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Stadtspitze und Handwerk werben um Nachwuchs
Als eine seiner letzten „Amtshandlungen“ hatte Kreishandwerksmeister Jürgen Günster, der sein Ehrenamt nach 16 Jahren in den nächsten Wochen aufgibt, den Dialog im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer initiiert – „damit die Meister der Oberbürgermeisterin mal sagen können, was ihnen auf den Nägeln brennt.“ Immerhin sei das mittelständische Handwerk wirtschaftliches Rückgrat der Stadt, stimmten ihm neben OB Dr. Heike Kaster-Meurer auch Wirtschaftsdezernent Udo Bausch und Kämmerer Wolfgang Heinrich zu. Mit lukrativen Konversionsprojekten, besserer Kinderbetreuung, guter Straßenanbindung und bald auch leistungsstarker DSL-Anbindung ist die Stadt nicht nur attraktiv für Unternehmer und Beschäftigte, sondern schaffe auch Impulse und Aufträge für das Handwerk vor Ort. Bausch: „Wir haben allein in 2011 rund 300 Millionen Euro in den Wohnungsbau investiert!“ Klamme kommunale Kassen fordern bei großen Aufgaben allerdings „kreative Lösungen“, appellierte Dr. Kaster-Meurer an das Engagement der Handwerksbetriebe vor Ort: „Gute Ideen sind immer gefragt.“ Das Energie-Contracting der Stadtwerke ermögliche beispielsweise die energetische Optimierung kommunaler Gebäude ohne größere Investitionen mit Haushaltsmitteln, freute sich Kämmerer Heinrich.
Die Handwerker wollen aber mehr als gute Ideen abliefern; sie hätten gern noch mehr Aufträge. Über die beiden Konjunkturprogramme habe die Stadt auch das regionale Handwerk berücksichtigt, gibt Kreishandwerksmeister Günster zu: „Das hat uns sehr geholfen.“ Auf der Grundlage der Vergabevorschriften darf die Stadt „kein Dumping-Angebot annehmen“, stellte Kämmerer Heinrich fest: „Die Nachhaltigkeitsprüfung stehe im Vordergrund.“ Dies gehe damit konform, dass die Kommunen dem wirtschaftlichsten und sparsamsten Angebot den Vorzug geben müssen. Oberbürgermeisterin Kaster-Meurer: „Da sind uns die Hände gebunden.“
Handwerksbetriebe würden gern mehr Aufträge annehmen, aber „ihnen fehlen oft die Fachkräfte“, legte Jürgen Günster die Hände in die Wunde. Mit ihren handwerklichen Lehrgängen für junge Feuerwehrleute hätten die Meisterbetriebe schon effektiv für ihre Berufe geworben, „aber in den Schulen müssen wir das Handwerk noch attraktiver machen.“
Wir bitten den Schulträger, die Türen für das Handwerk zu öffnen, um die Berufsbilder von Fachleuten den Kindern vorzustellen.
„Wir haben einfach zu wenig gute Schüler für das Handwerk“, gab die OB zu. Viele Kinder seien trotz Schulabschluss nicht ausbildungsfähig; das sei auch für die Stadt „ein riesiges Problem“. Gerade wenn´s in der Ausbildung nicht einfach ist, schaffe das persönliche Engagement eines Handwerksmeisters noch wahre Wunder, wusste sie. Auch bei Integrationsbemühungen hätten handwerkliche Lehrstellen einen besonders hohen Stellenwert. Hilfe verspricht sie sich vom Arbeitsamt, das demnächst alle relevanten Institutionen besser vernetzen will, damit junge Leute schon frühzeitig besser durch sinnvolle Praktika an Betriebe und Berufe herangeführt werden. Dabei sei die „Nacht der Ausbildung“ nicht nur Präsentationsplattform für die Kreuznacher Industrie: „Auch Handwerksberufe können sich hier zeigen“, forderte sie die Meister zum Mitmachen auf.
Mitmachen war auch für den tatkräftigen Malermeister Norbert Theis das Stichwort. Beim Denkmal- und Sanierungspreis und einem neuen Farbanstrich im Kreuznacher Bahnhof will Theis das Engagement der Innungen über den Rheinland-Pfalz-Tag hinaus fortsetzen. Das freute Udo Bausch: „Hier gibt es einen Riesensanierungsstau bei alten Häusern, vor allem was die energetische Sanierung betrifft.“ Viele Hausbesitzer seien überfordert und brauchen Beratung und Hilfe. Da helfe nicht nur ein Energie-Kompetenzzentrum in Bad Kreuznach, sondern auch eine „Entbürokratisierung“ bei der Stadtverwaltung.
Einen kleinen Schritt hin zu weniger Bürokratie sind Verwaltung und Handwerker bereits beim Podium vorwärts gegangen: Handwerksbetriebe dürfen jetzt mit ihrem Ausweis ohne zusätzliche Info über Einsatzort und Auftrag in der Stadt parken.
Foto: Zum ersten Handwerker-Podium begrüßte Kreishandwerksmeister Jürgen Günster die Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer mit Wirtschaftsdezernent Udo Bausch und Kämmerer Wolfgang Heinrich. Von links: Hausherr Dr. Lothar Greunke vom BBZ, Geschäftsführer Gerhard Schlau von der Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück, Beigeordneter Udo Bausch, OB Dr. Heike Kaster-Meurer, Kreishandwerkermeister Jürgen Günster, Beigeordneter Wolfgang Heinrich, IHK-Vizepräsident Roland Bott und Direktor Alfons Schnabel von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.