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OB: Erfolg von Mode-Heimrich ein Stück Stadtgeschichte
Über drei Jahrzehnte stand der Name Heimrich für moderne Mode über die Stadtgrenzen Bad Kreuznachs hinaus. 1991 übernahm Tochter Marion Renner das Geschäft in der Mannheimer Straße und führte es bis 2012. Für Textilfachmann Helmut Heimrich ist auch diese Geschäftsaufgabe ein Zeichen dafür, dass der „mittelständische Einzelhandel“ auf dem Rückzug ist. „Bad Kreuznach leidet unter zu kleinteiligen Geschäftseinheiten. Damit wird man dem Trend nicht mehr gerecht und hat so keine Zukunft mehr.“ Der 88-jährige verfolgt sehr aufmerksam die aktuelle Diskussion um die Pläne rund um den Kornmarkt, die er grundsätzlich für richtig hält. „Wir brauchen in der Innenstadt als Magnet großen und attraktiven Einzelhandel, auch um sich gegen die Konkurrenz im Internet zu behaupten.“
„Wir haben keine Standortanalyse bei unserer Entscheidung für Bad Kreuznach gebraucht. Landschaft und Stadt haben uns sehr gefallen“, erinnert sich Helmut Heimrich an die Anfänge seines Unternehmertums. 1956 arbeitete er als Geschäftsführer in einem Berliner Konfektionsbetrieb, seine Frau Ursula im gleichen Haus als „Abnehmerin“, das heißt sie war für die Kontrolle der Kleider zuständig, die die Schneiderinnen lieferten. Nach einer Erbschaft beschlossen die beiden sich selbständig zu machen. Für ein Geschäft in Großstädten wie Düsseldorf oder Frankfurt reichte das Geld nicht, weil dort auch ein „verlorener Baukostenzuschuss“ für Umbauten gefordert wurde. Da Helmut Heimrichs Schwiegermutter in Wiesbaden lebte, fand das Ehepaar über eine Anzeige in der FAZ das 60 Quadratmeter große Geschäft in Bad Kreuznach, das vom Eigentümer zunächst für fünf Jahre gemietet wurde.
Von den einheimischen Geschäftsleuten wurden die Heimrichs nicht sehr freundlich begrüßt: „Sie fressen hier keinen Sack Salz“, hieß es. Ihr Vorschlag „ein verkaufslanger Samstag im Monat“ stieß auf wenig Gegenliebe, den Rat der Einheimischen, Vereinen beizutreten schlugen die Heimrichs aus. „Wir wollten neutral bleiben. So konnten die Kundinnen auch auf unsere Diskretion vertrauen.“ Von Beginn an lief das Geschäft gut. „Am Eröffnungstag am 5. September 1956, haben wir ein schönes Kostüm für 300 Mark verkauft.“.
Helmut Heimrich war auch ein kreativer Schaufensterdekorateur. Nach dem Motto „die Ware darf in den Fenster nicht vor sich hingammeln“, wechselte er ständig und sorgte für immer neue Blickfänge. „Damals fuhren ja auch noch Autos durch die Mannheimer Straße.“ Nach Auslaufen des Mietvertrages vergrößerten sich die Heimrichs und wechselten 1961 in die heutige Fußgängerzone. Für Aufsehen und einen großen Auflauf vor dem Geschäft sorgte Heimrich, als er in den 60er-Jahren eine Rockband des Gymnasiums an der Stadtmauer in seinem Schaufenster des „Modeschlößchens“ spielen ließ. Nach der Geschäftsaufgabe seines Mitbewerbers Klaus+Gölter hatte er das direkt angrenzende Geschäft übernommen und verwandelte es ins „Modeschlößchen“, viele Jahre stark nachgefragt bei jungen Frauen. Hinzu kam noch ein drittes Geschäft, „Trikotbelle“ (Rodier-Fachgeschäft) in der Salinenstraße. In den 80er-Jahren beschäftigte Heimrich fast 30 Mitarbeiterinnen und ein eigenes Änderungsatelier mit mehreren Schneiderinnen. „Mode muss man inszenieren und auch verrückte Ideen haben“. Angesagt waren auch seine Modenschauen in der Volksbank und im Großen Kursaal, die er selbst moderierte.
Bereits nach kurzer Zeit gehörte Helmut Heimrich zu den anerkannten Einzelhändlern in Bad Kreuznach. In vielen Bereichen waren die Heimrichs Vorreiter, die ersten, die eigene Prospekte als Zeitungsbeilage verteilen ließen und die EDV-gesteuerte Kasse einführten. Heimrich war zudem Mitbegründer der Werbegemeinschaft des Kreuznacher Einzelhandels, der Vorläuferin von Pro City.
Foto: Das Ehepaar Heimrich zeigt der Oberbürgermeisterin Fotos aus einer erfolgreichen Zeit als Textil-Einzelhändler in Bad Kreuznach