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„Geschichtshäppchen“ erinnerten an die gute alte Zeit des Café Kiefer im Blücherhaus
Bereits im Jahr 1794 hatte Blücher dort übernachtet. Bad Kreuznach war damals Schauplatz des Ersten Koalitionskrieges gegen das revolutionäre Frankreich. Die preußischen Truppen lieferten am 4. Januar dem französischen General Jean Victor Moreau auf dem Martinsberg ein Gefecht, ohne freilich die Besetzung Bad Kreuznachs verhindern zu können, berichtete Dr. Senner. Heute erinnert eine Bronzeplakette mit dem Portrait Blüchers an der Hausfassade an den Aufenthalt des berühmten Feldherrn. Das Medaillon ist das Werk des italienischen Bildhauers Primo Gennaro Aglietti und stammt aus dem Jahr 1899. Ein Jahr zuvor hatte der Florentiner die Kreuznacherin Elisa Kempff geheiratet war dadurch zum Schwager des damaligen Blücherhaus-Besitzers (der Eisenhändler Philipp Jacob Kempff junior) geworden.
An das Café Kiefer im Blücherhaus erinnert heute nur noch der Schriftzug an der Fassade. „1981 wurde das historische Café Kiefer, eines der interessantesten und schönsten Bauwerke Bad Kreuznachs, abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt“, so Senner, der das Bedauern darüber wie folgt beschrieb: Nach dem Abriss klagte ein Stammgast: „Schlaftrunken ziehen wir, die Ehemaligen, heute durch die Stadt und können es nicht fassen, nicht begreifen. Es ist vorbei. Das Kiefer war eben ein Treff für Jung und Alt. Eine Tasse Kaffee, ein Schwätzchen, ein Blick durch die großen Fenster auf die Fußgängerzone, und man war für den Tag informiert. Es hat uns allen Spaß gemacht und es fehlt uns entsetzlich.“
Im Blücherhaus hatte der gebürtige Kirner Carl Kiefer (1836-1929) die Konditorei am 1. Juni 1918 eröffnet. Nach seiner Übersiedlung nach Bad Kreuznach hatte er am 14. Februar 1900 zunächst ein „Cigarren-Geschäft“ und dann ab 30. April 1902 im Brückenhaus Mannheimer Straße 73 ein Kaffee-Haus im Wiener Stil betrieben (Spezialität Cremeschnittchen). Lange Jahre kämpfte er um eine Ausschankgenehmigung für Alkohol, die ihm 1921, drei Jahre nach seinem Umzug in das Blücherhaus, endlich gewährt wurde.
Über die Ära nach Kiefer, der am 25. Oktober 1929 im Alter von 97 Jahren starb, berichtete Steffen Kaul: Zu dem Zeitpunkt hatten die Schwiegersöhne August und Fritz Letter, die die Kiefer-Töchter Johanna und Emma Hermine heirateten, das Geschäft längst übernommen: August als Geschäftsführer und Fritz als Konditor. 1938 verpachteten sie das Café an Erich Holtermann, der dann 24 Jahre später das Geschäft an Friedrich Mayer und dessen Sohn Heinz, beide Konditormeister, übergab. Ende 1980 war der Pachtvertrag abgelaufen. Die Erbengemeinschaft sah sich nicht mehr in der Lage, das renovierungsbedürftige Haus zu behalten und verkaufte es für über zwei Millionen Mark an einen Berliner Investor.
Der neue Eigentümer bekam die Erlaubnis, das historische Gebäude, welches wenige Wochen zuvor noch unter Denkmalschutz gestellt worden war, abzureißen. Die Abbrucharbeiten lösten „Proteste und Entsetzen bei den Kreuznacher Bürgern aus“, so Kaul. Als die Inneneinrichtung versteigert wurde, erwarb der Bad Kreuznacher Gastronom Uli Hoffmann einen Großteil und baute sie später samt Schwenktür in seinen Lokalen „Metropol“ und „Seehof“ (Niederhausen) ein.
Das neue Café Kiefer eröffneten Erno und Susanne Dietz am 1. April 1982. Allerdings erwies es sich als Nachteil, dass das Café im Erdgeschoss einem Geschäft weichen musste und sich daher nur noch im ersten Stock befand. Von 1984 bis 1995 führte Rudolf Pahlke das Cafe, das dann von Lothar Hartung und seiner Ehefrau Dagmar übernommen wurde. Anfragen an den Hauseigentümer, das Café wieder ins Erdgeschoss zu verlegen, waren von keinem Erfolg gekrönt. Nach Ende des Pachtvertrages, am 31. März 2008, hörten die Hartungs auf. Da kein Nachmieter gefunden wurde „endete die 106 Jahre alte Kaffeehaus-Ära“, so Steffen Kaul. Seit 2008 befindet sich dort das griechische Restaurant Akropolis.
Geschichtshäppchen zu Leben und Werk des Architekten Hans Best
Im Rahmen der Stadtarchiv-Reihe „Geschichtshäpppchen“ lässt Claudia Frey am Beispiel des Eckhauses Mannheimer Straße 130 Leben und Werk des Architekten Hans Best lebendig werden. Termin: Donnerstag, 9. Juli, 17.45 Uhr.
Foto: Steffen Kaul hatte historische Fotos vom alten Café Kiefer mitgebracht
Das Blücher-Medaillon stammt aus dem Jahr 1899