„Stilistisch eine charakteristische Mischung aus Formen der deutschen Renaissance und solchen des Jugendstils. Der Erkerturm über der abgeschrägten Mitte ist Mitte und architektonischer Höhepunkt des Baus“, verweist Claudia Frey auf die Beschreibung in der Denkmaltopographie von Edith Ruser und Herbert Dellwing. Besonderheiten sind illustrierende Reliefbilder, wie das der zechenden Kutscher. So führte dort 1891 die Witwe Heinrich Engels die Wirtschaft „Zum Goldenen Ritter“. Der Beruf ihres verstorbenen Mannes wurde mit Kutscher angegeben. Erhalten geblieben ist auch ein farbiges Bleiglasfenster mit floralen Motiven im Jugendstildekor, das Friedrich Best geschaffen hat. Friedrich Best war nicht nur Architekt sondern auch Kunst- und Glasmaler und daher im Architektenteam unter anderem für die künstlerische Seite der Auftragsarbeiten zuständig.
Bei ihrer Recherche in den Adressbüchern hat Claudia Frey bei den häufig wechselnden Eigentümern und Pächtern Namen gefunden, die auch heute noch in Bad Kreuznach „wohlbekannt“ sind. Dazu gehören unter anderem Rudolf Hiedewohl (Juwelier), Willi Lehmkühler (Konditor) und Rudolf Gerling (Tabakwaren). 1910 waren dort die Namen Jakob Lipki mit einem Kaufhaus und Jakob Levy mit dem Café Metropol und dem Hotel Levy zu finden.
„Auch hat sich nach wie vor ein Tabak-Geschäft dort gehalten, auch ist im ersten Stock immer noch Gastronomie zu finden, nur die Geschäfte im Eck haben häufiger gewechselt. Heute befindet sich hier ein Modeschmuckgeschäft“, so Claudia Frey.
Der Nachlass von Hans (1874-1968) und Friedrich Best (1880-1946), der sich aus Glasfenstern, Zeichnungen, Bildern, Fotografien und Bauplänen zusammensetzt, ist im Besitz des Stadtarchivs. Mit diesem Teil ihrer Familiengeschichte, die Gebrüder Best sind Großvater und Großonkel, hat sich Claudia Frey in ihrer Magisterarbeit befasst. Viele Gebäude im Kurgebiet bzw. in der Innenstadt tragen die Handschrift Best, so auch die ehemalige Schwanenapotheke, dessen Bauherr Dr. Karl Aschoff, Begründer der Radon-Therapie, war.
Geschichtshäppchen am 16. Juli zum Kaufhaus Reinhardt
In der Stadtarchiv-Reihe „Geschichtshäppchen“ erzählt Marita Peil aus der Geschichte des Kaufhauses Reinhardt, einer ersten Kreuznacher Adresse für Textilien: am Donnerstag, 16. Juli, 17.45 Uhr. Treffpunkt Mannheimer Straße 125.
Foto: Das Haus Mannheimer Straße 130 ist eines der herausragenden Gebäude, die der Architekt Hans Best plante.