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„Millemanns Meed sin widder do!“
Neben dem letzten Mauerrest von Millemanns Hof haben sie nach Jahren im Verborgenen nun einen vertrauten Platz inne.
Vermutlich entstanden zu Beginn des letzten Jahrhunderts, tragen sie keine Signatur. Als Barock kann man wohl ihre Körperfülle bezeichnen, aber nicht ihre Epoche. Demnach können sie nicht unter Zamels Händen entstanden sein. In ihrer eher schlichten Ausführung heben sie sich ab von filigranen Geschöpfen aus den Cauer-Werkstätten.
Bis zum Brand im Januar 1980 schmückten sie vis-à-vis eine Wandnische von Millemanns Hof Gerbergasse 25-27. Der damalige Museumsdirektor Dr. Hermann Bullinger rettete die Figuren aus der Brandruine und ließ sie aufarbeiten. Für kurze Zeit schmückten sie den Schloßpark. Nach Beschädigung wurden sie im Magazin, dann im Gärtnerhaus des Museums eingelagert.
Rolf Schepping, Nachfahre und Erbe der Familie Millemann, besuchte seinerzeit ab und an „seine Mädchen“. Seine Frau, Claudie Schepping, hat sich im vergangenen Jahr bereit erklärt, die Figuren als Dauerleihgabe an die Stadt Bad Kreuznach zu geben mit dem Wunsch, sie wieder in der Öffentlichkeit aufzustellen. Ihr Nachbar, Manfried Elsner, trug diese Bitte an Andrea Manz heran. Steffen Kaul erklärte sich spontan bereit, das Terrain um die Mädchen in Ordnung zu halten. Als „Millemanns Buwe“ haben die beiden übrigens letzte Woche bereits den Sockel getestet.
Der Sockel trägt eine Geschichte für sich: An den städtischen Bauhof erging der Auftrag, ein Podest für die Mädchen zu erstellen. Und dies haben die Mitarbeiter mit Sachverstand und viel Freude, im Bewusstsein, etwas Bleibendes zu schaffen, getan. Der vorhandene Rest eines Mäuerchens wurde mit Bruchsteinen aus heimischem Sandstein im Halbrund fortgeführt. Verwendung fanden dabei Steine aus einem Scheunenabriss in Callbach, die sich Timo Becker – wohlwissend – für eine besondere Verwendung zur Seite gelegt hatte. Eine Steinplatte vom Friedhof wurde als Basis für die Figuren aufgearbeitet und verdeckt den Betonsockel. Das verbleibende Eckchen vor der Mauer wurde mit altem Pflaster formgerecht ausgefüllt.
Und die Mädchen? Sie fanden im Atelier der Diplom-Restauratoren Kirsten und Marcus Rebensburg in der alten Mehlwaage in der Mühlenstraße vorübergehend Domizil und zu einstiger Ausstrahlung und Schönheit zurück.
Und wie es so geht: Wenn man so manches Mädchen bei rechtem Licht betrachtet, kommt doch so die ein oder andere Lebensspur zum Vorschein. Durch die letzte Aufarbeitung waren Farbreste tief eingedrungen und hatten die Oberfläche derart verändert, dass stets davon ausgegangen wurde, es handele sich bei den Figuren um eine Plastik, also einen Guss. Die leichte Feuchte im Gärtnergebäude hatte Ablagerungen einziehen lassen. Kleine Teile wie Tuchfalten, Zeh oder Augapfel fehlten.
Die Aufarbeitung brachte zutage, dass es sich um eine Skulptur handelt. Kleine Löcher zeugen vom Maßnehmen mit dem Storchschnabel. Körperteile, die weniger ins Auge fallen, sind nur grob gestaltet, auf der Rückseite weisen die Figuren noch Bearbeitungsspuren auf. Fein geglättet wurde nur die Sichtseite, also die vordere Partie der Damen.
Frau Manz dankte Kirsten Rebensburg für die fachgerechte, feine Ausgestaltung der Arbeiten. Marcus Rebensburg stand in allen Fragen mit Rat und Tat und Kraft zur Seite. Ihr Engagement ging über das des Auftrags weit hinaus, sie waren und sind mit Liebe zur Gestaltung unserer Stadtgeschichte am Werk. Zudem haben sie die verwendeten Materialien gespendet.
Danach dankte sie dem Team des städtischen Bauhofes für ihre umsichtige, geschmackvolle Arbeit: Michael Mückenhoff und Peter Borzutzky für die Mauerarbeiten, den Azubis Manzur Khazne und Dominik Ries für die Pflasterarbeit, den wagemutigen Transporteuren Alexander Kusmann, Daniel Secker, Manzur Khazne sowie Timo Becker und Harry Berends, die auch für die Planung verantwortlich zeichnen: „Meine Herren, Sie haben ein feines Stückchen Altkreuznach geschaffen! Anders ausgedrückt: Die Neustadt hat nun eine Ecke weniger, dafür aber ein wunderbares Plätzchen gewonnen.“, so Kulturdezernentin Andrea Manz.
Finanziell unterstützt wird das Projekt aus der Hans und Harry Staab-Stiftung für die Zuwendung für Restaurierungsarbeiten, die Kreuznacher Bürgerliste sowie der Altstadtverein tragen sie zur Erstellung des Sockels bei. Dank gilt Manfried Elsner für beständige Vermittlung und Steffen Kaul für kundige Begleitung, Wandanstrich, Bepflanzung und künftige Patenschaft.
Dank gebührt auch Madame Claudie Schepping dafür, dass die Mädchen in Bad Kreuznach bleiben dürfen. Frau Schepping und ihre Tochter Karin waren für die Feierstunde aus Paris angereist.
Andrea Manz: „Mit der Tafel an der Bocksgasse und nun Millemanns Mädchen ist es wiederum gelungen, Aufmerksamkeit für Stadtgeschichte zu gewinnen. Es mögen Verantwortungsbewusstsein und weiteres Engagement folgen. Auf Millemanns Mädchen! Ich wünsche gute Nachbarschaft und langes Leben!“
Eingestimmt wurden die zahlreichen Gäste der Feierstunde mit dem „Gesang der Jünglinge“ von Ludwig Uhland, der mit folgenden, zum Anlass passenden Worten endet:
Stärkt an Frühling euch und Wein,
Sonnet euch an schönen Augen!
Jugend, Frühling, Festpokal,
Mädchen in der holden Blüte,
Heilig sei'n sie allzumal
Unsrem ernsteren Gemüte!
Millemanns Meed
Millemanns Meed
Millemanns Meed
Kulturdezernentin Andrea Manz
Bürgermeister Wolfgang Heinrich mit dem Team des Bauhofs