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Festakt in der Pauluskirche: Europa braucht starke Städtepartnerschaften
„Wir können stolz auf unsere beiden Städte sein!“ Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer bedankte sich bei den vielen hundert Akteurinnen und Akteuren der Städtepartnerschaft. Bei Vereinen, Schulen, Künstlergruppen, aber auch Bürgerinnen und Bürgern, die private Freundschaften geschlossen haben sowie bei den Eltern, die die Schüler/innen aus Bourg aufgenommen haben. „Sie sind alle das Lebenselixier für die Partnerschaft“. Man müsse die Attraktivität neu erarbeiten, beispielsweise den Austausch in Zeiten der freien Berufswahl auf Praktikanten und Auszubildende erweitern. Das gilt auch für den Kreis der Städte in der Partnerschaft. „Da ist Bourg-en-Bresse weiter“, verwies sie auf die Partnerschaften der Franzosen mit Italien, Belgien, England und Polen. Wichtiges Ziel dabei bleibt, die Sprachbarrieren zu überwinden.
„Wir haben viele Partnerstädte, aber unsere wahre Freundschaft gehört Bad Kreuznach. Heute sind wir Bad Kreuznacher“. Bürgermeister Jean-Francois Debat bedankte sich für den freundlichen Empfang und sprach im Namen der Stadt Bourg-en-Bresse sein Beileid für die Familie des nach einem Verkehrsunfall verstorbenen Motorrollerfahrers aus. „Die Partnerschaft ist gewachsen und stark geworden.“ Debat appellierte, das Vermächtnis der ersten Generationen der Partnerschaft zu bewahren. Er erinnerte daran, dass sie es waren, die nach Krieg und Leid zwischen den beiden Ländern die Aussöhnung vollbrachten. Er warnte vor nationalistischen Bewegungen. „Die Krise schwächt das Vertrauen in Europa.“ Der Bourger Bürgermeister berief sich auf den Staatspräsidenten Francois Mitterand: „Frankreich ist unser Vaterland. Europa ist unsere Zukunft.“
Professor Henri Menudier, Leiter des deutschen Institutes an der Sorbonne in Paris, erinnerte an den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, den 1963 Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unterzeichneten. Adenauer und Robert Schumann, der französische Außenminister, waren es, die sich zuvor, im Mai 1950, „die Hand reichten“. Adenauer und de Gaulle haben in den fünf Jahren gemeinsamer Politik (1958 bis 1963) „viel geleistet“. In diese Periode fällt auch das erste Treffen der beiden großen Staatsmänner in Deutschland, am 26. November 1958 im Bad Kreuznacher Kurhaus. „Europa ist unser gemeinsames Schicksal. Es gibt dazu keine vernünftige Alternative.“ Der international renommierte Politikkenner kritisierte in scharfen Worten nationalistische Bewegungen, auch in Deutschland. Als Gegenmittel müssen die Partnerschaften zwischen den Städten, zwischen den Generationen, auf den Feldern der Politik, Wirtschaft, Kultur und in der Bürgergesellschaft weiter entwickelt werden.
Dem pflichtete der stellvertretende Generalkonsul der Republik Frankreich, Stanislas Mrozek, bei. Er verwies darauf, dass sich seit 1963 acht Millionen Jugendliche beider Länder bei 300.000 Begegnungen trafen.
Neben vielen ernsten Grundsatzreden gab es heitere Einlagen. Viel Beifall spendeten rund 900 Gäste der Pavarotti-Parodie des Leiters des Museums für PuppentheaterKultur (PuK), Markus Dorner, mit seinem Nürnberger Kollegen Bernd Lang sowie in der „deutsch-französischen Schulstunde“ mit dem Straßburger Kabarettisten Etienne Lang. Abgerundet wurde das Programm durch deutsch-französische Gesangseinlagen von Doris Lochbaum (am Piano Rolf Sieren), durch Orgelmusik von Pierre Francois Baron und Beate-Rux Voss.
Foto oben: Zum großen Finale spielten das Orchester des College St. Pierre aus Bourg Leitung (Rémi Palmier) gemeinsam mit dem Orchester (Karin Broszinski) und Chor (Christoph Metz) des Gymnasiums an der Stadtmauer und der Chor des Lina-Hilger-Gymnasiums (Nora Kiefer). Zur „Europahymne“ erhoben sich alle von den Plätzen und sangen die "Ode an die Freude“ mit.
Zu Beginn des Festaktes hatte Beigeordneter Wolfgang Heinrich viele Ehrengäste begrüßt. Dazu gehörten: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Fritz-Rudolf Körper, die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner, die Repräsentanten der Sponsoren, Sparkassenvorstandsvorsitzender Peter Scholten, Stadtwerke-Direktor Dietmar Canis, der Werkleiter von Michelin Bad Kreuznach, Cyrill Beau, und stellvertretend für den Stadtvorstand von Bourg-en-Bresse seinen Kollegen für internationale Beziehungen Guillaume Lacroix.
Zum Jubiläum überreichte die Generalsekretärin des Partnerschaftsverbandes Rheinland-Pfalz/Burgund, Martine Durand-Krämer, eine Ehrenurkunde an Dr. Heike Kaster-Meurer und Jean Francois Debat.
Der Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Bad Kreuznach, Michel Kopp (links), schenkte dem Bourger Bürgermeister die Kopie der Heiratsurkunde von Karl Marx und Jenny von Westfalen, die sich in Bad Kreuznach trauen ließen.
Drei "Tenöre" in der Pauluskirche: Bernd Lang, "Luciano Pavarotti" und Markus Dorner
Heiterer deutsch-französischer Schulunterricht mit Etienne Gillig
Professor Henri Menudier: Städtepartnerschaften müssen Europa stärken
Rund 900 Gäste beim Festakt in der Pauluskirche