeitfaktor eine der Qualitäten, die dieses Ehrenamt ausmachten, und für eine unglaubliche Resonanz und Rückhalt in der Öffentlichkeit sorgten. Nun – am Ende dieser Zeit – ist es den Menschen kaum zu vermitteln, dass das Ehrenamt quasi als Formalie endet: „Wieso ist das keine Personalentscheidung? Aber es geht doch um eine Person? Ist ein Ehrenamtlicher keine Person?“ wurde ich oft gefragt.
Ich hätte mir ein Wort zum Ehrenamt gewünscht. Leider kam es nicht, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Und so kommt es heute von mir: Wenn professionell geführtes Ehrenamt nur dann zugelassen wird, wenn es dem Hauptamt nicht in der Außenwirkung konkurriert, oder wenn es gar als künftige Sparlösung angesehen wird, ist das beileibe keine Ermunterung für künftiges Engagement – und auch kein Ansporn für politische Teilhabe, die wir doch so dringend brauchen.
Und so zitiere ich nicht Schiller, sondern frei nach Theodor Fontane (zur Erläuterung: der Parnass ist der Berg der Musen bzw. der Künste):
Ob nun die nächsten, in ihrem Erdreisten,
Wirklich was Besseres schaffen und leisten,
Ob dem Parnasse sie näher gekommen
Oder bloß einen Maulwurfshügel erklommen,
Ob sie, mit andern Neusittenverfechtern,
Die Menschheit bessern oder verschlechtern,
Ob sie Frieden sä'n oder Sturm entfachen,
Ob sie Himmel oder Hölle machen -
E I N S läßt sie stehn auf siegreichem Grunde:
Sie haben den Tag, sie haben die Stunde;
Der Mohr kann gehn, neu Spiel hebt an,
Sie beherrschen die Szene, sie sind dran.
Liebe Heike, ich wünsche alles Gute für die weitere Arbeit.
Ich verabschiede mich aus dem Team Viktoriastraße und danke Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, den Kollegen Wolfgang Heinrich und Udo Bausch, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Mitgliedern in Kulturausschuss und Kuratorium, allen Vereinen, Initiativen, Aktiven, den Sponsoren, Künstlern – kurzum allen Menschen, die ich miteinander verbinden durfte. Denn im Grunde genommen habe ich nichts weiter getan.