„Geschichtshäppchen“ beleuchteten jahrzehntelangen Streit um Alte Nahebrücke


In den ersten Nachkriegsjahren gab es zwei Anläufe zum Wiederaufbau der historischen Brücke, um 1310 errichtet, an der kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, am 16. März 1945, von deutschen Truppen zwei Brückenbögen vor dem Einrücken der amerikanischen Panzer gesprengt wurden. 1948 veranlasste die französische Militärregierung den ersten Aufbauversuch, der aber an der „angespannten Finanzlage“ scheiterte. Versuch Nummer zwei startete im Januar 1953 der neue Stadtbaumeister Herbert Möller, der den „alten Charakter der Brücke wahren“ und auch aus Kostenersparnisgründen die „alte Brückenkonstruktion wieder herstellen“ wollte. Dagegen hatte jedoch das Wasserwirtschaftsamt aus Gründen des Hochwasserschutzes schwere Bedenken und schlug den Abbruch und den Wiederaufbau der Brücke ohne Pfeiler vor. Der Stadtrat beschloss im September 1953: „Die Alte Nahebrücke wird abgebrochen und durch eine moderne Segmentbogen-Brücke ohne Pfeiler ersetzt“. Veranschlagt waren 600.000 D-Mark. Dies führte wiederum zur Kritik des Landeskonservators, der Brückenpfeiler haben wollte. Mehrere Monate stritten Stadtrat und die Landesbehörden untereinander um die Frage Instandsetzung oder Neubau. Schließlich griff der damalige Ministerpräsident Peter Altmeier persönlich ein. Am 25. Oktober 1954 unterrichtete er Oberbürgermeister Dr. Ludwig Jungermann vom Beschluss der Landesregierung: „Der Abbruch der Alten Nahebrücke ist genehmigt“. Auf den Tag genau zehn Jahre nach der Sprengung, am 16. März 1955, begann der Abbruch der Alten Nahebrücke. Am 16. Juli 1956 wurde die Spannbetonbrücke unter großer Anteilnahme der Bevölkerung freigegeben.

Im September 2007 wurden bei einer routinemäßigen Brückenprüfung gravierende Korrosionsschäden an Spanngliedern der Betonbrücke festgestellt, die auf das Eindringen von streusalzhaltigem Tauwasser zurückgeführt wurden. Es begann eine jahrelange Diskussion um Sanierung oder Neubau, über eine Brücke mit einem oder zwei Stützpfeilern. Ein Stadtratsbeschluss im Dezember 2009 für eine Sanierung mit zwei Stützpfeilern wurde aufgehoben, weil man die Schäden so gravierend hielt, dass nur ein Neubau in Frage käme. Bei einer europaweiten Ausschreibung und einem Architektenwettbewerb erhielt der Sieger erste Aufträge. Nachdem die Kosten für den Neubau immer weiter stiegen (auf über sechs Millionen Euro), kündigte die Landesregierung im August 2012 an, dass es für eine neue Brücke keine Landeszuschüsse gibt. Die ADD empfahl stattdessen, eine inzwischen von Landesbetrieb Mobilität (LBM) erarbeitete Variante umzusetzen, eine Fahrbahnsanierung plus Stütze für die Spannbetonbrücke. Ende 2013 beschloss der Stadtrat das Gestaltungskonzept, im Februar 2014 lag die Genehmigung der unteren Wasserbehörde und des Denkmalschutzes vor. Ende August 2014 begann das Bauvorhaben zunächst am Brückenteil über den Mühlenteich. Im Spätsommer nächsten Jahres soll die komplette Sanierung beider Brückenteile abgeschlossen sein.

Rolf Schaller schloss seinen Vortrag folgendermaßen: „Was ich mir, Ihnen und der Neustadt wünsche? Möge es dem Ordnungsamt gelingen, zu verhindern, dass auf der sanierten Brücke die teuersten LED-beleuchteten Parkplätze der Stadt entstehen. Möge die sanierte Brücke, deren Baustil nun die nächsten 25 Jahre eine „Vermengung“ alter und neuer Bausubstanz bleiben wird, das werden, was das große Wort „Brückenschlag“ meinte: Eine Verbindung der beiden Fußgängerzonen Bad Kreuznachs zum Wohle beider Stadtteile.“

An der nächsten Station der „Geschichtshäppchen“ erzählt Dr. Martin Senner aus der 500jährigen Geschichte von Kreuznachs Wahrzeichen: der Brückenhäuser. Termin: Donnerstag, 7. Mai, 17.45 Uhr, Treffpunkt am Priegerdenkmal in der Kurhausstraße.


Foto: Rolf Schaller beleuchtete die vergangenen 70 Jahre in der Geschichte der Alten  Nahebrücke

Im März 1955 wurde die Alte Nahebrücke abgebrochen

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